Geruchsbelästigung bei neu verlegten Bodenbelägen Hilfe, mein neuer Boden stinkt

Wenn der Kunde beim Bodenleger Gerüche aus dem neu verlegten Boden reklamiert, sollte man dies ernst nehmen. Nachfolgender Beitrag klärt über mögliche Ursachen auf und gibt Ratschläge zum richtigen Umgang mit der Problematik.

Zur Bestimmung der Geruchsbelästigung bei Fußbodenaufbauten werden spezielle Prüfkammern eingesetzt. - © bwd

Dass Kunden bei neu verlegten Fußböden hin und wieder Geruchsbelästigungen reklamieren, ist kein neues Phänomen. Allerdings muss man feststellen, dass durch zunehmende Sensibilisierung die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle in den letzten Jahren angestiegen ist. Das hängt nicht etwa damit zusammen, dass unser empfindliches Riechorgan besser geworden ist, sondern eher daran, dass man empfindlicher auf unbekannte Gerüche reagiert als früher.

Auf die Nase ist verlass

Jeder Mensch empfindet Gerüche unterschiedlich. Während es den einen in der Nähe des weihnachtlichen Kräuterbonbonstandes schüttelt, empfinden andere die Duftmischung als angenehm. Roch früher das neue Auto noch so schön „neu“, ist heute eine Heerschar von wissenschaftlichen Entwicklern dabei, genau diese Ausdünstungen soweit wie möglich zu minimieren. Trotzdem ist das Riechorgan bezüglich der Wahrnehmung der chemischen Luftanalyse überlegen. Die Duftstoffe werden über die Riechzellen zum Gehirn geleitet und dort eingeordnet. Diese Klassifizierung hängt im Wesentlichen von der Summe der gemachten Erfahrungen mit diesem Stoff ab.

Sind die Erfahrungen überwiegend positiv, erfolgt die subjektive Einstufung als angenehm. Sind die gemachten Erfahrungen eher negativ, kann eine Einstufung bis zur ekelerregenden Klassifizierung führen. Fest steht, nicht jeder von uns wahrnehmbare Geruch ist schädlich und nicht alle "unriechbaren" Ausgasungen sind unschädlich. Was aber ist die Ursache, wenn ein neu verlegter Bodenbelag sich plötzlich als Stinkbombe unangenehm bemerkbar macht?

Gerüche aus dem Boden: Mögliche Reaktion mit anderen Duftstoffen

Neben dem typischen Neugeruch, der in der Regel nach rund vier bis sechs Wochen verschwindet, kann es auch zu Reaktionen mit anderen Duftstoffen kommen, die bereits am Objekt oder in der unmittelbaren Umgebung vorhanden sind. Der typische Neugeruch liegt darin begründet, dass die jeweiligen Bodenbelagsprodukte unmittelbar nach der Produktion heute üblicherweise in Folien eingewickelt und dann im Lager bis zum Anschnitt eingestapelt werden. Erst dann wird erstmalig die Folie entfernt, und die erste Ausdünstung kann entweichen.

Nun ist auch nach dem ersten Anschnitt noch nicht die Möglichkeit der völligen Ausdünstung geschaffen. Die Bodenbeläge sind auf Rollen gewickelt oder in Platten gestapelt und können hier ja erst in den Randbereichen ausdünsten. Auch die nun zur Baustelle gelangenen Abschnitte werden wiederum sofort in Folie gewickelt. Es bleibt also keine Zeit zum Lüften. Es kommt erst auf der Baustelle bzw. beim Kunden dazu, dass die Ware ausdünsten kann. Dies ist durchaus nicht auf Produkte aus chemischen Bausteinen beschränkt. Naturprodukte sind davon genauso, wenn nicht sogar häufiger betroffen.

Es ist also, wenn man so will, eine, wenn auch vorübergehende, warentypische Eigenschaft, die unvermeidbar ist. Dass der Verbraucher sich heutzutage darauf verlassen darf, dass für ihn keine gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe ausdünsten, muss nicht besonders erwähnt werden, wenn man sich der Qualitätsprodukte aus namhaften Häusern bedient. Die hohen Produktanforderungen, die an die Hersteller diesbezüglich gestellt werden, müssen eingehalten werden. Ansonsten kann es zu ernsthaften Problemen mit unserem Gesetzgeber kommen. Dies kann und möchte sich kein Hersteller leisten.

