Serie: Ausführung von Bodenbelags- und Parkettarbeiten auf Altuntergründen (Teil 11, Ende) Häufige Planungs- und Ausführungsfehler - Grau ist alle Theorie"> Serie: Ausführung von Bodenbelags- und Parkettarbeiten auf Altuntergründen (Teil 11, Ende) Häufige Planungs- und Ausführungsfehler Grau ist alle Theorie

Ein vollständiges und richtiges Leistungsverzeichnis, das alle notwendigen Angaben zum Untergrund enthält, ist für den Bodenleger unverzichtbar. Doch was tun, wenn solche Unterlagen bei Altuntergründen nicht zur Verfügung stehen?Rund 95 Prozent aller Bauschäden entstehen durch Planungsfehler. Dies sind z. B. fehlende oder mangelhafte Planungen durch Verstoß gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik, unzureichende oder fehlende Voruntersuchungen im Rahmen der Vorplanung oder Planung, mangelnde Koordination der verschiedenen Gewerke, unzureichende Bauleitung sowie Termin- und Kostenüberschreitungen. Der umfassend beauftragte Architekt ist nicht nur für eine mangelfreie Planung und Ausschreibung der Bauleistungen verantwortlich, sondern er muss im Rahmen der Bauüberwachung die Handwerker kontrollieren und die Übereinstimmung der Bauausführung mit der Planung überwachen. Ist ein Mangel etwa darauf zurückzuführen, dass der Unternehmer von der Planung abweicht, und wird dies vom Architekten nicht erkannt, weil er beispielsweise zu selten auf der Baustelle ist, haftet er dem Bauherrn für diesen Mangel, als ob er ihn selbst verursacht hätte. Daneben muss der Architekt bestehende Mängel gegenüber dem verantwortlichen Unternehmer rügen und dafür sorgen, dass die festgestellten Mängel beseitigt werden. Hat der Bauherr also einen Architekten umfassend beauftragt, kann er sich auch an diesen wenden und ihn auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass der Mangel beseitigt wird. Im BEB-Merkblatt „Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen – Verlegen von elastischen und textilen Bodenbelägen, Schichtstoffelementen (Laminat), Parkett und Holzpflaster, beheizte und unbeheizte Fußbodenkonstruktionen“ Stand Oktober 2008 heißt es im „Abschnitt 1.2 Besondere Hinweise für den Planer“ wörtlich: „Folgende Angaben müssen im Leistungsverzeichnis für Bodenbelagsarbeiten enthalten sein: M Angaben über den Gesamtaufbau einer Fußbodenkonstruktion, wie z.B.: Anforderungen hinsichtlich Nutzung und Art der Beanspruchung, M Art und Aufbau des Estrichs und der verwendeten Bindemittel (z.B. beschleunigte Estriche), M Nenndicke des Estrichs, M Anordnung, Art und Dicke der einzelnen Schichten (Estrich und ggf. Abdeckung, Dämmstoffe, Trennschichten sowie Sperrschichten gegen Wasserdampf), M Abdichtungen gegen Wasser, M Anordnung von Fugen (Fugenplan). Abweichungen von den Angaben und Änderungen sind zu dokumentieren und dem Bodenleger rechtzeitig vor Beginn der Arbeiten mitzuteilen. Diese Angaben sind erforderlich, weil verschiedenartige Unterböden unterschiedliche Vorarbeiten erfordern. Die Prüfungspflicht des Bodenlegers erstreckt sich jedoch nur auf den Unterboden (Lastverteilschicht, z.B. Estrich) und nicht auf etwaige darunter liegende Trennlagen/Dämmschichten und/oder Abdichtungen. Bei Betondecken als Verlegeuntergrund sind besondere Maßnahmen erforderlich, die gesondert geplant und ausgeschrieben werden müssen.“ Leistungsverzeichnis prüfenDer Parkett- und Bodenleger hat hier die Pflicht, das Leistungsverzeichnis auf seine Vollständigkeit und Richtigkeit hin zu überprüfen und im Zweifel schriftlich Bedenken anzumelden. Bedenken müssen auch sofort angemeldet werden, wenn der Verarbeiter Abweichungen zum Leistungsverzeichnis feststellt, d.h. beispielsweise, wenn die Angaben im Leistungsverzeichnis nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen auf der Baustelle übereinstimmen und das ist ja häufig der Fall. Im Kommentar zur DIN 18365 „Bodenbelagsarbeiten“, Stand 2010 heißt es auf Seite 78 „Absatz 4.2.4 Beseitigen alter Beläge und Klebstoffschichten“: „Durch evtl. auftretende chemische Wechselwirkungen zwischen Altuntergrund und Neuaufbau können teilweise sehr unangenehme Geruchsbelästigungen entstehen. Zudem kann es zu Haftungsproblemen zwischen den aufzubringenden Materialien kommen. Um den Altuntergrund richtig zu bewerten, muss deshalb bauseits eine Dokumentation der vorliegenden Schichten vorgelegt bzw. eine umfangreiche Analyse veranlasst werden. Dafür hat der Auftraggeber Sorge zu tragen. Bei geplanter Nutzungsänderung ist auch die Tragfähigkeit des zu belegenden Untergrundes durch den Auftraggeber/Planer neu zu bewerten.