bwd im Gespräch mit Stefan Kaltenböck, Vertriebsleiter von Nora Flooring Systems in Österreich Industriegeschäft wird forciert

Stefan Kaltenböck hat vor kurzem den Vertrieb für die Kautschuk-Beläge von Nora in Österreich übernommen. Wie der erfahrene Verkäufer seine Erfahrungen aus der Möbelbranche dabei einbringen will, hat er bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer verraten.bwd Herr Kaltenböck, Sie sind seit Feber dieses Jahres der neue Vertriebsleiter für Nora in Österreich. Wie ist Ihre Organisation in Österreich aufgestellt? Kaltenböck Wir haben für Österreich vier Bezirksleiter, die gemeinsam flächendeckend alle unsere Kunden und Interessenten in Österreich im Außendienst betreuen. Von unserem Firmensitz in Wels werden alle Bestellungen weitergeleitet an unseren Produktionsstandort in Weinheim an der Weinstraße in Deutschland. Was uns von unseren Mitbewerbern unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir sogenannte Projektkoordinatoren haben, die unsere Kunden schon im Vorfeld in technischer Hinsicht beraten, damit der ausgewählte Bodenbelag auch wirklich alle Anforderungen und Erwartungen in der Praxis erfüllt. Zusätzlich unterstützen wir unsere Verarbeiter, mit denen wir eine enge Partnerschaft haben, mit versierten Anwendungstechnikern, die bei Bedarf auf die Baustelle kommen und Verlege- oder Reinigungsfragen bereits im Vorfeld abklären. Diese Serviceleistungen werden vom Markt sehr geschätzt. bwd Wer sind Ihre Zielgruppen und was können Sie diesen bieten? Kaltenböck Unsere Zielkunden kommen aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, der Industrie oder dem Bereich Transportation, bei dem wir uns an Bahn- oder Schiffshersteller wenden. Mit unserer breiten Produktpalette an Kautschuk-Bodenbelägen können wir für jeden Einsatzbereich ganz gezielt den optimalen Belag anbieten, der dann im Idealfall über Jahrzehnte hält. So gesehen haben wir uns schon immer dem Thema „Nachhaltigkeit“ verpflichtet gefühlt und danach gehandelt. bwd Sie kommen aus dem Ladenbau, welche Überschneidungen gibt es da für Sie? Kaltenböck Ich habe ursprünglich die HTL für Möbel- und Innenausbau absolviert und war dann jahrelang bei einem bedeutenden Industrieunternehmen in Sachen Ladenbau unterwegs. Da wie dort geht es um maßgeschneiderte Lösungen, die es unseren Kunden ermöglichen, ihre Aufgaben bestens zu erfüllen. Das gilt für Möbel genauso wie für Bodenbeläge. Ich setze immer schon auf den persönlichen Service, weil es im Verkauf einfach auf den Menschen ankommt. Der persönliche Kontakt zu allen Kunden ist mir sehr wichtig. Durch Corona haben diese Direktkontakte sicher gelitten, aber mit den modernen Medien konnten wir das zum Teil ausgleichen. Jetzt sind wir aber wieder unterwegs, um unsere Kunden persönlich zu treffen und zu beraten. Dieser direkte Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. bwd Hat auch Ihre Logistik unter der Pandemie gelitten oder gibt es aktuell Schwierigkeiten mit der Lieferkette zu Ihren Vorlieferanten? Kaltenböck Wir haben immer klug vorausdisponiert, sodass wir zu jeder Zeit voll lieferfähig waren und sind. Wir produzieren ausschließlich in Deutschland. Dieses Bekenntnis zu einer regionalen Fertigung hat uns in letzter Zeit sicher viel genützt, da wir schnell und effizient liefern können. Unsere Fertigung ist auf Lieferzeiten von sechs bis acht Wochen ausgelegt, was im Objektgeschäft ein vernünftiger Wert ist. Oft