bwd im Gespräch mit Ing. Katharina Haderer und Judith Mader, Gerflor Österreich Nah am Kunden in zentraler Lage

Gerflor hat seinen Standort von Oberösterreich nach Wien verlegt. bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer hat den neuen Schauraum am zentral gelegenen Stubenring an der Wiener Ringstraße besucht und die Hintergründe des Umzugs sowie Zukunftsperspektiven erfragt.bwd Frau Haderer, Sie haben den Gerflor-Firmensitz nicht nur nach Wien verlegt, sondern auch einen repräsentativen Schauraum für Ihre Kunden gestaltet. Was waren die Hintergründe für diese Entscheidungen? Haderer Wir wollten näher zu unseren Kunden kommen und uns auch dementsprechend präsentieren. Einerseits sind in Ost-Österreich viele unserer Kunden, wie Architekten, öffentliche Institutionen sowie diverse Zentralen von Entscheidungsträgern angesiedelt, die wir so noch besser betreuen können. Andererseits hatten wir in Pasching keine Schauraummöglichkeiten. Die Chance, in Wien beides kombinieren zu können, betrachten wir als ganzheitliche Lösung und als Mehrwert auch für unsere Verarbeiter. Darüber hinaus kommen wir unseren nationalen und internationalen Gästen durch die optimale Lage mit guten Verkehrsverbindungen – auch zum Flughafen – viel näher. bwd Worauf legten Sie bei der Gestaltung des neuen Schauraums besonderen Wert? Mader Wir mussten natürlich eine Menge umbauen, das reicht von den Elektroinstallationen bis hin zur Kollektionspräsentation, die besonders gut gelungen ist. Sehr viel Wert haben wir neben einer optimalen Licht- und Akustiksituation auf die digitale Ausstattung gelegt. Mit unseren Großbildschirmen können wir nicht nur eigene Daten präsentieren, auch unsere Gäste können sich beispielsweise direkt mit den Monitoren verbinden und Pläne oder auch Visualisierungen zeigen. Wir als Gerflor stehen für Innovationskraft und technische Lösungen. Umso mehr wird es für unsere Besucher erlebbar und nachvollziehbar sein, dass wir neben unseren Produkten die digitale, interaktive Unterstützung bei der Wahl des richtigen Bodenbelages klar in den Fokus stellen. Das erleichtert und beschleunigt das Arbeiten ganz wesentlich, da auch alle relevanten Dokumente gleich vor Ort übermittelt werden können. bwd Sie haben für die unterschiedlichen Einsatzbereiche ein sehr breites Sortiment an Bodenbelägen. Haben Sie hier vor Ort alle Beläge ausgestellt? Mader Es war unser Anspruch, unser gesamtes Sortiment hier zu präsentieren. Wichtig war auch, eine gewisse Mustergröße zu zeigen. Mit 50 × 50 cm ist uns dies sehr gut gelungen. Wir gehen damit gezielt auf die Kundenwünsche ein, denn eine gewisse Mustergröße ist hilfreich bei der Entscheidungsfindung. Das Erscheinungsbild unserer Bodenbeläge, die speziellen Oberflächenbeschichtungen und eine ansprechende Haptik unterstreichen das Gesamtbild, welches ein Bodenbelag in einem Raum kreieren kann. Wir haben daher über 1.000 Muster sichtbar in den Bibliotheken ausgestellt und mit unserem intelligenten Ladensystem alle Bodenbeläge in Griffweite. bwd Welche Zielgruppen haben Sie in Österreich im Fokus und welche Bodenbeläge sind derzeit besonders angesagt? Mader Die Betreuung unserer Zielgruppen ist sehr vielseitig. Diese beinhaltet neben dem Verarbeiter zum Beispiel auch Architekten, Entscheidungsträger sowie Investoren. Wir sind ein Vollsortimenter, der für alle Bodengestaltungen in allen Lebensbereichen verschiedene Lösungen anbieten kann. Zurzeit haben wir einen starken Schwerpunkt im Gesundheits- und Bildungswesen, aber auch die Industrie, der Wohnbau und der Sportbereich sind wichtige Segmente für uns. Viele Kunden haben erkannt, dass der Bodenbelag nicht nur funktional sein muss, sondern auch ein sehr wichtiges Gestaltungselement ist. Enormen Anklang finden dabei unsere Tech Tiles, wie zum Beispiel der GTI, der sich im Ladenbau und der Industrie als besonders gelenkschonend, lärmreduzierend