Werkstoffkunde Karelische Birke Ein Holz so exklusiv wie Marmor

Ein ganz besonderes Holz, vor allem in Russland stark nachgefragt, ist die karelische Birke (Betula pendula var. carelica). Wer gesehen hat, welche begehbaren Kunstwerke daraus entstehen, weiß, warum der Preis derart in die Höhe geschnellt ist.Ein Holz so exklusiv wie Marmor Diese Perle nordeuropäischer Wälder, wie die Birke unter anderem genannt wird, kann man ohne Übertreibung zu den teuersten Hölzern weltweit zählen. Das Holz wird daher nicht, wie sonst üblich, in Kubikmetern, sondern häufig kilogrammweise verkauft. Die Bäume wachsen besonders in Nordeuropa, in Schweden, Norwegen, Finnland, aber auch auf dem Baltikum, in Weißrussland und bis in die Slowakei hinein. Gar als nationales Kulturgut werden die Birken in der russischen Republik Karelien angesehen, weshalb der Name „karelische Birke“ einen besonderen Klang hat. Bei künstlicher Anpflanzung gedeiht die Pflanze auch sehr gut im fernen Osten, so auf der Kola-Halbinsel, und auch im Süden, etwa in Usbekistan. Aber auch im Ural, in Sibirien und im Großraum Moskau wurde jene Holzart im vergangenen Jahrhundert angepflanzt. In Nordamerika gibt es in manchen Gebieten Kanadas ähnliche Birkenvariationen. Dieser Baum, der ebenso als Betula ghiacciata (Italien), Bouleau de Norvège (Frankreich), Iced Karelian Birch (Großbritannien), Maser- oder geflammte Birke und Eisbirke (Deutschland) gehandelt wird, wächst jedoch nicht als ganzer Waldbestand, sondern man findet ihn in kleinen Gruppen oder einzeln am Waldrand stehend. Er kann wie die herkömmlichen Birken eine Höhe von mehr als 20 Meter haben. Meist sind die Exemplare aber kurzstämmig, bisweilen auch strauchartig. Zu erkennen ist die geflammte Birke an Form und besonders Oberflächenstruktur des Stammes. Der ist typischerweise kugelförmig gewölbt sowie von senkrecht verlaufenden Rippen gekennzeichnet. Imitation von Mahagoni-Möbeln Die in ihrer Art einmalige Zeichnung, die dazu führt, dass das Holz fälschlicherweise mit Wurzelhölzern verglichen wird, hat ihren Ursprung keineswegs, wie manchmal vermutet wird, aus Wurzelformationen oder sogar Astspitzen, die abfallen sowie kleine Knoten zurücklassen. Vielmehr entsteht die ungewöhnliche Maserung, die im hochwertigen Möbelbau auch dazu genutzt wird, Mahagoni- oder Nussbaummaserungen farblich zu imitieren, durch eine Verbindung wellenförmiger Jahrringe mit dunkel gefärbten Einlassungen. Die treten wie Klammern geformt, V-förmig oder kommaähnlich im hellgelben Holz auf, sehr gut sichtbar im Stammquerschnitt. Im Längsschnitt zeigen sich halbmond- und ellipsenförmige Muster. Die Holzfaser ist dabei nicht etwa präzise vertikal gerichtet, sondern unterschiedlich geformt. So lassen sich die originelle Farbpalette und die manchmal glänzende Struktur erklären, welche die karelische Birke fast an Marmor erinnern lässt. Einschlüsse von Rinde ins Frühholz, begünstigt durch gewisse klimatische Bedingungen, sind einer der Gründe für das auffällige Aussehen, über dessen genaue Ursachen sich die Wissenschaft auch heute noch nicht ganz einig ist. Die Bestände der karelischen Birke gehen heute stark zurück, nicht nur wegen des anhaltenden Abholzens, sondern auch wegen der relativ kurzen Lebensdauer, die zwischen 50 und 60 Jahren liegt. Das Holz ist für Möbel und hochwertigen Innenausbau sowie insbesondere für dekorative Drechslerarbeiten gefragt. Von Spezialisten auf jenem Gebiet wird die karelische Birke zu exklusiven Preisen für Intarsienböden und charakteristische Parkettböden angeboten. Die Birke ist mit bis zu 930 Kilogramm je Kubikmeter außergewöhnlich schwer. Entsprechend hart und fest ist das Holz. Dessen Bearbeitung ist nicht einfach. So lässt es sich zwar sehr gut drechseln und polieren, was in der Herstellung von unterschiedlichsten kleinen Holzkunstarbeiten genutzt wird. Schwierig ist dafür das Spalten des Holzes. Doch mit den bei der Parkettverlegung üblichen Werkzeugen ist die Bearbeitung problemlos. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de