Flexible Fußbodenkonzepte Modulare Bodenbeläge: Der Profi bleibt gefordert

Unendliche Gestaltungsspielräume und ein hohes Maß an Flexibilität. Mit diesen Pfunden wuchern modulare Bodenbeläge. Gerade wegen ihrer unterschiedlichen Aufbauvarianten bleiben sie ein Produkt, das in professionelle Hände gehört.

Verkleben bleibt bei modularen Designbelägen die erste Wahl. - © Thomsit, Rene Golz

Selten zuvor war der Wunsch nach Individualität größer als heute. Das spiegelt sich auch in den Einrichtungstrend wider. Vorbei die Zeiten, wo das Interieur eine Investition fürs Leben ist. Die Losung lautet flexibel, kreativ, stylisch und dabei funktional. Dies macht sich sowohl in gewerblichen, als auch in privaten Bereichen bemerkbar. Wurden früher Büroflächen noch langfristig angemietet, sind heute kürzere Mietzeiten an der Tagesordnung, die mit flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten einem häufigen Benutzerwechsel Rechnung tragen. Und im Ladenbau, wo Zeitgeist und Modetrends schon immer eine flexible Innenraumgestaltung verlangten, rufen nicht nur Pop-up-Stores mehr denn je nach flexiblen Konzepten.

In den eigenen vier Wänden wird ebenfalls längst viel schneller mit der Zeit gegangen. Die langfristige Festlegung auf einen Einrichtungsstil ist passe. Dazu kommt, dass die Renovierungszyklen immer kürzer werden. Und überhaupt die Renovierung, in Bestandsimmobilien sind beim Belagswechsel häufig die Aufbauhöhen begrenzt.

Alle erdenklichen Spielarten

Vor diesem Hintergrund sind Fußbodenkonzepte gefragt, die die geforderte Flexibilität mitmachen und jeden stilistischen Einrichtungswandel möglichst unkompliziert erlauben. Hier schlägt die Stunde der modularen Bodenbeläge, die inzwischen in allen erdenklichen Spielarten daherkommen. So gibt es inzwischen kaum eine Bodenbelagsgattung, die nicht im Planken- oder Fliesenformat erhältlich ist. Vor allem PVC-Designbeläge und das inzwischen nahezu unerschöpfliche Reservoir an mehrschichtig modularen Bodenbelägen, die in unterschiedlichste Aufbauvarianten produziert werden und gerade im Renovierungsmarkt gegenüber dem Original punkten, weil sie partiell austauschbar sind, in der Regel geringere Aufbauhöhen aufweisen und auch in puncto Optik und Design keine Wünsche offen lassen. In Gebäuden mit Doppelböden ermöglichen modulare Bodenbeläge den leichten Zugang zur Kabelführung und weiterer technischer Infrastruktur. In unterschiedlich beanspruchten Bereichen mit unterschiedlichem Belagsverschleiß erlauben modulare Beläge wiederum den zeitsparenden und kostengünstigen partiellen Austausch. Und nicht nur in der Hotellerie eröffnet der Mix von textilen Planken und LVT-Designplanken ganz neue Möglichkeiten der Zonierung.

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass modular nicht automatisch lose verlegen bedeutet. Modulare Bodenbeläge können vollflächig verklebt werden, geklickt, fixiert oder tatsächliche lose (Loselay) verlegt werden. Im letzteren Fall gelingt das unter anderem dank einer speziellen Rückenkonstruktion, die beispielsweise ein hohes Eigengewicht besitzt oder aber magnetisch ist. In der Regel wird der Hersteller zur Verlegung jedoch einen zusätzlichen Haftgrund empfehlen.

Lose Verlegung: Augen auf beim Untergrund

Die Variante vollflächig verklebt macht immer noch den Löwenanteil aus und ist aus handwerklicher Sicht ganz klar zu empfehlen. Die Verklebung von Parkett, Vinyl oder Linoleum steigert nicht nur die Haltbarkeit und die Renovierbarkeit der Produkte, auch die Reklamationsquote liegt bei kraftschlüssig verklebten Bodenbelägen wesentlich niedriger als bei lose verlegten Böden. In Bereichen, wo eine hohe Funktionalität gefordert ist, beispielsweise auch im Hinblick auf Gehkomfort oder Feuchtigkeitsbelastung, wird Kleben die erste Wahl bleiben.

