ZVPF Bundesweite Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung Zeiten des Wandels

Was tun, wenn eine Ära zu Ende geht? Auf der Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung rangen die Teilnehmer um ein Konzept für die Zeit nach Heinz Brehm. Erstmals soll es eine Fachgruppe der Lehrlingswarte im ZVPF geben. Deren Repräsentant wird der nächste Bundeslehrlingswart werden. Doch ein Problem bleibt: leere Kassen.Zeiten des Wandels Die bundesweite Lehrlingswarte- und Berufsschullehrertagung fand dieses Jahr vom 23. bis 24. Februar bei Lägler in Frauenzimmern statt. Bundeslehrlingswart Heinz Brehm begrüßte die 42 Teilnehmer aus ganz Deutschland, darunter auch Karsten Krause und Peter Fendt vom Zentralverband für Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF). Wieder weniger Bodenlegerazubis Ein wichtiger Punkt zu Beginn der Tagung war der Stand der aktuellen Lehrlingszahlen. Hier zeigt sich bei den Parkettlegern aktuell wieder ein leichtes Plus von knapp drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtzahl der Lehrlinge im Parkettlegerhandwerk ist mit 697 Auszubildenden zwar immer noch deutlich unter dem Wert von 2010 (814 Azubis), doch im Gegensatz zum Vorjahr, wo der Beruf einen Rückgang von fast 17 Prozent hinnehmen musste und die Zahl der Lehrlinge auf 678 schrumpfte, erscheinen die aktuellen Zahlen als kleiner Lichtblick. Nicht ganz so rosig sieht es bei den Bodenlegern aus. Dort ist die Gesamtzahl der Lehrlinge im Februar 2012 im Vergleich zum Vorjahr um knapp drei Prozent auf 477 Azubis zurückgegangen und hat damit den tiefsten Wert seit 2005 erreicht. Damals lag die Lehrlingszahl bei 393. Die Gesamtzahl der Auszubildenden beträgt zum Stand Februar 2012 im Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe 1.174 und liegt damit nur 0,3 Prozent unter der Zahl des Vorjahres (2011: 1.178 Auszubildende). Das eigentliche Thema des Tages war aber die Nachfolge von Bundeslehrlingswart Heinz Brehm. „Ich habe die Idee, aus unserem Kreis eine Fachgruppe zu kreieren“, läutete Brehm das Thema ein. Ralf Schnack, Lehrlingswart aus Schleswig-Holstein, stellte den in einer Gruppe gemeinsam mit Heinz Brehm erarbeiteten Vorschlag vor. Allerdings nicht, ohne vorher noch einmal das Engagement des jetzigen Bundeslehrlingswartes und seine Netzwerkarbeit zu rühmen. Plan sei es, sagte Schnack, eine eigenständige Fachgruppe innerhalb des Zentralverbandes zu gründen. In dieser Gruppe soll es einen Vorstand geben, der die Arbeit leitet. Diesem steht wiederum eine repräsentative Person vor. Diese wird dann dem ZVPF als nächster Bundelslehrlingswart in den Vorstand vorgeschlagen. Der Wunsch von Heinz Brehm sei gewesen, dass der designierte Bundeslehrlingswart schon kommendes Jahr in die Tätigkeiten eingeführt wird, um die Übergangszeit zu gewährleisten. „Wir haben jetzt mit dieser Gruppe ein Jahr Zeit, um uns zu überlegen, wie wir die verschiedenen Aufgabenfelder strukturieren“, sagte Schnack. Diese umfassen unter anderem die Leistungswettbewerbe, die überbetriebliche Ausbildung, Maschinenkurse mit dem Thema Arbeitssicherheit, die Vernetzung mit den Schulen und das Feld Finanzen. „Unser Ansinnen ist es, das auf den Weg zu bringen und euch hoffentlich im nächsten Jahr ein fertiges Konzept vorzustellen“, führte Schnack aus und setzte hinzu: „Was ganz wichtig ist: Diejenigen, die das machen wollen, werden gewählt.“ Ein zentraler Punkt sei, dass die Lehrlingswarte ihren Vertreter selbst wählen. Zusammenarbeit soll erhalten bleiben Heinz Brehm hob hervor, dass er auch in Zukunft Wert auf die gemeinsame Arbeit von Lehrlingswarten und Berufsschulen lege. „Parkett- und Bodenleger sind die einzigen Berufe, bei denen Berufsschullehrer und Lehrlingswarte bundesweit zusammenstehen. Und das ist, wie ich finde, eine ganz tolle Sache.“ Brehm fügte hinzu, dass es eine eigene Fachgruppe im ZVPF auch erlaube, Fördermitglieder einzuladen. Ein nicht unwichtiger Punkt, da das so erwirtschaftete Geld einen größeren Spielraum etwa bei Schulungsmöglichkeiten oder Wettbewerben erlaube. Zusätzliche Kosten entstünden darüber hinaus ohnehin, da die Arbeit des Bundeslehrlingswartes in Zukunft auf mehrere Schultern verteilt werde. Wie wichtig das Nachdenken über zusätzliche Fördermöglichkeiten tatsächlich ist, zeigten auch die Zahlen, mit denen der stellvertretende Bundesinnungsmeister Karsten Krause die Teilnehmer konfrontierte. „Wir müssen uns Gedanken über den ZVPF der Zukunft machen“, sagte Krause, „es gibt inzwischen schon keinen Zweifel mehr, dass er so wie er ist, nicht mehr aussehen kann.