Das Gesellenstück: 5 Tipps für die Prüfung

Berufsschullehrer Germann Kirschbaum hat schon viele Gesellenstücke gesehen und weiß, worauf es ankommt. Mit diesen fünf Tipps des Experten wird die Gesellenprüfung für Parkett- und Bodenleger-Azubis ein voller Erfolg.

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    Gesellenstück Benedict Müller
    © bwd
    Das Gesellenstück von Benedict Müller (Bodenleger): Eine Intarsienarbeit mit Designbelag (vier unterschiedliche Dessins), Maße: 140 x 140 Zentimeter.
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    Lehr- und Prüfungszeugnis der Handwerkskammer
    © Björn Wylezich – stock.adobe.com
    Mit guter Vorbereitung kommen Azubis erfolgreich durch die Gesellenprüfung.

"Eine gute Vorbereitung ist alles", findet Germann Kirschbaum. Der Berufsschullehrer unterrichtet seit 1996 angehende Boden- und Parkettleger und ist Teil des Prüfungskomittees. Er hat schon viele Gesellenstücke gesehen und weiß, worauf es ankommt.

Der Weg zum Gesellenstück: So bekämpfen Azubis Prüfungsangst

Rückt die Prüfung allmählich näher, rät Kirschbaum, sich in die Prüfungssituation hineinzudenken, sie zu simulieren. Daher empfiehlt er allen Schülern, ihr Abschlussstück ein Mal vorher im Betrieb zu üben. Denn Theorie und Praxis sind zwei unterschiedliche Welten. Das ist nicht nur eine gute Übung, sondern baut nebenbei auch Nervosität ab. Hat man zum Beispiel zuvor schon ähnliche Aufgaben wie jene aus der Abschlussprüfung bewältigt, ist man am Tag der Prüfung weniger aufgeregt.

Das Geheimnis einer guten Projektmappe: Was unbedingt rein muss

Auch das Gesellenstück muss frühzeitig und intensiv vorbereitet werden. Beim Kampf gegen die Nervosität nützt vor allem die Projektmappe, oder Gesellenmappe genannt, um jeden Schritt zu planen. Darin sind die Materialliste, Kalkulation sowie detaillierte Beschreibungen der Werkstoffe und des Verlegeablaufs enthalten. Fragen wie „Welches Material benötige ich und wie viel davon?“ oder „Wie beginne ich mit meinem Gesellenstück?“ gehören genauso dazu wie die Skizzierung des Musters. Dabei ist es schön für ihn mal etwas anderes zu sehen, denn manchmal imitieren die Azubis laut Kirschbaum das Muster eines Mitschülers. Trotzdem sollen sich die Prüflinge nicht zu viel mit einem komplizierten Muster aufhalsen: Entscheidend ist am Ende, wie man das Gesellenstück fertigt. Außerdem sind sieben Stunden nicht allzu viel Zeit, in der auch noch der Prüfungsstress dazu kommt.

5 Tipps für das Gesellenstück

  1. Nicht zu schwer machen mit kompliziertem Muster, dabei Verlegezeit und eigenes Können richtig einschätzen.
  2. Vorher im Betrieb üben.
  3. Zur Vorbereitung gedanklich jeden Schritt durchspielen, deshalb ­Projektmappe mit detaillierter Planung der Arbeitsschritte erstellen.
  4. Ordentlicher Arbeitsplatz und das nötige Werkzeug dabei haben.
  5. Effizient und sicher arbeiten (zum Beispiel Stäbe in Serie fertigen und federn).

Auch die technische Zeichnung des Gesellenstücks ist Teil der Projektmappe. Wenn die Zeichnung nicht passt, fehlen den Azubis die Punkte automatisch in der Projektmappe sowie beim Verlegen im Bewertungspunkt „Maße und Passung“. Denn Ziel ist es, das Stück genau nach der Zeichnung zu verlegen. Das bestätigt auch Berufsschullehrer Kirschbaum: "Wir hatten schon Schüler, die um 9 Uhr zum Heulen angefangen haben, weil alles hinten und vorne nicht gepasst hat." Eine gute Vorbereitung hätte das laut Kirschbaum verhindert.

Die Gesellenprüfung: So wird bewertet

Am Prüfungstag ist vor allem entscheidend wie die Schüler ihr Gesellenstück fertigen. Der Punkt „Arbeitsweise“ wird hoch bewertet. Dazu zählen das Werkzeug, der Umgang mit der Maschine, die Herangehensweise und wie ordentlich der Arbeitsplatz aussieht. Denn ein einziges Chaos und ineffiziente Arbeit sehen auch Kunden nicht gern. Da spielt das Muster, an dem gern herumgetüftelt wird, eine untergeordnete Rolle: Als Parkettleger muss man vor allem wissen, wie man verlegt. Es soll zwar am Ende schön aussehen, aber die Arbeitsplanung ist deutlich wichtiger. So kann es sinnvoll sein, mehr Material zum Verschnitt zu bestellen und Stäbe in Serie zu fertigen statt einzeln.

Bewertungskriterien für das Gesellenstück

  • Projektmappe (100 Punkte)
  • Arbeitsweise (200 Punkte): Wie hat sich der Azubi vorbereitet? Wie ist der Umgang mit Werkzeug und Maschinen? Werden Sicherheitsvorschriften eingehalten? Wie sind Arbeitsablauf und -organisation?
  • Passung (200 Punkte): Ist nach Zeichnung verlegt worden?
  • Maße (200 Punkte): Werden Außenmaße und in der Zeichnung angegebene Maße eingehalten?
  • Oberfläche (100 Punkte): Wie wirkt die Oberfläche? Ist sie frei von Schleifspuren? Ist Oberflächenmaterial nach Herstellerangaben verarbeitet?
  • Gesamteindruck (100 Punkte): Sind Holzfarben stimmig zum Muster? Wurde die Struktur des Holzes bei der Verlegung berücksichtigt? Wie wurden die Randleisten befestigt?

Chancen und Förderung von Bildung: Die Wettbewerbe im Bodenhandwerk

Am Ende besteht zudem die Chance, in einem der Handwerkswettbewerbe auf den Kammer-, Landes- oder Bundesebene zu siegen. Als Landessieger kann man dann beispielsweise eine Begabtenförderung in Anspruch nehmen, welche als Bildungsgutschein gewährt wird. Das Stipendium läuft drei Jahre mit einer maximalen Förderhöhe von 7.200 Euro. „Aber Wettbewerbe sind nicht alles", findet Berufsschullehrer Kirschbaum, "viel wichtiger ist, dass wir gute Handwerker heranziehen, die auf der Baustelle Probleme erkennen und lösen können."