Verlegeunterlagen: Den Alleskönner gibt es nicht

Verlegeunterlagen werten schwimmend verlegte Böden auf. Doch den einen Alleskönner gibt es nicht, wie ein genauer Blick zeigt. Für Handwerker, die Produkte und Kundenwunsch genau kennen, bieten Verlegeunterlagen aber gute Umsatzchancen.

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    TT Trittschall Teaserbild
    © Wineo
    Zur Optimierung von Tritt- und Gehschallwerten gibt es ein breites Sortiment an Unterlagsbahnen. Darunter auch Produkte aus umweltfreundlichen Materialien.
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    TT Trittschall Bild 2
    © Markus Bachmann
    Böden wie „noraplan sentica“ und „noraplan signa“ sind auch als spezielle „Akustik“-Version erhältlich und bringen dann mit einem 4 mm dicken Aufbau ihre Trittschalldämmung schon mit.
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    TT Trittschall Verlegeunterlage
    © Steico
    Steico bietet Schallschutz-Dämmplatten aus stabiler Holzfaser für Bodenbeläge der MMFA-Unterlagsgruppe 2 an.
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    TT Verlegeunterlagen Trittschall
    © bwd

Fast fühlt man sich beim Thema Verlegeunterlagen an Herbert Grönemeyer erinnert: Die Songzeile „Außen hart und innen ganz weich“ schießt einem unweigerlich durch den Kopf. Der Erfolgs-Barde beschreibt aber nicht etwa die am meisten gefragte Eigenschaft bei Dämm- und Unterlagsprodukten. In seinem Hitparaden-Erfolg „Männer“ geht es stattdessen um die widersprüchlichen Eigenschaften des vermeintlich starken Geschlechts.

In einem ähnlichen Widerspruch stehen die Produktversprechen von Dämm- und Verlegeunterlagen. Das Verhindern von unerwünschtem Gehschall verlangt zum Beispiel genau entgegengesetzte Produkt­eigenschaften wie die Reduzierung von Trittschall. Für hohen Komfort beim Gehen oder Stehen und den Wunsch nach Wärmedämmung sollte die Wahl auf ein weiches Material fallen – aber nicht, wenn der Boden gleichzeitig für Stuhlrollen, Krankenhausbetten oder schwere Möbel geeignet sein soll. Auch für Anforderungen wie Brandschutz , Fußbodenheizung oder Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeit gibt es eine Vielzahl geeigneter Produkte, die dann aber oft in einem anderen Bereich Abstriche verlangen.

Dass unter schwimmend verlegte Böden eine Unterlage gehört, ist wohl als allgemeiner Stand der Technik anerkannt. Eine Pflicht existiert nicht, lediglich Normen wie die DIN 4109 (Schallschutz im Wohnungsbau) oder die Anfang 2019 aktualisierte DIN EN 16354 „Laminatböden - Verlegeunterlagen - Spezifikationen, Anforderungen und Prüfverfahren“ (Deutsche Fassung EN 16354:2018). Darin sind alle relevanten Kriterien einer Verlegeunterlage für Laminatböden ebenso definiert wie die einzuhaltenden Prüfmethoden und grundlegende Mindestanforderungen. Das soll die angegebenen Produkteigenschaften vergleichbarer machen.

Was die Unterlage Leisten muss

Darauf aufbauend haben der Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller ( EPLF ) und der Verband der mehrschichtig modularen Fußbodenbeläge ( MMFA ) ihre entsprechenden Technischen Merkblätter aufgebaut. Darin liefern sie auch Argumente, warum Verlegeunterlagen notwendig sind und weisen darauf hin, dass ein schwimmend verlegter Boden nur im gesamten System funktionieren kann. Die Verlegeunterlage als Verbindung zum Untergrund ist also nur ein Teil des Ganzen und hat dabei im Wesentlichen drei Aufgaben :

  1. Sie soll eine fachgerechte Verlegung sicherstellen, also vor allem kleinere Unebenheiten ausgleichen.
  2. Den Boden dauerhaft schützen vor aufsteigender Restfeuchte sowie den Folgen täglicher Beanspruchungen wie Begehen und Herunterfallen von Gegenständen.
  3. Die Eigenschaften des Bodens verbessern: Neben der Reduzierung des Tritt- und Gehschalls hat die Unterlage auch Einfluss auf Wärmedämmung und Gehkomfort.
Die Anforderungen an eine Verlegeunter­lage werden dabei unterteilt in die Bereiche Unterboden/Konstruktion, die Nutzung bzw. Nutzungsklassen und die Leistung in Bezug auf die Akustik

