Berufsschule Wien: Schulungen für Lehrlinge - Estrich in der Praxis"> Berufsschule Wien: Schulungen für Lehrlinge Estrich in der Praxis

Viele Bodenlegerlehrlinge haben in der betrieblichen Ausbildung wenig mit Estrichen zu tun. Deshalb wird in der Berufsschule Wien besonders viel Wert auf die praktische Vermittlung gelegt.

Die Wiener Lehrlinge werden in der Berufsschule in der Estrichherstellung ausgebildet. - © Berufsschule Wien

Estrich in der Praxis

Der Praxisbezug ist bei der schulischen Estrichausbildung besonders wichtig, betont Berufsschullehrer Heinz Hofer gemeinsam mit seinen Kollegen KommR Christian Dobianer und Leopold Radlinger. „Nur wenn unsere Lehrlinge in der Schule jeden Schritt der Estrichherstellung wie in der Praxis selbst machen, haben wir das Ausbildungsziel erreicht.“

Um dieses Ziel zu erreichen, kooperiert die Berufsschule Wien in Zusammenarbeit mit der Landesinnung Wien der Bauhilfsgewerbe und der ARGE Aus- und Weiterbildung Bodenleger Wien schon seit vielen Jahren mit dem Fließestrichhersteller Cemex. „Dank unserem Partner und Unterstützer Hans Geyer, technischer Leiter der Estrichabteilung der Firma Cemex, können wir unseren Schülern immer wieder besonders praxisnahe Bedingungen in unseren Schulwerkstätten bieten“, sagt Hofer.

Einwöchige Schulungen

So wurden die Lehrlinge im Frühjahr zusätzlich zu dem Berufsschulunterricht viermal jeweils eine Woche lang zum Thema Estrich unterrichtet. Insgesamt 50 Bodenlegerlehrlinge wurden zuerst in der Theorie geschult, bevor es an die Praxis ging. Jeder Schüler konnte seine eigene Koje bauen, in denen Ausgleichschüttungen, Dämmungen, Dampfsperren und Folie montiert wurden, bevor der Estrich gegossen wurde. Großes Interesse zeigten die Lehrlinge am Aufbau einer Estrichkonstruktion mit CA-Fließestrich und integrierter Warmwasser-Fußbodenheizung. Bei der Anlieferung wurde die Qualität des Estrichmörtels geprüft, um das Ausbreitmaß zu ermitteln und die Messpunkte für die Feuchtigkeitsmessung bei der Fußbodenheizung festzulegen. Jeder Schüler musste den CA-Fließestrich mit dem Schlauch eigenständig, unter Aufsicht des Anwendungstechnikers der Firma Cemex, eingießen und anschließend fachgerecht abschwabbeln. Die Auszubildenden wurden dabei zunächst nicht auf Fehler aufmerksam gemacht, um diese später sichtbar zu machen.

Nach getaner Arbeit beobachteten die Schüler den Austrocknungsverlauf. Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, die Untergrundprüfung anhand der selbst hergestellten Platten durchzuführen. Schwerpunkt war die richtige Prüfung der Ebenheit, die Feuchtemessung mittels eines CM-Geräts, die Oberflächenprüfung und die Vorbereitung des Untergrunds zur Verlegung. Jeder Teilnehmer führte eigenständig alle Prüfungen am Untergrund durch und dokumentierte die Ergebnisse - eine große Herausforderung für die Jugendlichen.

Aus Fehlern lernen

Am Ende wurden die Estrichplatten in Teile zerschnitten und begutachtet. Jede Falte, die in der Praxis zu einem Brechen des Estrichs führen kann, wurde dadurch sichtbar. Auch Löcher oder ungenaues Anarbeiten der Folie in den Ecken führten zu Schäden, die später für alle Lehrlinge zu erkennen waren.

Aber die Kursleiter bauten auch absichtlich Fehler ein, u.a. wurde ein Holzbrett eingelegt, um die Estrichdicke zu verringern. Dann wurde im Labor der Berufsschule die Biegezugfestigkeit dieser Stelle gemessen, die natürlich nicht mehr norm- und praxistauglich war. Alle Jugendlichen zeigten großes Interesse an den Laborprüfungen. „Diese Arbeiten sind der ,Hammer‘, wenn ich einmal ausgelernt bin, möchte ich diese Arbeiten machen!“, berichtete ein Schüler. Nach den beiden letzten Tagen der Woche, die speziell den Fließestrichen gewidmet waren, zeigten sich die Bodenlegerlehrlinge begeistert über ihre neuen Estrichkenntnisse in Theorie und Praxis. „Ich kann jetzt nicht nur den Unterschied zwischen einem gleitenden und einem schwimmenden Zementestrich und einem CA-Fließestrich viel besser erklären, sondern weiß auch noch über die einzelnen praktischen Arbeitsschritte von der Vorbereitung bis hin zum Schlauchwaschen in jeder Einzelheit Bescheid. Das gibt mir Sicherheit“, sagte ein Teilnehmer.

„Damit haben wir unser Ziel erreicht. Wir bedanken uns bei unserem Partner Cemex, ohne den so ein praktischer Unterricht nicht möglich wäre“, zeigten sich Heinz Hofer, Christian Dobianer und Leopold Radlinger nach den 22 Kurstagen zufrieden: „Ein besonderer Dank gilt Johann Geyer, Leiter der Anwendungstechnik der Firma Cemex, und seinem Team für den Einsatz an der speziellen Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen sowie für die hochwertige und lehrreiche theoretische und praktische Wissensweitergabe an die Teilnehmer“, fügten die Berufsschullehrer hinzu.

Thomas Mayrhofer