Im Gespräch Sebastian Werlberger, Geschäftsführer, Sprecher des neuen Unternehmens Floor and More Eine Vision für die Zukunft

Vier österreichische Unternehmer haben sich unter der Marke Floor and More zusammengeschlossen mit dem Ziel, Marktführer auf dem heimischen Markt für Bodenbeläge zu werden. Geschäftsführer Sebastian Werlberger erklärte im Gespräch mit bwd , wie die Idee des Großunternehmens umgesetzt wurde und wie die längerfristige Planung aussieht.Eine Vision für die Zukunft Größe entscheidet oft im Wirtschaftsleben über Erfolg und Misserfolg. Wer ein größeres Nachfragevolumen bündelt, kann bessere Einkaufskonditionen erreichen. Während die Marktbereinigung auch im Bodenlegerhandwerk auf allen Ebenen voranschreitet (kürzlich wurde der Konkurs eines großen oberösterreichischen Traditionsverlegers mit über 40 Mitarbeitern gemeldet), haben sich vier Unternehmen zu einem bemerkenswerten Schritt entschlossen und ihre Objektaktivitäten zusammengelegt. Ihr Anspruch an die Zukunft ist nicht gering. Zehn Prozent Marktanteil österreichweit am gesamten Bodenbelagsmarkt sollen erreicht werden. Dies bedeutet eine Verlegeleistung von rund einer Million Quadratmeter Böden und Parkett und einen Umsatz von 17 bis 20 Millionen Euro. Hinter diesem bemerkenswerten Projekt stehen die geografisch gut verteilten Objekteure Werlberger in Wörgl, Kettele in Feldbach, Schlick in Villach und Tikal in Wels, die nun unter dem neuen Namen Floor and More firmieren. Kernzielgruppe ist der Objektmarkt in ganz Österreich, der von den vier Standorten bedient werden soll, was zusammen mit einem koordinierten Personalmanagement Vorteile bei der Abwicklung der Aufträge bringen wird. Bessere Einkaufskonditionen sollen im Rahmen des gemeinsamen Einkaufsverband WohnUnion ebenso erzielt werden wie bedeutende organisatorische Verbesserungen. bwd-Redakteur Thomas Mayrhofer führte auf der CASA in Salzburg ein Interview mit dem Sprecher des neuen Unternehmens, Sebastian Werlberger: bwdHerr Werlberger, wie ist die Idee zum gemeinsamen Großunternehmen entstanden? WerlbergerNun, eigentlich war es nahe liegend im Rahmen unserer guten Verbindungen durch die gemeinsame Einkaufsorganisation in der WohnUnion noch enger zusammenzurücken und auch auf anderen Ebenen zu kooperieren. So sind wir auf einmal darauf gekommen, dass wir, statt mit Subunternehmen zu arbeiten, einfach einmal mit den Kollegenbetrieben Aufträge abwickeln. bwdKlingt einfach. Wie lange hat dieser Prozess aber wirklich gedauert und wie sieht die Umsetzung konkret aus? WerlbergerEs stimmt natürlich, dass so ein Einschnitt nicht über Nacht geht. Wir haben bereits im Jahr 2005 mit den Vorgesprächen begonnen und dann im Februar des Vorjahres den Beschluss zur Firmenneugründung gefasst. Seit 2. Oktober 2006 sind wir offiziell im Firmenbuch eingetragen. Vorangegangen ist ein riesiger Berg an Sitzungen und Besprechungen. Das Schwierigste zu Beginn war sicherlich das mentale Problem. Statt wie bisher gewohnt alles selbst bestimmen zu können, mussten wir vier uns über alle Punkte gemeinsam einig werden. Wir haben diesen Prozess professionell von einem Moderator begleiten lassen und natürlich einen Steuerberater für die Erstellung eines Businessplanes eingesetzt. Wir sind alle zwei Wochen für ganze zwei Tage zusammengesessen und haben alle Details besprochen. Ich habe alleine über 1.400 Arbeitsstunden investiert. bwdWorin liegen nun die Vorteile Ihrer neuen Struktur? WerlbergerWir haben hier mehrere Ebenen. Zum einen werden wir beim Einkauf durch die Bündelung noch weitere Vorteile lukrieren. Außerdem konnten wir beim Fuhrpark durch die Leasinganschaffung von 60 