Diplomphysiker Oliver Erning Die CM-Messung und kein Ende Im Querschnitt auf Nummer sicher

Als Beitrag zu einer einheitlichen Meinungsbildung versteht Diplom-Physiker Oliver Erning, Leiter des Instituts für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) in Troisdorf, seinen Vortrag zur CM-Messung bei der TKB-Tagung in Frankfurt.Oliver Erning: „Die CM-Prüfung muss sorgfältig sein und sollte einheitlich vor ge nom men werden.“Im Querschnitt auf Nummer sicher Erning beleuchtete unterschiedliche Probenentnahmen bei der CM-Messung und diskutierte alternative Verfahren zur Feuchtebestimmung des Estrichs. Sein Fazit: Nach derzeitigem Wissensstand bleibt die CM-Methode die einzige Methode, die handwerksgerecht ist; am objektivsten ist die Prüfung über den Querschnitt, die deshalb für alle Bodenbeläge gelten sollte. In Fachkreisen hatte es zuletzt wiederholt Diskussionen darüber gegeben, wo die Stemmgutproben für die CM-Feuchtemessung im Estrich zu nehmen sind. Angefacht worden waren diese Diskussionen durch unterschiedliche Aussagen in Merkblättern, Kommentaren, Erläuterungen sowie Fachbüchern. Die Liste der Empfehlungen ist lang: Aus dem unteren Bereich, über den gesamten Querschnitt, in den unteren Schichten oder aus dem unteren Drittel sollten Proben gezogen werden. „Traditionell“, sagte Erning, würden Parkettleger aus Sicherheitsgründen das „untere bis mittlere“ Drittel vorziehen. Schriftlich dokumentiert sei dies aber erst im Fachbuch Parkett von 1996 und dem ein Jahr jüngeren Kommentar zur „DIN 18356 Parkettarbeiten“; die Tradition halte sich also in Grenzen. Andererseits toleriert das Merkblatt des Bundesverbands Estrich und Belag (BEB) von 2002 diesen Ansatz, wenngleich man für andere Beläge den gesamten Querschnitt berücksichtigt sehen will. Das TKB-Merkblatt Nr. 8 bevorzugt das untere Drittel und der VOB-Kommentar „Fliesen-, Platten- und Estricharbeiten“ (2004) die gesamte Estrichdicke. Erning zitierte Experten wie Harald Kaulen und Werner Schnell, die für die Querschnittsmessung eintreten; es gebe aber auch andere Stimmen. Der Diplomphysiker erklärte die fachgerechte CM-Messung und bedauerte, dass für besondere Systeme, wie etwa Schnellestriche sowie Estriche mit beschleunigenden Zusätzen, andere Vorgehensweisen verlangt würden. Die Prüfung erfordert Sorgfalt und setzt eine bestimmte zeitliche Abfolge voraus. Wird der Manometerdruck nach zehn Minuten abgelesen, verspricht dies die verlässlichsten Ergebnisse. Erning sagte, dass der Feuchtegehalt in den unteren Schichten – physikalischen Gesetzen folgend – größer sei (siehe Grafik 1 unten). Weiter hätten umfangreiche Tests im Labor nachgewiesen, dass durch den Einfluss der Geräte (vernachlässigbar), die Person des Prüfers und die Stelle der Probenentnahme bei den Resultaten Abweichungen entstehen. Die Unterschiede seien erheblich. So könne es zu Verzögerungen von bis zu 14 Tagen kommen, die zu Lasten des Bauherrn gehen. Laut Referent sind noch größere Verzögerungen möglich, berücksichtigt man die klimatischen Bedingungen vor Ort/in der Praxis. Der Gesamtfeuchtegehalt zählt Daraus folgerte Erning, dass in erster Linie unsachgemäße Probenentnahmen große Streubreiten bedingten. Hier könnten nur Querschnittsmessungen weitgehend Abhilfe schaffen. Auch in Sonderfällen, wie zum Beispiel bei Rückfeuchtung an der Oberseite durch klimatische Ausnahmesituationen oder einem hohen Feuchtepotenzial im unteren Bereich durch schnelle Zwangstrocknung, bleibe die Messung des Gesamtfeuchtegehalts entscheidend. Erning resümierte: „Die Querschnittsmethode ist das objektivste Verfahren.