Hausmesse Schlau@Berlin: Hightech zwischen Backsteinen

Rund fünfzig Aussteller der Branche haben sich im März auf der Schlau@Berlin, der Hausmesse des Großhändlers Schlau, präsentiert. Schauplatz waren die Wilhelm Hallen in Berlin-Reinickendorf – ein historischer Ort mit rauem, industriellem Charme.

Blick von oben auf die Messestände Schlau@Berlin
Rund fünfzig Aussteller zeigten in den Wilhelm Hallen auf der Schlau@Berlin Produktneuheiten aus den Bereichen Farben, Tapeten, Bodenbeläge, Werkzeuge und Zubehör. - © bwd

Das denkmalgeschützte Ensemble, vor hundert Jahren als Eisengießerei errichtet, bietet eine Nutzfläche von mehr als 20.000 Quadratmetern, von denen Schlau etwa 6.000 für seine Hausmesse Schlau@Berlin nutzte. Klinker, Backsteine, Eisenfachwerk und unzählige aneinandergereihte Sheddächer sorgten für den authentischen Retro-Industrierlook. Zu all dem alten Eisen gesellte sich nagelneue Technik wie etwa ein KI-gestützter Lackierroboter, ein digitales Graffiti-Atelier oder auch die eigens geschaffene Messe-App.

Rund 4.000 Gäste besuchten die Veranstaltung, um Produktneuheiten für Farben, Tapeten, Bodenbeläge, Werkzeuge und Zubehör kennenzulernen. Was das Segment Boden & Co. angeht, war die Ausstellerliste breit aufgestellt: Sie reichte von wineo über Gerflor, von Meister über Project Floors, von Egger über Classen, Boen, Repac, Tarkett, Aspecta und Amorim bis hin zu Uzin, Dr. Schutz, Küberit und einigen mehr.

Einheitliche Stände ganz ohne Schnickschnack auf der Schlau@Berlin

Interessant zu sehen war, dass die Stände der ausstellenden Unternehmen vergleichsweise schlicht aufgebaut waren, ohne Präsentationen auf mehreren Etagen und ohne aufwändige Extra-Flächen. Vielmehr erinnerten die Messeauftritte an die Architektenveranstaltung „architect@work“: pragmatisch, rechteckig, sachlich und auf das Wesentliche konzentriert.

Solch ein eher schmuckloses Auftreten hat gerade in Zeiten, in denen extrem auf die Kosten geschaut wird, seine Berechtigung. Auch in der Branche waren die Tage schon einmal sonniger – jenseits der bunten Prospekte berichteten einige Aussteller von schwierigen Monaten, die hinter ihnen lägen. Von schwindenden Verkäufen angesichts einer schwachen Baukonjunktur, von kräftezehrender Bürokratie, von hohen Material- und Energiepreisen, von verunsicherten, zögerlichen und kaufunwilligen Kunden und, bei einzelnen Unternehmen, auch von Stellenabbau als Reaktion auf diese Erscheinungen war die Rede. Dennoch war die Stimmung an den Ständen insgesamt ausgesprochen gut. Die Steffel-Messe gibt es schon seit Jahren nicht mehr, so waren viele Besucher und Aussteller froh, dass mit der Messe Schlau@Berlin endlich auch mal wieder eine große Veranstaltung der Branche in Berlin stattfindet.

Für Glamour sorgten die Prominenten, allen voran der Modedesigner Guido Maria Kretschmer, der in Berlin seine aktuelle Tapetenkollektion bewarb. Flankiert wurde er von Fernsehkoch Ralf Zacherl und Moderatorin Ruth Moschner.

Tolle Stadt, tolle Location

„Der Vintage-Charakter dieser Hallen entspricht dem Zeitgeist“, zeigte sich Frank Knott, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Dr. Schutz Group, zufrieden. Tolle Stadt, tolle Location, so sein Eindruck, aber eine nicht ganz so tolle Parkplatz-Situation. Dass die Messe auch mit der S-Bahn zu erreichen ist, hätte man aus seiner Sicht ruhig stärker kommunizieren können. „Beim nächsten Mal dann“, so Frank Knott.
Um Nachhaltigkeit ging es erwartungsgemäß an vielen Ständen, so auch beim Kork-Pionier Amorim. „Nachdem wir ganz klar in die Richtung der nachhaltigen Bodenbeläge investiert haben, war es die logische Konsequenz, dass wir das alles unter eine Marke Wicanders Wise zusammenfassen“, sagte Amorim Deutschland-Geschäftsführer Tomas Cordes.

