bwd im Gespräch Dr. Michael Pistauer, Vorstand der Inku AG Logistikplattform für Großhandel

Nach der Präsentation der Zahlen für 2005 hat Großhändler Inku einen nicht unerheblichen Personalabbau angekündigt. Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer hat bei Dr. Michael Pistauer, dem Vorstand des Unternehmens, nachgefragt.Klare Worte: Dr. Michael Pistauer, Vorstand der Inku AG.Logistikplattform für Großhandel bwdHerr Dr. Pistauer, Sie haben gerade die Bilanz für das Vorjahr präsentiert, die großenteils noch Ihre Vorgänger zu verantworten haben. Gleichzeitig haben Sie die Halbjahreszahlen bekannt gegeben. Ist die Inku über den Berg? PistauerDie Bilanz ist jetzt sauber, ein Fundament vorhanden. Wir haben wieder eine Eigenkapitalquote von zwölf Prozent, die zum Halbjahr 2005 komplett aufgezehrt war. Abgesehen von den außerordentlichen Ergebnissen sind wir operativ noch knapp negativ, was sich jedoch heuer ändern soll. Wir haben nicht bloß zehn Millionen Euro kurzfristiger Schulden ab-, sondern dazu vier Millionen Euro cash aufgebaut. Die Altlasten sind nun bereinigt, wir wenden uns optimistisch der Zukunft zu, obgleich es im Sortimentsbereich und beim Auftritt noch viel zu tun gibt. bwdIm Ausland läuft es jedoch nicht rund. In Tschechien muss gar ein deutlicher Einschnitt gemacht werden. PistauerDas ist richtig. Dort ziehen wir uns ganz aus dem Einzelhandel zurück. Die Standorte waren einfach nicht gut genug. Wir konzentrieren uns jetzt auf den gut gehenden Großhandel und binden Tschechien vollständig in unser Lager und die Logistik mit ein. In Ungarn bleibt alles bestehen, wir haben die Prozesse aber deutlich gestrafft. So nebenbei erzielen wir dort Umsatzsteigerungen. Wir wollen zur besseren Servicierung von Großvertriebsformen in Slowenien und Kroatien im Großhandel mit Partnern vor Ort wachsen. In beiden Ländern sind wir bereits vertreten. Dennoch ist dies ein mittelfristiges Konzept, da es dafür Zeit braucht. bwdDie Restrukturierungen sind mit einem starken Personalabbau verbunden. PistauerDas stimmt. Im Ausland haben wir die Personalmaßnahmen schon durchgezogen. Dabei haben wir uns in Tschechien von 20 Mitarbeitern getrennt, es verbleibt eine starke Vertriebsmannschaft. In Ungarn haben wir jetzt noch 40 Mitarbeiter, der Bestand wurde um fünf Stellen reduziert. In Österreich werden wir durch Frühpensionierungen, Altersteilzeit und natürliche Fluktation 20 Stellen sozial verträglich abbauen, der Personalstamm bleibt bei 146 Beschäftigten. Nicht alle Mitarbeiter waren bereit, den neuen Weg mit uns gemeinsam zu gestalten. Veränderung kostet Kraft und Entschlossenheit. Die Leistungen der Vergangenheit zählen leider nicht ewig. Insgesamt sehe ich jedoch für die verbleibenden Beschäftigten einen klaren Motivationsschub. Wir sparen nur im Back-Office-Bereich und gar nicht beim Kunden. Unser Vertriebsbereich wurde sogar verstärkt. bwdSie haben künftigen Handlungsbedarf beim Sortiment angesprochen. Was heißt das konkret? PistauerWir bleiben bei unserem Vollsortiment. Wir haben jedoch die Preise etwa bei Laminat um bis zu ein Drittel gesenkt und machen jetzt trotzdem mehr Umsatz damit als früher. Holz bleibt durchwachsen, dort wollen wir uns auf Spezialitäten konzentrieren. Die Richtung beim Teppich stimmt, es gibt leichte Zuwächse. Im Stoffbereich bringen wir gerade eine wegweisende Böhm-Kollektion auf den Markt, die sehr gut angenommen wird. Mit dem neuen Konzept von Farb- sowie Themenwelten, in denen sämtliche Produkte kombinierbar sind, glauben wir uns auf dem richtigen Weg. Unser Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt von Schritt zu Schritt besser. bwdIn einem ’bwd‘-Gespräch (in dieser Ausgabe, Österreich-Teil; Anm. d. Red.) hat Landegger-Chef Martin Orasch mit der Idee einer gemeinsamen Logistikplattform für den Großhandel in Österreich aufhorchen lassen. Gibt es dazu bereits konkrete Überlegungen oder Gespräche? PistauerWir haben in der Tat im Zuge unserer regelmäßigen Treffen im Großhandelsgremium der Wirtschaftskammer darüber gesprochen. Ich finde die Idee sehr positiv. Wir haben hohe Logistikkosten. Einerseits durch die sperrigen Waren, andererseits durch die Geographie. Aus meiner Sicht sollten zumindest alle drei wichtigen Goßhändler in Österreich eine gemeinsame Logistiktochter gründen oder gemeinsam einen Spezialisten beauftragen. So vermeiden wir, dass ausländische, großhandelsaverse Anbieter von diesem Service profitieren und Cutbestellungen bei uns zu Dumpingpreisen liefern können. Wir könnten dadurch zudem unsere Kernkompetenz klar unterstreichen und wären ein Vorbild für ganz Europa. bwdWie groß sind die Chancen für die Realisierung des Projekts? Welchen Zeitrahmen sehen Sie? PistauerIch bin optimistisch, es kann eigentlich nur an den handelnden Personen scheitern. Wir sind auch für Sonnhaus und andere als Partner offen, können es aber auch nur zu zweit machen. Zum Zeitrahmen: Wenn wir es nicht im Laufe des nächsten Jahres schaffen, können wir es vergessen. bwdThemawechsel. Bei der Jahresversammlung gab es Veränderungen im Aufsichtsrat. Hat dies auch mit der operativen Führung zu tun? PistauerWie geplant hat sich Dr. Klaus Hoffmann als Vorsitzender zurückgezogen und wird durch Michael Smolka ersetzt. Dazu hat Dr. Frank Steffel, mit dem ich im Sortiment weiter eng kooperiere, ebenfalls den Aufsichtsrat verlassen. Die zwei Neumitglieder sind Dr. Peter Wolf und Dr. Stefan Wurst, Vorstand der Smolka-Familienstiftung SMD. Weil es anders als in angelsächsischen Ländern in Österreich für dieses Gremium keinerlei operative Mitsprache, sondern nur eine Kontrollfunktion gibt, bleibt aus meiner Sicht alles beim Alten. Für den operativen Teil trage ich die Verantwortung. bwdWo wollen Sie in drei Jahren stehen? PistauerWir wollen ganz klar unsere Position als Nummer Eins am Markt festigen und ausbauen, insbesondere auch durch moderne Produkte und besten Service. Dazu gehört die Kooperation mit neuen Teilpartnerschaften, wie etwa im Logistikbereich. Wir beschäftigen uns nicht mehr mit uns selber, sondern stellen die Wertschöpfung im Sinne des Kunden in den Mittelpunkt. bwdWir danken für dieses Gespräch und wünschen viel Erfolg für die Zukunft. Mit Inku-Vorstand Dr. Michael Pistauer sprach Thomas Mayrhofer, bwd-Redakteur für Österreich.