Blick in den Markt Oberflächenbehandlung von Böden: Renovierung schlägt Austausch

Oberflächen bei Bodenbelägen – das ist ein weites Feld. Es berührt die Bereiche Reinigung und Pflege, Versiegelung, Wiederherstellung und auch die Sanierung. Unterschiedliche Bodenbeläge weisen allerdings ihre individuellen Besonderheiten auf.

Dr. Schutz elastischer Bodenbelag in der Humboldt Universität vor und nach Sanierung
Verjüngung für den Boden mit Dr. Schutz: In der Humboldt Universität Berlin hat sich ein grauer verkratzter Belag in einen Sternenhimmel am Boden verwandelt. - © r. Schutz Group

Klar: Erhalten geht immer vor erneuern, jedenfalls wenn es aus wirtschaftlicher Sicht Sinn macht. Aber wie lassen sich Bodenbeläge aus Holz oder Vinyl eigentlich ertüchtigen? Welche jüngeren Entwicklungen hinsichtlich Oberflächenbehandlung sind hier interessant? Was ist technisch der Stand der Dinge? Und worauf kommt es dabei an: Wirtschaftlichkeit, Schnelligkeit, auf Umwelt und Nachhaltigkeit? Oder etwas ganz anderes?

1. Holzfußböden

 „Um einen Holzfußboden wieder auf Vordermann zu bringen, kann man verschiedene Maßnahmen ergreifen. Klassischerweise wird in mehreren Schleifgängen mit unterschiedlicher Körnung der Parkettboden für eine erneute Oberflächenbeschichtung vorbereitet“, teilt Pallmann mit. Das Unternehmen mit Sitz in Würzburg ist auf Neuverlegung, Renovierung und Werterhaltung von Parkettböden spezialisiert. Die Mehrscheibenschleiftechnologie ermöglicht schonenderen Holzabtrag bei geringerer Beanspruchung der Verbundkonstruktion Mehrschichtparkett und dem Verbund Estrich-Klebstoff-Parkett. Der Auftrag der Schutzschicht kann mit lösemittelfreien Produkten erfolgen.

Bei Parkettböden, die eine strukturierte, gebürstete oder geschroppte Holzoberfläche haben, möchten Kunden diese oft auffrischen, ohne dabei Optik und Haptik zu zerstören. Dort kommt die Bürsttechnik ins Spiel: „Durch die Bürsten wird die Oberfläche gründlich gereinigt, der Charakter des Parkettbodens bleibt jedoch erhalten. Zudem kann mit einem anschließenden farbigen Ölauftrag der Pallmann Color Collection die ursprüngliche Optik wiederhergestellt werden“, berichtet das Unternehmen.

Ist die verbleibende Nutzschicht zu gering um eine klassische Renovierung mit mehreren Schleifvorgängen vorzunehmen, gibt das Recoat System mit Pall-X 350 die Möglichkeit, den Lebenszyklus des Parkettbodens doch noch zu verlängern, indem die Versiegelung direkt auf die Bestandsoberfläche aufgetragen wird.

„Die Kundenwünsche sind so vielfältig wie die Menschen. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt an Bedeutung zu, daneben stehen die Haptik und optische Erscheinung im Vordergrund. Endkunden werden mutiger im Bezug auf die Farbe; die Individualität gewinnt zunehmend an Bedeutung. Allerdings gibt es auch Bauvorhaben, die den Fokus auf Wirtschaftlich- oder Schnelligkeit legen“, fasst Jochen Röck, der Leiter der Anwendungstechnik bei Pallmann, die aktuelle Situation zusammen.

Oberflächenbehandlung von Bodenbelägen: Reparieren, pflegen und nach Wunsch umgestalten

„Ziel einer Renovierung ist es, den bestehenden Boden zu reparieren, von Abnutzungserscheinungen zu befreien oder nach individuellem Geschmack umzugestalten“, heißt es von Loba aus Ditzingen.

Kleinere Mängel sollten behoben werden, bevor sich größere Schäden daraus entwickeln, „denn nur ein intakter Boden ist ein langlebiger Boden“. Gleichzeitig diene die Maßnahme der Werterhaltung der Immobilie, berichtet der Hersteller, dessen Kerngeschäft seit mehr als hundert Jahren die Gestaltung, Veredelung und Pflege von Parkett- und Holzfußböden ist. Im Vergleich zur Neuverlegung sei das Schleifen und Neuveredeln der nachhaltigste, ressourcen- und umweltschonendste Weg.

