Verlegepraxis Belag auf Belag verkleben: Üblich, aber nicht DIN-gerecht

Die Verlegung von Belag auf Belag wird vor allem im Wohnbereich ausgeführt. Im Objekt wird diese Art der Verlegung weniger häufig praktiziert. Dieser Beitrag stellt fünf Verlegevarianten vor, die am häufigsten ausgeführt werden.

Usus aber nicht DIN-gerecht: die Verlegung Belag auf Belag. Hier wird auf den alten PVC-Designbelag ein neuer CV-Belag verlegt. - © Steinhäuser

Die Verlegung eines neuen Bodenbelages auf einen vorhandenen Altbelag ist gängige Praxis, obwohl diese Verlegung die DIN 18365 Bodenbelagsarbeiten nicht vorsieht. Diese Verlegung ist deshalb nicht DIN-gerecht. Trotzdem wird diese Art der Verlegung häufig von den Bauherrn/Planern gefordert und von Malern, Parkett- und Bodenlegern praktiziert.

Rein technisch funktioniert in den meisten Fällen die direkte Klebung von neuen Bodenbelägen auf Altbeläge. Wechselwirkungen zwischen dem neuen und dem alten vorhandenen Belag können dabei nicht ausgeschlossen werden. So kann es beispielsweise einerseits durch die Art der Verlegung, aber auch durch Fehler bei der Verlegung zu Geruchsbelästigungen, Belagablösungen, Beulenbildung, offenen Nähten und farblichen Veränderungen kommen. Bei elastischen Belägen wird sich das Eindruckverhalten bzw. das Rückstellvermögen ändern. Deshalb sollte der Verarbeiter gegebenenfalls Bedenken anmelden oder einen Gewährleistungsausschluss vereinbaren. Folgende fünf Verlege-Varianten werden am häufigsten praktiziert:

Variante 1: PVC/CV-Belag auf PVC/CV-Belag

Diese Verlegung kommt am häufigsten vor. Auch PVC-Designbeläge werden gern auf alte PVC-Beläge verlegt/geklebt. Hier ist allerdings das Risiko besonders groß. Bei der Belegung eines neuen PVC-/CV-Belages auf einen fest verklebten PVC/CV-Altbelag wird in der Regel wie folgt vorgegangen:

  • Falls der PVC/CV-Altbelag nicht ausreichend fest liegt, muss er an den losen Stellen nachgeklebt werden.
  • Altbelag mit einem Grundreiniger intensiv grundreinigen, sodass die Fläche frei von störenden Pflegemitteln und Trennschichten ist (Schwarze Padscheibe).
  • Schmutzflotte absaugen.
  • Fläche mit klarem Wasser neutralisieren.
  • Absaugen, Trocknungszeit mindestens 24 Stunden.
  • Anschleifen, absaugen mit einem Industriesauger.
  • Spachteln einer Migrationssperre.
  • Kleben des neuen PVC/CV-Belages mit einem für diese Art der Verlegung geeigneten Dispersionskleber in der Haftklebephase.

Variante 2: Linoleum auf fest verklebten Linoleum-Altbelag

Nach Auffassung der Linoleumhersteller sollten vorhandene Linoleumbeläge nach Möglichkeit nicht zugedeckt werden, sie lehnen deshalb diese Art der Verlegung ab. Falls es doch gemacht wird, sollte das in Eigenverantwortung des Auftraggebers geschehen. Die Vorgehensweise ist hier wie oben beschrieben bei der Verlegung von neuen PVC/CV-Belägen auf alte PVC/CV-Beläge. Allerdings muss hier ein Spezialkleber zum Einsatz kommen, der mit dem Klebstoffhersteller abzustimmen ist.

Variante 3: Kautschukbelag auf elastischen Altbelag

Die Vorgehensweise ist hier wie oben beschrieben bei der Verlegung von neuen PVC/CV-Belägen auf alte PVC/CV-Beläge. Das Kleben des Kautschukbelages in Bahnen muss mit dem vom Klebstoffhersteller empfohlenen Spezialkleber im Kontaktverfahren erfolgen. Der ist Spezialkleber im Rollenauftrag oder mit fein gezahntem Spachtel (A 5) auf die Belagrückseite, mit der Zahnspachtel A 4 auf den Untergrund aufzutragen. Nach vollständigem Ablüften – bei der Fingerprobe darf an den Fingern kein Klebstoff mehr haften bleiben – den Kautschukbelag ohne Lufteinschlüsse einlegen und anreiben/anwalzen. Die Ablüftezeit beträgt in der Regel ca. 1 bis 1,5 Stunden. Die fertig verlegten Beläge noch einmal gut anwalzen bzw. intensiv anreiben.