und verlegbar im laufenden Betrieb bewährt. Derzeit ist unser neues DLW-Linoleum mit neuen Designs, Farben und der Neocare-Oberfläche unser „Herzensprodukt“. Diese Böden liegen voll im Trend, denn immerhin bestehen sie zu 98 Prozent aus organischen und mineralischen Inhaltsstoffen, wovon 76 Prozent schnell nachwachsende Rohstoffe sind. Durch die neue einpflegefreie Neocare-Oberfläche ersparen sich unsere Verarbeiter einen kompletten Arbeitsschritt im Nachgang, der Boden ist somit sofort begehbar. Zeitgleich ist diese Oberfläche besonders resistent gegen Chemikalien, was in Zeiten von Corona und Handdesinfektionsmittelspendern in nahezu allen Räumen ein ganz wesentlicher Vorteil ist. bwd Wo stehen Sie beim Thema „Nachhaltigkeit“ und wohin führt der Weg bei Gerflor? Haderer Wir haben unsere Nachhaltigkeitsziele bis 2025 sehr genau definiert und starten jetzt mit der Einlösung unserer Versprechen. Wir wollen und werden unseren ökologischen Fußabdruck noch deutlich reduzieren und langfristig auf null bringen. Wir investieren weiter in unsere Produktionsanlagen, implementierten zusätzlich Photovoltaikanlagen an unseren Standorten, welche ohnedies bereits sehr energieoptimiert sind. An einem unserer Standorte in Frankreich arbeiten wir unter anderem auch mit Schwerkraft bei der LVT-Produktion. Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten bedeutet neben ressourcenschonenden Produktionsprozessen auch die Markteinführung von Produkten, welche den Anfordernissen unserer Nutzer nachkommen. So haben wir zum Beispiel Ende 2021 unsere neue Mipolam Evo eingeführt, die als Alternative zu Vinyl-Böden konzipiert ist und am Markt bereits für sehr positive Rückmeldung sorgt. 2022 führen wir einen PVC-freien LVT-Belag ein, für den wir biologische Weichmacher einsetzen. Gerflor setzt hier stark auf Forschung und Entwicklung, einerseits um den Rohstoffeinsatz zu optimieren, indem vermehrt biobasierte Stoffe zum Einsatz kommen, andererseits auch, um das Flächengewicht zu reduzieren – ein oft unterschätzter Parameter, der jedoch maßgeblich zur Einsparung von CO₂ beim Transport beiträgt. Kurze Transportwege innerhalb Europas zu unseren Kunden nach Österreich zu garantieren, führte dazu, dass wir nicht nur die Kapazitäten unserer Anlagen in Deutschland und Frankreich optimierten, sondern auch in den Kauf einer neuen Anlage innerhalb Europas investierten. bwd Eine Möglichkeit der Umweltschonung ist das Recycling. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Haderer Wir recyceln schon seit vielen Jahren unsere Produktionsabfälle, denn den Produktlebenszyklus stets im Vordergrund zu halten ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Aufwändiger wird es bei den vollflächig verklebten Bestandsbelägen. Wenn man diese entfernt, haften Klebstoff- und Spachtelmassenreste daran, die man kosten- und zeitintensiv entfernen muss. Umweltbewusstes Agieren verankerte sich ebenso zunehmend in den vergangenen Jahren bei unseren Nutzern, weshalb sich lose liegende Bodenbeläge aus unserem Sortiment enorm etabliert haben. Sei es LVT Click oder auch unser beliebter Rigid, genauso wie sämtliche Produkte aus unserem Tech-Tiles-Sortiment, wie GTI, Attraction oder auch Creation 70 Connect. In unmittelbarer Nähe zu unserem Werk in Troisdorf befindet sich ein bereits gut ausgelastetes Recyclingunternehmen, das unsere Altbeläge sowie unter anderem auch jene der gesamten Branche aufbereitet, damit sie zu sogenannten Second-Life-Produkten wieder in den Produktionskreislauf rückgeführt werden können. Ich möchte zeitgleich hervorheben, dass unsere Produkte bereits jetzt schon aus 50 bis 80 Prozent Recyclingmaterial bestehen. Zum Beispiel liegt der Wiederverwertungsanteil bei unserem GTI bei 85 Prozent. Wichtig ist dabei, dass die Oberfläche aus Neumaterial bestehen muss, um die hohen Anforderungen im täglichen Gebrauch zu