Sachverständigenseminar Feuchtwangen Qualität von Laminatböden in Herstellung und Verlegung - Wissen schützt vor Fehlern"> Sachverständigenseminar Feuchtwangen Qualität von Laminatböden in Herstellung und Verlegung Wissen schützt vor Fehlern

Dr. Falko Wepner von Hamberger teilte in Feuchtwangen seinen aktuellen Wissensstand zu Laminatböden. Normativ ist zwar Vieles hervorragend geregelt – dennoch gibt es Fehlerquellen, die bodenlegende Handwerker kennen sollten.Ein spezielles Schadensrisiko bei Laminat ist der Kantenbereich. So kann etwa eine fehlerhafte Flucht Beschädigungen im Profil verursachen.Wissen schützt vor FehlernDer Leiter der Werkstofftechnik bei Hamberger Flooring in Rosenheim, Dr. Falko Wepner, begab sich auf dem Sachverständigenseminar in Feuchtwangen im wahrsten Sinne in die Tiefen des Laminats. Doch zuvor ging es an die Grundlagen, die verschiedenen Laminatbodentypen. Standard ist der direktbeschichtete Laminatboden DPL. Die älteste Variante ist das hochdruckgepresste HPL-Laminat, eine weitere Gattung sind die kontinuierlich gepressten CPL-Laminate. Darüber hinaus gibt es noch direkt bedruckte, bei denen der Druck direkt auf der Holzwerkstoffplatte stattfindet (PDL), sowie die flüssig aufgebrachten Laminate nach der Liquid Laminat Technology (LLT). Die verschiedenen Herstellverfahren sind in ihren jeweiligen Produktnormen ausführlich beschrieben, wie zum Beispiel in der DIN EN 13329 (ISO 14486) für Laminate mit Deckschichten auf Basis wärmehärtbarer Harze oder der DIN EN 14978 Laminatböden mit elektronenstrahlgehärteter Oberfläche. Die allgemeinen Anforderungen an Laminatböden sind in der DIN EN 13329 geregelt. So sind Farbveränderungen, wie sie im natürlichen Holz unvermeidlich sind, bei ihren Nachbildungen natürlich nicht akzeptabel. In der Vergangenheit gab es aufgrund der Lichtinstabilität von Druckerfarben gelegentlich Probleme. Bei den direkt bedruckten Böden kam es zu Vergilbungen des Holzwerkstoffuntergrundes; bei den herkömmlichen Laminatböden zu ähnlichen Erscheinungen beim Melamin als Bindemittel. Das ist heute kaum noch der Fall. Die Lichtstabilität ist inzwischen technischer Standard und vom Hersteller zu garantieren. Weiterhin sind Kriterien wie das Klimaverhalten, die Eindruckbeständigkeit, die Geometrie, die Abhebefestigkeit oder die Auslieferungsfeuchte in dieser Norm festgelegt. Aus den zu erwartenden Anforderungen entwickelten sich die Nutzungsklassen wie Wohnen oder Gewerbe oder gar Industrie und weiterhin die Klassifizierungsmerkmale in den jeweiligen Beanspruchungsklassen, die sich aus Einstufungen hinsichtlich der Beständigkeit gegen Abrieb, der Stoßbeanspruchung, dem Verhalten gegen Zigarettenglut etc. ergeben - mit jeweils im technischen Detail unterschiedlichem Verhalten der einzelnen Laminattypen. So verhalten sich zum Beispiel aminoplastische anders als ESH- oder direkt bedruckte Oberflächen. Verlege- oder Produktionsfehler?Unterscheiden kann man zwischen klassischen Verlegefehlern, wie beispielsweise fehlenden Abständen zu festen Bauteilen wie Heizungsrohren oder Türzargen, zu geringen Versätzen nebeneinanderliegender Laminatelemente oder Stauchungen an den Nut-Feder-Profilen durch zu starkes Aneinanderschlagen. Demgegenüber stehen Produktionsfehler wie Blasenbildungen, Stirnöffnungen oder offenporige Oberflächen. Blasenbildungen deuten zum Beispiel auf zu hohe Materialfeuchte im Zuge der Verpressung hin. Fugenöffnungen können mit Fehlern in der Fräsgeometrie zu tun haben. Oberflächliche Kratzer sind immer noch klassische Beanstandungsgründe, obwohl die Overlays bzw. die Lacke mittlerweile derart verbessert sind, dass Schadensfälle aufgrund ungenügender Kratzfestigkeit schon deutlich seltener auftreten. Ein Bewertungsverfahren findet sich in der DIN EN 16094, nach der Mikrokratzer in einem genormten Prüfverfahren im