Eine Gruppe von versierten Fachleuten hat wichtige Merkblätter für das Bodenleger-handwerk zusammengestellt und aktualisiert. Claus Ebetsberger als Initiator dieses Projekts erzählt, wie alles begann, und berichtet über die Hintergründe und Schwierigkeiten.

Es ist der 9. Mai 2019, Pichlmayrgut Schladming, Bodenlegertage. Strahlender Sonnenschein bereits am Vormittag im Gastgarten des Hotels. Es ist gerade Pause. Fachsimpeln unter Branchenkollegen. Ich komme mit Martin Kranl ins Gespräch. Wir kennen uns als Sachverständigenkollegen durch die Sitzungen im Rahmen des ständigen Sachverständigen-ausschusses der Bundesberufsgruppe der Bodenleger. Ich schätze ihn aufgrund seiner ausgezeichneten Fachkompetenz und seiner ruhigen Art. Er überzeugt mit Taten und drängt sich nicht in den Vordergrund. Einer, der etwas bewegen will. So wie ich. Ich möchte meinen Beitrag leisten für das bodenlegende Handwerk. Ich möchte mein Wissen aus über 30 Jahren Branchenzugehörigkeit weitergeben. Als Referent bei den Meisterprüfungs-Vorbereitungskursen in Linz und Lilienfeld mache ich dies schon seit vielen Jahren. Aber immer nur ein paar Tage im Jahr, nur an die Kursteilnehmer. Ich möchte aber mehr Leute erreichen, viel mehr. Dabei ist der Gedanke zu einem Buch oder Ähnlichem entstanden. Aber wo fange ich da an und wo höre ich auf? Das Rad neu erfinden macht auch keinen Sinn.
Andere Normen und Verbände, verschiedene Methoden
Die deutschen TKB-Merkblätter (Technische Kommission Bauklebstoffe) schienen mir als perfekte Ausgangsbasis. Die Technische Kommission Bauklebstoffe hat hier bereits Großartiges geleistet und über viele Jahre extrem viel Wissen in kompakter Form geschaffen. Aber eben auf den deutschen Markt zugeschnitten. Ich begann also, das „Merkblatt 8 – Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen für Bodenbelags- und Parkettarbeiten“ auf die österreichischen Gegebenheiten zu überarbeiten. Andere Normen, andere Verbände, andere Methoden. Nach einiger Zeit hatte ich mein erstes Merkblatt fast fertig auf meinem Notebook gespeichert. Mir wurde schnell klar, dass ich das allein nicht schaffen werde. Es sind derzeit 19 Merkblätter vorhanden. Ein Verbündeter musste also her. Doch wer ist noch so verrückt wie ich, sich in seiner Freizeit hinzusetzen und dieses Projekt anzugehen? An dieser Stelle kommt Martin Kranl ins Spiel.
An besagten sonnigen Vormittag in Schladming habe ich Martin Kranl mein Merkblatt gezeigt. Er hat nur den Kopf geschüttelt und gemeint: „Das ist eine grandiose Idee!“ Kurz darauf haben wir uns gemeinsam an die Aufgabenverteilung gemacht. Wer macht welches Merkblatt? Immer wieder gegenlesen, korrigieren, nachfragen. Gespräche mit der AUVA, recherchieren in DIN-Normen. Und wieder gegenlesen. So verstrich Monat um Monat. Wir kamen zwar voran, aber nicht in der gewünschten Geschwindigkeit. Durch meine langjährige Mitarbeit im Fachnormenausschuss 134 (Boden-, Wand- und Deckenbeläge) wusste ich von den ausgezeichneten organisatorischen und fachlichen Fähigkeiten von Hannes Vittek. Als Vorsitzender dieses Gremiums hat er neben einem sehr tiefgehenden Fachwissen auch noch die Gabe, sehr effizient und strukturiert zu arbeiten. Ich weihte ihn also in unser Projekt ein. Zu meiner Freude hat er sofort zugestimmt, uns hierbei zu unterstützen.
Arbeit auf mehrere Schultern verteilt
Irgendwann stellte sich die Frage, wie wir die Merkblätter anschließend verbreiten werden. Die österreichische Schwester der TKB ist der FCIÖ, der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs. Theoretisch wussten wir also, wohin die Reise gehen soll. An dieser Stelle kamen dann Ingomar Smrcka und Gernot Wagner ins Boot, beide Mitarbeiter des technischen Arbeitskreises Bauklebstoffe. Die Arbeit teilte sich somit auf mehrere Schultern auf und wurde zudem effizienter. Parallel dazu haben wir die Merkblätter auch der TKB zur Überprüfung geschickt und uns dabei den Sanktus für die finale Veröffentlichung geholt. Nach unzähligen Meetings (sowohl persönlich als auch virtuell) stehen die Merkblätter nun zum Download bereit – https://www.fcio.at/branchen/bauchemie/ – kostenlos und für jeden Interessierten.
Ich hoffe, dass mein Baby, diese Merkblätter, vielen Bodenlegern eine Hilfe sind. Wir werden sie permanent aktualisieren und noch weitere erstellen. Viel Spaß beim Lesen wünschtClaus Ebetsberger
Merkblätter stehen zum Download bereit
In 18 Monaten hat ein fünfköpfiges Team mit Unterstützung durch die Bodenlegerinnung (Berufsgruppe der Bodenleger in der Bundesinnung Bauhilfsgewerbe) die deutschen TKB-Merkblätter 1 bis 17 auf österreichische Verhältnisse übersetzt. Zum Team gehörten:
- Claus Ebetsberger (Uzin, Sachverständiger),
- Martin Kranl (Sachverständiger),
- Ingomar Smrcka (Ardex),
- Hannes Vittek (ÖTI, Sachverständiger),
- Gernot Wagner (Murexin, Sachverständiger).
Die österreichischen Merkblätter können heruntergeladen werden auf der Homepage des FCIÖ (Fachverband der chemischen Industrie Österreichs) unter https://www.fcio.at/branchen/bauchemie/ sowie auf derHomepage der Bodenlegerinnung https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/bauhilfsgewerbe/bodenleger/start.html).