KMU Forschung Austria: Konjunkturbeobachtung für Bodenleger in Österreich

Schon die Konjunkturbeobachtung im Gesamtjahr 2022 und für das 1. Quartal 2023 der Branche Bodenleger in Österreich wies auf eine angespannte Geschäftslage hin. Die Ergebnisse im 3. Quartal 2023 lassen eine andauernde wirtschaftliche Abwärtsspirale erkennen.

Im Branchendurchschnitt sind die Auftragseingänge im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 wertmäßig um 6,6 % gesunken. - © KMU Forschung Austria

Die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung in Österreich basieren auf den Meldungen von 48 Betrieben mit 639 Beschäftigten. Im Branchendurchschnitt sind die Auftragseingänge im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem 1. Halbjahr 2022 wertmäßig (nominell) um 6,6 % gesunken. Damit war die Entwicklung deutlich schlechter als im Vorjahreszeitraum (0,8 %). 21 % der Betriebe meldeten Steigerungen, bei 40 % der Betriebe lagen die Auftragseingänge auf Vorjahresniveau und 39 % der Betriebe verzeichneten Rückgänge – siehe Grafik "Auftragseingänge" (Bodenleger), Auftragseingangs-/Umsatzentwicklung (Gewerbe und Handwerk). Investitionsgüternahe Branchen werden nach der wertmäßigen Entwicklung der Auftragseingänge, konsumnahe Branchen nach der Umsatzentwicklung gefragt. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei Auftragseingängen um den Wert der vereinbarten Aufträge handelt, während Umsätze bereits bezahlte Leistungen darstellen. Aufgrund der Miteinbeziehung von zusätzlichen Branchen in den Gesamtdurchschnitt des Gewerbes und Handwerks ab dem 1. Halbjahr 2021 sind die Werte mit jenen der Vorjahreszeiträume nur bedingt vergleichbar bzw. mit Vorsicht zu interpretieren.
Die Verkaufspreise wurden in der Branche Bodenleger im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 im Durchschnitt um 7,6 % erhöht. Die Auftragseingänge bzw. Umsätze sind damit mengenmäßig (real) um 14,2 % gesunken.

Stimmungsbarometer weiter gesunken

Im 3. Quartal 2023 beurteilen 5 % der Bodenleger-Betriebe die Geschäftslage mit "gut" (Vorjahr: 31 %), 62 % mit "saisonüblich" (Vorjahr: 51 %) und 33 % der Betriebe mit "schlecht" (Vorjahr: 18 %). Per saldo (Anteil der Betriebe mit guten abzüglich schlechten Beurteilungen) überwiegen die Betriebe mit schlechter Geschäftslage um 28 %-Punkte. Im Vergleich zum Vorquartal ist das Stimmungsbarometer weiter gesunken (siehe Grafik "Beurteilung der Geschäftslage").

Im 3. Quartal 2023 beurteilen nur noch 5 % der Betriebe die Geschäftslage mit "gut" (Vorjahr: 31 %). - © KMU Forschung Austria

Auftragsbestand reicht für gut neun Wochen Auslastung

38 % der Betriebe meldeten im 3. Quartal 2023 eine Auslastung von 1 bis 4 Wochen. - © KMU Forschung Austria

Im Branchendurchschnitt sichert der Auftragsbestand eine Vollauslastung für 9,3 Wochen. Im Vergleich zum 3. Quartal des Vorjahres ist der durchschnittliche Auftragsbestand um 13,2 % gesunken. 56 % des Gesamtauftragsbestandes entfielen im 3. Quartal 2023 auf private/gewerbliche Auftraggeber, 38 % auf öffentliche Bauprojekte, die über Generalunternehmer bzw. Bauträger (Genossenschaften) abgewickelt werden, und 6 % auf Direktvergaben durch Bund, Länder und Gemeinden.

38 % der Betriebe meldeten im 3. Quartal 2023 eine Auslastung von 1 bis 4 Wochen. Bei 37 % lag der Auftragsbestand bei 5 bis 9 Wochen. 14 % verfügten über eine Auslastung von 10 bis 19 Wochen und 5 % über eine Auslastung von 20 und mehr Wochen. 6 % der Betriebe hatten keinen Auftragsbestand. 36 % der Betriebe könnten sofort zusätzliche Aufträge ausführen (Vorjahr: 23 %). 42 % können in drei Monaten zusätzliche Aufträge durchführen (Vorjahr: 68 %), 7 % in sechs Monaten (Vorjahr: 9 %) und 15 % in neun Monaten (Vorjahr: 0 %). Im Vergleich dazu lag im Vorquartal (2. Quartal 2023) der Anteil der Betriebe, die sofort zusätzliche Aufträge ausführen konnten, bei 14 %, in drei Monaten bei 34 %, in sechs Monaten bei 42 % und in neun Monaten bei 10 % (siehe Grafik "Auslastung").

