Aus den Fehlern anderer lernen Alternative Bodenbeläge im Bad: Alles dicht?

Für den Boden in Bad und WC sind PVC-Designbeläge inzwischen gefragte Alternativen zu keramischen Fliesen. Dabei sind jedoch hohe Anforderungen an die Planung, Auswahl und handwerkliche Verarbeitung erforderlich.

Hotel im Bestand: PVC-Designbelag auf Fliesen im Bad scheinbar schadensfrei (links). Doch nach kurzer Nutzung schadhaft in WC. - © iba-Institut

Nicht nur schick soll der Boden im Bad sein, dicht muss die Bodenkonstruktion bleiben! Wenn diese Sorgfalt nicht beachtet wird, kann es schnell zu Reklamationen kommen: Der Kunde bemängelt Pfützen, Blasen oder Beulen und Ausblühungen mit Enthaftungen. Der nachfolgende Schadensfall zeigt, warum bei alternativen Bodenbelägen in Bad, Dusche und WC häufig Schäden entstehen können.

PVC-Designbelag auf Fliesen im Bad und WC

Für ein Hotel aus den 1980er-Jahren plante der Investor im Jahre 2019 eine umfangreiche Revitalisierung für 40 Zimmer. In Bad und WC sollten alte Fliesen verbleiben und mit einem plankenförmigen PVC-Designbelag überarbeitet werden. Nach Untergrundvorbereitung und Aufbringen einer zementären Spachtelung wurde der Oberboden neu verlegt und vollflächig verklebt.

Innerhalb von einem Jahr nach der Abnahme und entsprechender Nutzung zeigten sich in allen Zimmern im Bad, Dusche und WC zunächst Blasen und Beulen und dann Ablösungen einzelner Elemente des PVC-Designbelags.

Der beauftragte Bodenleger sah sich jedoch nicht in der Verantwortung. Die Mängelrügen blieben ohne Reaktion: Es gebe keine Fehler bei der Ausführung und man habe sich an die Vorgaben der Hersteller von Spachtelmasse, Klebstoff und Bodenbelag gehalten. Zur Klärung des Schadens und der Verursacherfrage wurde in 2020 ein Sachverständiger des iba-Institut beauftragt.

Schadensbilder: Blasen und Beulen im Bodenbelag, Adhäsions- und Kohäsionsbruch

Zur Befunderhebung wurde der PVC-Designbelag in Bad, Dusche und WC jeweils in Augenschein genommen und inspiziert, sowie an ausgewählten Prüfstellen weitergehend untersucht. Dabei resultierten folgende Befunde:

Im Bad und WC waren Waschtische vorhanden, die Badewannen zeigen sich ohne teilflächige Verglasung bzw. Trennwand. Vielmehr war ein Duschvorhang vorhanden, sodass bei Nutzung mehr oder weniger viel Wasser auf den Bodenbelag gelangen kann. Unmittelbar vor der Badewanne waren lokal Blasen und Beulen im Oberboden zu konstatieren. Hier wurden Prüfstellen eingerichtet und einzelne Planken im blasenbehafteten und scheinbar schadensfreien Teilflächenbereich geöffnet sowie der Bodenbelag abgeschält. Dabei wurde festgestellt, dass sich zu etwa 80 Prozent ein Adhäsionsbruch des plankenförmigen Bodenbelags zum Klebstoffbett und zu etwa 20 Prozent ein Kohäsionsbruch innerhalb vom Klebstoffbett eingestellt hatte. Bei weiterem Abschälen des Bodenbelags angrenzend zur Badewanne hatte sich die Spachtelmasse bis auf die Fliesen ablösen lassen.

  • Bild 1 von 4
    © iba-Institut
    Auch im Badezimmer lösen sich die Planken des PVC-Designbelags ab.
  • Bild 2 von 4
    © iba-Institut
    Ursachen: Verseifung des Klebers...
  • Bild 3 von 4
    © iba-Institut
    ... wegen Hinterfeuchtung und fehlender Abdichtung...
  • Bild 4 von 4
    © iba-Institut
    ... und Ablösungen der Spachtelmasse von Fliesen.

