Blick über den Tellerrand Soll der Bodenleger in Zukunft „Fußbodentechniker“ heißen? - Eine Frage des Titels"> Blick über den Tellerrand Soll der Bodenleger in Zukunft „Fußbodentechniker“ heißen? Eine Frage des Titels

Fußbodentechniker statt Bodenleger: Von moderneren Berufsbezeichnungen, wie sie vor zehn Jahren bereitsin der Metallbranche eingeführt wurden, versprechen sich die Bodenhandwerker mehr Interesse von Jugendlichen.Roman Giesinger (links) und Walter Eberle plädieren für modernere Berufsbezeichnungen bei Ausbildungsberufen.Soll der Bodenleger in Zukunft „Fußbodentechniker“ heißen? Diese Frage wurde schon einige Male in der Bundesinnung diskutiert. Wortführer der Pro-Seite war der Vorarlberger Landesinnungsmeister KR Walter Eberle, der sich besonders stark für den Handwerksnachwuchs einsetzt. Auf seine Einladung hin besuchte die Redaktion der boden wand decke einen großen Ausbildungsbetrieb in Vorarlberg, der bei der Lehrlingsausbildung eine führende Rolle einnimmt und den Bodenhandwerkern wichtige Impulse geben soll. Der Metallbetrieb Meusburger (siehe Kasten) wuchs in nur 13 Jahren von 170 auf über 1.000 Mitarbeiter. Dadurch entstand ein großer Bedarf an Facharbeitern, den man mit eigener Ausbildung abdecken wollte. Das Ergebnis heute: Jedes Jahr werden 34 neue Lehrlinge in fünf Ausbildungsberufen aufgenommen und innerhalb von dreieinhalb Jahren zu Facharbeitern mit vielen Karrieremöglichkeiten aufgebaut. Für den Ausbildungsverantwortlichen Roman Giesinger waren für die hohe Ausbildungsquote zwei Aspekte ausschlaggebend: die gezielte Ansprache der Jugendlichen und ihrer Eltern sowie die neuen Berufsbezeichnungen, die vor über zehn Jahren eingeführt wurden: „Früher haben die Lehrberufe Maschinenschlosser und ähnlich geheißen, damit lockt man keinen Jugendlichen zu einer Qualitätsausbildung. Wir haben jetzt Zerspanungstechniker, Maschinenbautechniker, den Produktions- und den Elektrotechniker, die sich sehr großen Zuspruchs erfreuen. Der Metallbearbeiter mit kürzerer Lehrzeit ist da nicht mehr so auf der Höhe der Zeit.“ Wie schafft man es aber, jedes Jahr den Kampf um die Talente zu gewinnen? „Wir haben voll auf die neuen, sozialen Medien gesetzt und dafür eine eigene Mitarbeiterin abgestellt, die diesen Bereich in Vollzeit betreut. So haben wir mit unseren bestehenden Lehrlingen eine von diesen selbst gestaltete Kampagne samt Großbildern auf den lokalen Autobussen gemacht. Unsere Jugendlichen haben dann diese Selfies auf den sozialen Medien gepostet, sodass eine Lawine an Interesse entfacht wurde“, sagt Roman Giesinger. Gezielte AnspracheDas Ergebnis dieser Bemühungen, zu denen unter anderem auch eine eigene Homepage für die Lehrlingsgewinnung zählte, sind heute jedes Jahr 250 „Schnupperlehrlinge“, aus denen im Anschluss die Besten ausgesucht werden, die eine umfangreiche Lehrausbildung „on the job“ bekommen. „Wir geben den Jugendlichen gleich viel Verantwortung. Nach einem Probestück arbeiten sie ausschließlich in der normalen Produktion mit und wissen daher, dass ihre Werkstücke bei den Kunden landen und daher ohne Fehler sein müssen. Dies motiviert die Jugendlichen sehr.“ Neben den neuen Lehrbegriffen und den vielfältigen Aktivitäten sind nach Roman Giesinger sicher auch die Karrieremöglichkeiten ein wichtiger Grund, warum die jungen Menschen einen Lehrberuf ergreifen. „Wir sagen immer, eine Matura ist nicht das Ziel, aber auch möglich. Egal ob unsere Lehrlinge später die HTL besuchen oder sogar den Bachelor machen wollen, wir unterstützen alle dabei. Schließlich besetzen wir unsere Leit- und Führungspersonen fast ausschließlich mit eigenen Lehrlingen, die am besten wissen, was gefordert ist und dies auch weitervermitteln können. Ich habe selbst auch eine Lehre gemacht und bin heute in einer sehr verantwortungsvollen Position, die mir viel Gestaltungsmöglichkeiten gibt.“ In diese Kerbe schlägt nun der Vorarlberger Landesinnungsmeister Walter Eberle: „Wie dieses schöne Beispiel eindrucksvoll zeigt, müssen wir Bodenleger auch umdenken. Ich bin mir sicher, dass wir nach einer Umbenennung unseres schönen Handwerkes in ‚Fußbodentechniker‘ leichter zu Lehrlingen kommen werden als bisher. Wir machen tadellose Ausbildungen, aber wir müssen die Hochwertigkeit und die Qualität unserer Leistung auch mit den richtigen Begriffen zu den Eltern und Jugendlichen kommunizieren.“ Für weitere Diskussionen auf der Innungsebene dürfte damit sicher gesorgt sein.