bwd Round Table Energetische Fußbodensanierung: Mehr Chancen als Risiken

Auf Einladung von Mapei und bwd diskutierten Vertreter aus der Fußbodenbranche in Frankfurt die Potenziale der energetischen Fußbodensanierung für das bodenlegende Handwerk. Fazit: Wer sich nicht mit dem Thema beschäftigt, verliert den Anschluss.

Energetische Bodensanierung. Eine Chance für das bodenlegende Handwerk? Auf Einladung von bwd und Mapei diskutierten Branchenteilnehmer in Frankfurt ein spannendes Thema. - © Wagner-Rolle

Mit dem "Gesetz für Erneuerbares Heizen" (Gebäudeenergiegesetz GEG) hat Deutschland die Energiewende im Gebäudebereich eingeleitet. Ziel ist es nicht nur, den Klimaschutz zu stärken, sondern auch die Abhängigkeit vom Import fossiler Energien zu verringern und Verbraucher unabhängig von Preissprüngen bei Öl und Gas zu machen. Den Weg dorthin weist die energetische Sanierung unter anderem in Form von Wärmepumpen in Kombination mit Flächenheizungen. Das bodenlegende Handwerk dürfte von dieser Entwicklung profitieren. Wird nachträglich eine Fußbodenheizung installiert, setzt dies im Bestand in der Regel eine Bodensanierung voraus. Angesichts der rund 20 Millionen beheizten Bestandsimmobilien, die es in Deutschland gibt, zeichnet sich hier ein großes Sanierungspotenzial ab. Dazu kommt: In den kommenden Jahren werden die "Babyboomer" ihre Immobilien sukzessive an die nächste Generation vererben. Das dürfte der Sanierungswelle zusätzlich Schwung verleihen.

Gleichzeitig muss man konstatieren, dass die Momentaufnahme so euphorisch nicht ausfällt. Aktuell gehen Flächen verloren. Investitionen werden zurückgehalten, weil die Bevölkerung angesichts der „Multikrise“ extrem verunsichert ist. Wo gehen die Zinsen hin? Was macht die Inflation? Gibt es in Zukunft Förderprogramme für energetisches Sanieren? "Das Geld ist da, die Frage ist nur, wann geben es die Leute aus", sagt Michael Rose, Geschäftsführer der Fussbodenbau Rose GmbH in Hüttenberg und Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk. Mittelfristig wird an der energetischen Sanierung kein Weg vorbei führen. "Wenn eine energetische Sanierung durch Wechsel des Energieträgers erfolgt, bietet sich aufgrund der Effizienz in jedem Fall eine Flächenheizung, zum Beispiel eine Fußbodenheizung, an", ist sich Bernd Lesker, Leiter Anwendungstechnik und Produktmanagement Fußboden/Parkett bei Mapei, sicher. Verlegewerkstoffhersteller wie Mapei bieten für die in Frage kommenden Fußbodenaufbauten deshalb schon heute aufeinander abgestimmte Systemkomponenten an. "Wir haben Empfehlungen, wie mit unseren Produkten in den einzelnen Systemen zu arbeiten ist. Da haben wir alle namhaften Hersteller von Flächenheizungen dabei", sagt Lesker.

Wird der Bodenleger jetzt Heizungsbauer?

Da drängen sich Fragen auf: Muss sich der bodenlegende Handwerker im Falle einer energetischen Sanierung dann auf sein klassisches Betätigungsfeld beschränken und lediglich den Boden für den Heizungsbauer bereiten oder sollte er sein Tätigkeitsspektrum erweitern, in das Sanierungsgeschäft mit Flächenheizungen einsteigen und die Montage derselben gleich mitübernehmen? Kann sich der Bodenleger über eine Erweiterung seines klassischen Betätigungsfeldes zusätzliche Wertschöpfungsquellen erschließen? Wie viel Know-how benötigt er dafür? Und wie sieht überhaupt die rechtliche Seite der Medaille aus? Welche Haftungsrisiken sind mit der Erweiterung des Betätigungsfeldes verbunden?
Beim Round Table in Frankfurt ging es darum, die Chancen und Risiken für den bodenlegenden Handwerker abzuwägen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Die Chancen überwiegen, allerdings mit Einschränkungen, wie die Diskussion zeigte.

