Forum Handwerk Domotex Joachim Barth klärt über Schadensfälle auf - Viermal blöd gelaufen?"> Forum Handwerk Domotex Joachim Barth klärt über Schadensfälle auf Viermal blöd gelaufen?

Auf dem von bwd organisierten Forum Handwerk plauderte Bundesinnungsmeister Joachim Barth aus dem Schadensfall-Nähkästchen. Wir haben vier seiner vorgestellten Fälle ausgewählt und zusammengefasst, wie sie passieren konnten – und wie man sie vermeidet.Viermal blöd gelaufen? Den Zeitpunkt, seitdem die Schadensfallquote für Parkettböden rapide anstieg, datiert der Sachverständige Joachim Barth auf das Jahr 2004. Dass just zu Beginn dieses Jahres die Novellierung der Handwerksordnung eintrat, ist für ihn kein Zufall. Genau diese macht Barth dafür verantwortlich, dass die Zahl der Schadensfälle derart sprunghaft angestiegen ist. Das mit der neuen Handwerksordnung gegebene Signal, das Parkettlegerhandwerk vorbehaltlos selbständig ausüben zu dürfen, haben einige mit dem Begriff „Können“ verwechselt. Die Folge sind viele vermeidbare Schäden zu Lasten der Verbraucher und der öffentlichen Auftraggeber - und ein erheblicher Imageverlust des Handwerks mit seinen seriösen Fachbetrieben. Aus einer Vielzahl von Schadensfällen, die der Bundesinnungsmeister anlässlich des Forums Handwerk auf der Domotex seinen Zuhörern präsentierte, haben wir einige Problemstellungen herausgefiltert, die wir im Folgenden vorstellen. 1 Metallene Möbelgleiter und geöltes Parkett In einem Hotelrestaurant war im Zuge einer Überarbeitungsmaßnahme ein werkseitig UV- lichthärtendgeöltes Parkett abgeschliffen und anschließend mit einem sauerstoffhärtenden Öl behandelt worden. Bereits nach wenigen Wochen wurden dunkle Flecken an der Oberfläche des Parketts moniert. Was war passiert? Die metallenen Möbelgleiter der Restaurantbestuhlung waren mit den Holzinhaltsstoffen in Kontakt getreten. Infolge des feuchten Wischens des Eichenparketts kam es zu einer Farbreaktion mit den Gerbstoffen des Holzes. Im Gegensatz zu der lichthärtend geölten Oberfläche ist eine oxidativ härtende nicht so dampfdicht. So konnten die Holzinhaltsstoffe mit den Metallgleitern korrespondieren und haben durch die Feuchte zu der Farbreaktion geführt. Die Folge: Der komplette Boden musste abgeschliffen und neu geölt werden, die metallenen Möbelgleiter wurden ausgetauscht. Der Fall warf folgende Fragen auf: Wer haftet? Besteht eine Hinweispflicht? Kann man so ein Erscheinungsbild, das nur den wenigsten bekannt sein dürfte, überhaupt verhindern? Barth empfiehlt den Pflegemittel-, Öl- und Versiegelungsherstellern, auf diese Problematik in ihren Pflegeanweisungen hinzuweisen, damit nicht nur der Parkettleger, sondern auch der Nutzer von vornherein über die Risiken informiert ist und seine Bestuhlung entsprechend ausstattet. 2 Verletzungsgefahr durch unsaubere Arbeit Beim Begehen einer Treppe offenbarten sich dem Sachverständigen sowohl auf der obersten Stufe als auch an der seitlichen Wand gleich mehrere Fehler. Zunächst war die Leiste mit HDF-Kern stumpf abgeschnitten worden. Dadurch entstand das unschöne Bild eines offenen HDF-Stoßes, das durch einen einfachen Gehrungschnitt und durch das Ansetzen eines auf die Wand führenden Endstückes zu vermeiden gewesen wäre. Durch diese unfachmännische Art der Leistenanbringung war eine scharfe Kante entstanden, die beim barfuß Darübergehen selbst im Randbereich zu einer Verletzungsgefahr hätte führen können. Zudem zeigte das Prüflineal auf der obersten Stufe eine Aufkantung von ca. 8 mm. In der Arbeitsstättenverordnung besteht bereits ab einer Absatzhöhe von 4 mm Stolpergefahr. Gerade in Verbindung mit der obersten Stufe einer Treppe ist hier vom Handwerker eine Sturz- bzw. Verletzungsgefahr beim Auf- und Abwärtsbegehenbilligend