Mein Standpunkt Lieferkettenriss beschert Firmenchefs schlaflose Nächte

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Wenn man von einem Lieferanten abhängig ist, kann einen das in große Schwierigkeiten bringen, wie wir in Österreich und ganz Europa gerade beim russischen Gas mit erheblichen Preissteigerungen feststellen müssen. Aber auch das Bodenleger-­Handwerk hat mit Widrigkeiten zu kämpfen, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat. So haben die Parkettproduzenten nicht nur ihre Preise teilweise drastisch bis zu 40 Prozent erhöht (auch bei schon bestätigten Aufträgen), sondern waren in vielen Bereichen nicht oder nur mit großer Verzögerung lieferfähig. Diese Situation hat so manchem Firmenchef im Handwerk schlaflose Nächte beschert. Doch wie kann er einer solchen Entwicklung schon im Vorfeld gegensteuern, damit er im Fall des Falles nicht ohne Alternativen dasteht?

Vielleicht sollte sich das Handwerk ein Beispiel an der Industrie nehmen, die zusieht, dass sie nicht von einem Lieferanten abhängig ist. Natürlich gelingt auch ihr das nicht in allen Bereichen, siehe „Chipmangel“ oder bei manchen Rohstoffen. Bei den meisten Industrie-Einkäufern gilt jedoch die Regel, nach Ausschreibungen und Preisverhandlungen nicht alles beim Best- oder Billigstbieter zu kaufen, sondern nur 80 Prozent des Bedarfs aus einer Quelle zu beziehen. 15 bis 18 Prozent werden mit einem Zweitlieferanten abgewickelt, der auch die Kapazität haben sollte, den Erstlieferanten bei einem Ausfall zu ersetzen. Die restlichen zwei bis fünf Prozent werden mit Klein- und Probeaufträgen an mehrere andere Anbieter vergeben, um die Qualität und Lieferbereitschaft zu testen und Kontakte zu lieferwilligen und -fähigen Anbietern aufzubauen.

Sicher ist dieses Beispiel aus der Industrie für einen Handwerksbetrieb zu aufwändig und daher wenig zielführend. Mindestens zwei oder drei Stammlieferanten für die wichtigsten Produkte an der Hand zu haben, ist aber auch für kleinere Betriebe machbar und ein Gebot der Stunde.

Denn einfach seinen Lagerstand erhöhen ist auch keine Lösung. Man bräuchte dafür viel Lagerplatz und hat auch noch höhere Finanzierungskosten zu tragen. Der Hauptnachteil aber ist: Wenn alle Unternehmen Material hamstern, wird der Materialengpass noch schlimmer. Und das kann auch keiner wollen. Ein Dilemma, das uns noch lange Zeit erhalten bleiben wird.

Thomas Mayrhofer