bwd im Gespräch: Christian Killer, Teilnehmer der EuroSkills - Der deutsche Herausforderer"> bwd im Gespräch: Christian Killer, Teilnehmer der EuroSkills Der deutsche Herausforderer

Christian Killer hatte die Ehre, als erster und einziger deutscher bodenlegender Handwerker bei den "EuroSkills" anzutreten. Drei Tage lang maß er sich in Belgien mit Bodenlegern aus ganz Europa. Für seine Leistung erhielt er die "Medallion of Excellence". Ein Gespräch über Sportsgeist und Werte im Beruf.

© privat

Der deutsche Herausforderer

bwd Herr Killer, wie kam es dazu, dass Sie als erster Geselle das deutsche Fußbodenhandwerk bei den EuroSkills vertreten konnten?

Killer Der Zentralverband ist in dieser Sache auf mich zugekommen. Da ich zwei Ausbildungen absolviert habe - zum Parkett- und zum Bodenleger - und 2009 deutscher Meister bei den Bodenlegerjunggesellen wurde, war ich dafür prädestiniert. Beide Berufe zu beherrschen ist von Vorteil, da es in anderen europäischen Ländern diese Zweiteilung nicht gibt.

»Als es um die Teilnahme ging, habe ich keinen Moment gezögert.«

Voraussetzung ist außerdem, dass man unter 25 ist. Was die Teilnahme angeht, habe ich keinen Moment gezögert. Ich wollte schon immer mal bei einem europäischen Wettbewerb mitmachen und habe gleich ja gesagt. Ich messe mich gerne mit anderen.

bwd Wie haben Sie den Wettbewerb empfunden?

Killer Es war ein Wettbewerb auf allerhöchstem Niveau. Vor allem die Kandidaten aus dem deutschsprachigen Raum waren alle auf etwa demselben Level. Ich war insgesamt sieben Tage vor Ort, der Wettbewerb fand an drei Tagen in Belgien statt. Die Atmosphäre war super, wir waren direkt an der Rennstrecke in Spa, ein Top-Umfeld.

bwd Was war Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung?

Killer Das Arbeiten unter Zeitdruck habe ich als größte Herausforderung empfunden. Wir mussten in 20 Stunden drei verschiedene Platten legen, die 1,45 m mal 1,45 m groß waren: Parkett, Teppichboden und Linoleum. Für jeden Belag waren außerdem auch noch Zusatzaufgaben zu erfüllen. An der einen Platte waren zum Beispiel Sockelleisten zu machen, das Parkett musste oberflächenbehandelt werden. Letztlich war es so, dass wir wir an allen drei Platten parallel gearbeitet haben.

bwd Für Ihre Leistung haben Sie die Medallion of Excellence erhalten. Was hat es mit dieser Auszeichnung auf sich?

Killer Das ist der vierte Platz. Leider ging das Kopf-an-Kopf-Rennen nicht zu meinen Gunsten aus. Die Betreuer der Länder waren sich bei der Bewertung uneins, für die einen zählte mehr das Aussehen, für die anderen mehr die Qualität. Ich habe selbst vor allem auf Qualität gesetzt, für den Sieg hat es dann knapp nicht gereicht. Aber man muss das sportlich sehen. Dabei zu sein, war eine tolle Erfahrung.

bwd Ihr Vater hat einen eigenen Verlegebetrieb. War Ihre Karriere also schon vorgezeichnet?

Killer Nein, ich wollte ursprünglich was ganz anderes ausprobieren und im Groß- oder Einzelhandel arbeiten. Als sich keine passende Stelle ergab, war die Ausbildung zum Bodenleger ehrlich gesagt zuerst mal eine Notlösung.

»Die Ausbildung zum Bodenleger war im Nachhinein das Beste, was mir passieren konnte.«

Rückblickend muss ich aber sagen, dass es im Nachhinein das Beste war, was mir passieren konnte. Die Arbeit hat mir von Tag zu Tag mehr gefallen und ich habe erst mit der Zeit gemerkt, was man in diesem Beruf alles erreichen kann.

bwd Und das hat Sie motiviert, nach der Ausbildung zum Bodenleger gleich noch eine Parkettlegerausbildung dranzuhängen?