Alte Bodenbeläge ein Gefahrgut?

Nun weiß man heute aber auch, dass in der Vergangenheit oftmals Inhaltsstoffe verwendet wurden, die in der Tat schädlich sind. Aber hier gilt natürlich das Motto "Gefahr erkannt Gefahr gebannt." Es muss sich also erst einmal ein Gefahrenpotenzial "outen", damit man es aus dem Verkehr zieht. Bei der berühmt berüchtigten Chemikalie "Formaldehyd" war das noch recht einfach, da gerade diese Substanz wie keine andere in der Nase gestochen hat. Asbesthaltige Produkte dagegen hatten und haben keinerlei Ausdünstungen. Sie werden allerdings in unserer Branche auch in Bezug auf ihre schädigende Wirkung beim Ausbau kritisch. Ob wir in naher oder ferner Zukunft nicht auch weitere Stoffe als bedenklich enttarnen, die heute noch mit gutem Gewissen verbaut werden, dafür kann noch niemand eine Garantie abgeben.

Gerüche nicht verschwunden: Sechs Wochen sind um, was nun?

Was ist denn nun, wenn der Geruch nach vier bis sechs Wochen nicht verschwunden ist? Hier muss man dann schon differenziert an die Sache rangehen und eine schrittweise Analyse vornehmen. Zunächst einmal ist zu klären, ob die betreffenden Räumlichkeiten überhaupt schon genutzt und belüftet wurden. Es liegt auf der Hand, dass der Neugeruch bis Schulbeginn noch nicht entweichen konnte, wenn beispielsweise ein Klassenzimmer zu Beginn der Ferien einen neuen Bodenbelag erhalten hat, und das Zimmer bis dato weder genutzt noch belüftet wurde. Hierbei tritt schließlich auch der Effekt von Emission und Immission auf. Die Geruchskomponenten, die zwar aus dem Bodenbelag entweichen können, lagern sich zunächst auch in andere Baukörper (Stoffe, Polster, Tapeten, Verkleidungen, Sonnenschutzanlagen etc.) ab, um dann von dort aus zu emittieren. Dies ist dann mit einer Verteilung der Konzentration aber mit einer gleichzeitigen Verlängerung der Ausdünstungsphase verbunden.

In derartigen Fällen hilft schon kräftiges, aber stoßweises Lüften. D. h. nicht auf Dauer ein Fenster auf kipp stellen, sondern für 15 Minuten alle Fenster richtig aufmachen und einen vollständigen Luftaustausch herbeiführen. Wenn während der Phasen, bei denen die Fenster nicht geöffnet werden können, im ungenutzten Zustand noch die Heizung zugeschaltet werden kann, dann erhöht sich der Druck auf die Inhaltsstoffe, zu entweichen.

Geruchsmerkmale aus der Umgebung

Was tun, wenn auch das nicht geholfen hat? Dann kann auch durchaus eine Reaktion mit anderen am Ort vorhandenen oder aus der näheren oder ferneren Umgebung ins Objekt einwirkende Fremdausgasung mit der Neuausgasung entstanden sein. Hier sind Wohnungen in der Nähe von Abluftanlagen besonders gefährdet. Es wurden schon die übelsten Geruchsmerkmale identifiziert, weil aus dem Abluftkamin einer Reinigung eine Vermischung mit einem frisch verlegten Schurwollteppichboden einen üblen Fischgeruch als Cocktail hervorbrachte.

Um hier einen Schritt in der Analyse weiterzukommen, sollten die Fenster in den Verdachtsräumen unbedingt zunächst einmal geschlossen gehalten, und die Räume einige Tage nicht gelüftet werden. Hier ist dann der bodenverlegende Fachmann gefragt, einmal seine Kenntnisse mit einzubringen und eine Geruchswahrnehmung mit dem Benutzer zu teilen. Sollten sich Verdachtsmomente bestätigen, sind Restposten oder Rückstellungsproben oder zur Not Teilbereiche auszubauen und sofort in dampfdichte Folientüten einzupacken.

