Parkett auf Calciumsulfatestrich: Das müssen Parkettleger wissen

Immer mehr Untergründe werden mit Calciumsulfatestrichen anstelle von Zement erstellt. Welche Sachkenntnisse brauchen Parkett- und Bodenleger also für den korrekten Umgang mit Holz und Calciumsulfat?

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    Calciumsulfat-Fließestrich
    © Bernhard Lysser
    Aufgrund von Quelldruck im Hirnholzparkett können Risse im Calciumsulfat-Fließestrich entstehen.
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    © Inku
    Die 2-Schicht-Parkettböden haben einen individuellen Charme.

Grundsätzlich sind Calciumsulfatestriche und Calciumsulfat-Fließestriche zur Aufnahme von Parkettböden bestens geeignet. Das Holz kann sowohl schwimmend verlegt als auch vollflächig aufgeklebt werden. Vor allem in Sachen Restfeuchtegehalte und Vorarbeiten gibt es allerdings ein paar Besonderheiten zu beachten.

Feuchtigkeitsveränderungen in Estrich und Parkett

Sowohl Parkett als auch Estriche weisen eine Ausgleichsfeuchtigkeit auf. Diese kann jahreszeitlich variieren und richtet sich nach dem Umgebungsklima. Bei sehr trockener Raumluft und Beheizung der Räume, trocknet das Holz, und mit der Zeit auch der Estrich. Im Winter ist folglich eine tiefere Ausgleichsfeuchtigkeit die Regel. Im Sommer nimmt die Bodenkonstruktion wieder Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf und erscheint am Ende der Feuchtwetterphase mit einer höheren Ausgleichsfeuchte.

Die Feuchtigkeitsveränderungen führen zu einem Schwinden oder Quellen des Holzbodens. Trocknungen ziehen die Elemente zusammen, wobei die Maßveränderungen praktisch nur quer zu den Holzfasern auftreten. Feuchtigkeitsaufnahmen erzeugen ein Quellen im Holz und somit eine Maßvergrößerung über die Breite. In der Praxis können zwischen Sommer und Winter problemlos 4 % Holzfeuchtigkeitsveränderungen eintreten. Dabei schwindet ein Massivholztisch aus Eiche, bei einem mittleren Schwind- und Quellkoeffizienten von 0,25 % je 1% Holzfeuchtigkeitsveränderung, über 100 cm um 1 cm. Das heißt in der Praxis: Der Tisch erscheint im Winter 1 cm schmaler als im Sommer. Das Gleiche gilt mit einem Massivholzboden aus Eiche. Liegen breite Bretter von 25 cm vor, resultieren im Winter über 100 cm Holzbreite aber nur gerade vier Fugen. Diese Öffnungen erscheinen dann kumuliert in einer Gesamtbreite von 1 cm oder eben 2,5 mm Breite je Fuge.

Risiko Neubau: Starke Austrocknungen durch tiefe Raumluftfeuchtigkeiten

Natürliche Maßveränderungen können nie vermieden werden, außer die Räume wären vollklimatisiert und würden immer genau die gleiche relative Raumluftfeuchtigkeit aufweisen. Viele moderne Häuser, gebaut nach Minergie- oder Niedrigenergiestandard, weisen während der Heizperiode und Trockenwetterphase leider oft über lange Zeit viel zu tiefe Raumluftfeuchtigkeiten auf, woraus das Holz übermäßig stark austrocknet. Nicht selten erfahren die schönen Parkettböden mitsamt den Estrichen darunter Beschädigungen wegen massiver Untertrocknung wie üb ermäßige Fugenbildungen, Rissbildungen, Verformungen als Schüsselungen bis hin zu Ablösungen des Parketts. Die minimal geforderten Raumluftfeuchtigkeiten sollten immer eingehalten werden. Nur so kann der Parketthersteller für sein Produkt garantieren, welches ohnehin sehr großen Schwind- und Quellmaßveränderungen ausgesetzt ist.