Belag auf Belag: die häufigsten Fehler

Folgende Fehler werden von den Verarbeitern bei der Verlegung "Belag auf Belag" am häufigsten gemacht:

  • Keine fachgerechte oder nicht ausreichende Grundreinigung, häufig wird auf eine Grundreinigung völlig verzichtet.
  • Verzicht auf eine Weichmachersperre.
  • Wahl des falschen Klebstoffes.

Variante 4: Nadelvlies- auf Nadelvliesbelag

Bei der Verlegung eines neuen Nadelvliesbelages bzw. neuen Teppichbodens auf einen alten, vorhandenen, fest mit dem Untergrund verklebten Nadelvliesbelag wird in der Regel wie folgt vorgegangen:

  • Lose Bereiche des alten Nadelvliesbelages nachkleben, sodass der alte Nadelvliesbelag vollflächig fest mit dem Untergrund verbunden ist.
  • Gründliches Reinigen und Absaugen des alten Nadelvliesbelages.
  • Den alten Nadelvliesbelag vollflächig mit dem geeigneten Dispersionsteppichkleber mit der Zahnung B 1 oder B 2 abziehen. Den Spezialkleber ca. 24 Stunden aushärten lassen.
  • Auf den so vorbereiteten alten Nadelvliesbelag ist der neue Nadelvliesbelag bzw. neue Teppichboden ebenfalls mit diesem geeigneten Dispersionsteppichkleber mit der Zahnung B 1 oder B 2 zu kleben.

Variante 5: Textile Bodenbeläge auf Teppichböden

Bei der Verlegung von textilen Bodenbelägen auf festliegende Teppichböden können selbstklebende Spezialvliese, auch Trockenklebstoffe genannt, eingesetzt werden. Diese Art der Verlegung ist auch für die schnelle Umrüstung im Objektbereich geeignet, wie beispielsweise für Büroräume, Ladenlokale und Hotels. Hier sind die Hinweise in den Technischen Merkblättern der Hersteller dieser Spezialvliese unbedingt zu beachten.

Bei der Wiederaufnahme-Verklebung dimensionsstabiler Tuftingbeläge kommen häufig beidseitig klebstoffbeschichtete Haftfolien zum Einsatz. Diese umweltfreundliche Verlegung wird vor allem im Wohnbereich praktiziert. Auch hier sind unbedingt die Hinweise in den Technischen Merkblättern der Hersteller der Haftfolien zu beachten.

Der Verarbeiter sollte auch die Hinweise aus dem TKB-Merkblatt „Kleben von Bodenbelägen mit Trockenklebstoffen“ beachten, erstellt von der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe e.V., Düsseldorf.

Mit Trockenklebstoffen lassen sich übrigens die verschiedensten Oberbeläge auf zahlreiche Untergründe dauerhaft kleben, sie werden aber auch für die Wiederaufnahmeverklebung angeboten. Trockenklebstoffe haben keine Ablüfte-, Abbinde- und Trocknungszeiten und werden deshalb aufgrund der Zeitersparnis in der Renovierung häufig eingesetzt.

Buchtipp: Fußbodenschäden vor Gericht

In zahlreichen Fällen führen Bauschäden zu Rechtsstreitigkeiten, die nicht selten vor Gericht landen. Das Autoren-Team Dipl.-­Ing. Wolfram Steinhäuser und Rechtsanwalt Frank Häberer stellen insgesamt 43 Schadensfälle unterschiedlicher Fußbodenaufbauten stringent nach „Schadensbild“, „Schadensursache“, „Schadensbeseitigung“ und „Juristischer Betrachtung“ vor. Die Sicht eines Sachverständigen kombiniert mit der Sicht eines Juristen macht dabei deutlich, dass die Grenze zwischen technischen und rechtlichen Fragen oft nicht leicht zu ziehen ist. Strittige Rechtsfragen lauern häufig im Hintergrund.

Damit es erst gar nicht zu kosten- und zeitintensiven Verhandlungen vor Gericht kommt, gilt es, Schäden wirksam vorzubeugen. Viele detaillierte Schadensbilder helfen dabei, Verlegefehler und damit teure Folgekosten zu vermeiden. Eine genaue Beschreibung der erforderlichen Schadensursachen macht das Werk zu einem unverzichtbaren Helfer für Parkett- und Bodenleger, wenn es um einen fehlerfreien Fußbodenaufbau und die fehlerfreie Verlegung von Bodenbelägen geht. Die abschließende juristische Betrachtung der Fußbodenschäden vermittelt den rechtlichen Hintergrund und schafft Klarheit bei der Beseitigung von aufgetretenen Mängeln und Fehlern.

„Fußbodenschäden vor Gericht“ ist zu beziehen über den Buchverlag von ­Holzmann Medien, Bad Wörishofen  (ISBN 978-3-7783-1494-4; Umfang 184 ­Seiten, Preis 39,90 €).