Konjunkturbeobachtung: Keine Auftragssteigerungen zu erwarten

Für das 4. Quartal 2023 erwartet kein Bodenleger-Betrieb Steigerungen der Auftragseingänge gegenüber dem 4. Quartal 2022. - © KMU Forschung Austria

Für das 4. Quartal 2023 erwartet kein Bodenleger-Betrieb Steigerungen der Auftragseingänge gegenüber dem 4. Quartal 2022 (Vorjahr: 12 %), 27 % erwarten keine Veränderung (Vorjahr: 60 %) und 73 % Rückgänge (Vorjahr: 28 %). Per saldo (Anteil der Betriebe mit positiven abzüglich negativen Erwartungen) überwiegen die pessimistischen Einschätzungen um 73 %-Punkte. Der negative Saldo liegt unter dem Niveau des Vorjahres (–16 %-Punkte). Im Vergleich zum Vorquartal (3. Quartal 2023; Saldo: –47 %-Punkte) hat der Pessimismus weiter zugenommen (siehe Grafik "Erwartungen der Unternehmen zum Auftragseingang").

Personalplanung

Für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 beabsichtigen 19 % der Betriebe, den Beschäftigtenstand zu erhöhen (Vorjahr: 26 %), 78 % der Betriebe, den Personalstand konstant zu halten (Vorjahr: 74 %) und 3 % der Betriebe die Zahl der Mitarbeiter zu verringern (Vorjahr: 0 %). Im Durchschnitt ergibt sich daraus laut Konjunkturbeobachtung für das 3. Quartal 2023 eine geplante Erhöhung des Beschäftigtenstandes um 5,9 %. Der Personalbedarf liegt damit über dem Niveau des Vergleichsquartals des Vorjahres (+5,4 %).

Quelle: KMU Forschung Austria, Karin Gavac, Cornelia Fürs

Mein Standpunkt: Der nächste Aufschwung kommt – nur wann?

Thomas Mayrhofer
bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer. - © bwd

Die Branchenkennzahlen für das Bodenlegerhandwerk in Österreich sind wie für alle am Bau Beteiligten nicht rosig. Schlagzeilen von eingestellten Großbaustellen lassen aufhorchen und sorgen für zusätzliche Umsatzausfälle, ebenso wie nicht begonnene Bauprojekte, besonders im Wohnbausektor. Die Bauleistungen gehen fast überall deutlich zurück. Dies wird in den nächsten zwei bis drei Jahren zu einer Anspannung am Wohnungsmarkt führen, wenn die Prognosen für einen Zuzug allein für Wien von über 100.000 Menschen in diesem Zeitraum stimmen.

Am Sanierungsmarkt sieht es punktuell besser aus. Zwar liegt die Sanierungsquote nur bei bescheidenen 1,5 Prozent des Bestandes, statt des von der Bundesregierung selbst gesetzten Ziels von drei Prozent. Hier besteht also seitens der Politik aktueller und dringender Handlungsbedarf, um diese Quote, die für die Energiewende notwendig ist, auch zu erreichen.

Aber es gibt auch Lichtblicke für die Zukunft: Trotz rückläufiger Märkte planen nur ganz wenige Betriebe, ihren Personalstand zu senken. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die meisten Firmenchefs wohl an eine baldige Besserung der Märkte glauben und sich deshalb nicht von guten und oft langjährigen Mitarbeitern trennen wollen, denn diese wären im Falle eines Aufschwungs sehr schwer wieder zu gewinnen. Der Fachkräftemangel wird also auch weiterhin ein Thema bleiben.

Weil der Jahresbeginn oft ein gutes psychologisches Signal zum Durch- bzw. Neustarten ist, sollte man die Situation realistisch betrachten, ohne jedoch Weltuntergangsszenarien heraufzubeschwören. Sicher ist: Der nächste Aufschwung kommt, die Frage ist nur wann.

Ihr Thomas Mayrhofer