neuen Transportern inklusive der Versicherung 50.000 Euro pro Jahr sparen. Es sind einfach viele kleine Schritte, die in der Summe dann größere Einsparungen bringen. In der Verwaltung haben wir 200.000 Euro in eine neue EDV-Lösung investiert, wir sparen dafür 15 Personen in der Verwaltung ein. Weiters können wir unser Personal besser ein- und aufteilen, sodass wir viele Fahrt- und Übernachtungskosten sparen werden. Durch eine integrierte handygestützte Personalabrechnung, die vom GPS-System in den Fahrzeugen unterstützt wird, haben wir eine automatische Zuordnung und Abrechnung der einzelnen Baustellen, was ebenfalls eine deutliche Vereinfachung zu den bisherigen Lösungen bringt. bwdWie haben Sie die Finanzierung geschafft und wie war die Reaktion der WohnUnion auf ihre Pläne? Werlberger Unsere Gruppe, bei der wir ja seit Jahrzehnten in der Geschäftsführung sitzen, hat unsere Pläne natürlich voll unterstützt. Unser deutscher Finanzierungspartner, die DG Bank, hat sich nach anfänglichem Zögern voll von unserem Konzept überzeugen lassen. Schließlich haben wir vier auch gemeinsam eine Million Euro in das neue Unternehmen – teils in bar, teils als Sacheinlage – eingebracht. bwdWie sind Ihre Ziele für das erste volle Geschäftsjahr 2007? Werlberger Wir wollen heuer mindestens 17 Millionen Euro umsetzen, was die Untergrenze ist. Wir haben mit Stand Ende Jänner bereits zwei Drittel dieses Umsatzes fix beauftragt. Was aber noch wichtiger ist: Wir wollen das Geschäft nicht über Dumpingpreise machen. Wir haben in mühevoller Arbeit alle Arbeitspositionen neu kalkuliert und werden gewisse Mindestpreise nicht unterschreiten. Schließlich wollen wir fünf Prozent Gewinn vom Umsatz erzielen, den wir für weitere Investitionen brauchen. Durch ein eigenes externes Controlling werden die Entwicklungen laufend überprüft. bwdWas passiert eigentlich mit den Altfirmen der Gesellschafter? Werlberger Ich selbst habe mein Detailgeschäft aufgelöst und den Standort vermietet. Der Kollege Kettele hat bereits vor einem Jahr sein Detailgeschäft aufgelassen. Allerdings bleibt jedem Gesellschafter prinzipiell die Möglichkeit, den örtlichen Detailverkauf im Rahmen seines eigenen Unternehmens weiter zu betreiben. bwdWie sieht die Aufteilung in der Gruppe aus? Werlberger Jeder hat seine Verantwortungsbereiche. Gerald Schlick ist für Holz und Laminat verantwortlich, Franz Kettele für den Textilbereich. Klaus Tikal kümmert sich um die Technik wie z. B. Spachtelmassen, Kleber und Lacke und ich bin für Stoffe, Sonnenschutz, Verträge, Recht, den Fuhrpark zuständig und fungiere zusätzlich als Unternehmenssprecher. bwdWie sieht Ihre längerfristige Planung aus? Werlberger Unsere nächste Aufgabe ist die Installierung einer schlagkräftigen zweiten Führungsebene zwischen unseren acht Bauleitern und den Geschäftsführern, sodass das Tagesgeschäft personenunabhängig läuft. Unser Ziel ist es, zur Unternehmenssteuerung nur mehr zwei Tage im Monat zusammenzukommen, damit wir mit der gesparten Zeit uns verstärkt um unsere Architekten kümmern können. Wir planen auch eine Expansion ins Ausland und suchen auch noch einen Partner für den Wiener Raum. Unsere Vision für die ferne Zukunft ist, dass wir uns zu einem Vollausstatter entwickeln, der z. B. ein Hotelzimmer inklusive der Möbel ausstattet. Bis dahin wird jedoch noch einige Zeit vergehen und viel Arbeit zu erledigen sein. bwdWir wünschen für die Umsetzung Ihrer Pläne alles Gute und werden weiter berichten. ◇

Im Gespräch Sebastian Werlberger, Geschäftsführer, Sprecher des neuen Unternehmens Floor and More Eine Vision für die Zukunft

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