Der interessante Schadensfall Milchig-weiße Verfärbungen im Linoleumbelag

Zweifelsfrei ist ein übermäßiger Sandeintrag geeignet, die Oberflächenveredelung eines Bodenbelages zu zerstören. Im vorliegenden Fall waren die milchig-weißen Ver­färbungen im Linoleumboden allerdings auf einen anderen Umstand zurückzuführen.

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    Weiße, pudrige Oberflächenveränderungen im Linoleumboden.
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    Das Mikroskop identifizierte Haare und textile Fasern.
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    Gitterschnittprüfung mit Klebeband.
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    Die milchigen Ablagerungen auf dem Linoleumboden ließen sich mit bloßem Leitungswasser entfernen.

In einer Kindertagesstätte wurde vor rund einem Jahr Linoleum mit einer speziellen werkseitigen Oberflächenveredelung ver­legt. Man ging davon aus, dass diese Veredelung den Reinigungsaufwand minimiert, und dem Betreiber der Tagesstätte somit über Jahre hinweg eine Kosteneinsparung ermöglicht wird.

Schadensbild: milchig-weiße Verfärbungen

Bereits nach sechs Monaten fanden jedoch erhebliche farbliche Veränderungen statt. Das Linoleum in der Kindertagesstätte wies an verschiedenen Stellen milchig-weiße, mitunter auch pudrig aussehende Oberflächenveränderungen auf (vgl. Abb.). Diese Veränderungen führte man auf den Verschleiß der werkseitigen Oberflächenveredelung zurück. Die Spezialisten des hinzugerufenen Bodenbelagsherstellers mut­maßten, dass die Veränderung auf Sandeintrag und eine daraus resultierende Schleifwirkung zurückzuführen ist.

Mit diesen Feststellungen und Schuldzuweisungen wollte man sich nicht zufrieden geben, daher sollte eine weiterführende Überprüfung stattfinden.

Schadensanalyse der Oberflächenverfärbungen im Linoleumboden

Zur tiefergehenden optischen Analyse wurde ein digitales Mikroskop eingesetzt. Mit dessen Hilfe sollte festgestellt werden, in welchem Ausmaß sich die werkseitige Oberflächenveredelung vom Linoldeumboden ablöst. Bei der mikroskopischen Prüfung fiel auf, dass sich eine relativ dicke Schicht ablöst. Ferner befanden sich Haare und textile Fasern in dieser sich ablösenden Schicht (vgl. Abb.). Da bei werkseitigen Oberflächenveredelungen weder Fasern noch Haare eingeschlossen werden können, deutete dies auf eine vollkommen andere Schadens­ursache hin.

Es lag die Vermutung nahe, dass eventuell Pflegemittelfilme, welche beim täglichen Nasswischen zu Schichtaufbauten führten, die Ursache für die wolkenartigen Veränderungen darstellen könnten. Um dies nachzuweisen, wurden vor Ort zwei Versuche unternommen:

1. Gitterschnittprüfung

Bei der Gitterschnittprüfung wird mithilfe einer Schablone leicht die Oberfläche des zu prüfenden Materials eingeschnitten. Die Schnittlinien sind rautenförmig auszuführen, um danach auf den geprüften Bereich ein spezielles Klebeband aufzubringen. Dieses Klebeband ist abzureiben und gleichmäßig von der Oberfläche abzuziehen (vgl. Abb.). Als das Klebeband vom Untergrund abgezogen wurde, waren nicht wie üblich kleine, an den Kreuzungspunkten der Schnittlinien abgelöste Partikel des Pflegemittelfilmes vorhanden, sondern es waren flächige Anhaftungen von Pflegemittel festzustellen. Das bedeutet, dass das Pflegemittel allein durch die Klebekraft des speziellen Klebebandes abgezogen werden konnte.

2. Reinigungsversuch der milchigen Ablagerungen

Aufgrund dieses Sachverhaltes wurde ein kleiner Reinigungsversuch mit Schwamm und bloßem Leitungswasser durchgeführt. Es wurde in einem sehr auffälligen Bereich das Leitungswasser auf dem Linoleumboden aufgegossen und mit dem Schwämmchen intensiv gescheuert, um im Anschluss daran den gelösten Schmutz mit dem Mikrofasertuch aufzunehmen (vgl. Abb.). Die milchigen Ablagerungen ließen sich auf diese Art und Weise entfernen. Darunter kam die werkseitige Oberflächenveredelung ohne jegliche Schädigung zum Vorschein.

Fazit

Der engagierte Gebäudereiniger war der Ansicht, dass aufgrund der hohen Frequenzen in der Kindertagesstätte und des Sandeintrags ein sehr intensiver Reinigungseinsatz nötig sei. Das auf dem Linoleumboden eingesetzte Reinigungsmittel - im vorliegenden Fall ein Seifenpflegeprodukt - wurde um ein Vielfaches überdosiert, um vermeintlich „eine bessere Reinigungswirkung zu erzielen“. Aufgrund der hohen Überdosierung führte dies nach jedem Nasswischen zu einem leichten Feuchtfilm . Da dieser Feuchtfilm einen hohen Pflegemittelanteil aufweist, sind bereits nach einigen Monaten deutlich sichtbare helle Ablagerungen des Reinigungsmittels entstanden. Dies ist die Ursache der wolkenartigen Ablagerungen, bei denen man davon ausging, dass sich die werkseitige Oberflächenveredelung abgelöst hatte.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass die landläufige Meinung „viel hilft viel“ nicht immer richtig sein muss. Es ist größter Wert darauf zu legen, dass Reinigungsmittel stets der Empfehlung des Bodenbelagsherstellers entsprechen und vor allem akkurat dosiert und angewendet werden.

Autor: Peter Schwarzmann

Milchig-weiße Verfärbungen im Linoleumbelag: Auf den Punkt gebracht

  • In einer Kindertagesstätte wurde Linoleumbelag mit spezieller werkseitiger Oberflächenveredelung verlegt.
  • Nach sechs Monaten wies das Linoleum an verschiedenen Stellen milchig-weiße, mitunter pudrig aussehende Oberflächenveränderungen auf.
  • Man vermutete einen Verschleiß der werkseitigen Oberflächenveredelung oder einen übermäßigen Sandeintrag und eine daraus resultierende Schleifwirkung.
  • Bei der mikroskopischen Prüfung fiel auf, dass sich eine relativ dicke Schicht ablöst, in der sich Haare und textile Fasern befinden. Dies legte die Vermutung nahe, dass eventuell Pflegemittelfilme die Ursache sind.
  • Eine Gitterschnittprüfung zeigte flächige Anhaftungen von Pflegemittel. Aufgrund dessen wurde ein kleiner Reinigungsversuch mit Schwamm und Leitungswasser durchgeführt. Die milchigen Ablagerungen ließen sich entfernen, darunter kam die werkseitige Oberflächenveredelung ohne jegliche Schädigung zum Vorschein.
  • Ursache der wolkenartigen Ablagerungen: Überdosierung des eingesetzten Reinigungsmittels (ein Seifenpflegeprodukt). Nach jedem Nasswischen führte dies zu einem leichten Feuchtfilm mit hohem Pflegemittelanteil, durch den nach einigen Monaten die hellen Ablagerungen des Reinigungsmittels entstanden sind.