TKB-Podiumsdiskussion: Die KRL-Methode und ihre Bedeutung für die Zukunft Entscheidend ist, was rauskommt

Die Methode der Messung der relativen Luftfeuchte im Baustoff ist in Skandinavien seit Jahrzehnten bewährt. In Deutschland erfuhr die KRL-Messung im Zusammenhang mit beschleunigten Estrichen mehr und mehr Beachtung. Wird sie zum neuen Standard?Das Ziel, neben der CM-Messung eine Methode der Feuchteprüfung zu entwickeln, die vor allem der stetig wachsenden Vielfalt der unterschiedlichen Materialien und speziell ihrer angeblich beschleunigenden Zuschlagsstoffe gerecht würde, scheint erreicht. Diesen Eindruck konnte man zumindest gewinnen, wenn man den Referaten von Dr. Gernot Deckelmann („Das Feuchteaufnahme- und -abgabeverhalten zementgebundener Estriche und Konsequenzen für die Bestimmung der KRL“) sowie Dr. Thomas Brokamp („Praxiserprobung der KRL-Methode im TKB-Ringversuch - Vorstellung der Ergebnisse“) auf der diesjährigen TKB-Tagung in Köln aufmerksam folgte. Die Resonanz auf den dort vorgestellten Ringversuch und dessen mathematische Unterlegung war äußerst positiv. So konnte denn Brokamp auf die Eingangsfrage seines TKB-Kollegen und Moderator Dr. Norbert Arnold nach dem aktuellen Stand der KRL-Methode im Wettbewerb der Untersuchungssysteme verkünden: „De facto sind wir sogar weiter als bei der CM-Methode. Das große Plus ist die universelle Materialunabhängigkeit der KRL-Messung. Wir können beschreiben, was im Estrich vor sich geht, wir wissen, wie genau bzw. ungenau wir messen oder wann die Methode funktioniert. Alle technischen Grundlagen sind vorhanden.“ Für den Chemiker ist damit der theoretische Rahmen der Prüfmethode ausreichend abgesteckt. Was als Podiumsdiskussion angekündigt war, geriet im Anschluss an die Vorträge zwar eher zu einer Sammlung von Argumenten pro KRL-Messung, aber das schien so gewollt. Nicht nur das, es kam auch gut an. Denn: „Wir brauchen Argumentationssicherheit im täglichen Baustellenkonflikt zwischen den Boden- und Estrichlegern sowie den am meisten gekniffenen Bauherren“, sagte Wolfgang Gartmaier, der in der Runde den Praxispart übernahm. „In der Realität haben wir zunehmend mit Estrichen zu tun, die wir nicht kennen und nicht bestimmen können. Wenn in der Vergangenheit irgendetwas nicht so lief, wie wir erwartet hatten, waren zumeist Zuschläge bzw. Beschleuniger im Spiel.“ Damit sprach Gartmaier, Technischer Leiter beim Münchener Objekteur Böhmler, den Missstand an, wonach CM-Messungen zwar zweifellos funktionierten, jedoch dann, wenn die Estrichzusammensetzung nicht bekannt ist, deutliche Schwächen offenbaren. In solchen Fällen muss man den Hersteller des Zements mit ins Boot holen oder sich auf vorgegebene Überschlagsrechnungen verlassen. Dieser nicht zufriedenstellende Umstand würde wegen der verstärkten Verwendung beschleunigter Systeme weiter um sich greifen. KRL muss sich noch bewährenGartmeier hat als Techniker rund sechs Jahre praktische Erfahrung mit der KRL- Messung gesammelt. Die empfohlenen Grenzwerte aus dem veröffentlichten Ringversuch (siehe Kasten) kann er bestätigen. Sein Appell: „Wir müssen diese Zahlen festzurren.“ Gartmaier zeigte sich sogar zuversichtlich, dass früher oder später auf die CM-Messung ganz verzichtet werden könne. Diesen Optimismus kann der Wissenschaftler Dr. Gernot Deckelmann von der Technischen Universität Hamburg-Harburg mit seiner praktischen Erfahrung durchaus untermauern, in dem er quasi als Beifang seiner Untersuchungen von nicht nur zwei, sondern durchaus mehreren qualifizierten Messgeräten für die KRL-Messung, die übrigens ähnliche Temperaturabhängigkeiten wie die CM-Methode zeige, berichten konnte. Bei so viel positiver Zustimmung ergab sich für den Berufssachverständigen Norbert Strehle natürlich die Frage nach dem zukünftigen Umgang mit der Methode. Moderator und TKB-Vorsitzender Arnold stellte seine Sicht der Dinge dar: „Wir werden weiter Erfahrungen sammeln. Das Verfahren hat sich als fachlich richtig erwiesen und muss sich jetzt bewähren. Wir als Industrie werden unsere Techniker jedenfalls intensiv schulen.