Wie lassen sich verschiedene alte Bodenbeläge ertüchtigen? „Das reicht vom Auftragen einer Vollpflege bis hin zum Vollschliff eines Parkettbodens mit anschließendem Auftragen einer neuen Beschichtung oder Imprägnierung“, sagt Claus Wissutschek, Leiter der Anwendungstechnik bei Loba. Je nach Zustand des Belags und dem gewünschten Ergebnis gebe es verschiedene Stufen der Aufbereitung, die auch einen unterschiedlichen Aufwand mit sich bringen: „Begonnen bei der einfachen Reinigung und Vollpflege, empfiehlt sich bei erhöhtem Bedarf eine Grundreinigung mit anschließender Permanent-Pflege. Weist die Oberfläche etwas tiefere Beschädigungen auf, kann eine Nachlackierung oder ein Recoating erforderlich sein.“

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    Pallmann Schiffsboden mit starken Gebrauchsspuren
    © Pallmann
    Ein Beispiel von Pallmann: Dieser Boden hatte nach jahrelanger Nutzung bereits starke Gebrauchsspuren.
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    Pallmann Birnen-Parkettboden nach Renovierung
    © Pallmann
    Nach der Renovierung sieht der Birnen-Parkettboden wieder aus wie neu.
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    Loba Kiefer-Dielenboden vor Renovierung
    © Loba
    Renovierung eines Kiefer-Dielenbodens im britischen Haslemere mit Loba 2K ImpactOil Color (Räuchereiche), vorher...
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    Loba Kiefern-Dielenboden nach Renovierung mit 2K ImpactOil Color Räuchereiche
    © Loba
    ... nachher.

Als höchster Grad der Renovierung gelte der Vollschliff mit Neuveredelung. Anfragen zu einer Grundreinigung und Nachlackierung oder zu einem Nachölen häuften sich, sagt Wissutschek: „Darauf sollte sich der Fachbetrieb einstellen. Denn auch für diese Arbeiten bedarf es einer gewissen Fachkenntnis und eines entsprechenden Maschineneinsatzes. Insbesondere bei Mehrschichtparkett kann es sinnvoll sein, dieses materialschonende Verfahren anzuwenden, anstatt gleich zum Schleifpapier P36 zu greifen.“ Die Lebenserwartung eines Parketts oder Bodenbelags könne durch die Wahl des optimalen Aufbereitungsverfahrens deutlich verlängert werden, so der Leiter der Loba-Anwendungstechnik.

Wirtschaftlich, schnell, nachhaltig: Was ist wichtig?

Worauf kommt es dem Anwender vor allem an: Wirtschaftlichkeit, Schnelligkeit, Nachhaltigkeit? Ein großer Vorteil der Renovierung „light“ durch Permanent-Pflege oder Nachlackieren und -ölen liege für den Fachbetrieb in der Kundenbindung, die sich durch wesentlich kürzere Überarbeitungsintervalle stärken lasse, so Claus Wissutschek von Loba: „Oftmals geht es dem Auftraggeber darum, den Austausch oder die Komplettsanierung eines Bodenbelags hinauszuzögern, um diese später mit einer größeren geplanten Gebäudesanierung durchzuführen. Der Faktor Geschwindigkeit kommt immer dann zum Tragen, wenn der Einzug neuer Mieter unmittelbar bevorsteht oder natürlich im kommerziellen Bereich, wenn ein Hotel oder Geschäft seinen Betrieb schnellstmöglich wieder aufnehmen soll.“

Auch was Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit angeht, sei die leichte Überarbeitung des Bodens einer vollumfänglichen Renovierung überlegen. „Materialschonende Maßnahmen verlängern den Lebenszyklus des Bodens deutlich, da sie die Intervalle zwischen großen Renovierungen ausdehnen. Besonders unkompliziert und staubfrei ist imprägnierend geöltes Parkett aufzubereiten“, berichtet Wissutschek. Je nach Anwendungsfall und Einsatzbereich können also unterschiedliche Maßnahmen sinnvoll sein. Claus Wissutschek: „In den meisten Fällen spielen mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung, auf welche Art der Boden ertüchtigt werden soll.“

Oberflächenbehandlung: Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit im Fokus

Der Bereich Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden, nicht zuletzt durch Kunden, die entsprechende Produkte aktiv bei Handel und Handwerk nachfragen. Der Hersteller Osmo aus Warendorf entwickelt und produziert seit mehr als fünfzig Jahren Holz-Anstrichsysteme auf Basis natürlicher Öle und Wachse, mit denen sich Holzoberflächen effizient, langfristig und wohngesund schützen lassen. Mit dem Hartwachs-Öl Original hält Osmo ein bewährtes Anstrichsystem für die effiziente Oberflächenbehandlung bereit. Osmo verwendet für die Herstellung verschiedene natürliche Öle, gewonnen aus Sonnenblumen, Soja und Distel, sowie natürliche Wachse. Dabei wird auf allergieauslösende Zusatzstoffe wie Aromen oder Konservierungsmittel vollständig verzichtet. Das Öl dringt tief ein, bildet eine offenporige Oberfläche und bringt die natürliche Maserung des Holzes zur Geltung.