Scheuerversuch mit verschiedenen Schleifpads auf der Oberfläche optisch bewertet werden, ohne dass diese Methode allerdings Bestandteil der Einstufung in Nutzungsklassen ist. In der DIN EN 438-2 ist die Diamantritzhärte als Prüfung festgelegt, die die Beständigkeit gegenüber groben Verkratzungen durch eine Diamantspitze ermittelt. Sie ist zum Beispiel obligatorisch für ESH-Oberflächen nach der DIN EN 14976. Nebenbei: Kratzbeständigkeit und Abriebfestigkeit haben nichts miteinander zu tun. Maßgeblich bestimmen das Abriebverhalten bzw. die Abnutzung oder der Durchrieb der Deckschicht die Nutzungsklasse, die entweder mit Schleifpapier oder durch die Falling-Sand-Methode bestimmt wird. Anders als bei Parkett, das in der Oberfläche nachträglich bearbeitbar ist, verknüpft die Norm über die Einstufung in Nutzungsklassen maßgeblich die Nutzungseigenschaften mit dem Abriebverhalten des Laminats, wobei die Aussagekraft dieser Beziehung eingeschränkt ist. Ein spezielles Schadensrisiko bei Laminat birgt der Kantenbereich. Beispielsweise, wenn sich dort das Dekor von der Trägerplatte ablöst, weil die Anbindung zwischen den beiden Schichten gestört ist. Auch Enthaftungen innerhalb der aufgelegten Papiere treten bisweilen auf. Probleme im KantenbereichEine zu feuchte Reinigung sorgt generell für eine hohe Belastung an dieser Stelle, mit entsprechenden Aufquellungen. Insbesondere dann, wenn die Plattenqualität als minderwertig zu bezeichnen ist und nicht den Mindestanforderungen genügt. Untersuchen kann man dieses Verhalten in der Fertigungskontrolle über die Prüfung der Abhebefestigkeit nach DIN EN 311. Einige Hersteller imprägnieren die Plattenkanten zusätzlich, wobei aussagefähige Praxistests im Bereich von T-Fugen vorgenommen werden. Zu den Fehlern im Kantenbereich kann auch die Überzahnbildung gezählt werden, die sowohl in der Geometrie der Elemente als auch in der Verlegung selbst ihre Ursache haben kann. Verformungserscheinungen der Elemente haben zumeist mit erheblichen Auffeuchtungen aus dem Untergrund zu tun. Keine Dampfbremse, zu feuchter Estrich, nicht ausgetrocknete Schnellspachtelmassen sind diesbezügliche Fehler. Laut Norm ist eine Auslieferungsfeuchte von 4–10 Prozent zulässig. Üblicherweise pendeln sich die Ausgleichsfeuchten bei ca. 6 Prozent ein, die in erster Linie durch die HDF-Platte bestimmt sind, mit ihren geringeren Werten gegenüber massivem Holz. Die Feuchtemessung erfolgt beim Laminatboden am besten im Darrofen bei 105 °C und 24 Stunden Lagerdauer. Bei geringeren Gesamtdicken der Laminatelemente von zum Beispiel lediglich 6 mm macht sich auch die Ausgleichsfeuchte des aufgebrachten Dekorpapiers bemerkbar. Über leimlose Verbindungsprofile ist normativ relativ wenig hinterlegt. Für die von der Längsreibung zwischen den Elementen beeinflusste Auszugsfestigkeit in Längs- und Querrichtung gibt es normative Vorgaben in der ISO 14486. Gerade bei den Fold-Down-Systemen ist jedoch nicht nur die Auszugsfestigkeit wichtig, sondern auch die Passung. Weil diese Verriegelungstypen nicht selbstausrichtend sind, ist es wichtig, die Flucht genau einzuhalten, um Fehler zu vermeiden. Die Hersteller haben für ihre Produktionskontrolle der Profileigenschaften eigene Verfahren entwickelt. Dabei werden Versatzbildungen bei Stempeldruckbelastungen von bis zu 75 kg im Bereich des Stoßes geprüft. Diese geben bei stirnseitigen Fold- Down-Profilen Aufschluss über die Qualität der Verbindung. Die Stuhlrollenprüfung nach DIN EN 425 ist eine sehr aussagekräftige Untersuchung hinsichtlich mehrerer Faktoren wie der Geometrie des Profils, der mechanischen Stabilität der verwendeten Holzwerkstoffe, der Dicke, Elastizität und Standfestigkeit der Dämmunterlagen sowie von Dekorablösungen. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de

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