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    Zacherl-Kretschmer-Moschner
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    Für Glamour auf der Schlau@Berlin sorgten Prominente wie Modedesigner Guido Maria Kretschmer, Fernsehkoch Ralf Zacherl und Moderatorin Ruth Moschner.
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    Blick auf Besucher der Schlau@Berlin
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    Insgesamt kamen rund rund 4.000 Gäste zur Messe Schlau@Berlin.
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    Tomas-Cordes-Amorim
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    Tomas Cordes, Geschäftsführer Amorim Deutschland.
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    Frank-Knott-Dr.Schutz
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    Frank Knott, Mitglied der Geschäftsleitung Dr. Schutz Group.
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    Rüdiger-Timm-Repac
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    Repac-Geschäftsführer ­Rüdiger Timm.
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    Schlau-Dirk-Marks_Christoph-Wackerbauer
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    Dirk Marks (links), Bereichsleiter Marketing, und Schlau-Geschäftsführer Christoph Wackerbauer können auf eine erfolgreiche Messe in einer beeindruckenden Location zurückblicken.
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    Guido-Maria-Kretschmer_Selfie_Damen
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    Mode- und Tapetendesigner Guido Maria Kretschmer nahm sich viel Zeit für Selfies mit Messegästen.

Repac-Geschäftsführer Rüdiger Timm war mit einer neuen Designbelags-Kollektion am Start, die passenderweise den Namen „Berlin“ trägt. Sie war mit Beginn der Messe bei den Schlau-Kunden und bietet ausschließlich Holz-Dekore mit vielen Eiche-Optiken. „Wünschenswert wäre es für die Branche, man hätte wieder eine größere Branchen-Messe, wo sich dann alles findet, was sich mittlerweile auf Heimtextil, Domotex, Bau und Flanders Flooring Days verteilt“, sagte Rüdiger Timm.

Wie geht es weiter? Wird die Hausmesse nun jedes Jahr stattfinden? In dieser Größe? Und immer in Berlin? Eher nicht, denn Schlau setzt auf wechselnde Großstädte und unverbrauchte Messe-Orte. Die Veranstaltung in Berlin markierte dabei den Auftakt einer Veranstaltungsreihe. Dirk Marks, Bereichsleiter Marketing bei der Unternehmensgruppe Brüder Schlau, plant mit einer Messe alle zwei Jahre und der Möglichkeit, dazwischen kleinere Events auszurichten: „Berlin wird es aber erst einmal nicht mehr sein, weil wir auch anderen Regionen die Möglichkeit geben wollen, mit uns in Kontakt zu treten. Es bleibt ein bisschen eine Überraschung, wo wir als Nächstes sein werden, aber das werden wir rechtzeitig kommunizieren.“

Stabile Umsatzentwicklung erwartet

Christoph Wackerbauer, Geschäftsführer der Schlau Großhandels GmbH & Co. KG, einem Unternehmen der Gruppe Brüder Schlau, erklärte: „Wir sind mit 105 Außendienstlern hier, mit all unseren Gebieten in Deutschland.“ Den Geschäftsverlauf skizzierte er zwar wenig euphorisch, war aber auch nicht unzufrieden: „Der Gesamtmarkt wächst nicht oder ist sogar leicht rückläufig. Das letzte Jahr war für uns stabil, damit sind wir zufrieden. Wir rechnen für dieses Jahr mit Stabilität in der Umsatzentwicklung. Wir gehen nicht davon, dass wir im Markt viel verlieren oder gewinnen werden, sondern von einer horizontalen Bewegung. Der Bereich Neubau geht zurück, wir sind eher im Renovierungsbereich tätig, da erwarten wir Stabilität.“