"Das Geld ist da, die Frage ist nur, wann geben es die Leute aus."

Michael Rose

Dabei lohnt es sich, zunächst einmal einen Blick auf die Optionen einer energetischen Sanierung im Bereich Heizung zu werfen. Dass eine energetische Sanierung zwangsläufig eine Fußboden-Flächenheizung nach sich ziehen muss, ist zwischenzeitlich diskutabel. "Das war einmal so, ist aber nicht mehr richtig", sagt Maximilian Neander, Geschäftsführer der Frankfurter Chore Bauen GmbH. Inzwischen könne man, so der Generalunternehmer, nahezu in jedem Haus eine Wärmepumpe installieren und dabei auf die vorhandene heizungstechnische Infrastruktur zurückgreifen. Am Ende sei alles eine Frage der Effizienz und der Berechnung. Tatsächlich arbeiten die Wärmepumpenhersteller mit Nachdruck daran, den Wirkungsgrad auch in Kombination mit Radiatoren zu verbessern. Bernd Lesker hat da so seine Zweifel und verweist auf eine aktuelle Wärmepumpenstudie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg und dem Münchener Forschungsinstitut für Wärmeschutz, aus der hervorgeht, warum Wärmepumpen und Flächenheizungen zusammengehören.

Gängige Flächenheizungen für die Sanierung

Für die Sanierung empfehlen sich Flächenheizsysteme mit einer niedrigen Aufbauhöhe, die anstelle eines Estrichrückbaus und anschließendem Neuaufbau eingesetzt werden können. Lesker fasst die gängigen Optionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen zusammen:

  • Da wären zunächst warmwassergeführte Niedrig-Aufbau-Heizungssysteme. Diese benötigen in der Regel eine Aufbauhöhe von ca. 15 mm ohne Belag, wonach eine Aufbauhöhe mit Belag von mindestens 20 mm gegeben sein muss. Zudem müssen bauseits die Heizleitungen für Zu- und Ablauf sowie die Verteilerkästen angebracht werden. "Von der Ausführung für das bodenlegende Handwerk her ist das System relativ einfach, da meistens nur die Elemente ausgegossen und verspachtelt werden müssen", sagt Lesker. Wichtig sei die Rohr­überdeckung, die je nach Hersteller variiert.
  • Elektrische Heizmatten weisen einen sehr geringen Aufbau mit Belag von ca. 5 – 8 mm auf. Dieser sei für viele Sanierungen im Bestand mit wenig Aufwand zu realisieren. Es müssten auch keine Zu- und Ableitungen von Wasserrohren oder Verteilerkästen installiert werden, was den Gesamtaufwand reduziert. Allerdings ist ein Stromanschluss erforderlich. Lesker: "Das Heizen mit Strom ist basierend auf unseren Rückmeldungen immer noch negativ behaftet, weil zu teuer, Stichwort Nachtspeicherheizungen." Dennoch bleibe die elektrische Flächenheizung eine zukunftsweisende Option.

Was geht, und was nicht

Ist nicht genügend Aufbauhöhe vorhanden und es soll keine elektrische Heizung sein, dann bleibt in einigen Anwendungsfällen noch das Einfräsen der Heizleitungen in den bestehenden Estrich. Diese Ausführung erfreue sich, so Lesker, einer immer größer werdenden Beliebtheit. "Für das bodenlegende Handwerk ist die Ausführung nach Verlegung der Heizrohre eigentlich Tagesgeschäft."

