Designestrich Ein Leitfaden - Einfach zum schönen Boden"> Designestrich Ein Leitfaden Einfach zum schönen Boden

Der Wunsch nach einem oberflächenfertigen Estrich als Nutzschicht ist bei Architekten und privaten Bauherren gleichermaßen vorhanden. Dieser Leitfaden erleichtert die Planung und das Arbeiten der Handwerker vor Ort.Einfach zum schönen Boden Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden aus Kostengründen vermehrt Terrazzoböden als oberflächenfertige Estriche eingesetzt. Ein Terrazzoboden ist ein gegossener Steinboden, der aus einem Bindemittel (früher Kalk, heute meist Zement) und Zuschlagstoffen wie Granit, Marmor oder anderem Gestein besteht. Der Boden wird nach dem Gießen geschliffen, wodurch er sehr glatt wird. Typisch für solche Fußbodenlösungen ist eine Gestaltung mit außen umlaufendem schwarzen Fries und schwarz-weißer Marmorierung in der Mitte, teils voneinander abgesetzt durch Mosaiksteine. Zu unterscheiden sind zwei Typen oberflächenfertiger Estriche: ◆ Geschliffener Boden: Solche Böden werden nach dem Erhärten abgeschliffen, bis das Korn wie bei einem Terrazzo sichtbar ist. ◆ Geglätteter Boden: Solche Böden werden nach dem Erhärten nicht weiterbearbeitet, eine homogene Fläche bleibt sichtbar. Die Oberfläche wird geölt, gewachst oder imprägniert, um ein Absanden zu verhindern und die Schmutzempfindlichkeit zu reduzieren. Manche Spachtelmassensysteme bewirken eine ähnlich geglättete Oberfläche. Für welchen Boden sich Planer oder Bauherr entscheidet, ist abgesehen von baulichen Gegebenheiten dem Geschmack geschuldet. 1Angebot: Anpassung an die Rahmenbedingungen Beispiel: Der Auftraggeber möchte auf 100 Quadratmetern einen oberflächenfertigen Estrich als Nutzschicht. Er wünscht keine einheitliche Farbgestaltung, sondern etwas „Lebhaftes“. Die Aufbauhöhe beträgt max. 30 Millimeter. Als Untergrund ist ein alter Zementestrich vorhanden. Aufgrund der Rahmenbedingungen hat der Verarbeiter dem Bauherrn einen Terrazzoboden angeboten. Als Bindemittel hat er Zement, traditionell für Terrazzoböden verwendet, vorgeschlagen. Weißzemente eignen sich hervorragend zum Einfärben des Terrazzos. Auch die Verwendung dieser Bindemittel ist möglich: ◆ Gussasphalt („Bitu-Terrazzo“). ◆ Magnesia (eingefärbter Estrich, der meist nur geglättet und nicht geschliffen ist; bekannt unter dem Namen „Magnesiaestrich“). ◆ Calciumsufat (wird aufgrund der hohen Feuchteempfindlichkeit bei Terrazzoböden kaum verwendet). ◆ Kunstharz (Sonderkonstruktion; die Folge sind sehr dünnschichtige Böden, die einen festen Untergrund benötigen). 2Einbau: Zementmischung dient als Bindemittel Grundmaterial gegossener Terrazzoböden sind Marmorstücke, zwischen neun und 27 Millimeter groß. Zur Verfügung steht eine breite Farbpalette. Als Bindemittel dient eine weiße oder graue Zementmischung, ansonsten wird je nach Farbton pigmentiert. Der Verlegeuntergrund wird geschliffen, abgesaugt und z. B. mit Dispersionsgrundierung versehen. Angelegt werden Terrazzofelder von max. fünf auf fünf Meter Größe und mit Bewegungsprofilen abgesteckt. Die Größe der Felder ist abhängig von der gewählten Konstruktionsart. In diesem Beispiel waren die Felder fünf auf fünf Meter groß. Das maximale Fugenspiel, also die maximale Fugenbreite, berechnet sich mit folgender Formel: maximaler Temperaturunterschied