Patzke fragt Ralf Wollenberg antwortet Sauber ist nicht gleich hygienisch

Sauber ist nicht gleich hygienisch Lieber Bodenleger Patzke, in der letzten Ausgabe von bwd haben Sie nicht ganz einfach zu beantwortende Fragen gestellt: 1. Darf man einen Designbelag in einer Arztpraxis verlegen oder gibt es hygienische Bedenken? 2. Was ist eigentlich Hygiene? 3. Wie breit dürfen die Fugen zwischen den Planken eigentlich sein? Ich fange mal mit der Beantwortung der zweiten Frage an: Hygiene ist nach einer Definition der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie „die Lehre von der Verhütung der Krankheiten und der Erhaltung, Förderung und Festigung der Gesundheit“. Hygiene bezeichnet also Maßnahmen zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten. Diese Maßnahmen können sein: Reinigung, Desinfektion, Sterilisation. Für uns Bodenleger kommen als Maßnahmen nur die Reinigung und ggf. die Desinfektion von Bodenflächen in Frage. Sauberkeit ist kein Garant für hygienisch einwandfreie Böden. Auch spiegelglatt glänzende Flächen in Krankenhäusern und Arztpraxen haben nichts mit Hygiene zu tun. So aussehende Flächen sind noch nicht mal ein Indiz dafür, dass diese Bereiche „sauber“ sind. Wenn der Bodenleger oder vielmehr der Gebäudereiniger hygienisch arbeiten möchte, d.h., wenn er also „Krankheiten verhüten“ will, geht das nur über sorgfältigste Arbeitsausführung. Die Frage, ob ein Designboden in einer Arztpraxis verlegt werden darf, kann man nur mit einem eindeutigen „es kommt darauf an“ beantworten. Zum einen stellt sich die Frage, um welche Art Praxis es sich handelt. Die Anforderungen an die Hygiene der Bodenflächen werden bei einem Orthopäden andere sein als bei einem Augen- oder bei einem Zahnarzt. Die Verlegung von Designbelägen im Empfangs-, Warte- und Flurbereichen dürfte bei den meisten Praxen als unkritisch angesehen werden. Bei einem Zahnarzt oder bei einem Augenarzt gilt der Boden in Behandlungsräumen als sogenannter „patientenferner Bereich“. Die Hygieneanforderungen an einen Boden in diesen Bereichen sind eher gering einzustufen. Anders ist die Situation in Räumen, in denen auch Operationen durchgeführt werden. Das Robert Koch-lnstitut fordert für diese Flächen, dass sie gut zu reinigen und zu desinfizieren sein müssen. Ein PVC-Designbelag ist mit Sicherheit gut zu reinigen. Die wirksame Desinfizierbarkeit in Bezug auf die bei den Belägen vorhandenen hohen Fugenanteile und die Anschlüsse zu den Fußleisten, kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Forderungen des Robert Koch-lnstitutes nicht erfüllen. Wenn ein Bodenleger aufgefordert wird, in Behandlungs- oder OP-Räumen Designbodenbeläge zu verlegen, sollte er zur eigenen Sicherheit in seinem Angebot schriftlich vermerken, dass der Auftraggeber mit dem Gesundheitsamt abklären soll, ob der Bodenbelag von der Kontrollbehörde für diesen Einsatzbereich genehmigt wird. Erfahrungsgemäß ist es so, dass die einzelnen Sachbearbeiter, was die Hygieneanforderungen an Böden betrifft, ganz unterschiedliche Auffassungen haben. So kann es sein, dass ein Bodenbelag, der in der einen Stadt problemlos eingebaut werden darf, in der Nachbarstadt keine Einbaugenehmigung bekommt. Die Frage, wie breit Fugen bei Designbelägen sein dürfen, lässt sich rechtssicher nicht beantworten. Es gibt keine Norm, die beschreibt, wie breit eine Fuge bei einem verlegten Designbelag sein darf. Das Problem „Fugen“ tritt sehr häufig bei Designbelägen in sehr hellen Farbstellungen auf. Durch die Nutzung und Reinigung setzt sich Schmutz in den Belagsstößen ab. Ehemals zum Anfang der Nutzung gleichmäßige unauffällige Flächen zeigen dann auf einmal ein deutliches Fugenbild. Dies ist besonders bei angefarsten Designbelägen ein Problem, das sich allerdings durch entsprechende Reinigungsmaßnahmen normalerweise problemlos lösen lässt. ln Sachverständigenkreisen wird eine Fugenbreite zwischen 0,2 bis 1,0 mm für tolerabel gehalten. Bei diesen recht unterschiedlichen Werten kommt es darauf an, welcher Sachverständige mit der Fragestellung konfrontiert wird. Wobei es bei der Bewertung auch immer darauf ankommt, wie auffällig die Fugen sind und in welchen Bereichen der Boden gelegt worden ist.Ralf Wollenberg Bundesfachgruppenleiter im ZVPF

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