Viele Produzenten setzten auf Direktgeschäfte und machen ihren Handwerkskunden damit direkte Konkurrenz. Dies hat langfristige Folgen für die gesamte Kalkulation und die Existenz vieler Handwerksbetriebe.
Parketthersteller und Großhändler betreiben immer mehr Direktgeschäfte. Weil in Zeiten von Überkapazitäten und sinkenden Margen das Geschäft in den angestammten Vertriebskanälen immer härter wird und die Auslandsmärkte umkämpfter sind, sehen viele Hersteller das Direktgeschäft als eine lukrative Einnahmequelle. Für Handwerksbetriebe ist diese Entwicklung jedoch problematisch.
Ob der Architekt, der Bauherr oder der Häuslebauer, jeder ist als Kunde nicht nur gerne willkommen, sondern wird natürlich auch zu Kampfkonditionen bedient. Durch die Finger schaut dann der Fachhandwerker, der die Ware anschließend verlegen soll, ohne dass er dabei etwas verdienen kann. Dies bringt die gesamte Kalkulation des Fachhandwerkers gehörig unter Druck.
Riesige Fehlbeträge
Die Kalkulation ist ganz simpel: Man nehme einen durchschnittlichen Aufschlag von acht Euro pro Quadratmeter Parkettboden. Wenn man davon ausgeht, dass ein Verleger zwei Quadratmeter pro Stunde verlegt, ergibt dies bei kalkulierten 1.600 verrechenbaren Stunden pro Jahr eine Spanne von mehr als 25.000 Euro pro Jahr und Mann.
Würden diese Einnahmen komplett ausfallen, wäre das bei einem Betrieb mit zehn Verlegern ein Minus im Ertrag von 250.000 Euro. Der Handwerker würde folglich tief in die Verlustzone rutschen. Soweit dieses Beispiel.
Große Konkurrenz
Warum lässt sich ein nachfragestarker Bodenleger aber diese Vorgangsweise einfach gefallen und wechselt nicht seinen Lieferanten, wenn er am Markt mit solchen bedenklichen Praktiken konfrontiert wird?
Würde er einen neuen Zwischenhändler suchen, der keine Direktgeschäfte betreibt, wäre das Angebot ziemlich klein. Viele Direktgeschäfte werden aber auch über eigene Partnerfirmen abgewickelt und sind nur schwer zu erkennen.
Aber auch die Produzenten haben Gründe für ihr Handeln. Hinter vorgehaltener Hand erzählen sie: „Wenn ich nicht direkt liefere, dann macht in Zeiten des Internets einfach der Mitbewerber das Geschäft. Wir sind also gezwungen, bei dieser Praktik mitzumachen.“
Was sind aber die Folgen, wenn sich diese Praxis der Direktbelieferung immer weiter ausbreitet? Der Bodenleger muss seine Kalkulation komplett neu aufstellen, um die ausgefallene Handelsspanne auszugleichen.
Langfristige Folgen
Eine vorsichtige Schätzung würde eine Erhöhung von 30 bis 50 Prozent der bisherigen Verlegepreise bedeuten, um diesen Ausfall zu kompensieren, was im umkämpften Markt natürlich völlig illusorisch ist. Es wird daher für die Fachfirmen in Zukunft noch schwerer werden, gesunde Geschäfte zu machen. So bleibt für viele Firmenchefs nur im Stillen zu hoffen, dass es wegen des Haftungsrisikos oder der komplizierteren Abwicklung nicht zu viele Auftraggeber geben wird, die sich ihre Parkett- oder sonstige Böden am Handwerk vorbei besorgen werden, um so Kosten zu sparen. Denn dann wird auch bei moderat erhöhten Preisen die Rechnung für den Handwerker nicht mehr aufgehen und er wird langfristig um seine Existenz bangen müssen. Dies wird aber den „sparsamen“ Bauherren wahrscheinlich herzlich egal sein.
Wenn Sie zu diesem Thema schon Erfahrungen gemacht haben oder eine Meinung dazu äußern wollen, dann schreiben Sie an: t.mayrhofer@deta.at