Holzpflaster auf Gussalphaltestrich verlegen: ein Fallbeispiel

Wird Holzpflaster verlegt, bedeutet das eine viel höhere Belastung für die Unterkonstruktion als bei der Verlegung von anderen Parkettarten. Was bei einer falschen Verlegung passieren kann, zeigt unser aktueller Schadensfall.

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    Holzpflaster
    © Dieter Humm
    Die Aufwölbung des neu verlegten Holzpflasters war bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Wo lag der Fehler?
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    Holzpflaster
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    Der hinzugezogene Sachverständige entdeckte einen Hohlraum unter dem Gussasphalt, der genau der Aufwölbung des Holzpflasters entsprach.
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    Holzpflaster
    © Dieter Humm
    Das Entkopplungsvlies war fehlerfrei verlegt worden. Trotzdem konnte es den Quelldruck des Holzpflasters nicht abpuffern.

Eigentlich wollte der Mieter etwas Gutes tun, als er sich anbot, ein neues Holzpflaster in der Altbauwohnung selbst zu verlegen. Der Vermieter stellte dafür das Material zur Verfügung, da die geplante Wertsteigerung auch in seinem Interesse lag.

Der Fall

Der Mieter einer Altbauwohnung war mit dem alten Laminat am Boden nicht mehr zufrieden und wollte deshalb einen robusten, optisch ansprechenden Boden in seiner Wohnung verlegen lassen. Seine Wahl fiel auf einen Holzpflasterboden aus Eichenholz. Als Allround-Handwerker traute sich der Mieter die Verlegung selbst zu. Der Vermieter ließ sich überzeugen, dass die entstehende Wertsteigerung auch in seinem Interesse sei. Er stimmte deshalb zu, die Materialkosten zu übernehmen.

Als der Mieter sich ans Werk machte und den alten Laminatboden entfernte, kam ein schwarzer Untergrund zum Vorschein. Schnell stand fest: Es handelte sich um Gussalphaltestrich. Auf Nachfrage beim Großhändler, bei dem der Mieter das Holzpflaster bezogen hatte, erfuhr er, dass die Verlegung von Holzpflaster auf Gussasphaltestrich problematisch werden könnte. Der Händler riet dazu, mit einem Entkopplungsvlies zu arbeiten. Dadurch, dass der Mieter bereits das dünnste Holzpflaster ausgewählt hatte, sollte er mit der vorgegebenen Einbauhöhe auskommen.

Die vollflächige Verklebung des Entkopplungsvlieses und des Holzpflasters führte er sorgfältig nach den Herstellervorgaben aus und war mit dem erreichten Ergebnis zufrieden. Anschließend schliff er das Holzpflaster und lackierte es mit einem Wasserlack. Dabei achtete der Verleger darauf, eine Grundierung zu verwenden, die die Seitenverleimung reduzierte. Außerdem stellte er ausreichende Trocknungszeiten sicher. Nach der Fertigstellung möblierte der Mieter die Wohnung wieder vollständig. Alles schien nach Plan gelaufen zu sein.

Der Schaden

In den ersten Wochen nach der Möblierung fiel ihm auf, dass die Möbel schief standen. Trotz der schleichenden Aufwölbung änderte sich nichts an der fugenfreien und optisch einwandfreien Oberfläche des Holzpflasters. Auch beim Begehen konnte der Mieter keine Mängel feststellen. Die Bodenfläche schien insgesamt fest und stabil. Da sich die Wölbungen nicht zurückbildeten, sondern – ganz im Gegenteil – weiter zunahmen, setzte der Mieter den Vermieter in Kenntnis. Ein Sachverständiger wurde zu Rate gezogen.

Praxistipp: So machen Sie nicht die gleichen Fehler

  • Holzpflaster gehört in die Hände von Fachleuten.
  • Wird Holzpflaster verlegt, bedeutet das für die Unterkonstruktion eine weitaus höhere Belastung als bei der Verlegung von anderem Parkett.
  • Entkopplungen lösen viele Probleme bei der Parkettverlegung, aber sie müssen auch auf das System abgestimmt und ausreichend dimensioniert sein.
  • Ein fünf bis sechs Zentimeter dickes Holzpflaster kann Quelldruck an die Flanken der Nachbarelemente abgeben. Dies ist bei Holzpflaster mit zwei Zentimetern Dicke oder weniger nicht möglich.

Die Schadensanalyse

Beim Besichtigungstermin konnte der Sachverständige die Aufwölbungen schon mit bloßem Auge erkennen. Der Gutachter entfernte zunächst ein paar Leisten, um den Wandabstand des Holzpflasters zu kontrollieren. Dabei fielen ihm keine Fehler des Holzpflasters auf. Allerdings hatte der Gussasphaltestrich den Schulterschluss mit der Wand gefunden. Eine Prüfstelle in der Mitte einer Erhebung ergab, dass unter dem Gussasphalt ein Hohlraum lag, der der Aufwölbung entsprach. In dieser Prüfstelle ließ sich aber auch nachvollziehen, dass die Verklebung vom Gussasphalt zum Entkopplungsvlies und zum Holzpflasterrücken ohne Beeinträchtigung vorlag. Da sich aus dem Gesamtbild einfach erkennen ließ, dass die Aufwölbungen durch einen Quelldruck des Holzpflasters bedingt waren, war die Entkopplungsfunktion offensichtlich nicht ausreichend erbracht worden.

Die Schadensbeseitigung

Die Aufwölbungen resultierten aus den ungenügenden Wandabständen des Estrichs und den besonders großen Scher- und Wölbspannungen des Holzpflasters bei Feuchteänderungen. Der Sachverständige empfahl für die Sanierung, die Gesamkonstruktion zurückzubauen und weniger energiegeladenes Parkett auszuführen. Als Alternative wies er darauf hin, dass Aufwölbungen bei Gussasphalt trotz eines ausreichenden Wandabstands durch Beschweren oft rückgängig gemacht werden können.

Alles zum Thema Holzpflaster lesen Sie auch in unserer Serie.