Parkett auf Calciumsulfat: Drei mögliche Ursachen

  • Schäden treten auf, wenn zu feuchte Calciumsulfatestriche mit Dampfbremsen oder -sperren gedämmt werden. Das Parkett löst sich sodann großflächig vom Untergrund ab, wobei unten am Klebstoff die ganze Feuchtigkeitsdämmung und die oberste Schicht des aufgeweichten Mörtels haften.
  • Für den Einsatz auf Calciumsulfatuntergründen freigegebene Spachtelmassen, direkt auf den Estrich aufgetragen, können ebenso nicht funktionieren, wenn unter der Ausebnungsmasse systembedingt eine Grundierung oder eine Haftbrücke vorgeschrieben ist oder die Inhaltsstoffe der Masse nicht kompatibel zum Estrichmörtel vorliegen. Im Schadensfall, bei großflächigen Hohlstellen, haftet die ganze Spachtelmasse am Holzbelag und weist eine saubere, glatte Trennung zur Estrichoberfläche auf, als Folge einer fehlenden mechanischen Verkrallung.
  • Auch unsachgemäße Vorbereitungen sind oftmals als Schadensursache zu Parkettablösungen aufzuführen, wobei Staubschichten oder feine Puderschichten auf der Estrichoberfläche wie ein Trennfilm zum Klebstoff wirken oder der Mörtel eine ungenügende Festigkeit aufweist und trotzdem darauf Parkett vollflächig aufgeklebt wird.

Trocken, eben, zugfest: Hohe Anforderungen an den Estrich

Calciumsulfatestrich
Zu weicher Calciumsulfatmörtel führt zu Hohlstellen und Ablösung von Parkett. - © Bernhard Lysser
  • Calciumsulfatestriche, wie auch Calciumsulfat- Fließestriche, sind verlegreif (trocken), wenn die Restfeuchte über die ganze Estrichdicke maximal 0,5 CM-% misst, Probematerial entnommen über die ganze Höhe und Einwaage 100 g. In der Schweiz wird noch unterschieden zwischen beheizt und nichtbeheizt, wobei der beheizte Calciumsulfatestrich maximal 0,3 CM-% erfordert. Viele Estrichhersteller jedoch geben in ihren technischen Anleitungen auch in der Schweiz für die Endbelagsverlegung eine Restfeuchte von 0,5 % vor, beheizt und nichtbeheizt.
  • Eine Estrichoberfläche wird als eben bezeichnet, wenn sie gemäß Normangaben in den Toleranzen liegt und keine zusätzlichen Ausebnungen erfordert.
  • Die Festigkeit eines Estrichs kann verschiedenartig definiert werden, wobei am meisten die Oberflächenzugfestigkeit oder die Biegezugfestigkeit geprüft wird. Die Oberflächenscherfestigkeit wird kaum noch gemessen.
Warum erfordert der Estrich unter Parkett spezielle, respektive erhöhte Festigkeiten von mindestens 1,0 bis 1,5 N/mm2 Haftzugfestigkeit?

Das Parkett erzeugt, als Folge von Schwind- und Quellmaßveränderungen, große Kräfte. Beim vollflächigen Verkleben werden säm tliche Kräfte aus dem Holz via schubfester Klebstoffverbindung in den Untergrund abgeleitet und müssen von diesem aufgenommen werden können. Der Holzboden ist als Spezialbelag einzustufen mit den größten
Kraftentwicklungen. Kein anderer Belag erzeugt im gleichen Maße Kräfte mit den entsprechenden Anforderungen an den Estrich. Nur die beste Qualität des Untergrundes ist gut genug, um das Parkett ordentlich und sachgerecht sowie vor allem schadenfrei aufnehmen, respektive halten zu können.