Killer Ja, ich wurde 2009 Deutscher Meister der Bodenlegerjunggesellen und wollte einfach noch mehr wissen und lernen. Die Arbeit mit Parkett hat mich sehr gereizt, also fing ich noch eine Ausbildung an. Dafür wechselte ich von meinem elterlichen Betrieb zu Fußboden Zehetmair in Miesbach, wo ich eine Topausbildung erhalten habe.

bwd Und dann sattelten Sie auch noch den Parkettlegermeister drauf.

Killer Ja, ich arbeite heute wieder in dem Betrieb meines Vaters und leite dort die Parkettabteilung von der Beratung und dem Verlegen bis hin zur Nachkalkulation.

bwd Sie sind erst 24. Was kommt als Nächstes?

Killer Ich möchte jetzt erst einmal Erfahrung sammeln, da ich vorhabe, später Gutachter zu werden. Auf jeden Fall will ich in der Branche bleiben.

bwd Was macht Ihnen Spaß an Ihrem Beruf?

Killer Der Beruf bietet unheimlich viel Abwechslung: den Umgang mit Kunden, die unterschiedlichen Baustellen, von denen jede anders ist und ihre eigenen Tücken hat. Außerdem ist er sehr kreativ: Man kann so vieles mit Böden machen. Gerade individuelle Böden, die es so nur einmal gibt, machen mir besonders viel Spaß. Zum Beispiel verlege ich gerne Intarsien, die ich für den jeweiligen Kunden maßgeschneidert anfertige.

bwd Dafür braucht es eine gute Beratung im Vorfeld. Was macht die Ihrer Meinung aus?

Killer Sich auf den Kunden einzustellen und auf die Gegebenheiten: Also zum einen den Wohncharakter auf den Kundencharakter abzustimmen und den Boden an die Nutzungsbedingungen anzupassen.

bwd Was ist Ihnen in Ihrem Beruf besonders wichtig?

Killer Ich sehe meine Aufgabe nicht nur in qualitativ hochwertiger Arbeit, sondern die Leute schon im Vorfeld richtig zu beraten. Bei diesem Thema hakt es in der Branche meiner Meinung nach am meisten. Gerade unqualifizierte Betriebe machen Fehler, die dann auf die gesamte Branche zurückfallen. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis das Vertrauen wieder hergestellt ist. Mein Ziel ist es, hier meinen Beitrag zu leisten.

»Man sollte sich ein Beispiel an denen nehmen, die ihren Job super machen.«

bwd Was motiviert Sie?

Killer Zu sehen, wie ein Raum nach der Verlegung aussieht, wenn man weiß, wie er vorher aussah. Und wenn der Kunde sagt, er ist zufrieden, das gibt mir jedes Mal wieder einen Schub. Wenn wir es schaffen, dass den Kunden unsere Arbeit gefällt, werden sie auch anderen davon erzählen, die bereit sind, den Preis für Qualität zu zahlen.

bwd Dann haben Sie für Preisdumping also nichts übrig.

Killer Nein, gar nichts, dafür mag ich meinen Beruf zu gern. Ich bin mir sicher, dass die Firmen, die Preisdumping betreiben, diese Strategie irgendwann einholen wird und sie Probleme bekommen. Es gibt genügend Beispiele in der Branche, die zeigen, dass man mit qualitativ guter Arbeit immer noch am besten fährt und die Kunden auch bereit sind, dafür zu zahlen.

bwd Ihr Rat an junge Nachwuchsparkett- und Bodenleger?

Killer Mit viel Engagement und Kreativität rangehen und fachlich das Beste geben. Ich weiß, dass es einige bei uns in der Branche gibt, die ihren Job super machen. An denen sollte man sich ein Beispiel nehmen. Früher oder später wird man auch in der Öffentlichkeit sehen, dass unsere Branche funktioniert.

Das Interview führte bwd-Redakteurin Elisabeth Göpel.