mal Feldlänge in laufenden Metern (lfd.M.) mal 0,012 ergibt das maximale Fugenspiel in Millimeter. Beispiel: Beträgt die Feldlänge acht laufende Meter und der maximale Temperaturunterschied 40 Grad Celsius, ist ein maximales Fugenspiel von 3,84 Millimeter einzuplanen. Der Terrazzo wird vom Mischplatz aus über Schläuche mittels Druckluft zum Einbau gepumpt. Mischkorn und -platz sollten vor Regen geschützt sein. Die Temperatur an Mischplatz und Einbauort sollte fünf Grad Celsius nicht unterschreiten; ist sie zu hoch, droht „Verbrennen“. Aufgrund von Entmischungen beim Pumpvorgang ist es ratsam, das Anfangs- und Endmaterial jeweils in die untere, nicht sichtbare Schicht des Terrazzos einzubauen. Zwangsmischer verhindern ein Entmischen bestmöglich. Einen Tag nach der Verlegung ist der zu schleifende Boden mit PE-Folie abzudecken und vor Zugluft zu schützen. 3Schleifen: Teuerster Vorgang der Bodenherstellung Das Schleifen der Oberfläche ist mühsam und muss exakt vonstatten gehen. Gleichzeitig ist dies der teuerste Vorgang der Bodenherstellung. Um eine terrazzoähnliche Oberfläche herzustellen, ist laut ATV DIN18353 der Terrazzo nach ausreichender Erhärtung (mind. 14 Tage) zu schleifen, zu spachteln und feinzuschleifen (600er-Körnung). Eineinhalb bis drei Millimeter werden abgeschliffen. Gerade an Bezugspunkten wie Treppe oder Lift ist das beim Einbau vorab einzuplanen. Das Schleifen erfolgt im Nassschleifverfahren. 4 Oberflächenbehandlung: Die Qual der Wahl Durch die einzelnen Körner besitzt die Oberfläche ein abweichendes Saugverhalten, folglich entstehen unterschiedliche Optiken. Es gibt verschiedene Verfahren der Oberflächenbehandlung: Ölen, Wachsen, Imprägnieren, Fluatieren und Silikatisieren/Kristallisieren. Welches Verfahren zur Anwendung kommt, hängt ab vom Terrazzoboden und dem Wunsch des Bauherrn. Das günstigste Verfahren ist das Ölen/Wachsen. Die einfachste Methode ist das Imprägnieren mit einem Fleckstopp, der nach dem Auftrag nicht mehr sichtbar ist. Durch die Verwendung eines zusätzlichen Farbvertiefers werden alle Strukturen und Farben deutlich hervorgehoben. Der Boden wird dadurch „angefeuert“. 5 Die Abnahme: Kleine Löcher und Risse sind normal Gegossener Terrazzo aus Naturstein hat die gleichen Eigenschaften wie Naturstein, deshalb sind kleine (max. zwei Millimeter große) Löcher und feine Haarrisse eine natürliche Erscheinung, sie müssen allerdings gründlich gekittet werden. Die Uneinheitlichkeit der verteilten Körner der einzelnen Fraktionen und der Farben des zermahlenen Marmors ist kein Mangel, sie darf aber 20 Prozent der Gesamtfläche nicht überschreiten. 6 Die Bauzeiten: Geduld ist das Zauberwort Für die Herstellung eines Terrazzobodens auf einer Fläche von 100 Quadratmetern sind zwei Mann notwendig, aber drei Mann besser. Folgende Bauzeiten sind vorzusehen: ◆ 1. Tag: Baustelleneinrichtung. ◆ 2. Tag: Untergrundvorbereitung. ◆ 3. bis 4. Tag: Terrazzoeinbau. ◆ 5. bis 26. Tag: Wartezeit bis zum Schleifen. ◆ 27. bis 30. Tag: Schleifen, spachteln und feinschleifen. ◆ 31. bis 38. Tag: Wartezeit bis zur Oberflächenbehandlung. ◆ 39. bis 43. Tag: Oberflächenbehandlung. Im Beispiel betrug der Quadratmeterpreis 100 Euro. Dieser kann, etwa wenn Intarsien angeboten werden, bis 250 Euro gehen. Ralf Marth

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