30. TKB-Fachtagung Fußbodentechnik: Aktuelle Problemstellungen folgen dem Rückblick auf die Tagungsgeschichte Silanbasiert und schubfest

Die Jubiläums-Fachtagung in Frankfurt/Main setzte wiederum auf den eingeführten Mix handwerklicher, rechtlicher und wissenschaftlicher Betrachtungen zu Fußbodenfragen. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Parkettverklebung.Der amtierende TKB-Vorsitzende Dr. Frank Gahlmann blickte zufrieden in die Runde. Rund 200 Teilnehmer bekundeten ihr Interesse an der Fachtagung, die in diesem Jahr zum dreißigstenmal stattfand. Geruchreklamation spielt kaum eine RolleGahlmann nahm in seiner Einführungsansprache die Gelegenheit wahr, auf die Anforderungen bei den sensorischen Prüfungen, die zum Beispiel für die Erlangung des Blauen Engels gelten sollen, einzugehen. „Aus unserer Erfahrung spielen Geruchsreklamationen im Fußbodenbereich eine nur untergeordnete Rolle. Wenn sie bekannt werden, dann im Zusammenhang mit Feuchtigkeit oder als Wechselwirkungen verschiedener Substanzen. Gerade das wird aber durch die vorgesehenen Einzelprüfungen nicht abgedeckt“, äußerte sich Gahlmann kritisch. Auch zu den unterschiedlichen Auffassungen der beteiligten Parteien hinsichtlich der Probenentnahme bei der CM-Prüfung nahm der TLB-Vorsitzende Stellung. Die Abweichung, ob nun über die untere Hälfte der Estrichdicke oder über den Querschnitt gemessen würden, wären nicht so gravierend und würden in Bezug auf die bestehenden Unschärfen bei der gesamten Prüfung nur unwesentlich ins Gewichtfallen. Ein Blick auf die Geschichte der TagungDer Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Klebstoffe (IVK), Ansgar von Halteren, nahm die dreißigste Fachtagung zum Anlass für einen munteren Rückblick auf die Veranstaltungsgeschichte. Im Jahre 1985, damals im „Haus der Chemie‘, war der Rahmen noch etwas kleiner. Seit dem Wechsel an den Frankfurter Börsenplatz hat sich eine respektable Veranstaltung etabliert, die mit beständig guten Teilnehmerzahlen von etwa 200 Gästen ihre Bedeutung untermauert. Van Halteren teilte die Verganenheit in drei Perioden ein. Die erste war eine reaktive, dann folgte eine offensive und später eine expansive Periode, so van Halteren. Ihnen drückten die drei TKB-Vorsitzenden Otto A. Stein, Dr. Roland Krieger und Dr. Frank Gahlmann jeweils ihren unterschiedlichen Stempel auf. Parallel dazu wären die letzten drei Dekaden von unterschiedlichen Klebstoffentwicklungen geprägt gewesen. Standen zunächst die Lösemittelklebstoffe im Fokus, ging es in der Folge um Dispersionen und um 2-K-PUR-Klebstoffe. Pulverklebstoffe, silanmodifizierte Klebstoffe, schubfeste, weiche, harte, elastische Einstellungen sowie deren Kombinationen oder Trockenklebstoffe standen häufig auf der Tagesordnung, wenn die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) ihre Gäste rief. Die Änderungen der letzten JahreDas alles geschah vor dem Hintergrund unterschiedlicher Unterböden wie Anhydrit- oder Zementestrichen mit ihren immer zahlreicheren Varianten. Es wurde intensiv über Belegreifprüfungen und die verschiedenen Methoden, die Feuchte im Estrich zu bestimmen, gestritten. Beläge wie das aufkommende Zweischichtparkett, Polyolefinbeläge, Designbeläge oder Vliesrückenteppiche kamen unter die Lupe. Und man schaute auf die Vorschriften und Rahmenbedingungen, die sich in den vergangenen 30 Jahren in ständiger Änderung befanden. Europäische Initiativen wie die CE-Kennzeichnung, die EPDs, die CEN- und auch die ISO-Normung sind Schlagworte, mit denen van Halteren die TKB-Fachtagung verband. Nicht zu vergessen seien die vielen Merkblätter, TKB-Berichte sowie die Gesprächskreise mit Handwerk und Presse. Trotz aller internationalen Initiativen werde, so van Halteren, die TKB den deutschen Markt weiter im Fokus behalten. Dauerthema HohlstellenUlrich Weng, technischer Kundenservice Uzin, referierte zum Dauerthema „Hohlstellen unter Parkett“, das auch wegen der gängigen großen Formate immer wieder Anlass zu Beanstandungen gibt. Gerade hochwertige Böden verlieren dadurch an Wertigkeit, sagt Weng. Außerdem entstehen durch die Sanierung in Verbindung mit Nachspritzen von Harz oder Klebstoff bzw. durch den Rückbau der gesamten Flächen bzw. den Ausbau einzelner Parkettstäbe oft sehr hohe Kosten. Weng stellte häufige Fehlerquellen und Maßnahmen zur Sanierung der niemals völlig vermeidbaren Hohlstellenproblematik in den Mittelpunkt seines Vortrages (ausführlicher Bericht folgt). Wakol-Geschäftsführer Dr. Martin Schäfer hatte in aufwendigen Prüfungen silanbasierte schubfeste 1-K-Parkettklebstoffe untersucht und festgestellt, dass sie heutzutage die Anforderungen an harte Klebstoffe der DIN EN 14293 erreichen. Die Eigenschaften seien ähnlich wie die von 2- K-PUR-Klebstoffen einzustellen, womit man Verformungsbewegungen und Blockabrissen wirkungsvoll entgegenwirken könne. Auch die Wiederentfernbarkeit, ansonsten ein echtes Problem bei elastisch eingestellten Klebstoffen, sei bei den schubfest eingestellten silanbasierten Klebstoffen deutlich vereinfacht (ausführlicher Bericht folgt). Moderne AnalysemethodenDr. Hubert Motzet, Entwicklungleiter bei Schönox, stellte sogenannte in-situ-Methoden zur Beschreibung des Verarbeitungsverhaltens und des Leistungsspektrums von Bodenspachtelmassen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Diese in-situ-Methoden wären besser geeignet als manche Normprüfungen wie etwa Schwundmessungen oder die Bestimmung der Biegezug/Druckfestigkeiten am Prisma, die nur unzulänglich die praxisüblichen Phänomene beschrieben. Motzet berichtete über rheologischen Messungen, Ultraschallmessungen, die Wärmeflusskalorimetrie oder die Röntgendiffraktometrie als moderne Analysemethoden. Sie erlaubten es den Herstellern von Bodenspachtelmassen, chemische und physikalische Reaktionen vom Zeitpunkt des Anmischens über das Verarbeitungsprofil bis hin zum Erhärten zu bestimmen und gezielt zu steuern. Damit gelänge es, Produkte zu entwickeln, die robuster und sicherer in der Anwendung sind. Mit weiteren gelungenen Vorträgen, unter anderem vom Mediziner Prof. Georg Nehen und Fußbodensachverständigen Manfred Krapp zu Demenzerkrankung und den Möglichkeiten, Hilfestellung aus Sicht der Bodenverlegung zu geben (siehe Seite 40), und einem Vortrag zum Spannungsfeld der rechtlichen Ansprüche zwischen Hersteller, Großhändler, Verarbeiter und Endkunde von Richter a. D. Prof. Jürgen Ulrich, schloss die Fachtagung.

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