“ Das ist natürlich graue Theorie. Solche Unterlagen stehen in der Regel nie zur Verfügung. Die Tragfähigkeit des zu belegenden Altuntergrundes wird ebenfalls so gut wie nie neu bewertet. Die Bauherren und Planer vertreten hier die Meinung, der „gute alte Estrich“ wird auch in den nächsten Jahrzehnten noch seiner Bestimmung gerecht. Deshalb müssen sich Parkett- und Bodenleger darüber im Klaren sein, dass sich im Sanierungsbereich keine Baustelle ohne Risiko präsentiert. AusführungsfehlerAls Ausführungsfehler werden Verstöße bauausführender Firmen und Personen (z. B. beauftragte Bau- und Handwerksunternehmen, Handwerker usw.) gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik, die Ausführung betreffend, bezeichnet. Im Falle der Umsetzung einer offensichtlich fehlerhaften Planungsvorgabe wird auch dies als Ausführungsfehler bewertet, da die Baufirma der Vorwurf, ihrer Prüf- und Hinweispflicht nicht nachgekommen zu sein, trifft. Im Zusammenhang mit der Ausführung der Parkett- und Bodenbelagsarbeiten sind dies insbesondere die fehlende oder fehlerhafte Berücksichtigung von Voruntersuchungen bzw. Planvorgaben sowie die Nichtkenntnis/ Nichteinhaltung von Material- und Verarbeitungsrichtlinien. Zu beachten sind bei der Ausführung alle örtlichen, öffentlich-rechtlichen und vertraglichen Randbedingungen sowie die technischen Erfordernisse, die sich aus den allgemein anerkannten Regeln der Technik ableiten. Hauptschwerpunkte der fehlerhaften Ausführung sind insbesondere: M der fehlerhafte Einsatz/die fehlerhafte Anwendung von Materialien (Eignung, Verwendbarkeit, Zulassungen, Materialkombinationen, mögliche Unverträglichkeiten), M die Nichtkenntnis/Nichtbeachtung von Herstellerhinweisen/Anwendungsrichtlinien, M die unzureichende Überprüfung der Eignung des Untergrundes (Beschaffenheit, Feuchtegehalte, Staubfreiheit usw.), M Nichteinhaltung von Planungsanforderungen (Schichtdicken, Schichtanzahl, Ausführungsdetails), M Nichteinhaltung von Wartezeiten (Trocknungs- und Verarbeitungszeiten), M Nichtbeachtung von Rahmenbedingungen Niederschlag, Temperatur, Material- und Bodeneigenschaften), M Unkenntnis/Nichtbeachten von Anforderungen, die sich aus den vertraglichen Vereinbarungen ergeben. Bei alten Untergründen werden folgende Ausführungsfehler besonders häufig ge-macht: M Die Untergründe werden nicht fachgerecht vorbereitet. M Die Feuchtegehalte der alten Untergründe werden in der Regel nicht gemessen. M Fugen werden eigenmächtig entweder nach „Gefühl“ kraftschlüssig geschlossen oder nur mit Spachtelmasse ausgefüllt, obwohl der Planer auch für alte Estriche einen Fugenplan erstellen muss. Dabei wird auch nicht bedacht, dass Fußbodenbewegungsfugen zwingend erforderlich sind, wenn Untergründe aus sich hygroskopisch und thermisch veränderten Werkstoffen mit unterschiedlicher Stabilität und Schwingungsverhalten unmittelbar aneinandergrenzen. M Bewegungs- und Randfugen sowie nicht kraftschlüssig geschlossene Schein- und Arbeitsfugen werden einfach überspachtelt. M Risse werden nicht fachgerecht geschlossen oder nur mit Spachtelmasse ausgefüllt und dann überspachtelt. M Bei alten Estrichen sind die Randdämmstreifen bündig mit Oberkante Estrich abgeschnitten. Vor den Spachtelarbeiten bzw. der Parkettverlegung müssen deshalb neue Randdämmstreifen an allen aufgehenden Bauteilen angebracht werden. Darauf wird sehr oft verzichtet. M Aus Kostengründen oder Unkenntnis werden häufig falsche Grundierungen und Spachtelmassen eigenmächtig eingebaut, die Verarbeitungsvorschriften und Anwendungsbereiche werden nicht beachtet. M Auf das Grundieren des Altuntergrundes wird verzichtet.

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