Deutsches Sachverständigenseminar Spannender Themenreigen sorgt für Diskussionsstoff - Kommt die Industrie ins Boot?"> Deutsches Sachverständigenseminar Spannender Themenreigen sorgt für Diskussionsstoff Kommt die Industrie ins Boot?

Sönke Stoltenberg schlägt auf dem Deutschen Sachverständigenseminar die Einrichtung eines Sachverständigenbeirats vor.Kommt die Industrie ins Boot? 154 Gäste, darunter auch der Präsident des Bundesverbandes der vereidigten Sachverständigen für Raum und Ausstattung e.V., Reinhard Essers, waren angereist. Durchweg interessante Themen und hochkarätige Referenten machten jeden Kilometer Anreise bezahlt. Sönke Stoltenberg hatte als Leiter des Sachverständigenwesens im Zentralverband zu Beginn der Veranstaltung einen interessanten Vorstoß gewagt. Die Tatsache, dass in der Vergangenheit der Austausch mit der Industrie auf diesem Treffen durch das Beisein der Fördermitglieder zu lebhaften und interessanten Diskussionen geführt hatte, nahm er zum Anlass, die mögliche Einrichtung eines Beirates vorzuschlagen (siehe Interview Seite 74). Stoltenbergs Vorschläge stießen auf positive Resonanz, wurden aber zunächst einmal zur weiteren Diskussion zurückgestellt. Nachdem Joachim Barth in seiner Funktion als Vorsitzender des Zentralverbandes Parkett- und Fußbodentechnik den Bericht zu verbandspolitischen Aktualitäten abgegeben hatte, setzte sich er sich als Sachverständiger mit den Begrifflichkeiten aus der nicht mehr existierenden Parkettsortierung von Natur, gestreift bis rustikal auseinander. In der europäischen Norm sind die Kennzeichnungen seit einigen Jahren durch die Symbole „Kreis“, „Dreieck“ und „Quadrat“ besetzt. Die neue Kennzeichnung, die der internationalen Sprachvielfalt geschuldet sei, ist jetzt Standard und die alte DIN 280 damit hinfällig, betonte Barth unmissverständlich. Die Symbole seien aber keineswegs am Markt angekommen. Werden explizit die alten Begriffe verwendet, kommt die Sortierung der „freien Klasse“ zum Tragen, erklärte der Sachverständige. Laut Barth entspricht die Symbolik bei strenger Auslegung nicht der alten Sortierung, denn genau genommen gibt es zumindest von der Sortierung Kreis zur ehemaligen Bezeichnung Natur geringfügige Abweichungen. Die vielfach von den Herstellern genutzten Begriffe Elegance, Residence, Chateau o.Ä., zumal ohne CE-Kennzeichnung, fallen genau in diese Kategorie. Keinesfalls nachzuvollziehen sei die Regelung, dass bei Mehrschichtparkett 3 % der Stäbe der darunterliegenden Sortierklasse entsprechen dürften, während bei Rohparkett, das anschließend noch einmal geschliffen würde, lediglich 2 % zugestanden würde. Das sollte die neue europäische Verlegenorm DIN CEN/TS 15717 verbessern. Dr. Uwe Noldt widmete sich dem Thema der Holzschädlinge und insbesondere ihrem, wenn auch seltenen, Vorkommen bei Parkettfußböden. Der promovierte Meeresbiologe wird immer wieder einmal damit konfrontiert, dass Parkett von Insekten befallen wird. Zumeist ist es neben anderen Lyctusarten der in Mitteleuropa bekannte Parkettkäfer (Lyctus linearis), der durch seine kreisrunden, kleinen Fluglöcher (ca. 1 mm) gekennzeichnet ist. Seinen Namen hat er der Tatsache zu verdanken, dass er häufig in eichenen Parkettböden, aber auch in anderen Laubhölzern auftritt. Weitere Schädlinge sind der braune Splintholzkäfer (Lyctus bruneus), der Kapuzinerkäfer, der Eichenwidderbock, der Scheibenbockkäfer oder gar der Bambuskäfer. Noldt macht die Ursache des Auftretens u.a. in östlichen und fernöstlichen Herkünften aus, wobei auch Schnittholz von Mitteleuropa aus in dort ansässige Produktionen geliefert wird, um dann mit heimischen Schädlingen belastet als Fertigprodukt wieder nach Deutschland zu kommen. Fälle gesucht Noldt richtete die Bitte an die anwesenden Sachverständigen, ihm von bekannt gewordenen Fällen zu berichten, um seine Dokumentation zu vervollständigen (uwe.noldt@vti.bund.de, Tel 040/73962-433). Den Beitrag zu diesem Thema werden wir in einer der kommenden Ausgaben ausführlich behandeln, genauso wie den von Professor Dr. Andreas Rapp von der Leibniz Universität, Hannover, der sich anschließend der Problematik beheizter und gekühlter Fußbodenkonstruktionen in Kombination mit dem Materialklima von Holzfußböden widmete. Professor Dr. Christian Heschl, Fachhochschulstudiengänge Burgenland, gewährte einen Einblick in die Thematik von Raumklima und Behaglichkeit im Bauwesen. Er beschrieb