IHD Alternde Gesellschaft - veränderte Anforderungen an Fußböden Böden für Methusalem

Alte Menschen sind zunehmend in ihren Sinnen beeinträchtigt - mit direkten Folgen für das Gehen und das Gleichgewicht. Moderne Fußböden sollten darauf abgestimmt sein. Besonderes Augenmerk bei der Entwicklung von neuen Belagsystemen sollte auf der Sturzfolgenminderung liegen, forderte Susanne Trabandt anlässlich des Fußbodenkolloquiums in Dresden.Böden für Methusalem Der Altersaufbau unserer Gesellschaft ändert sich. Im Jahr 2040 werden doppelt so viele Menschen mit einem Alter über 65 Jahre in Deutschland leben als 1980. Dies ist seit längerer Zeit bekannt. Betrachtet man am Markt angebotene Bodenbelagsysteme bezogen auf ihre Eignung für alte Menschen, muss man vermuten, dass diese nach den Anforderungen junger und gesunder Menschen entwickelt wurden. Sensorische Einbußen, insbesondere des Sehvermögens, sind wichtige Vorläufer von Problemen bei Gleichgewicht und Gang. Etwa 30 % bis 50 % aller über 65-Jährigen stürzen nach Schätzungen mindestens einmal pro Jahr. Umfragen ergaben, dass steigende Anteile der über 65-Jährigen subjektive Schwierigkeiten mit der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts haben. Der Gesichtssinn wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger zur Haltungskontrolle. Im Alter ist es schwieriger, zwei Dinge gleichzeitig zu tun (Dual Task). Kognitive Aufgaben während des Gehens beeinträchtigen das statische und dynamische Gleichgewicht. Die Schwierigkeiten nehmen mit steigender Komplexität der Aufgaben zu. Sowohl Jung als auch Alt neigen dazu, ihrem Gehen gegenüber der zusätzlichen kognitiven Aufgabe Vorrang zu geben, sind aber durch Störeinflüsse besonders leicht zu beeinträchtigen. Stürze können die Folge sein. Die unterschiedlichen Ursachen für Stürze im Alter können im körperlichen oder geistigen Bereich, in der Umgebung oder einer Mischung liegen (siehe Kasten). Die Konsequenzen für die Gestaltung von Fußbodensystemen wollen wir im Folgenden am Beispiel Pflegeheim beleuchten. Bei Betrachtung der Sturzursachen fällt auf, dass insbesondere die sensorischen Kompetenzverluste als Auslöser erkannt wurden. Insbesondere die Wahrnehmung der Umgebung hat Einfluss auf das sichere Gehen. Diese verändert sich aber auch bei gesundem Altern deutlich. Stürze sind dann besser zu verhindern, wenn die Gestaltung der Umgebung auf die ältere Nutzergruppe abgestimmt ist. Welche Anforderungen lassen sich aus diesen Erkenntnissen an Fußböden stellen? Auf Gehör-, Gesichts- und Gleichgewichtssinn kann mit der Fußbodenkonstruktion eingewirkt werden (siehe Kasten). Sturzfolgen können gemindert werden, wenn der Fußboden im Pflegeheim eine sturzdämpfende Eigenschaft mitbringt. Erfahrungen aus dem Sportbodenbau sollten hier auf ihre Eignung für eine Adaption auf die Pflege hin untersucht werden. Welche Bodenbeläge werden heute im Pflegeheim eingesetzt? Praxiserfahrungen aus den Pflegeheimen zeigen für die verschiedenen Bodenbeläge mehr oder weniger gute Nutzungseigenschaften. Hauptkriterien sind neben den genannten Fragen der Blendung, der sicheren Begehbarkeit und der Berollbarkeit eine leichte Reinigungsfähigkeit und Desinfizierbarkeit, aber auch Fragen des Wärmeempfindens. Vor- und Nachteile verschiedener Bodenbelagsarten Teppichboden In den letzten Jahren hat sich Teppichbodenbelag in Pflegebereich weiter durchgesetzt. Neben der aus dem Wohnumfeld gewohnten Optik wird ein schalldämpfender Effekt positiv wahrgenommen. Betrachtet man diese Belagsart aber nach den vorgenannten Kriterien aus Sicht des hochalten Nutzers, handelt es sich hier um einen schlecht nutzbaren Belag Fliesen Fliesen werden im Pflegebereich in stark begangenen Bereichen oft angewandt. Insbesondere in Aufenthaltsbereichen erzeugen die vielfältigen Bewegungen auf Fliesenbelägen starke akustische Beeinträchtigungen für alle Nutzer. Beroll- und Begehbarkeit sind je nach Plattengröße unterschiedlich, in der Regel aber nicht befriedigend gut. Naturstein In stark befahrenen Bereichen wird im Pflegeheim regelmäßig neben Fliesenbelag Naturstein verlegt. Die geringere Fugendichte verbessert die Reinigungs- und Desinfizierbarkeit dieses Belages im Vergleich zum Fliesenbelag. Oft werden aber glatt geschliffene Natursteine verlegt. Die dadurch entstehende Blendung der Nutzer führt zu starken Verunsicherungen. Laminat und Parkett Insbesondere unter dem Blickwinkel eines wohnlichen Umfeldes ist der Einsatz von Laminat- und Parkett-Bodenbelägen auch in Pflegeheimen wünschenswert. Heute angebotene Belagsysteme weisen aber noch Eigenschaften auf, die nicht für den Einsatz in der Pflege geeignet sind. Haupthindernis ist zurzeit die Reinigungs- und Desinfizierunfreundlichkeit der Belagsysteme. PVC-Bodenbeläge Aufgrund der starken Kostenorientierung der Investoren wurde in den letzten Jahren in der überwiegenden Mehrzahl der Pflegeheime PVC-Bodenbelag eingesetzt. Neueste Entwicklungen in diesem Bereich beachten die spezifischen Anforderungen der Pflegesituation. Erste Bodenbelagsysteme weisen auch blendfreie Oberflächen auf. Eine Sturzdämpfung ist mit diesen Belägen aber bisher nicht möglich. Auch die Schalldämpfung der Beläge ist unbefriedigend Zusammenfassung Im IHD Dresden wird seit mehr als zwei Jahren an vielfältigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Zusammenhang mit den veränderten Nutzeranforderungen der alten und hochalten Nutzer gearbeitet. Gemeinsam mit Forschungspartnern ist geplant, umfassende Untersuchungen und Entwicklungen zum Thema der Sturzfolgenminimierung durchzuführen. Gemeinsam mit KMU können so Lösungen gefunden werden, die eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit und eine optimale Nutzbarkeit miteinander verbinden. Susanne Trabandt, IHD

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