produzieren wir für ein ganzes Großprojekt auf einmal und die Mengen werden dann nach und nach abgerufen, das geht dann innerhalb von zwei oder drei Tagen. bwd Produzieren Sie mehr Bahnen- oder mehr Fliesenware? Kaltenböck Das hält sich so ziemlich die Waage. Allerdings wollen wir den Fliesenabsatz weiter forcieren, da sich dabei allein beim Verschnitt bei der Verlegung gut fünf Prozent einsparen lassen. Während die Fliese einen durchschnittlichen Verschnittanteil von drei bis fünf Prozent hat, liegt dieser Wert bei Bahnenbelägen bei acht bis zehn Prozent. Wir bemühen uns allerdings, durch optimale Rollenlängen für jedes Objekt, diesen Verschnitt zu minimieren. Damit sparen wir unseren Kunden bares Geld und der Umwelt unnötige Belastungen. bwd Stichwort „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Wie sind Sie bei diesen Themen aufgestellt, was ist Ihre Philosophie? Kaltenböck Nora Systems steht seit mehr als sieben Jahrzehnten für gesundheits- und umweltverträgliche Bodenbeläge und sieht sich in der Verantwortung für Klima- und Ressourcenschutz. Wir waren der erste Bodenbelagshersteller, der für seine Standardbodenbeläge das Umweltzeichen der „Blaue Engel“ bekommen hat, das war bereits im Jahr 2006. Außerdem haben wir das österreichische Umweltzeichen und das „Cradle to Cradle“-Zertifikat in Silber. Zudem sind alle Bodenbeläge CO₂-neutral. Das Besondere: Hierbei handelt es sich um eine ganzheitliche Betrachtung, die über die Bewertung der Treibhausgasemissionen bei der Herstellung hinausgeht und auch die Phasen der Errichtung, Nutzung und sogar die Entsorgung – also den gesamten Produktlebenszyklus – berücksichtigt. Wir setzen auf einen Dreiklang aus Vermeidung, Reduzierung und Kompensation durch den Erwerb von Emissionsminderungszertifikaten. Diese Kompensation ist freiwillig und wird aufgrund der anfallenden Kosten nicht von allen Herstellern gewährleistet. Denn der CO₂-Ausstoß von Bauprodukten in der Nutzungsphase kann in der Regel nur auf diese Weise ausgeglichen werden. bwd Haben Sie neue Produkte in der Pipeline und wie sieht es mit der Wiederverwendung von alten Belägen aus Kautschuk aus? Kaltenböck Man muss bedenken, dass unsere Kautschukböden 30, 40 oder noch mehr Jahre im Einsatz sind und in dieser Zeit viel leisten müssen. Wichtig ist, dass wir keine Beschichtungen für die Pflege brauchen, was auf die lange Lebensdauer eine gewaltige Einsparung an Zeit, Geld und Umweltbelastung bedeutet. Wir arbeiten schon länger Produktionsabfälle in unserer Produktion ein. Bestes Beispiel ist „norament 975 LL“, unsere lose verlegbaren Fliesen, die einen Recyclinganteil von 30 Prozent enthalten. Im vergangenen Jahr haben wir zudem mit „noracare seneo“ eine vollständig recyclebare Produktlinie in den Markt eingeführt, bei der auch Verschnittabfälle von den Baustellen bei unserer Produktion wiederverwertet werden können. Wir arbeiten ständig an der Verbesserung unserer Böden. Man sieht, dass man alle Aspekte gemeinsam betrachten muss, um zu einer realistischen Bewertung über die Nachhaltigkeit eines Produkts zu kommen. bwd Welche Innovationen kann sich der Verarbeiter noch von Ihnen erwarten? Kaltenböck Wir setzen schon seit Jahren auf „nora nTx“-Schnellverlegesysteme, die im Objekt immer wichtiger werden, weil Stehzeiten einfach immer teuer und unangenehm sind. Wir statten schon viele unserer Produkte mit einer selbstklebenden Rückseite aus. Damit geht die Verlegung schneller und