Orientierende Messung der Estrichfeuchte vom Sachverständigen Mit Sachverstand und CM-Messung auf Nummer sicher

Mehrere Hundert Quadratmeter mit Fischgrätparkett und umlaufendem Fries zu gestalten, ist ein handwerkliches Highlight. Der Parkettleger wollte sichergehen, dass sein Auftrag von Anfang an in richtigen Bahnen verläuft, und zog bereits vor der Parkettverlegung einen Sachverständigen hinzu, um eine vernünftige Prognose für das Erreichen der Belegreife zu erhalten.

Orientierende CM-Messung
Für eine orientierende Messung der relativen Luftfeuchte ist ein Gefrierbeutel ausreichend. - © Dieter Humm

Der Parkettleger war sich seiner Prüfpflichten bewusst und wollte diesen auch gewissenhaft nachkommen. Deshalb hat er nach erfolgter Estrichverlegung den Bauherren gefragt, wann der Estrich soweit getrocknet wäre, um eine Prüfung der Estrichfeuchte durchführen zu können. Außerdem wollte er im eigenen Interesse wissen, wann er seine Mitarbeiter konkret abstellen und welche Logistik sinnvoll laufen könnte.

Belegreifwert war höher angegeben als der übliche Wert

Die Auskunft des Estrichlegers, die der Bauherr an ihn weitergeleitet hat, verunsicherte den Parkettleger allerdings sehr. Der Belegreifwert war höher angegeben als der branchenübliche Wert von 2,0 CM-% für einen unbeheizten Zementestrich. Der Estrichleger begründete dies durch den Einsatz von Zusatzmitteln. Eine weitere Verunsicherung erfolgte anlässlich einer Vorbesichtigung, bei der der Parkettleger Fo­lien vor den Fenstern und mehrere Trocknungsgeräte in den Räumen vorgefunden hat. Er beschloss daher, einen Sachverständigen hinzuzuziehen, um ein möglichst objektives Bild von der Vorleistung und von den baulichen Gegebenheiten zu erhalten.

Wärmebildkamera erfasst Trocknungszustände in Sekundenschnelle

Dem Sachverständigen war daran gelegen, dem Parkettleger Informationen zu geben, die über die üblichen Prüftechniken hinausgehen. Daher schaute der Experte sich die gesamte Fläche durch die Optik seiner Wärmebildkamera an. Mit diesem Vorgehen können unterschiedliche Trocknungszustände in Sekunden erfasst werden. Die Sensoren der Wärmebildkamera erfassen zwar direkt nur Wärmezustände und nicht Feuchtezustände, indirekt „sieht“ die Kamera aber aufgrund der Verdunstung von Feuchte, wo der Estrich stärker trocknet.

gut abgetrocknete Bereiche
Der dunkle runde Fleck (Bild oben und unten) zeigt den Bereich an, auf dem der Eimer gestanden hat und die Feuchte nicht entweichen konnte. Die dunklen Farben im Raum und insbesondere in der Ecke zeigen die weniger gut abgetrockneten Bereiche. - © Dieter Humm

Die sogenannte Verdunstungskälte entsteht durch den Entzug von Wärme aus der Estrichmasse, wenn das Wasser im Estrich in den gasförmigen Zustand übergeht. Dieser Effekt ist jedem Biergartenbesucher geläufig, der unter dem Blätterdach von Kastanienbäumen sein Bier genießt. Auch hier erzeugt die Verdunstung von Feuchte auf den Laubblättern eine Abkühlung der Luft und spendet dem Biergartenbesucher nicht nur Schatten, sondern auch Kühle.

Der Vorteil gegenüber einer Messung mit elektrischem Auflagegerät besteht in der bildhaften Erfassung einer ganzen Raumfläche mit allen Gegenständen darauf. So bleiben auch die Stellen nicht unentdeckt, auf denen zum Beispiel abgestelltes Dämmmaterial oder Fliesen vielleicht Tage und Wochen eine Trocknung verhindert haben.

Beurteilung nach CM-Messung und KRL-Methode

Nachdem mit dieser Methode ein geeigneter Platz für die obligatorische CM-Messung gefunden war, wurde sie auch ausgeführt. Wie nicht anders erwartet, ergab sich mit circa 3 CM-% ein Feuchtewert, der noch weit von einem belegereifen Zustand entfernt war. Damit nun nicht ständig neue Stemmproben für weitere CM-Messungen bis hin zum Erreichen des Grenzwerts vom Parkettleger vorgenommen werden müssen, hat der Sachverständige die sogenannte KRL-Methode ins Spiel gebracht.

feuchte Stellen Wärmebildkamera
© Dieter Humm

In dem bereits vorhandenen Stemmloch kann mit einem branchenüblichen Messgerät für die Bestimmung von relativer Luftfeuchte und Raumtemperatur der Feuchtezustand gemessen werden.

Um den Feuchteverlust im Stemmloch zu vermeiden, wird das Loch mit einem starken Gewebeband abgeklebt. Der mit einer Sinterkappe geschützte Fühler kann nach einem Kreuzschnitt in die Prüföffnung gesteckt und abgedichtet werden. Nach etwa einer halben Stunde ist ein orientierender Wert ablesbar. Weitere CM-Prüfungen werden sich erübrigen, solange der Wert deutlich über 80 % relativer Luftfeuchte liegt. Diese Methode kann nicht nur im Stemmloch angewendet werden, sondern auch unter einer transparenten Folie, die mit Gewebeband an den Rändern auf den Estrich geklebt wird.

Für orientierende Messungen reichen einfache Feuchtemessgeräte aus, die auch ohne großes Risiko unter der Folie verbleiben können. Der Bauleiter kann dann auch selbst und so oft er will, die Trocknung des Estrichs verfolgen und der Verleger muss sich nicht ständig zu weiteren unsinnigen Prüfungen auf die Baustellen zitieren lassen.

Auf den Punkt gebracht

  • Die fachgerechte Erfüllung der obligatorischen Prüfpflichten zeigt die handwerkliche Kompetenz.
  • Wenn Zweifel bezüglich des unbedenklichen Zustands eines Vorgewerks auftreten, können die versierten Anwendungstechniker der Baustoffhersteller hinzugezogen werden.
  • Die Prüfungen sollten mit einem Zeitpuffer vor dem Verlegetermin erfolgen, um eventuelle Bedenken rechtzeitig anmelden zu können.
  • Für die Prüfung des Feuchtezustands eines Estrichs ist nach den allgemein anerkannten fachlichen Regeln die CM-Methode anzuwenden.
  • Das vom Bundesverband erarbeitete Hinweisblatt zur Beurteilung von Estrichen dem Auftraggeber möglichst vor der Verlegung übermitteln.

Der Sachverständige füllte außerdem das übrig gebliebene Stemmgut von der CM-Prüfung in einen Gefrierbeutel und prüfte die sich im Beutel einstellende Luftfeuchte. Der Wert von 96 % bestätigte den CM-Wert. Eine genaue Messung würde allerdings den Einsatz der neuerdings verfügbaren Messbecher oder eine für diese Messung aufgerüstete CM-Flasche erfordern.

Fazit

Orientierende Messungen sind für den Verleger dann hilfreich, wenn er sich überhaupt ein Bild von den Gegebenheiten seiner Baustelle machen möchte und eine vernünftige Prognose für das Erreichen der Belegreife erhalten will. Vor dem Beginn seiner Verlegearbeit muss sich der Verleger aber immer nach den aktuellen Regeln des Fachs mit einer CM-Messung vom unbedenklichen Feuchtezustand des Estrichs überzeugen.