Heizung und Bodenbeläge, das, so könnte man meinen, sind zwei Paar Stiefel. Nicht unbedingt. Für das Großhandelshaus Jordan gehören Bodenbeläge und Fußbodenheizsysteme inzwischen zusammen. "Wir haben vor viereinhalb Jahren begonnen, die elektrische Flächenheizung mit anzubieten", sagt Andre Heuer, Produktmanager Zubehör bei W. & L. Jordan in Dortmund. Joka hält dafür online ein Planungstool bereit, das anhand von Angaben, wie dem Alter des Gebäudes, der Dämmung etc. die Heizlast berechnet. Die konkrete Planung erfolgt dann mit dem Joka-Partner Lofec. Daraus könne sich für den Bodenleger ein neues Geschäftsmodell ergeben. "Die Heizmatte ist für den Verleger wie ein Armierungsgewebe einzuspachteln", erklärt Andre Heuer. Das elektrische Heizsystem lässt sich zudem an die Wand oder die Decke bringen. Installierbar ist es als Vollheizung in der ganzen Wohnung oder partiell, zum Beispiel im Wohnzimmer vor der Couch.

bwd Round Table: Die Teilnehmer

  • Bernd Lesker, Mapei, Leiter Anwendungstechnik und Produktmanagement Fußboden/Parkett
  • Andre Heuer, W. & L. Jordan, Produktmanager Zubehör
  • Michael Rose, Geschäftsführer Fussbodenbau Rose, Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk
  • Torsten Grotjohann, Inhaber iff-Institut für Fußbodenbau, Sachverständiger für textile Raumausstattung, das Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe
  • Maximilian Neander, Geschäftsführer Chore Bauen GmbH

In der Tat scheint die elektrische Flächenheizung jene Variante zu sein, die vom bodenlegenden Handwerker am ehesten weitestgehend alleine eingebaut werden kann, wenngleich hier final ein Elektriker benötigt wird, der das Ganze anschließt. Denn der Bodenleger darf dies streng genommen auch mit Blick auf die Haftung nicht. Die Schnittstelle will aber im Baustellenalltag erst einmal koordiniert sein. Rose weiß aus Erfahrung, dass der Elektriker just in dem Augenblick, wo er benötigt wird, schwer greifbar ist. "Da fehlt der richtige Ansprechpartner zur richtigen Zeit. Wenn ich als Letzter mit dem Boden komme, hat der Elektriker seine Arbeiten schon abgeschlossen."

Erhebliche Bedenken löst bei den Diskutanten jene Variante aus, bei der mangels ungenügender Aufbauhöhe Heizleitungen in den bestehenden Estrich gefräst werden müssen. "Damit habe ich meine Bauchschmerzen", sagt Rose. "Einfräsen, Spachtelmasse draufkippen und dann ist alles gut? Das habe ich als Estrichleger so nicht gelernt." Rose räumt ein, dass dies dennoch gängige Praxis ist, die erstaunlich häufig schadensfrei funktioniert. Auch Torsten Grotjohann, Inhaber des iff-Institut für Fußbodenbau und Sachverständiger für textile Raumausstattung, das Parkettlegerhandwerk und das Bodenlegergewerbe, bestätigt, dass er diesbezüglich kurioserweise noch keinen Schaden auf dem Tisch gehabt hätte. Gleichwohl stellt er klar, dass im Falle von Fräsarbeiten einiges auf den Bodenleger zukommt: "Was obendrauf zu packen, ist nicht das Problem!" Aber beim Fräsen müsse sich der Bodenleger mit der Estrichdicke und der Tragfähigkeit des Estrichs beschäftigen, was ihn bisher nicht tangiert hat.

"Wenn der Estrich schon 40 oder 50 Jahre alt ist, würde ich da mit Vorsicht rangehen."

Bernd Lesker

Auch das Alter des Estriches spiele, so Lesker, eine Rolle. "Wenn der schon 40 oder 50 Jahre alt ist, würde ich da mit Vorsicht rangehen. Über die Verantwortlichkeiten muss man wirklich Klartext sprechen. Der Bodenleger kann weder Estrichdicken noch Tragfähigkeiten prüfen", sagt Lesker. Das sollte er seiner Meinung nach auch tunlichst lassen. "Im Idealfall meldet er unter Verweis auf eine Sonderkonstruktion Bedenken an."

