OETI Prüfung für gesunde Innenraumluft wird noch wichtiger

Die beprobte Innenraumluft wird mittels HPLC auf Aldehyde (eine chemische funktionelle Gruppe) untersucht. - © OETI

Durch die neue Version des Zertifizierungssystems DGNB für den Bereich Neubau (ÖGNI Version 2020) gibt es strengere Anforderungen an die Qualität der Innenraummessungen. Bisher konnten diese Messungen in ihrem Umfang von keiner entsprechenden Stelle in Österreich durchgeführt werden. Das ändert sich jedoch ab sofort: Bedingt durch die Akkreditierung gemäß ISO 16000 Teil 2, 3, 6, 9 und 11 sowie der EN 16516, die sich auf Emissionsmessungen beziehen, kann das OETI nun die von der ÖGNI gewünschten Anforderungen erfüllen. Im Detail geht es um die Messung von Innenraumluftverunreinigungen durch Formaldehyd und anderen Car­bonylverbindungen (ISO 16000 Teil 3) sowie um die Bestimmung von VOC (flüchtige organische Verbindungen – ISO 16000 Teil 6) in der Innenraumluft und in Prüfkammern (ISO 16000-9, -11 und 16516).

Eine Kooperation, die ÖGNI-Geschäftsführer Mag. Peter Engert sehr freut: „Die Messungen mit einem heimischen Unternehmen durchführen zu können, ist mit den Experten von OETI ab sofort jederzeit möglich und war uns ein großes Anliegen. Wir freuen uns über eine hoffentlich langfristige Zusammenarbeit.“

Bis der Akkreditierungsprozess von Seiten OETIs jedoch abgeschlossen war, gab es einige Herausforderungen zu meistern, berichtet Dipl.-Ing. Rolanda Ratkic, technische Expertin für den Bereich Emissionsanalytik und Innovation im Labor Analytik/Chemie bei OETI: „Die Akkreditierung ist für eine große Zahl an Normen bzw. Normteilen ausgelegt, daher beinhaltete die Vorbereitung auf die Akkreditierung ein umfangreiches Studium der Normen.“

Der Arbeitsumfang bei der Einführung der VOC-Methode war zudem enorm: „Zurzeit kann das OETI rund 250 organische Analyte, also chemische Verbindungen, mittels Einzelstandardmessung auswerten und es werden laufend mehr. Es ist ein großer Erfolg, die Messmethode normgerecht zu entwickeln und eine Auswertung zu gestalten, die umsetzbar ist“, sagt Ratkic.

Zusätzlich wurden beim Umzug in das neu errichtete OETI-Hauptquartier im Süden von Wien im März 2021 auch viele Analysegeräte erneuert. So wurde zum Beispiel der Gaschromatograph mit Massenspek­trometer (GC-MS) und Thermodesorption neu angeschafft. Die vor Ort entnommene Luftprobe wird mittels Thermodesoption ausgeheizt, und anschließend mittels GC-MS analysiert. Auch wurden im Zuge der Akkreditierung sechs neue Emissionskammern erworben, welche speziell in Hinsicht auf Erfüllung der Norm konzipiert wurden.

Innenraumluftqualität als Knock-out-Kriterium

Das europäische Qualitätszertifikat DGNB ist das einzige international anerkannte Gebäudelabel, welches die drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie sowie Soziales, gleichwertig gewichtet. Neubauten, Bestandsgebäude, Innenräume und Quartiere können gemäß DGNB zertifiziert werden. „Die Innenraumluftqualität kann für bestimmte Nutzungsvarianten ein Knock-out-­Kriterium sein – werden also gewisse Grenzwerte überschritten, kann nicht zertifiziert werden“, sagt Mag. Florian Wehrberger, MSc, bei der ÖGNI für die Bereiche System und Konformität zuständig.

Die Frage ist: Werden die Anforderungen an die Innenraumluft zunehmen? „Hier wird man sich an der EU-Taxonomie Verordnung orientieren müssen. Der Trend scheint immer strenger zu werden, wobei hier wohl mit einem gesunden Maß gemessen werden sollte. Es muss auf jeden Fall garantiert sein, dass sich der Mensch in der Immobilie bedenkenlos wohlfühlt“, sagt Wehrberger.