Damit kann man weitere Prüfungen nach einem bestimmten Lagerintervall an neutralen Orten mit neutralen Nasen durchführen oder die Produkte an Institute überstellen, die wissenschaftliche Untersuchungen vornehmen. Selbstverständlich sollte in dieser Analyse der Hersteller mit einbezogen werden, denn dort laufen in der Regel auch die ersten Erkenntnisse zusammen, wenn sich derartige Fälle wiederholen.

Gerüche aus dem Boden: Und wenn es weiter müffelt?

Wenn sich hier nach neutralen Prüfungen keine näheren Verdachtsmomente ergeben, muss am Objekt weiter analysiert werden, welche neuen Baustoffe im Zuge der Renovierung eingebracht wurden. Dass dies dann nicht mehr alleine dem Bodenleger angelastet werden kann, liegt auf der Hand. Schließlich riechen Farben, Möbel, Verkleidungen, Gardinen, Polstermöbel, Sonnenschutzvorhänge ja sogar Pflanzen (und Bewohner) auch. Hier kann durchaus eine Geruchskomposition entstehen, die sich niemand gewünscht hat.

Die Verpflichtung für Anstriche, Lacke und Möbel, keine anorganischen Lösemittel (weil schnell flüchtige Substanzen) zu verwenden, führt dann auch zu der Möglichkeit, dass es schon mal muffig, modrig oder faulig riecht. Hier ist die Zuordnung auf einen einzelnen Verursacher sehr schwer und sollte den Experten für Raumluftanalysen überlassen sein. Dem Verbraucher bleibt als zunächst kostensparende Analytik nur schrittweises Folienabhängen oder Eintüten und immer wieder prüfen.

Mit der Nase auf dem Boden den Gerüchen auf der Spur

Wenn es aber nun doch aus dem Boden stinkt, sollten sich die Beteiligten auch nicht scheuen, das Gesicht dicht auf den Boden zu bringen. Es ist auch hilfreich, Teilbereiche mit dampfdichter Folie abzukleben. Dann entsteht hier erst einmal unter der Folie ein Duftstau, der einem beim Anheben schon klare Signale geben kann.

Wenn sich dann Verdachtsmomente erhärten, ist zu überprüfen, ob in der Materialkette der verwendeten Produkte, die für die Bodenverlegung verwendet wurden, Unverträglichkeiten entstanden sind. Es kann durchaus sein, dass alte Klebstoffsubstanzen, die nicht restlos vorher entfernt oder neutralisiert worden sind, eine Reaktion mit dem neuen Klebstoff hervorrufen. Oder ein neuer Klebstoff mit einer alten, zwar noch schön festsitzenden, aber vom Inhaltsstoff nicht neutralen Spachtelmasse, reagieren. In solchen Fällen ist der bodenverlegende Fachmann gefordert. Er muss Probenahmen der gesamten Konstruktion inkl. der anhaftenden bzw. der unter seinen Neuprodukten vorhandenen Ebenen einschicken, damit hier eine Analyse vorgenommen werden kann.

Ursachenforschung statt Duftbäumchen

Hängen sie doch ein paar Duftbäumchen auf! Auf einen so einfachen Nenner sollte sich ein Bodenbelagsfachmann nicht zurückziehen. Raumsprays oder Duftbäumchen überlagern nur vorhandene Gerüche. In manchen Fällen kommt es sogar zu einer noch unangenehmeren weil süßlichen Geruchsmischung. Also eine wirkliche Ursachenforschung ist in diesen wenn auch recht seltenen Fällen angeraten.

Sollte sich jedoch körperliches Unwohlsein wie Husten, raue Stimme, kratzendes Gefühl im Hals, rote brennende Augen, Hautjucken, Asthma, Übelkeit und Erbrechen einstellen, dann sollten sie diese Hinweise ernst nehmen und einen Fachmann zurate ziehen. Es kann aber auch durchaus allergische Reaktionen geben, obwohl man wohlmeinend den alten Kunstfaser-Flokati rausgeworfen und gegen einen schönen Schurwollteppich ausgewechselt hat. Die Mottenschutzausrüstung in Naturfaserteppichböden kann in seltenen Fällen bei darauf sensibel reagiarenden Menschen eine allergische Reaktion auslösen. Hier weiß der Fachmann aber auch Rat und Abhilfe