Bei all den Möglichkeiten der Erhaltung von Substanz muss auch beachtet werden, dass nicht jeder Untergrund und nicht jeder Estrich zu retten ist und weiterhin als Tragschicht verwendet werden kann. Im Rahmen einer ordentlichen Beratung gehöre es, so Lesker, auch dazu, ggf. den Rückbau der Altestriche zu empfehlen und stattdessen einen Neuaufbau zu wählen. Und selbst da müsse es ja nicht zwangsläufig ein klassischer Heizestrich sein. Aufgrund geringer Aufbauhöhen können oftmals auch Sonderkonstruktionen zum Einsatz kommen.

Vernetzen schafft Gewinn

Was nun? Kann der Bodenleger so mir nix dir nix im Alleingang dünnschichtige Heizsysteme mit anbieten und einbauen? Für Grotjohann gibt es kein Heizsystem, das der Bodenleger alleine installieren kann. Klar könne er die elektrische Heizmatte einspachteln, aber anschließen darf er sie am Ende nicht. Auch bei eingefrästen Fußbodenheizungen könne der Bodenleger locker die Schlaufen einfädeln, "aber wenn du die Heizschlangen verlegst und diese angeschlossen werden müssen, begibst du dich als Bodenleger in ein anderes Gewerk, in dem du nicht ausgebildet bist." Das birgt enorme Haftungsrisiken. "Das heißt, du wirst immer jemanden brauchen, der dich unterstützt."

Auch Lesker warnt vor Alleingängen: "Was den Einbau solcher Heizsysteme durch das bodenlegende Handwerk angeht, da trifft das Sprichwort: ‚Schuster bleib bei deinen Leisten‘ grundsätzlich am ehesten zu. Aber: Der Bodenleger kann sich ja vernetzen. Denn im Vergleich zum Heiz­estrich, bei dem der Heizungsbauer die Rohre verlegt und der Estrichleger den Estrich einbaut, übernimmt bei den dünnschichtigen Systemen das bodenlegende Handwerk die Funktion des Estrichlegers. Sprich er kann den Untergrund vorbereiten, dann werden die dünnschichtigen Systeme installiert und anschließend kann ausgeglichen bzw. gespachtelt und der Bodenbelag verlegt werden."

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    Bernd Lesker, Mapei, Leiter Anwendungstechnik und Produktmanagement Fußboden/Parkett.
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    Andre Heuer, W. & L. Jordan, Produktmanager Zubehör.
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    Michael Rose, Geschäftsführer Fussbodenbau Rose, Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk.
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    Torsten Grotjohann, Inhaber iff-Institut für Fußbodenbau, Sachverständiger für textile Raumausstattung, das Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe.
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    Maximilian Neander, Geschäftsführer Chore Bauen GmbH.
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    © Holzmann Medien GmbH & Co. KG
    Stefan Heinze, Chefredakteur bwd.

Von daher müsse, so Lesker, der Bodenleger nicht zwangsläufig die Verlegung dieser Systeme mit übernehmen, da dies ja spezielle Fachkenntnisse erfordert wie Berechnung der Länge der Heizschlangen, Abstand der Heizleitungen, Installation und Anschluss an den Verteiler usw. "Bei richtiger Vernetzung zu den anderen Branchen können aber zusätzliche Aufträge zur energetischen Sanierung generiert und ggf. auch gemeinschaftlich abgearbeitet werden. Es spricht ja nichts dagegen, dass der Heizungsbauer die planerischen Tätigkeiten übernimmt und der Bodenleger die Heizschlangen nach Vorgabe verlegt, je nach Erfordernis und Zeitplan auf der Baustelle."