Fest steht aber auch: Bodenbeläge, die fest mit dem Untergrund verbunden sind, schränken die Flexibilität erheblich ein. Deshalb können vom Untergrund entkoppelte Systeme weit mehr den Anspruch nach einer unkomplizierten, spontanen Umgestaltung einlösen. Modulare Beläge müssen, wenn sie lose verlegt werden, für den professionellen Verarbeiter dabei nicht zwangsläufig Wertschöpfungskiller sein. Im Gegenteil: Dem Untergrund ist nämlich bei der losen Verlegung mindestens so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie bei der vollflächigen Verklebung. Zwar versprechen die Hersteller, die mit Hochdruck daran arbeiten, die Abhängigkeit von einer optimalen Untergrundvorbereitung zu reduzieren (Stichwort Rigid Core: Harter Kern), häufig das Gegenteil. Aber in der Praxis zeigt sich: Je höher die elastischen Eigenschaften eines modularen Belages sind, desto größer ist nach wie vor das Risiko, dass sich zum Beispiel Untergrundunebenheiten im Belag abzeichnen. Vor allem bei den Looselay-Varianten ist die Gefahr groß, dass Unebenheiten im Untergrund „durchtelegrafieren“. Und werden beispielsweise dünne, zu klickende Beläge ohne Spachtelung allein auf eine Dämmunterlage verlegt, gelten auch weiterhin die Gesetze der schwimmenden Verlegung. Nachgiebigkeiten, Bewegungsfugen, das Auftreten von Kopffugenöffnungen, all das muss bedacht werden. Die Herausforderung für den Verarbeiter besteht darin, den Auftraggeber davon zu überzeugen, dass auch bei lose verlegbaren Systemen nicht auf eine unter Umständen aufwendige Untergrundvorbereitung verzichtet werden kann. Hier gilt es klarzumachen: Eventuelle Einsparungen bei der Untergrundvorbereitung stehen in keinem Verhältnis zu eventuell später auftretenden Schäden.

Neben den technischen Aspekten muss der verarbeitende Handwerker bei modularen Bodenbelägen auch unter kaufmännischen Gesichtspunkten an einer entsprechenden Untergrundvorbereitung interessiert sei. In vielen Fällen sind die Margen bei lose zu verlegenden Produkten geringer. Je weniger sich der Verkauf eines Belages rechnet, desto wichtiger ist es, die Wertschöpfung mit Vorarbeiten wie Grundieren, Spachteln etc. zu erzielen. Positiv im Sinne der Wertschöpfung dürfte sich auswirken, dass nicht verklebte, modulare Bodenbe­läge einer höheren Wechselrate unterliegen, wovon der Bodenleger wiederum profitieren würde.

Und die Nachhaltigkeit?

Ein ganz anderer Aspekt kommt hinsichtlich der vollflächigen Verklebung übrigens aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit hinzu: Ob Bodenbeläge in Zukunft noch vollflächig auf einen Estrich verklebt werden dürfen, bleibt abzuwarten. Was heute in einem Gebäude verbaut wird, muss vom Grundsatz her sortenrein trennbar sein, um die einzelnen Bestandteile am Ende ihres Lebenszyklus über das Recycling einem geschlossenen Kreislauf zuführen zu können. In diesem Sinne darf man unterstellen, dass nicht verklebte Bodenbeläge das Recycling begünstigen.

Modularer Bodenbelag: Aufbau-Typen

In wie weit ein modularer Bodenbelag für sich genommen umweltfreundlich oder leicht recyclebar ist, hängt von seinem Aufbau ab. Der Verband für mehrschichtig modulare Fußbodenbeläge (MMFA) definiert drei MMF-Aufbauten. Demnach kann das Trägermaterial ebenso aus Holz (Wood) bestehen wie aus einem Polymer oder auch einer Mischung aus beidem (Mixed). Von einem Aufbau aus Holz spricht man bei Produkten, die einen Träger aus Holzwerkstoff (mindestens zu 65 Prozent aus Holzpartikeln oder -fasern) haben und deren Oberfläche aus Polymer besteht oder aus Kork (Kork-Deckschicht höchstens 2,5 Millimeter).

Beim Polymer-Aufbau sind beide Schichten aus Polymer, wobei hier zwischen halbstarrem LVT-Click und einem starren Kern, dem Rigid Board, unterschieden wird. Dieses Board wiederum kann aus einem extrudierten Polymer-Kern (EPC), einem soliden Polymer-Kern (SPC) oder ABA-­Kunststoffen (Acrylnitril-Butadien-Acrylat) bestehen.

Alle anderen Aufbauten werden als „­Mixed“ bezeichnet. Dazu gehören MMF-­Module mit Klick-System und textiler ­Oberfläche oder solche auf mineralischem Trägermaterial.

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    © Parador
    Modular One, der neueste Designboden von Parador kommt ohne Weichmacher aus und ist mit dem Blauen Engel zertifiziert.
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    © Thomsit, Rene Golz
    Verkleben bleibt bei modularen Designbelägen die erste Wahl.