Der interessante Schadensfall Blasenbildung bei einem Synthesekautschuk-Bodenbelag Hier und da zu dick aufgetragen

Handwerkliche Fehler eines Estrichlegers sorgten in einem neu eröffneten Erlebnislokal für Ratlosigkeit. Der Bodenleger konnte sich keinen Reim auf die Blasen- und Beulenbildung in dem von ihm verlegten Kautschukbelag machen.Hier und da zu dick aufgetragen Eine Gaststätte für Erlebnisgastronomie wurde auf einer Fläche von circa 100 m2 neu errichtet. Als Bausoll war ein Anhydritestrich (60 mm) auf PE-Folie und Wärmedämmung (60 mm), schwimmend verlegt, vereinbart. Der Untergrund bestand aus einer ebenfalls neu erstellten, erdreichangrenzenden Betonbodenplatte (20 cm). Auf dem Estrich sollte ein bahnenförmiger Synthesekautschuk-Bodenbelag vollflächig verklebt werden. Schadensbild Kurze Zeit nach Eröffnung wunderten sich Nutzer und Verleger über Blasen in dem dampfdichten Belag. Diese setzten sich immer weiter fort es drohte Unfallgefahr. Provisorisch wurde in den betreffenden Bereichen ein diffusionsoffener Nadelfilzbelag verlegt, um dem Problem vorübergehend Herr zu werden. Dem Bodenleger war klar, dass die Feuchte von unten kommen musste, aber warum das so war, stellte ihn vor ein Rätsel. Er hatte doch auf trockenem Estrich verlegt. Schadensanalyse Der beauftragte Gutachter nahm eine Bauteilöffnung des mit 60 mm Dicke angegebenen Anhydritestrichs vor und ermittelte die Feuchtigkeit gravimetrisch im Labor mit Hilfe der Darrprüfung. Er verglich das Ergebnis mit den elektrisch vor Ort gemessenen Werten. Im Labor ergab sich ein Feuchtegehalt des Anhydritestrichs von 0,8 bis 1,3 Gewichtprozent, gegenüber elektrisch gemessenen 0,8 bis 1,8 Prozent. Die Bauteilöffnung liefert gleichzeitig Angaben zur Estrichdicke mit bis zu 85 mm, die damit erheblich über den vertraglich vereinbarten 60 mm lag. Die Estrichdicke von bis zu 85 mm hatte dafür gesorgt, dass die Feuchtigkeit zum Zeitpunkt der Belegung nicht genügend entwichen war. Die beim Ortstermin erlangten Werte von 0,8 bis 1,3 Prozent lagen über den Maximalwerten, die für unbeheizte Anhydritestriche mit kleiner als 0,5 CM-Prozent angegeben werden. Für den Verleger waren die zu hohen Estrichdicken und resultierende Feuchtenester trotz nachgewiesener Prüfungen der Belegreife natürlich nicht zu erkennen. Dennoch tauchte die Frage auf, ob er seiner Prüfungspflicht nachgekommen war. Oder war auch die Abdichtungsebene auf der Betonplatte mitursächlich? Beurteilung Gemäß den normativen Anforderungen der DIN 18353, Abschnitt 3 „Ausführung“, Punkt 3.1.4, sind Estriche gleichmäßig dick und ebenflächig herzustellen. Analog zu den Anforderungen der DIN 18560 muss die Dicke eines Estrichs auf die jeweilige Estrichart und den jeweiligen Verwendungszweck abgestimmt sein. Soweit nichts anderes bestimmt ist, soll die Dicke eines Estrichs aus den Werten der Tabelle 1, DIN 18560, Teil 1, 1. Spalte, ausgewählt werden. Für Estrichdicken mit einer Nenndicke von 60 mm (wie vertraglich vereinbart) muss nach der genannten Tabelle der kleinste Einzelwert 50 mm betragen, wobei der Mittelwert der Proben bei 60 mm liegen soll. Ermittelter Ist-Zustand: Dicke bis zu 85 mm! Somit liegt hier ein handwerklicher Fehler des Auftragnehmers vor. Sind höhere Schichtdicken der Estrichkonstruktion vorhanden oder untergrundbedingt variierende Schichtdicken eingebracht worden, muss der Estrichleger den Bauherrn hiervon im Rahmen seiner Hinweispflichten in Kenntnis setzen. Dieser wiederum hätte dann die Pflicht gehabt, den Auftragnehmer für die Bodenbelagarbeiten auf mögliche Mehrdicken und damit auf potenziell vorhandene Feuchtenester aufmerksam zu machen. Lösung Wegen der Blasenbildungen und der daraus resultierenden Unfallgefahr ist das Aufnehmen der verlegten Bodenbelagbahnen unerlässlich. Da der Belag dampfdicht ist, wird Feuchtigkeit aus der Estrichkonstruktion nicht an die Raumluft abgegeben, sondern eingeschlossen. Sie kann dort zur Rekristallisation führen und den Estrich erweichen, der daraufhin durch punktartige Lasten einbrechen kann (Stuhlbeineinbrüche). Nach dem Aufnehmen des schadhaften Bodenbelags kann folgendermaßen vorgegangen werden: mechanische Untergrundvorbehandlung (etwa durch Abschleifen der Oberfläche mit der Einscheibenschleifmaschine, Schleifmittel mit 16er-Korn und/oder Kugelstrahlen) bis zum festen Kern der Estrichkonstruktion, Einsatz von niedrigviskosem 2K-Vorstrich/ einer Grundierung, Abstreuen in der Frischphase mit feuergetrocknetem Quarzsand, Ausgleich von Rautiefen und anderem durch Kratzspachtelung, vollflächige Spachtelung zur Erzielung der notwendigen Ebenheit nach DIN 18202, Tabelle 3, Zeile 3, Schleifen und Absaugen, vollflächiges Verkleben und Arretieren eines Synthesekautschuk-Bodenbelags, Abdichten der Nahtkanten, um das Eindringen von Feuchtigkeit, etwa durch Reinigungsmaßnahmen, zu vermeiden (Pflegehinweise des Bodenbelagherstellers beachten!). Im Zuge der Sanierung wird empfohlen, stichprobenartig zu prüfen, ob die Abdichtungsebene nach DIN 18195 der erdreichangrenzenden Fußbodenkonstruktion fehlerfrei vorliegt, da aufsteigende Feuchtigkeit zu Schadensbildern an der Estrichkonstruktion bzw. der Bodenbelagebene führt.- Sie lasen einen Beitrag aus der Serie"Fußbodenschäden im Bild" (Teil 1).

Der interessante Schadensfall Blasenbildung bei einem Synthesekautschuk-Bodenbelag Hier und da zu dick aufgetragen

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