in Kauf genommen worden, was mindestens so schlimm wiegt wie der reine Ausführungsmangel - der in diesem Falle durch einfaches Unterfüttern und Vermitteln derHöhen der Parkettelemente auf den letzten Stufen der Stahlkonstruktion zu vermeiden gewesen wäre. Beschichtete Leisten mit HDF-Kern sind im Übrigen gegenüber massiven Leisten wesentlich empfindlicher. Zum Beispiel dann, wenn beim Saugen der hinterhergezogene Schlauch, das Kabel oder das Rad des Staubsaugersdie sensiblen Ecken beschädigt. Barth empfiehlt, bereits im Angebot „positive Bedenken“ mit einer Empfehlung anzumelden. Der Verleger könne hier mit dem Rat punkten, dass eine massive Leiste die bessere Lösung wäre, weil sie den täglichen Beanspruchungen besser standhält. Neben der höheren Wertschöpfung durch das Anbringen kann der Auftragnehmer im Falle einer späteren Beschädigung auch auf den fundierten Hinweis im Angebot pochen. 3Verletzungsgefahr durchfehlerhafte Risse Dielenböden liegen im Trend. Aufgrund der großen Dimensionen sind Risse nicht vermeidbar und bisweilen auch gewollt. Jeder ausgebildete Handwerker weiß allerdings, dass Kernbretter reißen und deshalb auf dem Fußboden nichts zu suchen haben. Sie sind im Zuge der Verlegung erkennbar und müssen aussortiert werden, denn Rissebergen immer eine Verletzungsgefahr. Dieses Risiko mit dem Hinweis, die Norm lasse Risse zu, außer Acht zu lassen oder gar zu verleugnen, ist handwerklicher Frevel. Schließlich verliert im Falle einer Verletzungsgefahr jegliche Norm ihre Bedeutung. In solch einem Fall gibt es nur eine Lösung: Die Diele muss raus und durch eine neue ersetzt werden. Wenn dann der Auftragnehmer den Riss mit einem Holzkitt o.Ä. zu schließen versucht, erleidet er Schiffbruch, denn derartige Risse lassen sich nicht auf diese Weise reparieren. Ganz abgesehen davon, dass eine unsaubere Arbeit, die im Gegenlicht sichtbar wird, nicht von handwerklichem Können zeugt. Barth empfiehlt, grundsätzlich keine Materialien, von denen eine Verletzungsgefahr ausgehen kann, einzusetzen bzw. sie bereits vor der Verlegung auszutauschen. Schließlich sind in den meisten Fällen die Gefahren erkennbar. Eigentlich sollte so etwas schon im Werk geschehen, denn Dielen mit Verletzungsgefahr dürften gar nicht in den Verkehr gebracht werden. 4Schäden am Holz durch Schädlinge Schäden mit dem Splintholz- bzw. Parkettkäfer (Lyctus linearis) scheinen in der letzten Zeit zugenommen zu haben. Einer der Gründe ist die Tendenz, u.a. aus Energiespargründen niedrigere Temperaturen in den Trocknungskammern zu fahren. Wenn im Kern des Holzes die Temperaturen unter ca. 63 °C verbleiben, wird der Schädling nicht abgetötet. Lägen die Temperaturen darüber, würde sich bei diesen Bedingungen das Eiweiß in den Larven verfestigen und sie wären damit unschädlich gemacht. Wird Parkett mit nicht abgestorbenen Larven verbaut, ist das verlegte Parkett also infiziert, beginnen die Käfer ihrer biologischen Uhr folgend zu schlüpfen, indem sie über ihre Fraßgänge den Weg aus dem Holz suchen. Das führt zu den typischen kreisrunden Bohrlöchern und den Anhäufungen von Bohrmehl. Speziell der Splintholzkäfer kann auch in sehr trockenem Holz überleben und befällt das Holz wieder, aus dem er geschlüpft ist. Aufgrund dessen kann er sich schnell vermehren. Barth empfiehlt, bei Befall durch den Splintholz- bzw. Parkettkäfer immer einen Fachmann für Holzschädlinge hinzuzuziehen. Nur der kann das Gefährdungspotential richtig einschätzen und die richtigen Maßnahmen zur Beseitigung ergreifen. Werden Parkettstäbe mit Fraßgängen bei der Verlegung erkannt, ist insbesondere bei solchen mit hellen Rändern Vorsicht geboten. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de

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