Schallbrücken in einem Hotelneubau Vorschnell verdächtigt

Für die Schallbrücken in einem Hotelneubau wurde vom Auftraggeber der Bodenleger verantwortlich gemacht. Am Ende zeigte sich, dass für den Mangel die nicht ordnungsgemäß ausgeführten Bewegungsfugen des Estrichlegers ursächlich waren.In einem mehrstöckigen Hotelneubau sollen Bodenbeläge auf einem Heizestrich verlegt werden. Nach Fertigstellung der ersten Etage dieses mehrstöckigen Gebäudes erhielt der Auftragnehmer für Bodenbelagsarbeiten eine Mängelanzeige wegen Schallübertragung in der Fußbodenkonstruktion. Die Begründung der Mängelanzeige lautet wie folgt: Die Bewegungsfugen von den Hotelzimmern zum Flur wurden überspachtelt. Sachverhalt Es fanden orientierende schalltechnische Überprüfungen mit einem Kleinhammerwerk statt. Diese Messungen der Schallpegeldifferenz haben nicht die geforderten Werte ergeben. Die Messungen ergaben nur ca. 13 dB. Nach diesen Überprüfungen geht man davon aus, dass die Estrichscheiben der Hotelzimmer nicht ordnungsgemäß zur Estrichscheibe des Hotelflures getrennt wurden. Folgende Grundlagen sollen erreicht werden: „Unter Berücksichtigung des geplanten textilen Bodenbelags im Flur (Voraussetzungen L’n.w ≤ 22 dB) kann auch mit den vorhandenen Körperschallbrücken die Anforderung von L’n.w ≤ 46 dB nicht erreicht werden. Es ist ferner zu beachten, dass sich aufgrund der Verbindung der Estrichscheiben auch negative Auswirkungen auf das Schalldämmmaß der Hotelzimmereingangstüren ergeben“. Die Überprüfungen vor Ort wurden zunächst in den Etagen durchgeführt, in denen noch keine Bodenbelagsarbeiten ausgeführt waren. Hierbei ging es darum, grundsätzlich zu prüfen, ob die Estricharbeiten sach- und fachgerecht ausgeführt sind. Mit einem Metallortungsgerät wurde der Türbereich zwischen Hotelflur und Hotelzimmer überprüft. Hierbei konnte festgestellt werden, dass im Estrich Fugendübel eingelassen sind (vgl. Abb. 1 und Abb. 2). Da die Bewegungsfuge mit einem 10 mm dicken Styroporstreifen erstellt wurde, war es relativ einfach, diesen Styroporstreifen zu entfernen. Als ein Teil des Styroporstreifens entfernt war, ist die Messung der Fugentiefe vorgenommen worden. Hierbei stellte sich heraus, dass die Fuge ca. 45 mm beträgt. In dem Bereich, an dem das Metallortungsgerät angeschlagen hatte, war des Weiteren zu erkennen, dass ein einfacher nicht ummantelter Metallstab im Estrich eingebettet war (vgl. Abb. 3 und 4 links). Augenscheinlich hat der Estrichleger die Bewegungsfuge von der Estrichscheibe des Hotelzimmers zum angrenzenden Flurbereich so ausgebildet, dass der Styroporstreifen auf die Heizrohre des Heizestrichs gestellt wurde. Die Überdeckung des Heizestrichs beträgt offensichtlich ca. 45 mm. In Verbindung mit den nicht ummantelten Estrichdübeln stand somit fest, dass die Bewegungsfuge nicht entsprechend der DIN 18560, Teil 2 Estrich im Bauwesen – Teil 2: Estriche und Heizestrich auf Dämmschichten erstellt wurde. Unter Punkt 5.3.3 Estrichfugen ist Folgendes niedergeschrieben: „Bei Heizestrichen sind in Türdurchgängen in der Regel Bewegungsfugen anzuordnen.“ Eine sach- und fachgerecht ausgeführte Bewegungsfuge ist von der Oberkante des Estrichs (nach Verlegung des Bodenbelags ab Oberkante Bodenbelag) bis zur Dämmung funktionsfähig zu trennen (vgl. obere Grafik). Bei der skizzierten, nicht sach- und fachgerecht ausgeführten Bewegungsfugen, weist der Estrich eine Verbindung und demzufolge eine Schallbrücke auf (vgl. untere Grafik). Um festzustellen, ob es sich bei dieser einen überprüften Tür um einen „Ausrutscher handelt“, wurden im Bereich weiterer Türen Schnellprüfungen vorgenommen. Für die Schnellprüfung reicht es aus, eine schmale Spatel oder - wie im vorliegenden Fall - eine Laborspatel in die Styroporfuge zu drücken (vgl. Abb. 5). Weist der Estrich eine Verbindung auf, kann die Spatel nur zum Teil in die Fuge geschoben werden. Kann die Spatel nicht mehr weiter in die Fuge gedrückt werden, kann diese nach einer Markierung oder durch halten mit einem Finger auf der Oberfläche des Estrichs markiert werden. Ist die Spatel wieder aus der Fuge gezogen, kann die Fugentiefe relativ einfach mit einem Meterstab überprüft werden (vgl. Abb. 6). Die stichprobenartigen Prüfungen haben ergeben, dass die Fugentiefe im Bereich von ca. 45 mm liegt. Demzufolge ist der Heizestrich über die gesamte Rohrdicke bis zur Dämmung nicht getrennt. Die Bewegungsfugen sind somit nachweislich nicht sach- und fachgerecht ausgeführt. Fazit Es konnte nachgewiesen werden, dass in allen Türbereichen in gleicher Weise gearbeitet wurde. Der Estrich ist oberflächlich durch den Styroporstreifen getrennt, ab Oberkante der Heizrohre bis zur Dämmung weist der Estrich einen durchgehenden Kontakt auf. Somit steht fest, dass die Schallübertragung aufgrund eines mangelhaft ausgeführten Estrichs bzw. einer nicht durchgängigen bzw. nicht funktionsfähigen Bewegungsfuge entstanden ist. Der Mangel ist demzufolge dem Estrichgewerk zuzuschreiben und nicht dem Bodenleger. Peter Schwarzmann