Portrait Martin Myslik — Industrievertreter, mehrfacher Meister, Sachverständiger und bald auch Mediator - Ein Mann für alle Fälle"> Portrait Martin Myslik — Industrievertreter, mehrfacher Meister, Sachverständiger und bald auch Mediator Ein Mann für alle Fälle

Es ist immer gut, eine Sache aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten: Für Martin Myslik ist das kein Problem, denn er hat schon nahezu alle Stationen der Branche durchlaufen. Ein Generalist, der als Praktiker in der Beratung punkten kann.Martin Myslik kann bei seiner Arbeit als Industrievertreter für Vorwerk Flooring sowie bei seiner Tätigkeit als Sachverständiger auf seine langjährige Erfahrung bauen.Wenn ein Unternehmen einen Repräsentanten für den Außendienst sowie die Kunden- und Architektenberatung sucht, dann kommen nur besondere Spezialisten in Frage. Auf diese Weise verschlug es vor zwei Jahren Martin Myslik, Jahrgang 1967, zu Vorwerk Flooring. Das renommierte Unternehmen hatte die vakante Stelle in Wien neu zu besetzen und entschied sich für den Experten, der nicht nur jahrzehntelange Erfahrung mitbringt, sondern darüber hinaus auch als Sachverständiger unterwegs ist. Myslik absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Tapezierer, schloss diese mit der Meisterprüfung ab und war im Anschluss bei einem Großflächenanbieter für die Textilabteilung als Verkaufsleiter sowie bei einem renommierten Polstermöbelhersteller als Qualitäts- und Umweltbeauftragter tätig. Im Jahr 2000 wechselte er als technischer Berater zu Forbo Flooring. Da der gestandene Praktiker sein Fachwissen auf dem neuesten Stand der Technik halten wollte, legte er 2002 die Bodenlegermeisterprüfung sowie 2011 die Gebäudereinigungsmeisterprüfung in Wien ab: „Damit gelang es mir, mich in puncto Beratung und Verhandlungsgeschick auf Augenhöhe mit allen Marktteilnehmern zu bewegen.“ Seit 2012 ist Myslik zudem eingetragener Sachverständiger für den kompletten Bodenbereich, für Tapezier- und Polsterarbeiten sowie für die Gebäudereinigung. Als Industrieberater sieht Myslik seine Aufgabe vor allem in der professionellen Beratung der Objekteure und der Architektenbetreuung. „Ziel ist es, dass die Produkte des Arbeitgebers in die Ausschreibungen gelangen. In meiner Funktion als Industrieberater für Vorwerk kommt es mir entgegen, dass ich sehr gerne mit hochwertigen textilen Bodenbelägen arbeite, weil es bei einem Teppichboden nicht nur um den Preis, sondern vor allem um Emotionen geht. Wir machen auch gerne eigene Sonderdesignvorschläge für die Hotellerie, was bei unseren Kunden, den Architekten und Bauherren, sehr gut ankommt.“ Weil Vorwerk Flooring als bekannter Markenhersteller vor drei Jahren auch den elastischen Bodenbelag „ReCover Green“ aus nachwachsenden Rohstoffen in das Produktions- und Vertriebsprogramm aufgenommen hatte, konnte Myslik von seinen Erfahrungswerten aus seiner Zeit bei Forbo Flooring profitieren. Ästhetik vs. Nutzen„Fundierte Beratung ist einfach wichtig, wenn man langfristig am Markt bestehen will. Die Architekten haben leider wenig Zeit und denken in vielen Fällen eher an die Ästhetik als an den täglichen Gebrauchsnutzen bei intensiver Begehung. Da stehe ich dann schon beratend zur Seite, wenn zum Beispiel eine viel zu helle Farbe eingesetzt werden soll. So habe ich zwar schon einmal einen Auftrag verloren, weil ich dem Architekten von einem unifarbigen hellblauen Linoleum in einer Eingangshalle abgeraten hatte und er den Belag dann von einem anderen Lieferanten gekauft hat. Anschließend gab er mir aber Recht, dass dies ein Fehler gewesen sei. Seitdem bin ich in diesem Architekturbüro ein geschätzter Fachmann, dem man großes Vertrauen entgegenbringt“, sagt Myslik. Auf Ausgleich ausWeil er voll in seinem Beruf aufgeht und gerne mit Menschen zu tun hat, stellt er sich auch komplizierten Problemen und Herausforderungen. So absolvierte er vor vier Jahren eine Ausbildung mit anschließender Fachprüfung, die ihn nun als gerichtlich beeideten und zertifizierten Sachverständigen ausweist. „Diese Tätigkeit ist nur machbar mit viel Erfahrung und einem psychologischen Grundverständnis. Ich erstelle sechs bis sieben Gutachten pro Jahr, davon 80 Prozent für das Gericht. Aber auch die Beratung spielt eine wichtige Rolle. Manchmal muss ich dabei wie ein Detektiv vorgehen, weil die Leute oft etwas vergessen oder nicht die Wahrheit sagen. Dafür opfere ich gerne meine Wochenenden.“ Aus Mysliks Sicht ist es besonders wichtig, allen beteiligten Parteien aufmerksam zuzuhören und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. „Der Sachverständige muss neutral bleiben, er soll dem Richter die technischen Hintergründe für eine Entscheidungsfindung liefern, aber er darf nie selbst Recht sprechen.“ Viele Probleme lassen sich seiner Meinung nach schon im Vorgerichts-Stadium schlichten. „Leider wird das aber immer schwieriger, weil viele Konsumenten es mit einer Rechtsschutzversicherung leichter haben, ihre Anliegen oder auch nicht gerechtfertigte Forderungen vor Gericht zu bringen. So kommt es schon vor, dass bei einem Streitwert von 3.000 Euro die Gesamtkosten dann mehr als 15.000 Euro betragen.“ Skurrile FälleIn seiner Zeit als Sachverständiger hat Martin Myslik aber auch schon viele „Besonderheiten“ erlebt. Einmal „bearbeitete“ ein Kunde seinen Laminatboden eigenhändig mit einem Messer, weil er ihm nach der Verlegung doch nicht gefiel. Anschließend beschuldigte er den Bodenleger, fehlerhaftes Material geliefert zu haben. Oder wenn bei einem zerkratzten Ledersofa bei der Frage nach einem Haustier dieses glatt in Abrede gestellt wird, obwohl der im Nebenzimmer weggesperrte Haushund deutlich zu hören ist. Auch bei einer komplizierten Doppelbodenkonstruktion mit Teppichmodulen, die über Dehnfugen gelegt worden waren und die sich dann aufwölbten, konnte der Sachverständige alle Parteien nicht nur von der Ursache der Misere überzeugen, sondern gleich Lösungsvorschläge anbieten, die dann auch umgesetzt wurden. Diese Fälle sind für Myslik, der stets auf Ausgleich bedacht ist, immer die befriedigendsten. Kompromisse findenWeil Myslik nicht nur seine Kunden und Ansprechpartner berät, sondern bereits im Vorfeld Konflikte vermeiden helfen möchte, ist er gerade mitten in einem zweijährigen Lehrgang zur Mediatorenausbildung. „Damit möchte ich lernen, noch besser mit den verschiedensten Menschentypen umgehen zu können und ein noch fundierteres Verständnis für die Mechanismen der Kommunikation zu bekommen. Diese Fortbildung wird mir auch in meiner täglichen Beratungsarbeit helfen.“