Mit dem speziell für Profis entwickelten 2K Holz-Öl hat Osmo ein einschichtiges, lösungsmittelfreies 2-Komponenten-Öl für den Innenbereich auf den Markt gebracht. Das Dekorwachs von Osmo eignet sich für den Schutz und die dekorative Veredelung von Wandverkleidungen, Leisten, Balken und Türen sowie als farbige Grundierung von Holzfußböden. Nach der Aufbringung sind Holzoberflächen abriebfest, schmutzabweisend und unempfindlich gegen Haushaltschemikalien.

Umweltfreundliche Rohstoffe bei Oberflächenschutzmitteln Stand der Technik

Die Chemisch Technische Arbeitsgemeinschaft für Parkettschutz (CTA) ist ein Zusammenschluss von Herstellern, die auf Produkte zur Oberflächenbehandlung von Parkett- und Holzfußböden spezialisiert sind. „Neben den hochqualitativen Versiegelungen und Ölen verlängern abgestimmte Pflege- und Reinigungsmittel die Haltbarkeit eines Holzbodens nachhaltig. Man spart sich mühsame und teure Wiederbeschaffungsmaßnahmen von Böden, Entsorgungskosten und somit Material und Arbeitszeit für mindestens drei bis fünf Ersatzböden innerhalb von mindestens fünfzig Jahren“, rechnet die CTA-Sprecherin Lilo Sallinger vor.

Rezepturen mit sicheren, zertifizierten und umweltfreundlichen Rohstoffen seien bei Oberflächenschutzmitteln aktuell der Stand der Technik, sagt Sallinger: „Fortwährend weiterentwickelte Versiegelungen, Öle, Pflege- und Reinigungsmittel sorgen dafür, dass die Zukunft hochqualitativen Holz-Böden gehört.“

Wesentlich für eine kluge, preis- und ressourcenbewusste Investition sei der Boden, der eine mechanische und chemische Belastungsmöglichkeit, die individuelle Gestaltung durch vielfältige Produktauswahl (Farbe, Anfeuerung, Glanzgrad) und bautechnische Vorteile vereine. „Qualitätskriterien wie Nachhaltigkeit und Rentabilität inklusive ausgeklügelter Rezepturen sind ohne Handwerkskunst nicht denkbar. Ohne Handwerkskunst keine Modernität des Dauerhaften“, so Lilo Sallinger.

2. Elastische Bodenbeläge

Wie sieht es bei elastischen und mineralischen Böden aus? „Wer sich für Sanierung statt Austausch entscheidet, hat Regel Nummer eins in puncto Effizienz und Nachhaltigkeit schon berücksichtigt: Altboden liegen lassen“, teilt die Dr. Schutz Group in Bonn mit. Der Anbieter von Werterhaltungssystemen für Bodenbeläge ist in der Branche mit den Kernmarken Dr. Schutz (Reinigung und Pflege von Bodenbelägen), eukula (Parkett und Kork) und dem scratchnomore Gleitersystem bekannt.

Eine „Verjüngungskur“ für elastische und mineralische Böden durch floor remake findet in drei Schritten statt:

  1. Schritt eins ist die nasse und meist abrasive (also schleifende) Grundreinigung zur Entfernung alter Pflegeschichten und Anschliff. Schadstellen werden dabei mit Spachtelmasse, Fugenkitt und weiteren abgestimmten Produkten beseitigt. „Egal ob Hart- oder Holzboden: Die Vorbereitung des Untergrundes ist mehr als die halbe Miete. Bodenprofis sollten ihren Belag also gut kennen und bestmöglich präparieren. Wer das berücksichtigt, profitiert in allen weiteren Schritten von den einfach zu verarbeitenden Produkten und die Ergebnisse werden so, wie sie geplant sind“, sagt Ralf Edelmann, anwendungstechnischer Leiter bei Dr. Schutz und eukula.
  2. Der zweite Schritt ist optional. Dabei bekommt der Boden mit PU-Farblacken und Design-Werkzeugen einen individuellen neuen Look oder eine Farb-Auffrischung.
  3. Schritt drei dagegen ist entscheidend für Funktionalität und Beständigkeit: Die transparente PU-Versiegelung schließt Beläge mit einer hermetischen Schicht in wählbarem Glanz- und Rutschhemmungsgrad.
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    Bona elastischer Belag vor der Renovierung
    © Bona
    Mit dem Bona Resilient System zur Renovierung elastischer Bodenbeläge und dem Bona System für Holzböden bietet das Unternehmen nachhaltige Lösungen. Hier ein Beispiel für einen elastischen Belag vor der Renovierung...
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    Bona Resilient System elastischer Belag nach Renovierung
    © Bona
    ...und hier das Ergebnis nach Abschluss der Arbeiten mit dem Bona Resilient System.
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    Dr. Schutz elastischer Bodenbelag in der Humboldt Universität vor und nach Sanierung
    © r. Schutz Group
    Verjüngung für den Boden mit Dr. Schutz: In der Humboldt Universität Berlin hat sich ein grauer verkratzter Belag in einen Sternenhimmel am Boden verwandelt.