erfüllen. Das Thema Recycling ist in Deutschland und Frankreich schon viel weiterentwickelt. Dort verlangen Großkunden, wie zum Beispiel Handelsketten, bereits, dass wir die Beläge nach wenigen Jahren wieder zurücknehmen und wiederverwerten, damit sie ihre eigenen Umweltziele erreichen können. Das steckt bei uns in Österreich noch in den Kinderschuhen, wird aber auch verstärkt kommen. Recycling klappt ganzheitlich betrachtet nur großflächig, wenn die Mengen stimmen. Dies ist ein Thema, das die gesamte Bodenbelagsbranche betrifft und wo alle an einem Strang ziehen sollten. bwd Sie haben vor einem Jahr den Innendienst von Österreich in die D-A-CH-Zentrale nach Troisdorf verlegt. Wie haben das die Kunden aufgenommen? Haderer So ein Wechsel ist natürlich eine intensive, herausfordernde Sache, schließlich geht es dabei oft um jahrzehntelang gewachsene menschliche Beziehungen. Nach einer Übergangsphase hat sich das neue Team mit unseren Kunden erfreulicherweise sehr gut eingespielt. Verantwortlich dafür war bestimmt, dass wir unsere Innendienst-Kollegen mit unserem Vertriebsaußendienst in ganz Österreich auf Tour zu unseren Kunden geschickt haben. Die Wünsche, Besonderheiten und Anforderungen unserer Verarbeiter an die Kollegen weiterzugeben und aus erster Hand informiert zu sein, stand dabei absolut im Vordergrund. Dadurch sind das gegenseitige Verständnis und die persönlichen Beziehungen stark und schnell gewachsen, sodass wir heute eine sehr gute Zusammenarbeit und Akzeptanz haben. Wir werden diese Aktion zeitnah heuer wiederholen, denn in jeder Zusammenarbeit soll und muss es „menscheln“. Der Mensch steht bei uns mit seinen Bedürfnissen immer im Mittelpunkt. So werden wir auch in Tirol und Vorarlberg unseren Vertrieb neu aufstellen und damit im Gebiet direkt verstärken, denn wir wechseln von einem Handelsvertreter auf einen festangestellten Vertriebsaußendienstmitarbeiter. Rasches kundenorientiertes Agieren, Nähe am Markt und den Mehrwert dadurch für unsere Verarbeiter spürbar zu machen, stehen im Fokus dieser Entscheidung. Eine sehr gute partnerschaftliche Abstimmung ermöglichte uns diesen Schritt, den wir uns sehr intensiv und lange vorab überlegt haben. bwd Welche Ziele haben Sie sich für die nächste Zeit gesetzt, die Planungssicherheit ist ja heutzutage kaum bis gar nicht gegeben? Haderer Das stimmt sicher, aber wir wollen an unseren Kernwerten festhalten und diese weiter stärken und am Markt kommunizieren. Das sind Stabilität und Kontinuität, die wir uns gemeinsam mit unseren Kunden in den letzten Jahrzehnten erarbeitet haben. Unser Umzug nach Wien soll neben dieser Historie aber auch einen positiven Aufbruch signalisieren. Den Ansprüchen des Marktes, nicht nur nach modernen Produkten, sondern optimalen Serviceleistungen zu erfüllen, bedeutet für uns ebenso, uns ständig zu hinterfragen und den Kundenwunsch ins Zentrum unseres Handels zu rücken, um die optimalen Lösungen anbieten zu können. Wir werden unsere Zielmärkte weiter verdichten und die Nähe zum Verarbeiter, Architekten und den diversen Entscheidungsträgern weiter ausbauen. Wir wollen also weiter deutliche Akzente setzen und aufzeigen, wofür wir als Team Gerflor Österreich stehen. bwd Wird es ein Eröffnungsfest für den neuen Schauraum geben? Mader Zurzeit können wir aufgrund der Pandemie keine offizielle Eröffnungsfeier planen. Wir werden den neuen Schauraum jedoch medial breit aufrollen und die Eröffnung im kleinen Rahmen mit diversen Aktionen ganzjährig promoten. Natürlich werden wir auch hier ganz unserem Digitalisierungskonzept entsprechen und einen virtuellen Schauraum schaffen, den wir dann auf einer Landing Page vorstellen. Informationen dazu findet man natürlich auch auf Social Media. bwd Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen alles Gute am neuen Standort!Thomas Mayrhofer

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