Die alltägliche Praxis zeigt, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Gewerken durchaus fließend sind. So gibt es beispielsweise Heizungs- und Sanitärinstallateure, die auch gleichzeitig eine Komplettlösung inklusive Bodenbelag mit anbieten und dies auch in ihren Ausstellungsräumen bewerben. Da werde, so Lesker, ein ganzes Bad angeboten, vom erforderlichen Rückbau, über die neue Heizung und den Armaturen bis hin zu den Badmöbeln und der Badgestaltung. "Hier kann sich der Bodenleger sicherlich zukünftig gut vernetzen."

Beim Thema energetische Sanierung schlägt also einmal mehr die Stunde der Allianzen und Kooperationen. Wenn überhaupt, könne ein Gewerk immer nur Teilleistungen erbringen, sagt Maximilian Neander. Neander weiß, wovon er spricht. Sein Unternehmen, die Frankfurter Chore Bauen GmbH bietet ein breites Leistungsspektrum für Baumaßnahmen im Bestand an. Von Lösungen für Umbau- und Ausbaumaßnahmen als Generalunternehmen mit eigenem Fachpersonal bis hin zu Einzelprojekten in den Bereichen Elektrotechnik, Haustechnik, Brandschutz und Projektmanagement. Dabei, so Grotjohann, sei die Allianz für sich genommen ja keine neue Idee. Sie gewinnt aber immer dann an Bedeutung, wenn die an sich selbstverständliche Baustellenkoordination versagt, was in der Praxis leider häufig vorkomme. "Die Allianz hat den Vorteil, dass die Leute sich kennen und miteinander reden und keine Scheu voreinander haben", sagt Grotjohann.

"Wir sind ein großer Freund davon, immer die Industrie mit auf die Baustelle zu nehmen."

Maximilian Neander

Ganz unabhängig davon, ob sich der Bodenleger im Rahmen einer energetischen Sanierung mit dem konkreten Einbau von Heizsystemen beschäftigt, bleibt das Thema technisch herausfordernd. Da ist zum Beispiel die Rohrüberdeckung bei nachträglich eingefrästen Systemen. Wie viel muss ich da darüber packen? Reichen fünf, zehn oder 15 Millimeter Spachtelmasse? Und welche Spachtelmasse ist dafür geeignet? Hier muss sich der Bodenleger informieren, denn wenn er die Schichtdicken nicht einhält, bekommt er unter Umständen hinterher Probleme.
Die Industrie kommt ihm dabei zu Hilfe. "Wir geben Empfehlungen heraus, die mit den Heizungsanbietern abgesprochen sind und die analog zu den Verlegeanleitungen funktionieren, sodass der Verleger größtmögliche Absicherung hat", betont Lesker. Der Aufbau ist in der Regel durchaus aufwendig. So empfehle sich der Einsatz einer elastischen Spachtelmasse, welche die Rohre eng umschließt und Bewegungen im System mitmacht. Auch empfiehlt Mapei, mindestens zehn Millimeter zu spachteln, um zu gewährleisten, dass die Vorlauftemperatur von 29 Grad nicht überschritten wird. Apropos Vorlauftemperatur. Viele Hersteller würden, so Grotjohann, immer noch "geeignet bis zu 26 Grad Oberflächentemperatur" auf ihren Bodenbelägen ausweisen. "Wir haben aber seit geraumer Zeit ein Merkblatt der Branche, indem wir sagen, dass jeder Nutzbelag bis 29 Grad aushalten muss, sonst ist er nicht für Fußbodenheizungen geeignet." Dieses Missverhältnis zwischen Herstellerangaben und Regelwerken führe regelmäßig zu vermeidbaren Schadensfällen: "Wir kriegen das in der Branche nicht aufgearbeitet, aber wollen jetzt noch komplexere Felder eröffnen", sagt Grotjohann. Die Industrie mit ins Boot zu holen findet Maximilian Neander grundsätzlich wichtig. "Wir sind ein großer Freund davon, immer die Industrie mit auf die Baustelle zu nehmen. Und dann sind am besten Heizungsbauer und Bodenleger gemeinsam vor Ort."

