bwd im Gespräch mit Ing. Robert Löcker, MBA, Geschäftsführer ÖTI-Prüfinstitut Neuer Standort, neue Chancen

Das ÖTI-Prüfinstitut, eine Tochterfirma der Schweizer Testex-Gruppe, ist vor rund einem halben Jahr nach Wien 23 in die Siebenhirtenstraße umgezogen. bwd hat am jetzigenFirmensitz mit Ing. Robert Löcker über die neuen Möglichkeiten und Pläne gesprochen.bwd Herr Löcker, herzliche Gratulation zum gelungenen Neubau. Warum aber haben Sie nach 45 Jahren den Standort im 5. Wiener Gemeindebezirk aufgegeben? Löcker Wir sind in der Spengergasse schon aus allen Nähten geplatzt, da wir in den letzten Jahren sehr stark gewachsen sind. Außerdem war die Abluftanlage für unsere Brandprüfungen und chemischen Prüfungen wegen des alten Gebäudes nicht mehr ausbaubar. Wir haben uns gemeinsam mit unserem Eigentümer daher für einen Neubau entschieden, dann einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben und sind nun nach einer Bauzeit von 1,5 Jahren heuer im Frühling in den Neubau in der Siebenhirtenstraße eingezogen. bwd Welche Raumverhältnisse und Ausstattung haben Sie jetzt? Löcker Für unsere nun 55 Mitarbeiter haben wir statt früher 1.500 Quadratmeter jetzt rund 2.500 Quadratmeter zur Verfügung. Das macht das Arbeiten nicht nur leichter, sondern auch effizienter. Wir haben noch Raumreserven, die Platz für weitere 20 Mitarbeiter bieten. Wir legten bei der Ausstattung viel Wert auf hochwertige Materialien und eine gute Architektur. Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, das Gebäude in Niedrigenergie-Bauweise zu errichten. So sind wir dank einer Luft-/Wärmepumpe und einer großen Photovoltaikanlage am Dach im Betrieb CO2-neutral. Das ist für uns eine wichtige Sache, da wir Umweltschonung nicht nur überprüfen, sondern auch selbst leben. bwd Sie führen auch Innenraumluft-Prüfungen durch. Wie sieht Ihr Standard im eigenen Gebäude aus? Löcker Das war für uns und unsere Mitarbeiter ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben für alle am Bau eingesetzten Materialien und Werkstoffe sämtliche Datenblätter gesammelt, die die Emissionswerte beinhalten. Zusätzlich haben wir die Luftqualität gemessen und mittels eines Fremdinstituts analysiert, da unsere neuen Emissionskammern noch nicht geliefert waren. Der Grenzwert zum Beispiel von TVOC bei klima:aktiv ist 3.000 μg/m³, wir sind bei unserem höchsten Wert bei 260 μg/m³, also weit darunter im ganzen Gebäude. Auch die Formaldehyd-Werte mit dem Grenzwert 100 μg/m³ haben wir weit unterschritten, unser höchster Wert hier 4.21 μg/m³. Wir haben also ein sehr gutes Arbeitsklima, sowohl hinsichtlich der Luft als auch unserer motivierten Mitarbeiter. bwd Was haben Ihre Mitarbeiter zu ihren neuen Arbeitsplätzen gesagt? Löcker Wir haben bei der Standortwahl sehr darauf geachtet, dass sie maximal 30 Minuten zusätzliche Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf sich nehmen müssen. Durch die gute und edle Ausstattung – wir haben auf jeder Ebene Kaffeeküchen mit Sitzgelegenheiten für die Pausen – und die vier Blickachsen nach außen hat unser Architekt wirklich ein Wohlfühlklima geschaffen, in dem sich alle gut fühlen. Unsere Mitarbeiter kommen gerne in die Arbeit und leisten wirklich viel. Das war auch in der Corona-Phase so. bwd Apropos Corona, wie haben Sie während der Lockdowns den laufenden Betrieb organisiert, was hat sich geändert? Löcker Wir hatten durch Corona nur eine kleine Bauverzögerung von sechs Wochen, das war kein Problem. Natürlich haben wir versucht, so viele Mitarbeiter wie möglich in das Homeoffice zu schicken. Das war aber nicht bei allen Arbeitsplätzen