An weiteren Prüfstellen ergab sich bei weiterem Abschälen der einzelnen Planken des Designbelags zu 50 Prozent ein Kohäsionsbruch im Kleber, zu 20 Prozent ein Ablösen der Spachtelmasse, ein Adhäsionsbruch zu den Fliesen und zu 30 Prozent ein Adhäsionsbruch der Planken zum Klebstoffbett.

Nach dem Abschälen des Bodenbelags resultierten auf der Spachtelmasse und dem Klebstoffbett erhöhte Messwerte für die Restfeuchte mit 110 Digits bis 130 Digits. Es zeigte sich ein Quellen mit Anlösen und beginnendem Verseifen des Klebstoffs. Eine Abdichtung im Verbund mit dem Oberboden war nicht vorzufinden.

Der ganze Beitrag zum Thema "Alternative Bodenbeläge im Bad" in bwd

Lesen Sie den kompletten Beitrag zum Thema "Alternative Bodenbeläge im Bad" in boden wand decke, Ausgabe 1/2-2024 mit einem weiteren Schadensfall zu einer dekorativen Beschichtung. Erfahren Sie außerdem, welche Regelwerke zu beachten sind und worauf es bei der notwendigen Abdichtung ankommt.

Böden im Bad: Auf die anwendungstechnische Beratung der Hersteller zurückgreifen

Es ist also wieder einmal darauf hinzuweisen, dass der erfolgreiche Handwerker gut beraten ist, im Einzelfall auf die anwendungstechnische Beratung der Hersteller zurückzugreifen und einen systemgerechten Aufbau der Produkte zu erfragen, anzubieten und zu verarbeiten. Dieser Auftragnehmer hatte alleine gehandelt: Daher lag die Verantwortung für die Planung auch bei dem beauftragten Bodenleger! Der Schaden wäre vermeidbar gewesen: Nun wurde der Rückbau und die Erneuerung des Oberbodens notwendig. Ein teures Ereignis, da neben den Kosten der Mangelbeseitigung in Bad, Dusche und WC auch die temporäre Unmöglichkeit der Nutzung hinzukommt – Vermögensschäden also für den Hotelbesitzer während der Sanierung.

Alternative Böden im Bad

Allgemein anerkannt Regeln der Technik versus Sonderkonstruktion

Vorsicht Falle: In der DIN 18534 werden unter „Anwendungsbereich“ nicht geregelt "wasserabweisende Beschichtungen, Anstriche und sonstige wasserabweisende Oberbeläge".

Aus technischer Sichtweise handelt es sich daher bei PVC-Designbelägen und dekorativen Bodenbeschichtungen im privaten Nassbereich bzw. Badezimmern mit Duschen um eine Sonderkonstruktion: Für solche Oberböden ist vom Hersteller der Nachweis der funktionstauglichen Abdichtung zu führen - außer Fliesen oder Naturstein sind alternative Oberböden eben normativ nicht erfasst.

Nach der im Juli 2017 eingeführten DIN 18 195 "Abdichtung von Bauwerken – Begriffe" ist nach "3.6 Abdichtungsschicht" ein "abdichtendes Flächengebilde aus einer oder mehreren, im Verbund untereinander hergestellten, Abdichtungslagen". Hierzu Verwendung finden dann nach 23.7 Abdichtungssystem": "Vom Systemanbieter festgelegte Komponenten einer Abdichtungsbauart, die im eingebauten Zustand die Abdichtung ergeben".

Analog der im Juli 2017 eingeführten DIN 18 534-1 "Abdichtung von Innenräumen – Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze" ist diese Norm für Neubau und Bestand heranzuziehen für den "Anwendungsbereich" für die Abdichtung von "Boden- und Wandflächen in Innenräumen mit bahnenförmigen und flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen gegen Wasser mit einer planmäßigen Anstauhöhe bis 10 cm".

Darunter fallen demnach "Flächen, auf die Spritz-, Brauch- und Reinigungswasser einwirken wie in Badezimmern".

Der Autor

Hans-Joachim Rolof ist ö.b.u.v. Berufssachverständiger im iba-Institut, Düsseldorf. Koblenz. Stuttgart