Fazit: Die Chancen überwiegen

Überwiegen also nun die Chancen oder die Risiken für den Bodenleger, sich mit dem Thema energetische Sanierung zu befassen? "Meiner Meinung nach überwiegen die Chancen, denn es ist ein Zusatzgeschäft", sagt Andre Heuer. Der Bodenleger hat dabei mehr Materialeinsatz, den er zusätzlich berechnen kann. Es macht einen Unterschied, ob man einen normalen Boden mit zwei bis drei Millimeter spachtelt oder eine Fußbodenheizung mit 15 mm. Außerdem könne, so Heuer, der Bodenleger einen Wärmekomfort mitverkaufen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass selbst, wenn wir in dieser Runde viel über Flächenheizungen gesprochen haben, auch schon der Einbau einer Dämmplatte gegen kalte Füße helfen kann", ergänzt der Jordan-Produktmanager. "Bei Jordan sehen wir starke Zuwächse im Segment der schwimmend oder verklebten Dämmplatten, während Unterlagsbahnen, wie normale Trittschallunterlagen, rückläufig sind."

"Meiner Meinung nach überwiegen die Chancen, denn es ist ein Zusatzgeschäft."

Andre Heuer

Die Chance überwiegen, dem schließt sich auch Maximilian Neander von Chore Bauen an: "Es ist definitiv etwas für den ambitionierten Bodenleger." Speziell ein elektrisches Flächenheizsystem hält Neander für bodenlegerkompatibel, zumal sich der Aufwand, sich mit einem kleinen Elektroschein für den Anschluss elektrischer Heizsysteme nachzuqualifizieren, in Grenzen hält. "Dabei darf man sich aber nicht verzetteln", ergänzt Neander. "Am Ende braucht es das richtige Projekt, den richtigen Kunden und den richtigen Elan."

Mapei-Anwendungstechnik-Chef Lesker sieht in der energetischen Sanierung ein Trendthema, das noch am Anfang steht und sich weiterentwickeln wird: "Wir fangen gerade an. Es ist schon jetzt eine klare Chance für den Bodenleger, denn die Systeme sollen häufig auf bestehende Unterböden gebaut werden." Dieser Umstand bietet ein Verkaufsargument, welches der Bodenleger anders als ein Wasser- oder Heizungsinstallateur für sich nutzen könnte. "Der Fachhandwerker muss seine Stärke ausspielen", meint Lesker. "Das ist sein Pfund, mit dem er punkten kann."

"Muss ich nicht auch als gestandener Bodenleger bereit sein, mich noch mal weiterzubilden?"

Torsten Grotjohann

Torsten Grotjohann geht sogar noch einen Schritt weiter: "Ich denke, es ist sogar eine Notwendigkeit, sich mit der energetischen Sanierung zu befassen." Noch ließen sich die bestehenden Systeme am Markt an einer Hand abzählen. "Wir wissen aber noch gar nicht, was da kommt. Wenn ich nicht dran bleibe, habe ich ein Problem. Aber natürlich gehört dazu auch das Abwägen von Risiken." Nach Ansicht von Grotjohann ist die Zeit der Einzelkämpfer so oder so vorbei, weshalb man sich fragen müsse: "Mit wem kann ich eine Kooperation eingehen? Und muss ich nicht auch als gestandener Bodenleger bereit sein, mich noch mal weiterzubilden?"

Damit rennt Grotjohann bei seinem Kollegen Rose offene Türen ein. "Ich kann meinen Berufskollegen nur raten: Seid offen für Neuheiten und nutzt die Hände, die euch auch von der Industrie gereicht werden", schließt Michael Rose die Round Table-Diskussion ab. "Wir sind eine konservative Berufsgruppe, aber wir müssen uns den Themen der energetischen Sanierung öffnen. Sonst fährt der Zug ohne uns ab. Die Industrie muss verkaufen und wenn sie nicht an den Bodenleger verkauft, dann an andere."