Serie Prüfpflichten für Parkettleger (Teil XI) Bedenken anmelden bei Unebenheiten des Untergrunds - Quellen, stauchen, ablösen"> Serie Prüfpflichten für Parkettleger (Teil XI) Bedenken anmelden bei Unebenheiten des Untergrunds Quellen, stauchen, ablösen

Unsere Serie will Ihnen helfen, rechtliche Klippen, die mit Prüfungs- und Hinweispflichten zusammenhängen, zu erkennen. Diesmal geht es um die Prüfungs- und Hinweispflicht in Bezug auf Unebenheiten des Untergrunds.Quellen, stauchen, ablösen Bei Parkettlegearbeiten nach ATV VOB/C DIN 18356[1] haben Sie Prüfpflichten bei der Ausführung. Zur Rechtswahrung ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie über ausführliche Kenntnisse in Bezug auf Art und Umfang dieser Pflichten verfügen und diese Kenntnisse im Einzelfall anwenden. Prüf- und Hinweispflichten dienen der Sicherstellung einer mängelfreien Leistungserbringung. Dies ergibt sich für den VOB-Vertrag unmittelbar aus § 4 Abs. 3 VOB/B. Danach ist der Werkunternehmer gehalten, seinem Auftraggeber Bedenken gegen die vorgesehene Art der Ausführung (auch wegen der Sicherung gegen Unfallgefahren), gegen die Güte der vom Auftraggeber gelieferten Stoffe oder Bauteile oder gegen die Leistungen anderer Unternehmer (auf denen seine Leistung aufbaut) unverzüglich – möglichst schon vor Beginn der Arbeiten – schriftlich mitzuteilen. Mustertext_Unebenheit des Untergrunds Beim BGB-Werkvertrag ergeben sich entsprechende Prüfungs-, Anzeige- und Hinweispflichten aus § 242 BGB[2]. Wir setzen unsere Beitragsreihe mit der Prüfungs- und Hinweispflicht bezüglich der Ebenheit des Untergrunds fort. Größere Unebenheiten Überblick: Die Prüfung der Toleranzen erfolgt nach DIN 18202 Abschnitt 5 Tabelle 2 (Winkeltoleranzen[4]), bzw. Tabelle 3 (Ebenheitstoleranzen) zum frühestmöglichen Zeitpunkt, spätestens jedoch bei der Übernahme des Untergrundes. Eine exakte Dokumentation ist hier deshalb besonders wichtig, da es durchaus Fälle gibt, in denen im Zeitpunkt der Verlegung die Ebenheitstoleranzen eingehalten werden und sich erst im Nachhinein Unebenheiten - etwa durch sich biegende Stahlbetondecken - ergeben, ein Verlegefehler mithin in solchen Fällen nicht vorliegt[5]. Ebenheitstoleranzen werden unterschieden in: ? Anforderungen nach DIN 18202 Tabelle 3 Zeile 3, ? erhöhte Anforderungen (Tabelle 3 Zeile 4) sowie ? Sonderanforderungen (Hochregallager). Erhöhte Anforderungen nach DIN 18202 Tabelle 3 Zeile 4 bzw. Sonderanforderungen sind gesondert auszuschreiben und zu vergüten. Herstellerangaben sind gesondert zu berücksichtigen. Anforderungen in DIN 18202 Tabelle 3 Zeile 3 Sofern weder eine besondere Vereinbarung getroffen wurde, noch materialspezifische Anforderungen erhöhte Anforderungen an die Ebenheit bedingen, kommt grundsätzlich die DIN 18202 - Toleranzen im Hochbau, Tabelle 3 Zeile 3 zur Anwendung; siehe DIN 18202 – Toleranzen im Hochbau, Ebenheitstoleranzen für die Ebenheit von Rohdecken, Estrichen, Bodenbelägen und flächenartigen Wänden, Tabelle 3 Zeile 3. Bei erhöhten Anforderungen DIN 18202 – Toleranzen im Hochbau, Ebenheitstoleranzen für die Ebenheit von Rohdecken, Estrichen, Bodenbelägen und flächenartigen Wänden, Tabelle 3 Zeile 4. Sonderanforderungen Neben den in der DIN 18202 Zeile 3 und Zeile 4 können darüber hinausgehende Anforderungen an die Ebenheit gestellt werden. Dies kann z.B. bei Fernsehstudios (Kameraführung), Tonstudios, Hochregallagern etc. der Fall sein. Der Parkettleger sollte das entsprechende Vorgehen bei Sonderanforderungen mit seinem Auftraggeber abstimmen und dokumentieren. Hinweis: Die Ebenheitsanforderungen sind abhängig von den jeweiligen Belaggrößen (Dimensionierung). Je länger und breiter z. B. Parkettdielen, Mehrschichtelemente etc. sind, desto höhere Ebenheitsanforderungen müssen an den Untergrund gestellt werden. Prüfung mit Richtlatte und Messkeil Die Prüfung einer Fläche kann sich auf einzelne Punkte beschränken, wenn eine Überprüfung der Gesamtfläche nicht notwendig oder zweckmäßig erscheint. Ist eine Überprüfung der Gesamtfläche erforderlich, wird vor der Prüfung mit Raster die Fläche in Messlinien mit gleichem Abstand unterteilt. Es wird empfohlen, einen Abstand von 2 m zu wählen, so dass eine 4-m-Richtlatte entlang dieser Messlinien jeweils um die halbe Richtlattenlänge verschoben wird. Bei Flächen, die eine Prüfung mit der 4-m-Latte nicht zulassen, können kürzere Abstände gewählt werden. In jeder Lage werden der Abstand zwischen zwei Auflagepunkten (Messpunktabstand) und der größte Spalt zwischen Bauteiloberfläche und Unterkante der Richtlatte mit einem Messkeil ermittelt. Die Richtlatte darf zur Prüfung nicht lot- oder waagrecht ausgerichtet werden. Unter auskragenden Enden der Richtlatte darf nicht gemessen werden. Bewährt hat sich eine Richtlatte mit oberseitiger cm-Teilung und Halterung, die eine schnelle Ermittlung des Messpunktabstandes und ein problemloses Verschieben der Richtlatte ermöglicht. Auch beim Messkeil sollte die mm-Teilung in die Oberfläche eingeritzt sein. Die Ebenheit wird durch Einzelmessungen, z.B. durch Stichprobenprüfung oder durch ein Flächennivellement eines Rasters, geprüft; das Raster ist einzumessen. Unebenheiten spielen technisch eine Rolle. Wird auf einen unebenen Untergrund ein Klebstoff aufgetragen, können in den Vertiefungen Klebstoffansammlungen entstehen, die nicht abtrocknen und zum Quellen des Bodenbelags, zu Stauchungen und Blasenbildung führen. Unebenheiten können zu optischen Störungen führen. Wird auf unebenen Untergründen Parkett oder Laminat verlegt, führen Unebenheiten zu ungleichmäßiger, oft nur teilweiser Verklebung, die Elemente federn und lösen sich ab, die Funktion des Bauteils wird durch die Unebenheiten beeinträchtigt. Außerdem führen Unebenheiten zu Hohlstellen in starren, großflächigen Bodenbelägen. Lösungsmöglichkeit: Die Unebenheiten müssen beseitigt werden, und zwar in der Regel durch Spachteln. Großflächige Unebenheiten sind durch übliches Spachteln von Hand nicht zu beseitigen. Es sollten selbstverlaufende, selbstglättende Spachtelmassen eingesetzt werden. Mit ihnen sind auch am ehesten die nach Zeile 4 der Tabelle 3 DIN 18202 geforderten erhöhten Genauigkeiten zu erreichen, sofern diese vereinbart oder erforderlich sind. Randverformungen von Zementestrichen Nicht unter die Prüfung nach DIN 18202 fallen Randverformungen von Zementestrichen[7]. Zwei Fälle sind denkbar: ? Der zunächst ebene Estrich senkt sich nach einiger Zeit im Randbereich ab. ? Der im Randbereich aufgeschüsselte Estrich bildet sich wieder zurück. Beide Fälle können dazu führen, dass nach der Rückverformung des Estrichs die Holzsockelleisten „in der Luft hängen“. Nur den zweiten Fall kann der Parkettleger allerdings vor der Verlegung