einfacher als mit den herkömmlichen Verklebungen, bei der es eben Ablüfte- und Trockenzeiten gibt, die eine schnelle Benützung doch deutlich verzögern. Als Ergänzung zu „nora nTx“ haben wir im letzten Jahr den leitfähigen Trockenkleber „nora dryfix ed“ zur raschen Installation von elektrostatisch ableitfähigen (ed) und elektrostatisch leitfähigen (ec) Bodenbelägen entwickelt, die vor allem in der Industrie und im Gesundheitswesen eingesetzt werden. bwd Haben Sie Referenz-Objekte aus der letzten Zeit, die Sie uns nennen können? Kaltenböck Da gibt es natürlich unzählige. So durfte Nora für die Klinik Floridsdorf, dem „Gesundheitshaus der Zukunft“, knapp 58.000 Quadratmeter „noraplan sentica“ und 25.000 Quadratmeter „noraplan sentica ed“ liefern. Oder für den FlagshipStore von Bründl Sports in Kaprun 2.800 Quadratmeter „noraplan unita“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist mir noch zu betonen, dass wir alle unsere Produkte nie direkt an den Bauherrn oder Generalunternehmer liefern, sondern alles über die Fachverleger und Objekteure abgewickelt wird. Das wird auch in der Zukunft so bleiben, weil wir weiterhin auf unsere bewährten Partnerschaften mit den Verlegern setzen. bwd Welche Marketingmaßnahmen sind für heuer vorgesehen? Kaltenböck Wir werden nach den Corona-bedingten Absagen von Messen und Veranstaltungen hoffentlich bald wieder zur Normalität zurückfinden. Wir planen für heuer noch die Teilnahme an der „Klinikimmobilie der nächsten Generation“ in Salzburg, der Reinraum-Messe „Lounges“ und der „Architect@work“ in Wien im November. Auch unser digitales Marketing auf Instagram und LinkedIn läuft sehr gut, weil bereits eine jüngere Generation an die Entscheidungsstellen kommt, die einfach schon digital aufgewachsen ist. Auch hier geht es um beide Wege, den digitalen und den persönlichen. Beides zusammen muss sich ergänzen, um zu einem optimalen Gesamtpaket zu kommen. Auch das Visualisierungstool Raumdesign-Studio auf unserer Homepage lässt sich leicht bedienen und jeder Interessent kann ein Foto von seinem Raum mit dem gewünschten Bodenbelag hochladen, um so zu sehen, wie das Design und die Farbe den Raum verändern. Das kommt sehr gut an. bwd Sind die neuen Renovationssysteme für elastische Böden eine Konkurrenz, die Sie beim Verkauf schon spüren, oder sind diese Flächen noch eher klein? Kaltenböck Soweit ich es beurteilen kann, geht es dabei eher um kleinere Flächen. Kautschuk-Bodenbeläge sind für ihre Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit bekannt und lassen sich im Bedarfsfall mit „nora“-Pads, die speziell auf „noraplan“- und „norament“-Bodenbeläge abgestimmt sind, sanieren. bwd Was planen Sie für die Zukunft, wie wollen Sie in fünf Jahren aufgestellt sein? Kaltenböck Mein Team und ich werden den Bodenbelag und das Rad nicht neu erfinden, wir wollen uns aber kontinuierlich verbessern, unser Angebot also stetig an die Bedürfnisse von Kunden und Markt anpassen und weiter ein verlässlicher und angesehener Partner für unsere Kunden sein. Ich möchte das Industriegeschäft in Österreich forcieren, weil wir da noch Potenzial haben, das noch nicht voll ausgeschöpft ist. Aber auch alle anderen Segmente werden von uns weiterhin mit vollem Einsatz persönlich betreut. Wir denken und handeln langfristig, das war immer so und wird auch weiterhin so bleiben. bwd Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen alles Gute für die Zukunft.Thomas Mayrhofer