Der interessante Schadensfall: Das Wasser kam von oben Großer Auflauf, kleiner Anlass

Der Laminatboden zeigte kaum Mängel. Trotzdem erschien zum Ortstermin nicht nur der Gutachter, sondern auch drei Rechtsanwälte, zwei Techniker und die Familie des Auftraggebers.Die Verlegung gab keinen Anlass zu einer Beanstandung.Großer Auflauf, kleiner Anlass Vier Jahre und sechs Monate war Ruhe. Erst dann offenbarte der Laminatboden Spitznähte, sowohl an den Kopfkanten als auch im Längsbereich. Für die Hausherrin waren die Ursachen klar: fehlerhaftes Material, dazu keine Folie verlegt, und weil der Boden beim Begehen nachgab, eine insgesamt bemängelungswürdige Arbeit der Handwerker. Noch etwas stieß ihr auf: Wenn man den Boden mit Wasser reinigte, bildete sich ein schmieriger Film auf dessen Oberfläche. Grund genug also, sich endlich an den Bodenleger zu wenden und zu reklamieren. Schadenshergang Der Handwerksmeister durchblätterte seine Akten, fand den Auftrag säuberlich abgelegt, bis auf einen vereinbarten Einbehalt abgerechnet. Als er den Boden vor Ort besichtigte, genügte ein kurzer Blick. Die unregelmäßige Kantenquellung ließ keinen Zweifel: Der Boden war nicht nach der übergebenen Pflegeanweisung behandelt worden. Der Unternehmer holte sich Hilfe von seinem Lieferanten, der wiederum vom Produzenten des Laminatbodens, es fanden mehrere Ortsbesichtigungen statt, immer mit einheitlichem Ergebnis. Trotzdem kam man zu keiner Lösung. Rechtsanwälte wurden bemüht, man landete vor Gericht, welches sich Hilfe durch einen Sachverständigen holte. Dieser musste sich vorbereitend mit einem bereits eingeholten Privatgutachten auseinandersetzen, das den Kardinalfehler in der fehlenden Folie unter dem Laminat sah. Die nicht ausgeführte Leistung begründete demnach jegliche Veränderung des Bodens. Doch mit dieser halbseidenen Aussage wurde dem ausführenden Handwerker die Misere in die Schuhe geschoben. Bei der Ortsbesichtung war der Gerichtsgutachter überrascht ob der zahlenmäßigen Präsenz der Teilnehmer: Drei bevollmächtigte Rechtsanwälte der involvierten Parteien, zwei Anwendungstechniker einer vom Hersteller, einer vom Holzhändler , weiterhin der Auftragnehmer und die Hausherren samt Familie. Es ging um 42 m2 Laminatboden der Beanspruchungsklasse 23, zu dem der Gutachter einen langen Fragenkatalog abzuarbeiten hatte. Schadensanalyse Der Boden zeigte im Kantenbereich einiger Elemente deutliche Spuren von Quellungen, die keinen anderen Schluss zuließen, als dass Feuchtigkeit von oben in die Trägerplatte des Laminats eingedrungen war. Die punktuell entstandene Dickenquellung ergab ein typisches Bild, zumal sie für unregelmäßige Überzähne gesorgt hatte, die von bis zu 0,25 mm zwischen den Elementen führten. Die Verlegung war fachgerecht, Dehnungsfugen waren eingehalten und dass sich keine Folie unter dem Boden befand, spielte bei dem zweilagigen Sperrholzunterboden keine Rolle. Die Beschaffenheit des Laminatbodens gab keinen Grund zur Beanstandung. Schadensbeseitigung Zwar wurden in der gesamten Fläche nur acht bis zehn Kantenquellungen festgestellt. Dennoch riet der Gutachter zum vollständigen Austausch des Klicklaminats. Ein im Gegenlicht erkennbarer schmieriger Film wurde auf den Einsatz eines ungeeigneten, filmbildenden Reinigungs- und Pflegemittels zurückgeführt, das die Hausherrin dem Gutachter auch bereitwillig zeigte. Doch die Nachgiebigkeiten, die an zwei Stellen auftraten, waren dem Unterboden geschuldet und entpuppten sich als Fehler während der Verlegung. Was noch zu klären war: Musste die Bauherrin für die Zeit der Reparatur in ein Hotel ziehen und wäre das kostenmäßig zu berücksichtigen? Nein, sagte der Sachverständige. Da der Boden in zwei benachbarten Zimmern lag, entschied er, dass das Hin- und Herräumen der Möbel im Zuge der Belagaufnahme und Neuverlegung ohne Weiteres zu bewältigen sei auch wenn einer der Räume das Schlafzimmer war.

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