BEB-Sachverständigenseminar Schweinfurt Absperren von Feuchte: Ein aktueller Systemvergleich - Technik und Arbeitsschutz zählen!"> BEB-Sachverständigenseminar Schweinfurt Absperren von Feuchte: Ein aktueller Systemvergleich Technik und Arbeitsschutz zählen!

Feuchtesperren von Estrichen werden immer wichtiger. Dabei bieten die unterschiedlichen Systeme unterschiedliche Leistungen. Dr. Martin Schäfer hat sie in einer Wakol-Prüfreihe auch unter Berücksichtigung des Arbeitsschutzes verglichen.Technik und Arbeitsschutz zählen!Anstoß zu den Untersuchungen gaben unter anderem 2.379 CM-Messungen, zu denen der Klebstoffhersteller Wakol in den vergangenen vier Jahren gerufen wurde. 1.732 Prüfergebnisse lagen über 2 CM-%, wovon wiederum 96% der Messungen Werte von 2–4 CM-% aufwiesen. Dabei handelte es sich nicht um eine systematische Untersuchung des Trocknungsverhaltens von Estrichen1), ,sondern die Ergebnisse spiegelten lediglich den Feuchtezustand der Estriche, denen sich Parkett- und Bodenleger in der Praxis ausgesetzt sehen, wider, so Schäfer. Der hohe Anteil an zu feucht gemessenen Estrichen könnte demnach als Beleg dafür angesehen werden, dass die Notwendigkeit, Dampfdiffusionsbremsen wegen zu hoher Feuchtegehalte einzusetzen, häufiger besteht als gemeinhin angenommen. Wakol prüfte übrigens, wie in Parkettlegerkreisen üblich, im unteren Drittel. Nicht mehr ganz aktuellHintergrund: Im TKB-Merkblatt Nr. 8 heißt es hierzu: „Untergründe auf Zementbasis, die für eine direkte Verlegung von Bodenbelägen zu feucht sind, aber einen Feuchtegehalt nicht über maximal 5% (Herstellerangaben beachten) und eine ausreichende Festigkeit (Abbindezeit > 28 Tage) haben, können durch Aufbringen einer Grundierung, die als Dampfdiffusionsbremse wirkt, belegreif gemacht werden.“ Das ist allerdings nicht mehr ganz aktuell, da es mittlerweile weitere Systeme für die Reduktion der Wasserdampfdiffusionsrate gibt (siehe Übersicht Systeme zur Reduktion der Wasserdampfdiffusionsrate links oben). Die reaktiven 2-komponentigen Epoxidharze bzw 1-komponentigen Polyurethane sind seit etwa 20 Jahren im Einsatz und haben ihre Funktionsfähigkeit vielfach bewiesen. Eine Sonderstellung unter den Absperrungen nehmen die silanterminierten Parkettkleber ein. Sie sind eine Kombination aus Feuchtesperre und Klebstoff („All-in-one“-Parkettklebstoffe) und funktionieren beispielsweise über den Einsatz einer speziellen Spachtelzahnung, die mit seitlichen Abstandhaltern arbeitet und auf diese Weise einen geschlossenen Filmauftrag auf dem Estrich gewährleistet (siehe Abbildung oben). Solche Systeme funktionieren bis zu 4 CM-%, sind aber wegen des vergleichsweise hohen Klebstoffauftrages von 1.700 bis 1.800 g/m² vom Verleger mit äußerster Sorgfalt und nur für Nut-Feder-Produkte anwendbar (Empfehlung Wakol)2). Gerade in Skandinavien mit den typischen Betonuntergründen sind solche Systeme gefragt. Physikalisch trocknende Systeme wie 1-K-Dispersionsgrundierungen werden ebenfalls seit einigen Jahren genutzt, allerdings im Unterschied zu den reaktiven für anschließende Spachtelarbeiten, und weisen gegenüber diesen eine wesentlich geringere Festigkeit auf, was vor allem dann wichtig ist, wenn große Schubkräfte wie bei Holzfußböden beherrscht werden müssen. Aufwendige PrüfreiheUm die Leistungsfähigkeit hinsichtlich der Diffusionshemmung all dieser Systeme miteinander vergleichen zu können, hat Wakol in Kooperation mit dem Kiwa Polymer Institut3) in einer aufwendigen Prüfreihe deren Verhalten gegenüber Wasserdampf untersucht. Die Wasserdampfdiffusionsstromdichte wurde dabei nach DIN EN ISO 7783 gemessen. Dazu wurden Probekörper/Mörtelscheiben in spezielle Behälter dampfdichtverschlossen eingebracht, die ihrerseits eine gesättigte Phosphatlösung enthielten, über der sich eine relative Luftfeuchtigkeit von 95% einstellt4). Sie wurden dann in einer Klimakammer einem Normklima mit 50% relativer Luftfeuchte ausgesetzt. Um die Unterschiede zwischen den einzelnen Abdichtungssystemen zu ermitteln, wurden die Mörtelscheiben zunächst unbeschichtet geprüft und dann mit verschiedenen Absperrungen versehen. Mittels einer Analysenwaage wurde der Masseverlust durch tägliche Wägung des Behälters