Nutzungsanforderungen

  • Dynamische Druckfestigkeit
    (DL = Dynamic Load)
Je höher der DL-Wert, desto länger hält die Unterlage den wiederholten dynamischen Belastungen stand. Je nach Unterlagsgruppe (Gruppe 1 oder Gruppe 2) werden verschiedene Belastungen ausgeübt. Daher müssen DL25 und/oder DL75 angegeben werden. Die dynamische Druckfestigkeit beschreibt die Festigkeit in Bezug auf dynamischen Druck, der durch Begehen und das Rollen von Büro­stühlen, Rollwagen usw. auf das Fußbodensystem ausgeübt wird. Die Unterlage muss diesen wiederholten, kurzzeitigen Belastungen standhalten können, ohne mit der Zeit ihre Eigenschaften zu verlieren.
  • Druckfestigkeit
    (CS = Compressive Strength)
Durch die Prüfung der Druckfestigkeit lässt sich bestimmen, welche Last auf die Verbindung zwischen den Elementen des Fußbodenbelags ausgeübt werden muss, damit der Fußbodenbelag um 0,5 mm hinuntergedrückt wird. Je höher der CS-Wert, desto besser schützt die Unterlage das Verbindungssystem und verhindert Spalten und Risse, Höhenunterschiede, Quietschen usw.
  • Dauerhafte Druckfestigkeit
    (CC = Compressive Creep)
Wird eine Unterlage über lange Zeit durch eine statische Last zusammengedrückt, können alle technischen Merkmale wie Akustik und Wärmeisolierung, die Fähigkeit zum Ausgleich von Unebenheiten usw. verlorengehen. Je höher der CC-Wert, desto größer kann die statische Last - wie z. B. schwere Möbel - sein, die über einen langen Zeitraum auf das Fußbodensystem aufgebracht wird.
  • Stoßbeanspruchung
    (RLB = Resistance to Large Ball)
Um die Gefahr von Beschädigungen der Oberfläche zu minimieren, muss das Fußbodensystem in der Lage sein, kurzzeitig einwirkende, hohe Kräfte weitgehend zu absorbieren, z.B. Stöße durch fallende Gegen­stände. Je höher der RLB-Wert (Stoßbeanspruchung) der Unterlage, desto besser kann diese zum Schutz des Bodens beitragen. Die Anforderung an die Unter­lage wird als Mindest-Fallhöhe in cm angegeben.


TT Verlegeunterlagen Trittschall
© bwd

Akustik


  • Trittschallminderung
    (IS = Impact Sound Reduction)
Unter Trittschall versteht man den durch Schritte oder herunterfallende Objekte erzeugten Schall. Der IS-Wert ist das Maß für die Reduzierung des Schalls, der auf dem gleichen Unterboden mit und ohne den Fußbodenbelag erzeugt wird. Die Unterlage muss in Kombination mit dem Fußbodenbelag geprüft werden, da die einfache Extra­polation von Unterlage und Fußboden­belag nicht möglich ist.
  • Gehschallemission
    (RWS = Radiated Walking Sound)
Unter Gehschall versteht man den Schall, der im Raum selbst wahrgenommen wird. Auf Basis der EN 16205 wurde eine Testmethode entwickelt, die die „wahrgenommene Lautstärke“ mit dem RWS-Wert ausdrücken kann. Ein Referenzwert ist in Entwicklung. Je niedriger der RWS-Wert, desto leiser wird die Unterlage – in Kombination mit dem Fußbodenbelag – wahrgenommen.

Unterboden/Konstruktion


  • Ausgleich punktueller Unebenheiten
    (PC = Punctual Conformability)
Je höher der PC-Wert (Angabe in mm), desto besser eignet sich die Unterlage zum Ausgleich punktueller Unebenheiten wie Estrichkörner, damit der Boden im Verbindungsbereich nicht beschädigt wird. Großflächige Unebenheiten sind mit geeigneten Maßnahmen wie Spachtelmasse auszugleichen.
  • Wasserdampfdiffusionswiderstand
    ( SD-Wert)
Je höher der SD-Wert (in der Praxis empfohlen mind. 75 m), desto besser schützt die Folie oder Unterlage auf mineralischen Untergründen verlegte feuchtsensitive Bodenbelagssysteme (z. B. Fußbodenbeläge mit MDF-/HDF-Kern) vor Schäden durch aufsteigende Feuchte.
  • R Wärmedurchlasswiderstand
    (Thermal Resistance)
Beim Einsatz auf Bodenheizungen unterscheidet man zwischen der Montage der Heizung unterhalb der Verlegeunterlage (z. B. Wasserheizung) oder oberhalb (z. B. elektrische Folienheizungen). Um effizient und sparsam zu arbeiten, sollte im ersten Fall (Heizung unter der Verlegeunterlage) der R-Wert der Verlegeunterlage möglichst gering sein. Im zweiten Fall (Heizung über der Verlegeunterlage) sollte der R-Wert der Verlegeunterlage möglichst hoch sein. Generell sollte die Wärmedurchlasswiderstand des Bodens (Boden plus Verlegeunterlage) 0,15 m² K/W nicht übersteigen.
Bei gekühlten Böden darf der Wärmedurchlasswiderstand für das gesamte Fußbodensystem nicht mehr als 0,10 m²K/W betragen.

Weitere Aspekte

Bezüglich der Aspekte Umwelt und Sicherheit können folgende Eigenschaften von Bedeutung sein: Schadstoff- und Geruchs­emission , Brandklasse sowie Entsorgung und Recycling. Einige dieser Eigenschaften werden durch nationale Gesetze oder bauaufsichtliche Zulassungen geregelt. Beispielsweise ist z. Zt. in Deutschland eine bauaufsichtliche Zulassung für Verlegeunterlagen erforderlich (VOC und Brennverhalten) und in Frankreich sind Verlegeunterlagen gemäß definierten VOC-Klassen zu kennzeichnen.