“ Das könnte durchaus Sinn machen, denn als der Sachverständige Hans-Joachim Rolof nachfasste, ob die KRL-Methode „als eierlegende Wollmilchsau estrich- und konstruktionsunabhängig das Risiko Restfeuchte anzeige“, antwortete Brokamp mit einem klaren Ja. Brokamp betonte nochmals die Materialunabhängigkeit und verwies auf die Überlegenheit in dieser Kategorie gegenüber der CM-Messung. Diese funktioniere zweifellos, aber nur dann, wenn man wisse, was „drin ist“, bzw. was man untersucht. Die Frage, ob man im unteren Drittel oder über den Querschnitt messe, ist für Brokamp trotz vorhandener Abweichungen ohnedies eher eine politische als technische Frage. Seiner Auffassung, dass die Baustelle KRL-Messung jetzt abgehandelt sei, widersprach allerdings Dr. Roland Augustin, zum damaligen Zeitpunkt noch Geschäftsführer des IBF in Troisdorf. Was ist mit den ternären Systemen, die immer weiter zunehmen und den vielen Zusatzmitteln, die in unterschiedlichsten Kompositionen angeboten werden? Hier erwarte er nicht so klare Korrelationen mit den CM- und KRL-Werten wie dargestellt. „Die Baustelle ist noch nicht ganz beendet,“ warnte er. Einen sehr praktischen Bezug stellte Richard Kille vom IFR Köln her. Der Nutzen einer Messung der korrespondierenden Luftfeuchte wäre primär der, die Belegreife zu ermitteln, bzw. die Ursache im Schadensfall zu finden. Ihm helfe ein Blick in die technischen Datenblätter, in der einzuhaltende Normen, Verlegebedingungen, Temperaturen, Luftfeuchten oder auch Schälwiderstände für Klebstoffe festgehalten seien. Im Falle von Systemprüfungen stelle er exakt die Vorgaben ein, darauf vertrauend, dass die Daten der Werkstofflieferanten, beispielsweise der Hersteller der Zusatzmittel, zutreffen würden. Wenn im Schadensfalle unter einem Belag also Feuchten von 85 oder 92 Prozent gemessen würden, könnten die Konstruktionen allein aufgrund der Abweichungen von den vorgegebenen Verhältnissen für eine Systemprüfung nicht funktionieren. Man dürfe demnach unter den Belägen keine höheren Werte vorfinden, als in den technischen Datenblättern angegeben. Demnach wäre also konsequenterweise nicht entscheidend, was noch an Feuchtigkeit im Estrich enthalten wäre, sondern allein das, was aus dem Untergrund entweiche, sagt Kille. Man kann diese Stellungnahme durchaus als Plädoyer für den Einsatz der KRL-Methode auffassen. Diesen Ball nahm Brokamp unmittelbar auf. Bei der KRL-Methode messe man das Potential – er nannte in diesem Zusammenhang auch die Wasseraktivität – und das sei absolut materialunabhängig. Zusatzmittel würden eben dieses Potential nicht verändern. So sei beispielsweise bei etwa 70 Prozent der auftretenden Schimmelpilzen das Erscheinungsbild völlig unabhängig von den eingesetzten Werkstoffen. Das gelte auch bei etwa 80 Prozent weich werdender Klebstoffe, die dann bei ca. 90 % Luftfeuchte verseifen würden. CM nicht adhoc ungeeignetBrokamp betonte ausdrücklich, dass man die im beschriebenen Einzelfalle absolut funktionierende CM-Methode nicht adhoc für ungeeignet betrachten wolle. Ziel der Weiterentwicklung der KRL-Messung sei es in erster Linie, dem Handwerker bei den vielen Unsicherheiten Hilfestellung zu gewährleisten, die auftreten, wenn beschleunigte Systeme zum Einsatz kämen. Dieses Vorhaben begrüßte der Bundesverbandsvorsitzende der Parkett- und Bodenleger Peter Fendt in seiner Stellungnahme, die durchaus als Fazit der Diskussion zu verstehen ist. „Den universellen Zementestrich früherer Jahre haben wir nicht mehr.“ Die Entwicklungen zu immer mehr beschleunigten Systemen erhöhen die Not des Handwerkers, mit geeigneten Methoden verdächtige Erscheinungen im Estrich festzustellen. „Da hilft uns die KRL-Methode. Allerdings sind zehn Jahre des Herantastens genug. Wir haben jetzt wissenschaftlich untermauerte Daten, an denen wir uns orientieren können und die wir im eigenen Interesse unbedingt nutzen müssen. Das gilt nicht nur für uns, sondern auch für andere Verbände, wie Maler, Raumausstatter und auch Estrichleger, die wir auf unserem Weg mitnehmen müssen.“Walter Pitt Genug Wissen zusammengetragenNachdem unerklärliche Feuchteschäden an Bodenbelägen in der Praxis für Unsicherheit gesorgt hatten, wurde vor rund zehn Jahren seitens der TKB die zusätzliche Bewertung der Belegreife von Estrichen mit hygrometrischen Verfahren angeregt. Zunächst richtete man zusammen mit Parkett- und Bodenlegern, Sachverständigen und Industriefachleuten eine Arbeitsgruppe „Feuchtemessung“ bzw. „Untergrundfeuchte“ ein. Deren Tätigkeit bekam in den Folgejahren durch die materialspezifischen Entwicklungen bei den Zementestrichen (CEM II ) weitere Dynamik. Die TKB näherte sich immer weiter an verlässliche Grenzwertangaben an. Die Aktivitäten verließen durch wissenschaftliche Untersuchungen von Messgeräten und den Vergleich der unterschiedlichen Ansätze weiterer Prüfmethoden allmählich ihre bis dato eher theoretische Betrachtungsweise. In diesem Jahr konnte TKB-Mitglied Dr. Thomas Brokamp, einer der maßgeblichen Befürworter der KRL-Messung, nach der Auswertung eines umfangreichen Ringversuchs, der durch rechnerische Ergebnisse von Dr. Gernot Deckelmann, TU Hamburg-Harburg gestützt wurde, verkünden: „Nun sind wir am Ende der seit 2007 offenen Baustelle. Wir haben genug Wissen, um alle feuchterelevanten Fragen beantworten zu können.“