ermittelt, da sich den physikalischen Gesetzen folgend ein Diffusionsstrom von hoher Luftfeuchte zur niedrigen ergibt, der sich zwangsläufig in einer Gewichtsminderung niederschlägt (siehe Grafik Seite 66 Mitte). Die Wasserdampfdiffusionsstromdichte V ist dabei die Menge Wasserdampf (in g), die täglich durch die Fläche der Mörtelscheibe diffundiert. Aus dem Masseverlust lässt sich mit der Gleichung Sd=Z/V(m) ermitteln, wobei der Sd-Wert derjenige ist, der angibt, wie dick eine Luftschicht ist, die den gleichen Wasserdampfdiffusionswiderstand hat wie die Feuchtesperre. Z ist in dieser Gleichung ein Faktor, der verschiedene Größen (Luftfeuchte, Luftdruck, Temperatur) zusammenfasst. Aus diesen Zusammenhängen und Messungen ergab sich für Wakol das in der Tabelle auf Seite 68 unten dargestellte Ergebnis. Zusätzliche PrüfmethhodeWeil eine alleinige Methode selten die absolute Wahrheit bringt, so Schäfer, erfolgte ein weiterer Vergleich der absperrenden Wirkung von 2-K-PU- bzw. 1-K-PU-Beschichtungen. Dazu wurden Prüfplatten rückseitig wassergelagert mit folgendem Aufbau: ◆ Feuchtesperre, ◆ Gipsspachtelmasse, ◆ dampfdichter Gummibelag. Die Messung der Feuchteaufnahme über die Zeit erfolgte über Widerstands-/Impedanzmessung und über Darrmessungen. Die Messungen über die Darrprüfung zeigten die in der Tabelle „Darr-Werte“ auf Seite 67 untendargestellten Ergebnisse. Beurteilung nicht nur aus technischer SichtParallel durchgeführte Untersuchungen des Penetrationsverhaltens der Beschichtungen zeigten übrigens das gute Eindringverhalten der niedrigviskosen 1-K-PU-Grundierung, die gegenüber der vergleichsweise dicken Epoxidschicht tief in den Untergrund penetriert und hier ihre Wirkung entfaltet (vgl. die Abbildung zur Untersuchung des Penetrationsverhaltens auf Seite 66 unten). Die Systeme könnten allerdings nicht nur aus technischer Sicht beurteilt werden. Auch das Thema Arbeitssicherheit spiele eine große Rolle, sagte Schäfer. So schwebe über den Epoxiyharzbeschichtungen derzeit das Damoklesschwert. Schäfer verwies dabei auf boden wand decke. Die Fachzeitschrift hatte in ihrer Ausgabe 11/2012 unter der Überschrift „Technik allein ist nicht alles“ von Untersuchungen des Arbeitsschutzes berichtet, in deren Folge die Verwendung der Epoxidharze seitens der BG Bau nicht mehr empfohlen wurde. Seien alternative Systeme vorhanden, sollten Epoxidharze nicht mehr eingesetzt werden. Die Tabelle zur Gefährdungsbeurteilung auf dieser Seite gibt den dokumentierten Stand der BG Bau wider. Als Ergebnis der Wakol-Untersuchungen und unter Berücksichtigung der Beurteilung der Gefährdung der aktuellen Feuchtesperren durch die BG Bau kam Schäfer zu folgendem Fazit: ◆ 2-K-Epoxy und 1-K-Polyurthan stellen vergleichbar gute, sehr universelle technische Lösungen dar. ◆ Aufgrund einer Gefährdungsbeurteilung der BG Bau gibt es keine Empfehlung mehr für 2-K-Epoxy als Feuchtesperre für 1-K-Bodenbelag- und Parkettlegearbeiten. ◆ 1-K-Dispersionen und „All-in-one“-Parkettklebstoffe sind brauchbare Speziallösungen mit eingeschränktem Anwendungsspektrum. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de Anmerkungen: 1) Diese Untersuchungen entsprechen schon Prüfungen der Belegreife vor den Ausführungen von Bodenbelag- oder Parkettlegearbeiten. Sie lassen aber keine Aussage über das Trocknungsverhaltens von Estrichen genereller Art zu, da meistens gar nicht bekannt ist, wie alt der Estrich, z.B. 28 Tage oder 56 Tage ist. Die entscheidende Frage für den Bodenleger ist aber, was macht er, wenn er mit seinem Gewerk beginnen soll: Kann er anfangen, muss er noch mehrere Wochen warten oder bringt er eine Absperrung ein? 2) Die Empfehlung, hier nur Nut- und Federparkette zu verlegen, basiert auf Wakol-Erfahrungen und ist eine Empfehlung des Hauses Wakol. Der Referent kann nicht mit Sicherheit sagen, ob andere Häuser hier ggf. hiervon abweichende Empfehlungen aussprechen. 3) Diese Prüfungen der WDD hat Wakol nicht im eigenen Labor durchgeführt, sondern in Zusammenarbeit mit dem Kiwa Polymerinstitut in Flörsheim Wicker. 4) Die 95 % rel. Luftfeuchtigkeit stellen sich über der gesättigten Ammoniumphospahtlösung ein.

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