Calciumsulfatestrich oder Zementestrich: Die wichtigsten Unterschiede

Die offensichtlichsten Unterschiede der Grundmaterialien zeigen sich im Austrocknungsverhalten. Zementestriche erhalten Verwölbungen, die aus dem Austrocknungsprozess von der Oberseite stammen. Die Randzonen wölben auf und können mehrere Millimeter höher vorliegen als beim Einbau. Meist wenn die Zementestriche knapp trocken genug vorliegen, weisen sie die größten Verwölbungen auf und zu diesem Zeitpunkt werden der Belag wie auch die Sockelleisten oder Kittfugen eingebaut.
In den ersten ein bis zwei Jahren nach der Herstellung bilden sich die Verwölbungen zurück, das heißt, die Randzonen der Zementestriche senken sich mitsamt dem Belag wieder ab.

Dabei resultieren mehr oder weniger große Öffnungen zwischen an die Wand montierten Sockelleisten und dem Belag oder Kittfugen bei Sichtanschlüssen reißen ab. Auch bei Bewegungsfugen innerhalb von Bodenflächen können die gleichen Eigenschaften festgestellt werden, das heißt, Estrichflächen aus Zement wölben bei den Trennungen auf und sodann eventuell unterschiedlich stark zurück, woraus Höhendifferenzen resultieren. Bei Estrichen aus Calciumsulfat ist dies kaum bis gar nicht der Fall, da Calciumsulfatestriche mehr oder weniger plan verbleiben und kaum bis keine Verwölbungen während den Austrocknungen erzeugen.

Estriche richtig prüfen und vorbereiten

Eine ordentliche Untergrundvorbereitung ist das A und O. Vor der Parkettverlegung muss deshalb auf einige Aspekte geachtet werden.

1. Prüfen Sie die Restfeuchte

Die Prüfung der Restfeuchte eines Estrichs wird mit der CM-Methode durchgeführt. Die Ebenheit der Estrichoberfläche wird mit einer Richtlatte kontrolliert, wobei die Richtlatte auf zwei überhöhte Punkte aufgelegt wird. Die Auflagepunkte ergeben die Messdistanz und die größte Öffnung zwischen Richtlatte und Estrichoberfläche die negative Abweichung. Bei Zementestrichen dürfen in der Schweiz die letzten 50 cm vor Wänden nicht kontrolliert werden und auch Flächen von 100 cm radial zu Ecken sind nicht kontrollierbar wegen der unvermeidbaren Randverwölbungen und späteren Rückverformungen. Bei Estrichen aus Calciumsulfat erfolgen die Ebenheitskontrollen bis zu den Wänden, Ecken und Bewegungsfugen hin. Die Festigkeitsprüfungen können vom Parkettverleger nur mit der Gitterritzmethode vorgenommen werden. Haftzugmessungen,Biegezugmessungen und dergleichen erfordern Spezialisten und ziehen zum Teil Laborprüfungen nach Probeentnahmen vor Ort nach sich.

2. Reinigen Sie den Estrich richtig.

Zur Vorbereitung der Estrichoberflächen gehört auch das Reinigen. Oft wird dazu ein Reinigungsschliff mit einer Einscheibenmaschine ausgeführt, bevor die Estrichoberflächen gründlich und sauber abgesaugt werden. Auch Calciumsulfat-Fließestriche erfordern heute meist nur noch einen Reinigungsschliff, wogegen früher immer ein mechanisches Schleifen zum Abtragen von Sinterschichten notwendig war. Calciumsulfat-Fließestriche neuster Generation können aber mit einem mechanischen Schleifen und Abtragen der obersten Mörtelschicht beschädigt werden. Hierzu sind die Herstellervorgaben des Estrichmörtellieferanten zwingend zu berücksichtigen.