Einflussfaktoren wie Außenluftfeuchte, Temperatur, Strahlung und Standortbedingungen bzw. Oberflächeneigenschaften, Farben, Rauigkeiten oder das Mikroklima. Klimabestimmende gebäudetechnische Einrichtungen wie zum Beispiel die Heizungsanlagen rundeten die Parameter ab. Die heutigen Bauweisen würden zu deutlich niedrigeren Luftfeuchten führen und aufgrund unterschiedlicher Materialklimata trotz konstanter Raumluftbedingungen auch durchaus unterschiedliche Luftfeuchten im Raum hervorrufen. Der winterliche Austausch kalter Außenluft, die im perfekt wärmegedämmten Haus dann aufgrund der höheren Temperaturen für extrem niedrigere Raumluftfeuchten (15 bis 25 %) sorgt, ist laut Heschl für die eingesetzten Materialien eine echte Herausforderung. Gerade wenn es draußen extrem kalt ist, geht die Luftfeuchte in den Innenräumen „in die Knie“ (was übrigens im folgenden Beitrag auch über die Daten der Fidbox eindringlich bestätigt wurde). Auf diese Herausforderungen in den Pflegeanweisungen für den Parkettboden rechtzeitig einzugehen, möglichst schon vor Auftragserteilung im Angebot, war eine Aufforderung in der anschließenden Diskussion. Schließlich erfordern besondere Bauweisen auch besondere Maßnahmen. Dies könne übrigens auch hinsichtlich veränderter Lieferfeuchten für Parkett gelten, über die man in diesem Zusammenhang den neuen Anforderungen entsprechend intensiv nachdenken sollte, hieß es weiter. Die Anwendung der Fidbox stand im Mittelpunkt der Präsentation von Jürgen Bischoff von der Fa. Floorprotector, die das Mess- und Aufzeichnungsgerät entwickelt hat. Die Fidbox, die nach Aussagen neutraler Fachleute sehr zuverlässige Aufzeichnungen von Materialfeuchten und Temperaturen ermittelt, kann im Schadensfalle eine maßgebliche Unterstützung zur Ermittlung der Ursache sein. Die Sachverständigen Peter Fendt und Dr. Horst Schuh werteten anhand realer Fälle von schadhaften Parkettböden, in die die Fidbox eingebaut war, die erhaltenen Klimadaten aus und zeigten, wie aus dem Erscheinungsbild und den Schaubildern konkrete Aussagen über deren Entwicklungen und -ursachen gemacht werden können. Gerade dann, wenn man ansonsten auf Mutmaßungen angewiesen ist, kann die Fidbox zusätzliche Informationen liefern. Es zeigte sich aber auch recht anschaulich, dass viel Erfahrung in der Auswertung nötig ist und ausgezeichnete Kenntnisse der technischen Zusammenhänge weiterhin unerlässlich sind, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dr. Falko Wepner, Leiter technische Entwicklung der Hamberger Flooring, zeigte beim Thema Verleimungsqualitäten von Mehrschichtparkett auf, welche Leimtypen, Verleimungsverfahren, Kontrollmaßnahmen in der Fertigung üblich sind und welche späteren Probleme auftreten können. Hintergrund des Vortrages, über den wir ebenfalls noch ausführlich berichten werden, ist die Forderung aus Sachverständigenkreisen, die auch von der Industrie mitgetragen wird, eindeutige Aussagen zu Schadensbildern treffen zu können und Anforderungen für die Beurteilung festzulegen. Es zeigte sich eindeutig die Vielschichtigkeit der Problematik, die je nach unterschiedlicher Leimtype unterschiedliche Anforderungsprofile bzw. Prüfungen nach sich ziehen müsste. Dass eine allgemeingültige Prüfung alles erschlägt, sei nicht zu erwarten. Siganalisiert wurde die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen Industrie, die nicht zuletzt unterstrichen wurde durch die Anwesenheit des VDP-Vorsitzenden Michael Schmid, und dem sachverständigen Parketthandwerk bzw. auch der Wissenschaft. Dabei ist die Vermutung, dass gerade die einheimische Industrie von dokumentierten Anforderungen im Wettbewerb gegen Billigprodukte profitieren könnte, sicherlich nicht so ganz falsch. Zum Abschluss widmeten sich die Sachverständigen Bodenleger Manfred Krapp und Ralf Wollenberg der unterschiedlichen Wahrnehmung von Gutachtern im Schadensfalle und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen, die bei gleichen Sachverhalten häufig in abweichenden Ergebnissen mündeten. Die anschließend äußerst lebhafte Diskussion bewies, dass die beiden Vortragenden den Kern des Problems getroffen hatten. So ergaben sich speziell bei der Beurteilung optischer Erscheinungsbilder, der Sache entsprechend nicht anders zu erwarten, durchaus unterschiedliche Einschätzungen. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de

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