Marco Fux: Von der Schweiz nach Österreich Den Bergen treu geblieben

Normalerweise gehen Österreicher in die Schweiz, um dort zu arbeiten. Wenn die Liebe dazukommt, kann es auch umgekehrt sein, wie bei dem Bodenleger Marco Fux.Den Bergen treu gebliebenMarco Fux war im Schweizer Kanton Wallis, genauer gesagt im berühmten Zermatt, ein versierter Bodenleger, der sein Handwerk gerne ausübte. Als Vorarbeiter von 12 Bodenlegern war er für die komplette Durchführung von heiklen Baustellen, meist Teppichverlegungen in Großhotels, zuständig. Eine Sieben-Tage-Woche mit 300 Stunden im Monat waren eher die Regel und nicht die Ausnahme. Trotz des sehr guten Verdienstes, mit dem sich der junge Handwerker sogar einen Porsche finanzieren konnte, war der Stress nach einigen Jahren zu viel. Weil der offenherzige Schweizer mittlerweile eine Österreicherin kennen und lieben gelernt hatte, beschloss er, mit ihr in ihre Heimat Schladming zu übersiedeln. Eigentlich wollte Marco Fux nur für ein Jahr in Österreich bleiben, um als Bodenleger zu arbeiten. Weil es ihm aber in seiner neuen Heimat so gut gefiel, machte er sich im Jahre 2008 selbständig, damals noch mit einem individuellen Befähigungsnachweis. Weil Fux aber auch in der Theorie mehr wissen wollte, holte er die Bodenleger-Meisterprüfung im Jahr 2012 in Niederösterreich nach. Beratung im eigenen SchauraumMittlerweile hat sich der Bodenhandwerker in und um Schladming einen sehr guten Ruf als verlässlicher Partner geschaffen. Er wird gerne von Leuten gerufen, die etwas Besonderes suchen. So verlegt der Parkettliebhaber am liebsten geölte Landhausdielen mit aufwändigen Oberflächenbehandlungen. Besonders wichtig ist ihm dabei, dass die Kundenwünsche in einem ausführlichen Beratungsgespräch im eigenen Schauraum und auch in den Räumlichkeiten des Kunden selbst erhoben werden. Dann kommt es bei der Auswahl des Holzes und der Oberflächenbehandlung nicht zu Enttäuschungen. „Mir ist wichtig, dass die Kunden das Echte schätzen. Ich erkläre ihnen, dass jedes Parkett Kratzer bekommen kann. Aber gerade das ist doch das Natürliche und unterscheidet Holz eben vom seelenlosen Kunststoff!“ Durch die offene Beratung hat der Schweizer das Vertrauen seiner Kunden gewonnen und profitiert von der Mundpropaganda seiner zufriedenen Abnehmer. Fux hat zwei Mitarbeiter. „Mein Lehrling hat bereits eine Lehre als Tischler erfolgreich abgeschlossen und erlernt nun bei mir zusätzlich das Bodenlegerhandwerk“, erzählt er. Lederböden für Hotels und VillenDas junge Unternehmen realisiert ausgefallene Bodengestaltungen. So hat sich Marco Fux unter anderem auf Lederböden spezialisiert. Diese werden zum Beispiel in einer Zigarren-Lounge in einem Luxushotel verlegt sowie in gediegenen Privatvillen. Für dieses edle und am Boden doch eher selten eingesetzte Material ist viel Produkt-, aber auch Verarbeitungswissen nötig. Beides hat sich der Bodenleger durch Messebesuche und die intensive Beschäftigung mit der Materie angeeignet. So kann der Fachmann zwischen Natur- und Recylingleder auf den ersten Blick unterscheiden, aber auch die unterschiedlichen Herkunftsgebiete bestimmen. Wichtig ist neben der schönen Ausgangsoptik aber auch immer die Reinigung und Pflege. Die rohe Oberfläche wird dabei entweder mit Bienenwachs eingefettet, mit einem Hot-Coating (Lackimprägnierung) oder einer PU-Schicht versiegelt, ganz abgestimmt auf die Beanspruchung und die gewünschte Optik. Auch so spezielle Einsatzgebiete wie eine Badewannenverkleidung mit Leder hat der Handwerker bereits realisiert. „Gerade auf die Reinigung und Pflege lege ich besonderen Wert, denn sie ist das A und O der langfristigen Kundenzufriedenheit.