“ Dagegen sind nach seiner Meinung die immer wieder vorgestellten Alternativverfahren für die Praxis meist nur zur Orientierung geeignet. Nach Untersuchungen der Wissenschaftlich-technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerksplanung und Denkmalpflege hängen etwa elektrische Widerstandsmessungen stark von Temperatur und Rohdichte ab. Die Ergebnisse differierten zudem je nach Salzgehalt der Baustoffe. Auch die elektronischen Verfahren böten wegen ähnlicher Abhängigkeiten keine eindeutigen Ergebnisse. Erning sprach im Zusammenhang mit dem Feuchtegehalt, den solche Geräte anzeigen, provokativ von einer „Glaubensfrage“. Darren bringt Gewissheit Wissen bringe dagegen das Darren bis zur Gewichtskonstanz, wobei der Absolutwert des Wassergehalts von Baustoffen bestimmt wird. Deshalb würden alle anderen Verfahren daran ausgerichtet. Diese zerstörende Messung, die im Labor mit einigem Zeitaufwand möglich ist, lässt sich zu Ergebnissen der CM-Messung in Beziehung setzen. Für Zementestriche heißt die Formel Darr-%=CM-%+1,5 im Bereich der Belegreife – für Calciumsulfatestriche Darr-%=CM-%. Zur Orientierung vor allem bei beheizten Konstruktionen sei die einfach vorzunehmende Folienprüfung geeignet: Die 50u50 cm große Folie wird dabei durch Verkleben der Ränder auf dem Untergrund fixiert. Nach 24 Stunden bei maximaler Vorlauftemperatur wird die Überprüfung per Augenschein vorgenommen. Diese lasse freilich keine quantitativen Aussagen zur Belegreife zu. Eine weitere zuletzt immer wieder diskutierte Methode, die in manchen skandinavischen Ländern – bei einem anderen Aufbau des Fußbodens – gängig ist, sieht eine Feststellung der Belegreife durch die Messung der relativen Luftfeuchte im Bohrloch vor. Nach Überzeugung Ernings besitzt dieses zerstörungsarme Verfahren wegen zahlreicher Einflussfaktoren und fehlender Beurteilungsgrundlage derzeit keine Aussagekraft. Er führte als Unsicherheitsfaktoren an: Wärme beim Bohren, Bohrtiefe sowie -breite, die fehlende Genauigkeit (Wann ist der Gleichgewichtszustand erreicht?) sowie Abhängigkeit von Temperatur und Kondensation. Dazu sei das Verfahren der Sorptionsisotherme nicht für jeden Estrich anwendbar, zumal gar keine Anforderungswerte existierten. Für die fehlende Anwendbarkeit nannte der Sachverständige folgendes Beispiel: Das genannte Verfahren würde für einen Zementestrich bei 3,5 Masse-% (2,0 CM-%) relativer Luftfeuchte im Estrich eine Luftfeuchte von 62,5% erforderlich machen; bei Versuchen sei aber an belegreifen Zementestrichen, die sich bei Normalklima im Gleichgewichtszustand befinden, eine relative Luftfeuchte im Estrich von 90% ermittelt worden. Damit bleibe die Frage: Wann ist der Zementestrich belegreif? Erning regte dazu ein Forschungsvorhaben an. Sein Fazit: An der CM-Messung führt derzeit kein Weg vorbei. Nach Überzeugung des Diplomphysikers ist dies die einzige Methode, die es dem Handwerker erlaubt, auf der Baustelle innerhalb kurzer Zeit den Feuchtegehalt zu bestimmen. Diese Tatsache mache eine einheitliche und sachgerechte Vorgehensweise erforderlich. Dabei weise die weitgehend objektive Querschnittsmessung die geringste Streubreite auf. Aussagen zum Gesamtfeuchtegehalt könnten nur Messungen über die ganze Estrichdicke bringen. Besteht ein höheres Sicherheitsbedürfnis, sollte deshalb nicht im unteren Bereich gemessen werden; stattdessen sei es dann sinnvoll, Grenzwerte für die Belegreife zu reduzieren. Denn die Messung könne trotz sorgfältigem Vorgehen eine prüfungsbedingte Abweichung von 10% ergeben. ⇥Walter Pitt walter.pitt@t-online.de