“ Das habe unterschiedliche Gründe. Ursachen seien unter anderem die schwindende Mitgliederstärke und die damit einhergehende öffentliche Wahrnehmung, die Probleme bei der Finanzierung und die Altersstruktur des Verbands. 40 Prozent weniger Mitglieder im ZVPF So sei der Mitgliederstand innerhalb einer Dekade von 2000 bis 2010 um 40 Prozent abgeschmolzen. Die Beitragseinnahmen gingen binnen dieses Zeitraums um 25 Prozent zurück. Auch die Fördermitglieder fangen an zu bröckeln. Das sei im Moment sehr stark im Bereich der Bodenbelaghersteller der Fall. „Wir müssen uns anschauen, wo wir sparen können“, warnte Krause. Für den Zentralverband seien etwa die Leistungswettbewerbe ein Thema. Klar sei laut Krause: „Wir müssen den Verband in den nächsten Jahren auf ein neues Fundament stellen.“ Er bat hier um die Mitarbeit der Mitglieder des Zentralverbands, ihre Ideen und Visionen in die Gemeinschaft einzubringen. Zur Nachfolgeregelung des Amts von Heinz Brehm und der geplanten Fachgruppe äußerte sich der stellvertretende Bundesinnungsmeister durchweg positiv: „Zur Fachgruppe kann ich schon nach kurzer Vorabstimmung mit dem Bundesvorstand sagen: Das wird ausdrücklich begrüßt! Die Zeit für eine Fachgruppe der Lehrlingswarte ist überfällig.“ Sobald es einen Repräsentanten der Gruppe gebe, werde dieser in den Vorstand eingeladen. Nachqualifizierung für Angelernte Einer der weiteren Punkte auf der Agenda war das Thema Nachqualifizierung. Heinz Brehm dazu: „Zum einen mangelt es uns an Fachkräften, aber gleichzeitig haben wir viele Mitarbeiter, die angelernt wurden und Praxiserfahrung besitzen. Genau die sollten wir qualifizieren.“ Für die Nachqualifizierungsmaßnahme, die nun erst einmal in Nürnberg starten wird, hat Brehm die Handwerkskammer Mittelfranken ins Boot geholt. Angesprochen sind angelernte Kräfte oder zum Beispiel Personen, die durch die Gesellenprüfung gefallen sind. Um zu sehen, ob die Kandidaten die Aufnahmevoraussetzungen erfüllen, werden sie vorher einem Test unterzogen. Diskutiert wurde in der Runde, ob es nicht für (lern)schwache Lehrlinge in Zukunft eine abgespeckte Form der Qualifizierung geben sollte, um diese Personen nicht ganz zu verlieren. Diskutiert wurde etwa die Ausbildung zum Facharbeiter, also ein Abschluss, der nicht dem Niveau des Gesellenbriefes entspricht, sondern darunter angesiedelt ist. Vergleichbare Qualifizierungen gäbe es etwa in der Gastronomie, wo nicht nur eine Ausbildung zum Koch möglich ist, sondern auch zum weniger qualifizierten Beikoch. Manfred Weber stellte die Ausarbeitung der einheitlichen Gesellenstück- und Arbeitsprobenherstellung vor. Diese vereinheitlichte Gesellenprüfung gelte für ganz Deutschland. „Wir haben einen guten Kompromiss gefunden und sind der Meinung, dass dieser von allen umgesetzt werden sollte“, appellierte Weber. Die Zeitvorgabe für die Gesellenprüfung beträgt 21 Stunden. Lehrlingswart Weber und Berufsschullehrer Germann Kirschbaum stellten die Arbeitsaufgaben vor und erläuterten, dass vor allem auf die Arbeitsweise ein großer Schwerpunkt gelegt wurde. Annette Sommerfeld, Berufsschullehrerin an der Marcel-Breuer-Schule in Berlin, gab in ihrem Vortrag einen Rückblick auf Projekte, die gemeinsam mit den Auszubildenden im vergangenen Jahr umgesetzt wurden. Hierzu zählt vor allem das Museum für Fußbodentechnik, das die engagierte Lehrerin im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden stampfte. Die Ausstellung war unter anderem Teil des Forums „Boden-Kontakt“, das sich an Auszubildende und Ausbilder richtet und eine positive Resonanz erfahren hat. Zu einem Besuch des kommenden Forums lud Sommerfeld die anderen Berufsschulen ausdrücklich ein. Darüber hinaus waren die Exponate des Fußbodenmuseums auch auf der Messe „Estrich Parkett Fliese“ in Feuchtwangen zu sehen. Das Museum für Fußbodentechnik ist nun auch mit einer eigenen Homepage im Internet zu finden: www.mfbt.de. Die Initiative ist derzeit ein deutschlandweites Projekt, eine europäische Zusammearbeit wird langfristig angestrebt.Elisabeth Göpel elisabeth.goepel@holzmann-medien.de

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