bwd im Gespräch „Langsam, aber stetig expandieren“

Wie Sonnhaus die aktuelle Marktsituation bewertet und wie der oberösterreichische Großhändler zukünftige Entwicklungen einschätzt, hat bwd den geschäftsführenden Gesellschafter Mag. Gerhard Fessl am Firmensitz in Wels gefragt.Mit ruhiger Hand steuert Mag. Gerhard Fessl sein Großhandelshaus durch stürmische Zeiten und expandiert langsam, aber stetig.„Langsam, aber stetig expandieren“ bwd Herr Mag. Fessl, die CASA ist dieses Jahr ausgefallen, wie waren Sie mit der beletage als Ersatz zufrieden? Fessl Die beletage war aus unserer Sicht gut, ist aber kein vollwertiger Ersatz für die CASA, da wir mit der Präsentationsfläche doch stark eingeschränkt waren. Für den Stoffbereich ist ein Zwei-Jahres-Rhythmus wegen des modischen Aspektes und der schnelleren Kollektionswechsel nicht ausreichend. Wir freuen uns daher schon auf die nächste CASA und werden in den Zwischenjahren zusätzlich eine Hausmesse andenken. bwd Wie laufen die Geschäfte derzeit, gibt es einen Unterschied zwischen Österreich und ihren Aktivitäten in Deutschland? Fessl Wir sind zufrieden und wachsen kontinuierlich. Zu schnelles Wachstum ist aus meiner Sicht immer eine Gefahr. In Deutschland läuft es für uns weiter expansiv. Wir sind im Süden von Bayern mit unserem gesamten Sortiment am Markt präsent, während wir mit unseren Stoffen ganz Deutschland bedienen. Ich sehe in Deutschland eine weitere Konsolidierung im Großhandel, die nicht alle überleben werden. Dies bringt uns wieder zusätzliche Marktchancen in einem Verdrängungsmarkt. bwd Erwarten Sie wegen des Kaufes von Böhm durch Landegger Auswirkungen auf Ihr Geschäft? Fessl Ich glaube nicht, dass wir dies stark spüren werden. Böhm ist zwar zweifelsohne eine starke Marke, war aber in den letzten Jahren nicht sehr präsent und aktiv. Es gibt auch hier sehr viele Anbieter am Markt. Wir haben sehr viele Kollektionen, in Summe zigtausende, am Markt platziert und sind dementsprechend gut und breit aufgestellt. Einen Tausendfüßler schmeißt so schnell nichts um. bwd Wie steht es bei den Bodenbelägen, was sind da Ihre Schwerpunkte? Fessl Wir sind bei den Designböden sehr früh eingestiegen, was uns jetzt in der Boomzeit sehr entgegenkommt. Ich fürchte allerdings, dass auch bei diesen Top-Sellern eine Entwicklung wie beim Laminat kommen könnte, bei dem durch Überkapazitäten die Abwärtsspirale sehr schnell eingeleitet wurde. Wir bringen aber eine neue Klebvariante heraus, die für denProfi-Verleger noch attraktiver ist. bwd Sie haben vor einiger Zeit in Wien einen Schauraum etabliert. Wie laufen die Geschäfte dort? Fessl Wir sind froh, in der Bundeshauptstadt einen guten Standort zu haben. Wir setzen neben unserem Außendienst, immerhin 13 Mitarbeiter in ganz Österreich, eben auf diese zusätzliche Beratungsschiene. Genauso wichtig ist aber auch unser Internet-Auftritt, da wir alle Kanäle nutzen müssen. Wir optimieren diesen auch im Sinne unserer Kunden, da dieser Infokanal für die Konsumenten immer mehr an Bedeutung gewinnt. Speziell unser virtuelles Raumdesign-Studio wird gerne besucht, um sich die neuen Gestaltungselemente in seinen eigenen vier Wänden besser vorstellen zu können. Auch die Händlersuche wird sehr rege frequentiert. Mit unserer Suchoptimierung wollen wir zusätzlich punkten und noch mehr Frequenz auf unser virtuelles Schaufenster lenken. »Der Großhandel kann nur durch Leistung bestehen.« bwd Man liest überall von der Lehrlingsproblematik. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus, sowohl bei Ihren Kunden als auch bei Ihnen im Haus? Fessl Die Handwerker in der Innenausstattung haben es sicher schwer, genügend Lernwillige zu finden. Die Attraktivität des Handwerks muss den Jugendlichen sicher noch besser vermittelt werden. Wir haben selbst keine Probleme bei der Lehrlingssuche, da wir einen guten Ruf als Arbeitgeber haben und auch sehr eng mit den Schulen zusammenarbeiten und regelmäßig Schnuppertage anbieten. Wir bilden selbst immer vier bis fünf Lehrlinge zum Großhandelskaufmann aus und haben bei der Neugestaltung der Lehrpläne mit der Berufsschule eng zusammengearbeitet. Wir haben auch die Berufsschulzeit freiwillig um zwei Wochen pro Jahr verlängert, um die Qualität der Ausbildung noch weiter zu steigern. Wir unterstützen darüber hinaus die Bodenleger in der Berufsschule, z. B. mit Materialspenden, oder stellen ihnen unser EDV-Programm kostenlos zur Verfügung. bwd Was verlangen Sie von einem Lehrling und was können Sie diesem später bieten? Fessl Ich finde, der Wille des Jugendlichen sollte entscheidend für die Berufswahl sein und nicht die Vorstellungen der Eltern. Nur wenn sich der Lehrling wirklich für sein Metier begeistern kann, wird er gute Leistungen bringen und auch dabeibleiben. Wir bieten unseren Lehrlingen eine echte Karriereperspektive, da wir praktisch alle übernehmen und viele von ihnen bereits mehrere Sprossen der Sonnhaus-Karriereleiter erklommen haben. Bei uns endet die Ausbildung nicht mit dem Lehrbrief - wir übernehmen auch die Kosten für Fortbildungen und Zusatzausbildungen unserer Mitarbeiter. Diese Perspektive gibt es sicher nicht überall. bwd Wie sehen Sie die Zukunft des Großhandels in Österreich? Fessl Der Großhandel kann in Österreich genau wie anderswo nur durch Leistung bestehen. Das heißt, mit ausgesuchten Kollektionen, die zum Großteil eingelagert sein müssen, und einer perfekten Logistik nahe am Kunden zu agieren. Dazu gehören natürlich genauso Seminare und Schulungen sowie die aktive Verkaufsunterstützung. Schließlich können wir nur gemeinsam mit unseren Kunden erfolgreich sein. Deren Erfolg ist unserer und auch umgekehrt. Wir leben einfach in einer Symbiose. Wer das nicht berücksichtigt, der wird vom Markt verschwinden. Als ich vor über 30 Jahren begonnen hatte, waren in Österreich 14 Großhändler am Markt aktiv. Man muss aber immer Chancen erkennen und nutzen, da das Leben keine Einbahnstraße ist. So haben wir durch unsere Aktivitäten in Deutschland das Inlandsgeschäft gut ergänzt und abgesichert. Diesen erfolgreichen Weg gilt es weiter zu beschreiten. bwd Vielen Dank für das Gespräch. Thomas Mayrhofer