“ So kommt der Chef persönlich drei Wochen nach der Verlegung zu den Kunden und zeigt der Hausfrau oder dem Reinigungspersonal die perfekte Reinigung gleich selbst. Bei der Pflege von Holzböden ist das Zwei-Eimer-System entscheidend, denn wenn mit einem Eimer der Schmutz quasi nur am Boden verteilt wird, kann das bei einem Lärchen-Boden schnell zu einer Reklamation führen. Speziellen Reinigungsproblemen wie Öl-Flecken auf einem Natursteinboden rückt der Unternehmer mit Pfeifenerde zu Leibe, die das Fett aus den Poren saugt. Neben der Hinwendung zur Reinigung gehört auch das Reparieren von Kratzern oder einzelnen Decklammellen zu den bevorzugten Tätigkeiten des Meisters. Diese heikle Tätigkeit wird auch von anderen Handwerkern in Anspruch genommen. Kratzer ausbessern wie ein ChirurgZu 20 bis 30 derartigen Einsätzen wird Fux im Jahr gerufen. Das erspart den Auftraggebern nicht selten eine teure Komplettauswechslung. „Ich gehe oft wie ein Chirurg vor und verwende Injektionsspritzen“, erzählt er. Solche Spezialeinsätze sind gut bezahlt, und auch sonst bekommt der Handwerker vernünftige Preise. „Es gibt zwar eine große Konkurrenz von Großflächenanbietern, die mit oft minderwertiger Importware arbeiten. Ich sage den Kunden, wo die Unterschiede in der Qualität liegen, und bekomme dann den Auftrag trotz höherer Preise, weil es die Kunden eben verstehen.“ So liegen die Visitenkarten von Marco Fux auch in manchen Baumärkten der Umgebung aus und auch bei Versteigerungsplattformen hat der moderne Firmenchef keine Berührungsängste. „Ich habe schon Aufträge ersteigert, bei denen ich 26 Euro plus Mehrwertsteuer für das Schleifen und Versiegeln bekommen habe. Warum soll ich solche lukrativen Geschäfte auslassen?“ Wenn der Preis nicht stimmt, überlässt er dem Mitbewerb gerne die Aufträge. Bei einem Profi gehört das Messen der Feuchtigkeit mit dem CM-Gerät grundsätzlich dazu. „Ich fotografiere dabei immer die Anzeige mit dem Nachbarhaus im Hintergrund, dann habe ich einen unschlagbaren Beweis im Streitfall“, erzählt Fux. Auch die FidBox setzt er oft ein und ist damit zufrieden. Ein Problem gab es einmal, weil durch eine feuchte Wand die Holzsockelleisten schimmelten. Dieser Fall wurde auf Kulanz gelöst, da der Bodenleger die Wandfeuchte nicht prüfen muss. Wer keinen Parkett- oder Lederboden will, dem macht der vielseitige Bodenleger auch gerne einen aufwändigen Pandomo-Spachtelboden. „Wir haben einmal 1.000 m² an einem Tag ausgeführt, das war technisch nicht anders möglich, aber doch sehr anstrengend, obwohl wir zu acht gearbeitet haben“, erzählt Fux. Seidenteppiche für reiches KlientelEr verkauft auch schon mal einen abgepassten Teppich aus Bananenseide für 2.800 Euro pro Quadratmeter. Weil seine Ehefrau Klaudia Architektin ist, hat der Bodenleger auch Kundschaft, die sich das leisten kann. Um solchen Kunden entgegenzutreten, braucht es Selbstbewusstsein. Daran mangelt es dem sympatischen Schweizer nicht. Ein durchgestylter Schauraum, Autobeschriftungen mit entsprechenden Visitenkarten, aber auch Hemden mit eingesticktem Firmenlogo gehören zum gelungenen Markenauftritt. Für die Zukunft hat sich Marco Fux viel vorgenommen. Er will sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. „Ich will als Nächstes die Meisterprüfung zum Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger machen und später auch noch Sachverständiger werden.“ Vorher steht aber noch eine Zusammenarbeit mit den Innungen in Graz und Salzburg an. „Ich möchte mein Praxiswissen gerne beim Meisterkurs weitergeben.“ Privat ist der Umsiedler mit seiner Situation voll zufrieden. „Ich habe zwar keinen Porsche mehr, kann aber Zeit mit meiner Frau und meinen beiden Kindern genießen. Zwar sind die Berge in Schladming nicht so hoch wie in meiner Heimat Zermatt, aber ich fahre ja eh jedes Jahr in die alte Heimat“, sagt der „Gastarbeiter“ aus dem reichen Nachbarland. Thomas Mayrhofer thomas.mayrhofer@deta.at