Workcamp Parquet 2021 in Belgien Nicht nur viel Fachliches gelernt

Beim 6. Workcamp Parquet, das im September im Schloss Groot-Bijgaarden in Belgien stattfand, waren auch Parkettrestaurator Martin Kranl und sein Bodenlegerlehrling Ali ­Ja­nem mit von der Partie – und das bestimmt nicht zum ersten und letzten Mal.

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    © Kranl
    Martin Kranl ist stolz auf seine ­Leistungen beim Workcamp Parquet in ­Belgien.
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    © Kranl
    Zusammen mit seinem Lehrling Ali Janem restaurierte Martin Kranl neben weiteren 25 Teilnehmern die historischen Parkettböden im Schloss Groot-Bijgaarden.

Obwohl ich ausgebildeter Restaurator und auch Sachverständiger bin, restauriere ich nicht jeden Tag einen historischen Parkettboden in einem so tollen Schloss wie Groot-Bijgaarden“, sagt Martin Kranl, zufrieden über seine Teilnahme beim 6. Workcamp Parquet. „Die Organisatoren Michaela Reichlová und René Caran hatten dabei die Auswahl zu treffen, wer von welchem Land mitmachen darf. Keine leichte Aufgabe, denn es gab viel mehr Interessenten als Plätze und alle Bewerber sind erfahrene Bodenhandwerker mit langjähriger Praxiserfahrung“, erzählt Kranl.

Letztendlich reisten 27 Teilnehmer aus 15 Nationen (USA, UK, Portugal, Spanien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Finnland, Rumänien, Ungarn und Italien) nach Belgien. Die Bodenhandwerker renovierten auf rund 120 Quadratmeter das historische Parkett im Großen Saal des Schlosses Groot-Bijgaarden bei Brüssel, das um 1690 erbaut wurde. Für diese heikle Aufgabe war nicht nur Fachwissen gefragt, sondern auch der richtige Umgang mit Materialien und Werkzeugen aus der damaligen Zeit. Das Besondere an der Aufgabe: Die 350 Jahre alten Parkettelemente wurden nicht ausgebaut, sondern mussten vor Ort repariert, ergänzt und zu neuem Glanz gebracht werden. Der Veranstalter legte Wert darauf, dass die Teilnehmer ihr ganz spezielles Wissen und ihre eigenen Erfahrungstechniken einbringen, von denen dann die ganze Gruppe lernen kann. „Best Practice“ in der Praxis eben. Die erfahrenen Teilnehmer unterstützten dabei die Neulinge, die mit viel Vorsicht und Achtung an die schwierige Aufgabe herangingen.

die Arbeiten

Die zu sanierenden Flächen wurden in Abschnitte unterteilt und den Teilnehmern zugewiesen, die sich dann erst einmal an das Arbeiten mit alten Handhobeln, Stemm­eisen und Handsägen gewöhnen mussten. Auch Handmeißel und Rillenhobel setzten die Bodenhandwerker ein, um fehlende Holzteile des edlen Parketts aus Altmaterial harmonisch zu ergänzen. Wichtig dabei war es, trotz der vielen Teilflächen eine einheitliche, harmonische Gesamtoptik zu erzielen, was auch sehr gut gelungen ist. Vorher aber wurden die Ersatzelemente mit Haut- und Knochenleim in die Teilstücke eingeklebt. Um ein einheitliches Farbbild zu erzielen, wurden die Ersatzelemente noch künstlich gealtert. Danach haben die Parkettprofis die Gesamtfläche mit der Ziehklinge von Hand abgeschabt, da es vor über 350 Jahren natürlich noch keine elektrischen Schleifmaschinen gab. Abschließend pflegten die Bodenhandwerker das wertvolle Parkett mit Naturwachs ein, welches den empfindlichen Boden schützen soll.

Die Teilnehmer haben eine unbezahlbare Meisterarbeit geleistet. „Ich finde es toll, dass wir gemeinsam die Restaurierung dieses historischen Projektes nur gegen Kost und Logis durchgezogen haben. Unsere Arbeitsleistung kann man bei einem Stundenpreis von 80 Euro und insgesamt 1.700 Arbeitsstunden, die von den 27 Teilnehmern erbracht wurden, auf über 130.000 Euro schätzen. Dazu kommen noch die Materialkosten, die von Sponsoren übernommen wurden“, sagt ­Kranl.

Nach dem Abschluss der aufwändigen Arbeiten dankte der Eigentümervertreter allen beteiligten Handwerkern für ihren tatkräftigen Einsatz. Das Fazit von Martin Kranl: „Wir haben alle nicht nur viel Fachliches gelernt, sondern vor allem viele engagierte Handwerkskollegen kennenlernen dürfen. Ich komme sicher wieder, wenn das Workcamp Parquet ruft!“Thomas Mayrhofer