Zunehmend zu einem Standard in hygienisch sensiblen Bereichen werde das PU-Siegel „Virobac“, führt der Hersteller aus. „Seine antimikrobielle Komponente tötet Keime kontinuierlich, wann immer natürliches oder künstliches Licht darauf fällt“, heißt es dazu aus Bonn. Seien Böden einmal mit Dr. Schutz Siegel getoppt, könnten Polymerdispersionen und Sonderreinigungen, die die Umwelt durch Wasser- und Stromverbrauch, Chemie und die Auswaschung von Mikroplastik belasten, einfach entfallen.

Nach Ablauf der Zeit werde die alte Schicht angeschliffen, trocken abgesaugt (keine Mikroplastik-Belastung) und neu versiegelt. Im Vergleich zum Austausch des Bodens werden nach Angaben des Unternehmens bei der Sanierung mindestens 98 Prozent CO2 eingespart. „Verarbeiter haben oft Sorge, sich das Zusatzgeschäft regelmäßiger Einsätze wegzunehmen. Am Ende bleiben aber die Kunden dabei, die lange etwas vom schönen Boden haben“, sagt Frank Knott, Mitglied der Geschäftsleitung der Dr. Schutz Group.

Herausforderung für Kunden im Privat- und Objektbereich

Beschädigte oder abgenutzte Bodenbeläge auszutauschen kann für Privathaushalte wie auch für Gewerbetreibende eine Herausforderung darstellen. Mit dem Bona Resilient System zur Renovierung elastischer Bodenbeläge und dem Bona System für Holzböden bietet das 1919 gegründete Unternehmen nachhaltige Lösungen für diese Aufgabenstellung. „Durch Renovierung statt Austausch können Ressourcen geschont und die Lebensdauer der Bodenbeläge signifikant verlängert werden“, erklärt Rüdiger Weil, Marketing Manager bei der Bona Vertriebsgesellschaft in Limburg.

Untersuchungen zeigten, dass bei der Renovierung von Bodenbelägen mit Bona-Systemen mindestens 90 Prozent des CO2 eingespart werden könne, das sonst bei der Herstellung und Verlegung neuer Böden anfallen würde.

Weil: „Das Bona Resilient System und das Bona System sind nicht nur eine nachhaltige Wahl für die Umwelt, sondern bieten auch hervorragende Ergebnisse in der Bodenpflege. Ob für Fachhandwerker oder die private Pflege zu Hause: Bona stellt sicher, dass jeder in den Genuss eines schönen, ästhetisch ansprechenden und langlebigen Bodens kommen kann, ohne dabei die Umwelt zu belasten.“

Oberfläche und Untergrund

Wer von der Oberfläche spricht, sollte den Untergrund mitdenken – und natürlich auch die Umwelt. Besuchern der Domotex im Januar fiel die Sonderpräsentation „The Green Collection“ mit nachhaltigen Produkten ins Auge. Zu entdecken gab es dort unter anderem die weiterentwickelte Murexin-Produktreihe auf Silanbasis. Mit dieser kann nach Angaben des Herstellers die komplette Untergrundvorbereitung vor der Bodenverlegung gesundheitlich unbedenklich erledigt werden.

Die Produktlinie ist frei von migrationsfähigen Stoffen und sehr emissionsarm, teilt Murexin mit deutschem Sitz in Mühlheim am Main mit. Alle Systemkomponenten seien für jeden Belag geeignet. „Darüber hinaus müsse ein vorhandener spröder Estrich nicht entfernt werden, was für den Verarbeiter eine erhebliche Zeit- und Arbeitsersparnis bedeute“, so der Hersteller.