möglich, wie zum Beispiel bei den direkten Prüfungen der Materialien. Wir haben auch unsere Digitalisierung weiter vorangetrieben, zum Beispiel unser Bestellwesen und die Urlaubsverwaltung digitalisiert und damit effizienter gemacht. Und wir haben festgestellt, dass die informellen Meetings bei den Kaffeepausen doch gefehlt haben, wo normalerweise sehr viel auf dem kurzen Weg besprochen wird. Ansonsten haben wir wie alle anderen auch unsere regelmäßigen Meetings ins Netz verlegt, das hat gut funktioniert. bwd Das ÖTI ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen, vor allem im Ausland. Wo liegen Ihre Schwerpunkte aktuell? Löcker Wir haben tatsächlich ein starkes Wachstum zu verzeichnen, da wir das Auslandsgeschäft forcieren mussten, weil in Österreich das Wachstumspotenzial einfach begrenzt ist. Innerhalb der letzten sechs Jahre haben wir die Niederlassungen von ehemals drei auf heute 14 ausgebaut. Wir sind sehr stark mit dem Oeko-Tex-Label in der Türkei, in Marokko, am Balkan, aber auch in Israel und dem Iran engagiert, einfach in allen Ländern, die eine starke Textilindustrie haben. bwd Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte? Löcker Während wir früher ja sehr viel am Boden und hier speziell am Teppichbodensektor gemacht haben, geht es heute mehr um Emissionen, persönliche Schutzausrüstung, Recyclingzertifizierungen oder um den Nachweis, ob die Baumwolle genetisch manipuliert wurde oder nicht. Auch die Überprüfung, ob ein Produktionsstandort allen gesetzlichen oder Oeko-Tex-Bestimmungen entspricht, ist für uns ein wichtiges Geschäftsfeld geworden. Wir bekommen im Herbst unsere Zertifizierung für die neuen Emissionskammern, das wird uns weitere Geschäftsfelder eröffnen. Wir sind in unserer Firmengruppe dank der neuen technischen Möglichkeiten der zweite vollwertige Laborstandort. Insgesamt setzen wir derzeit über acht Millionen Euro um. bwd Was planen Sie für die Zukunft, wohin geht die Reise? Löcker Wir wollen unsere hohe Exportquote von 70 Prozent weiter steigern, was mit unseren neuen Möglichkeiten trotz eines starken Wettbewerbs gut zu realisieren ist. Darüber hinaus wollen wir weiter an unseren Abläufen und der Effizienz arbeiten, um noch besser und schneller zu werden. Von Corona haben wir gelernt, dass nicht für jedes Meeting eine Reise notwendig ist. Wir werden also das Homeoffice dauerhaft beibehalten. Je nach Aufgabenstellung für die Mitarbeiter wird das von null bis drei Tage die Woche gehen. Wichtig dabei bleibt aber immer der persönliche Kontakt, weil ein Team eben auch vor Ort gemeinsam kommunizieren muss. Das war vor Corona so und das wird auch bleiben. bwd Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen weiterhin alles Gute für die Zukunft! Thomas Mayrhofer Das UnternehmenFür textile Bodenbeläge deckt das ÖTI die gesamte Bandbreite an Prüfungen ab. Beginnend bei den Prüfungen für die Verwendungsbereichseinstufung gemäß EN 1307 sowie deren Zusatzeignungen (zum Beispiel Stuhlrolleneignung, Treppeneignung, Flieseneignung, Schnittkantenfestigkeit) über die für die CE-Kennzeichnung nötigen Prüfungen (beispielsweise Brandverhalten, elektrische Widerstände, antistatisches Verhalten) bis hin zur Emissions- und Geruchsüberprüfung (VOC-Bestimmung, Geruchprüfung nach GuT-Richtlinie) ist das ÖTI nach eigenen Angaben ein verlässlicher Partner sowohl zur Prüfung der Ausgangswerte als auch zur Reklamationsbearbeitung.

bwd im Gespräch mit Ing. Robert Löcker, MBA, Geschäftsführer ÖTI-Prüfinstitut Neuer Standort, neue Chancen

Bleiben Sie informiert

Sie möchten schon gehen? Das ist schade.