3. Direktverklebung empfohlen.

Nach dem Reinigen wird für die Parkettverlegung eine Direktverklebung empfohlen. Je nach Klebstoffsystem kann der Lieferant aber zuvor einen Voranstrich oder eine Grundierung fordern, welche unter Umständen auch unter Ausebnungsarbeiten mit Spachtelmasse erforderlich ist. Auch hierzu sollte immer in einem System gearbeitet werden. Das heißt: Alle Hilfsmaterialien sollten vom gleichen Hersteller/Lieferanten stammen und aufeinander abgestimmt sowie freigegeben sein. Unter keinen Umständen dürfen Estriche aus Calciumsulfat bei zu hoher Restfeuchte mit Dampfbremsen oder Dampfsperren abgedichtet werden, um eine vorzeitige Belagsverlegung vornehmen zu können. Derartige Beschichtungen würden dazu führen, dass der Estrichmörtel direkt unter der Dampfbremse/-sperre weich würde, die Festigkeit dadurch stark abnimmt und die Kräfte des Holzes zu Ablösungen des Bodenbelages führen. Nur Zementestriche können bei zu hohen Restfeuchtigkeiten bis zu einem vom Hersteller der Feuchtedämmung vorgegebenen Maximalwert schadenfrei abgedichtet werden.

Die Besonderheiten von Schnellestrichen

Gerade im Bereich Calciumsulfat existieren verschiedene Schnellsysteme, die sowohl bei Calciumsulfatmörtel als auch beim Calciumsulfat-Fließestrich zum Einsatz gelangen. Die S chnellsysteme dienen der früheren Belegreife, weisen aber auch spezielle Eigenschaften auf, welche vom Belagsverleger unbedingt zu berücksichtigen sind. Der Hersteller/Lieferant des Schnellestrichs definiert, ob eine Restfeuchtemessung zwingend ist. Auch der maximale Restfeuchtegehalt für die Endbelagsverlegung wird vorgegeben. Dieser kann deutlich von Normvorgaben abweichen. So dürfen trocknungsbeschleunigte Calciumsulfatestriche und -Fließestriche weit über 1CM-% Restfeuchtegehalt aufweisen, um die Endbelagsverlegung vornehmen zu können. Zudem ist die Offenzeit nach Erreichen der Sollfeuchte zu berücksichtigen. Nicht jeder Schnellestrich kann uneingeschränkt ohne Abdeckung, das heißt, ohne Verlegung des Belages vorliegen, da dieser ansonsten übermäßig austrocknet und daraus Schaden nimmt. Viele Risse im Mörtel können bei einer Überschreitung der Offenzeit, als Folge von Untertrocknungen, nicht ausgeschlossen werden. Auch zu jedem Schnellsystem ist immer das technische Merkblatt des Herstellers zu konsultieren und zu berücksichtigen, welches alle diese Vorgaben genau definiert.

Nach der Untergrundvorbereitung: Parkett richtig verlegen

Zementestrich
Zementestrich kann sich unter Umständen mitsamt Parkett und Fuge zur Sockelleiste zurückverformen. - © Bernhard Lysser

Nach der korrekten Untergrundprüfung und -vorbereitung können die Beläge eingebaut werden, wobei wiederum Systeme zu berücksichtigen sind. Schwimmend verlegte Bodenbeläge erfordern oftmals eine Zwischenlage, wobei aber Parkett nie eine Dampfbremse aus einer PE-Folie verlangt. Filzkarton, Kork oder andere Zwischenlagen reichen aus, da der Estrich mit Caciumsulfatbinder ohnehin trocken sein muss. Nur unter Laminat und vielen Designbelägen sind zum Teil PE-Folien notwendig und vorgeschrieben.

Bei der vollflächigen Verklebung muss der Klebstoff mit dem Untergrund kompatibel vorliegen.  Nicht alle Klebesysteme können direkt auf Calciumsulfatestriche oder -Fließestriche appliziert werden. Zum Teil werden von den Klebstoffherstellern Voranstriche oder Grundierungen verlangt. Nur wenn das Aufbausystem ordentlich und korrekt umgesetzt wird, liegen auch Garantien seitens Zulieferer vor. Andernfalls trägt der Handwerker die alleinige Verantwortung für seine Eigenkompositionen.