erkennen. Will er vermeiden, mit den Kosten der Sockelleistennachbesserung (ggf. auch Maler- und Tapezierarbeiten) in Anspruch genommen zu werden, muss er hier Bedenken anmelden. Achtung: Verformungen des Zementestrichs können auch beim behindertengerechten Bauen[8] zu nicht mehr tolerierbaren Höhenunterschieden angrenzender Bauteile führen. Mit Rückverformungen von 3 mm bis 5 mm muss gerechnet werden. Hier muss der Parkettleger mit besonderer Sorgfalt prüfen, da ein zu hoher Höhenunterschied angrenzender Bauteile bei behindertengerechter Ausführung ggf. umfangreiche Mängelbeseitigungsmaßnahmen, wenn nicht gar eine Neuherstellung, zur Folge hat. Quellen und Literatur [1] Zur Vermeidung von Wiederholungen im Folgenden DIN 18356. [2] BGH, Urt. v. 23.10.1986 – VII ZR 48/85, vgl. auch Palandt, § 631 Rdnr. 13; zum Verhältnis von Gewährleistungsrecht und allgemeinem Leistungsstörungsrecht bei Verletzung von Hinweispflichten s. Vorwerk, Mängelhaftung des Werkunternehmers und Rechte des Bestellers nach neuem Recht, BauR 2003, 1 ff., 5 ff. [3] Siehe auch ZDB-Merkblatt „Toleranzen im Hochbau nach DIN 18202“ - Verlag Rudolf Müller – Juli 2007; Barth/Schmidt/Strehle, Kommentar zur DIN 18356 Parkettarbeiten (…) SN-Verlag Hamburg 2011, S. 119 ff.; Remmert/Heller/Spang/Bauer, Fachbuch für Parkettleger, SN-Vlg Michael Steinert, 3. Aufl. 2007, S. 89 ff.; Rapp/Sudhoff/Pittich/ Ruhnau/Zimmermann, Schäden an Holzfußböden, Fraunhofer IRB Verlag 2. A. 2011 S. 152 ff. [4] Diese Prüfung gehört wohl nicht zu den Prüfpflichten des Parkettlegers. Zur Waagerechten siehe auch Barth/Schmidt/Strehle, Kommentar zur DIN 18356 Parkettarbeiten (…) SN-Verlag Hamburg 2011, S. 120 ff. [5] vgl. Oswald/Abel a.a.O., S. 110. [6] Siehe ZDB-Merkblatt „Toleranzen im Hochbau nach DIN 18202“ - Verlag Rudolf Müller – Juli 2007 - Ziffer 4.3.1; Rapp/Sudhoff/Pittich, Schäden an Holzfußböden, 2. Aufl. 2011, IRB Verlag Fraunhofer, Reihe „Schadensfreies Bauen“, S. 152 ff. (Kapitel 4.4.); Remmert/Heller/Spang/Bauer, Fachbuch für Parkettleger, SN-Vlg Michael Steinert, 3. Aufl. 2007, S. 90 f.; Barth/Schmidt/Strehle, Kommentar zur DIN 18356 Parkettarbeiten (...) SN-Verlag Hamburg 2011, S. 119 (7.2.1.). [7] vgl. BEB-Merkblatt „Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen ...“ - (2008) – 2.4.3; Schnell, Randverformungen bei schwimmenden Estrichen/Heizestrichen - Einflüsse und Folgerungen; boden wand decke 1987/10, S. 33 ff.; boden wand decke 1990/11 – www.ibf-troisdorf.de/files/Randverformung-Zementestrich-II_90-neu.pdf; Schneider/Pleyers, Verformung von schwimmenden Zementestrichen, in: 5. Internationales Kolloquium Industrieböden, 21.–23. Januar 2003, Ostfildern. Hrsg.: Technische Akademie Esslingen – TAE –, Ostfildern, Tagungsband Industrieböden 2003, S. 567–584. [8] DIN 18024-2, 1996-11 Öffentlich zugängige Gebäude und Arbeitsstätten; DIN 18025-1 – Wohnungen für Rollstuhlbenutzer; DIN 18025-2 – Barrierefreie Wohnungen; DIN 18040-1 – Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude; DIN 18040-2 – Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen. [9] Für den Hinweis bedanken wir uns bei Peter Schwarzmann, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Bielefeld, Sachverständiger für Bodenbeläge und Fußbodentechnik, technischer Leiter der Carpet Concept Objekt Teppichboden GmbH.

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