Praxiswissen Problemfälle bei Estrichen für die Ausführung von Parkettarbeiten (Teil 1) - Festigkeiten sind nicht gleichmäßig"> Praxiswissen Problemfälle bei Estrichen für die Ausführung von Parkettarbeiten (Teil 1) Festigkeiten sind nicht gleichmäßig

Zahlreiche Parkettschäden sind auf mangelnde Oberflächenfestigkeiten und Oberflächenbeschaffenheiten von Estrichen zurückzuführen. Im ersten Teil dieser zweiteiligen Serie erfahren Sie, wie die vorgegebenen Werte richtig interpretiert werden.Parkettablösung aufgrund mangelhafter Oberflächen-festigkeit des Estrichs.Der Untergrund für die Ausführung von Parkettarbeiten muss eine ausreichende Oberflächenfestigkeit und Tragfähigkeit besitzen sowie fest und rissfrei sein. Je nach Verformbarkeit des Parkettklebstoffes werden die Quellspannungen des Holzfußbodens im Klebstofffilm abgebaut oder direkt auf den Untergrund abgeleitet. Ist der Untergrund nicht ausreichend fest, kommt es zum Kohäsionsbruch im Estrich. Besonders bei Verklebungen massiver Parkettelemente aus quellfreudigen Holzarten mit hochfesten Polyurethan-Parkettklebstoffen treten solche Reklamationen auf. Bei neu eingebauten Estrichen ist das weitaus weniger der Fall als bei alten Untergründen. Denn hier herrscht die Meinung vor, dass der „gute alte Estrich“, der bereits die vergangenen 50 Jahre oder länger schadlos überdauert hat, auch die nächsten Jahrzehnte überstehen wird. Leider wird dabei außer Acht gelassen, dass auch ein Untergrund Alterungsprozessen unterworfen ist, wie in der Baupraxis täglich festgestellt werden kann. Dipl.-Ing. FH Peter Kunert hat im Jahr 2005 einen Fachbeitrag unter dem Titel „Nutzungsdauer von Estrichen im Wohnungs- und Objektbau und von Nutzböden im Industriebau“ mit dem Ziel veröffentlicht, zu diesem Thema eine Diskussion unter den Fachleuten auszulösen. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind dazu keine Stellungnahmen bekannt. Die Vorgaben in diesem Fachbeitrag zur Nutzungsdauer und Abschreibungsdauer von Estrichen sind bemerkenswert. Im Wohnungsbau soll die maximale Nutzungsdauer wie auch die maximale Abschreibungsdauer für Estriche 50 Jahre, im Objekt oder im Industriebau soll die Abschreibungsdauer 25 Jahre betragen, die Nutzungsdauer von Estrichen wird hier zwischen 10 und 50 Jahren geschätzt. Haftzugfestigkeit/Oberflächenzugfestigkeit Grundsätzlich muss ein alter Estrich wie auch ein neuer Estrich in jeder Schicht hinsichtlich Dicke, Rohdichte und mechanische Eigenschaften möglichst gleichmäßig sein. Bei neu eingebauten Estrichen, aber auch bei Altestrichen, sind deshalb Bestätigungs- bzw. Eignungsprüfungen unerlässlich, auf die besonders bei Altestrichen häufig verzichtet wird. Dann geht der Parkettleger immer ein großes Risiko ein. Obwohl in der Fachliteratur immer wieder darauf hingewiesen wird, dass der Auftragnehmer für Parkettarbeiten davon ausgehen kann, dass die Untergründe die Anforderungen im Hinblick auf Festigkeit und Belastbarkeit voll und ganz erfüllen. Prüfungen auf Druck- und Biegezugfestigkeit sowie Haftzugprüfungen sind keine handwerksüblichen Prüfungen. Deshalb haben die Parkettleger nicht die Pflicht, solche Prüfungen vorzunehmen oder durchführen zu lassen. Werden solche Prüfungen erforderlich, muss der Bauherr/Auftraggeber/Architekt/Planer diese Prüfungen an dafür autorisierte Einrichtungen bzw. Sachverständige in Auftrag geben. Parkettleger sind im Rahmen ihrer Prüfungs- und Hinweispflicht lediglich gehalten, die Oberflächenfestigkeit der Untergründe daraufhin zu prüfen und zu beurteilen, ob die von ihnen aufzubringenden Verlegewerkstoffe eine feste Verbindung mit dem Untergrund eingehen. Da zahlreiche Parkettschäden auf mangel-hafte Oberflächenfestigkeiten und Oberflächenbeschaffenheiten, Probleme bei der Tragfähigkeit sowie die Ausbildung von Bewegungsfugen in Estrichen zurückzuführen sind, sollen diese Punkte in den folgenden Ausführungen etwas näher betrachtet werden. Im BEB-Merkblatt „Oberflächenzug- und Haftzugfestigkeit von Fußböden – Allgemei-nes, Prüfung, Einflüsse, Beurteilung“ Stand November 2004 werden im Punkt 5. Anhaltswerte für die Anforderungen und Beurteilung folgende Oberflächenzugfestigkeiten von Estrichen gefordert: unter Parkett 1,0 N/mm2,unter Holzpflaster 1,2 N/mm2.In diesem Merkblatt wird im Punkt 5.4. „Hinweise zur Beurteilung“ noch Folgendes ausgeführt: „Die Einzelwerte sollten nicht um mehr als 30 % von den genannten Mittelwerten abweichen. Die Oberflächenzugfestigkeit hängt nicht nur von der Zusammensetzung und Ausführung (insbesondere Oberflächenbearbeitung) des Estrichs, sondern entscheidend auch von der Nachbehandlung und den Umgebungsbedingungen ab. Bei gleicher Festigkeitsklasse können deutlich unterschiedlich feste Oberflächen entstehen. Bei ungünstigen Baustellenbedingungen (z.B. Zugluft, nicht geschlossene Fenster und Türen oder intensive Sonneneinstrahlung) werden kleinere Werte erreicht. Anhand der Oberflächenzugfestigkeit kann deshalb nicht auf die Festigkeitsklasse und grundsätzlich nicht auf die Tragfähigkeit geschlossen werden. Zur Orientierung können unter guten Voraussetzungen ohne zusätzliche Untergrundvorbereitungsmaßnahmen bei den einzelnen Festigkeitsklassen folgende Oberflächenzugfestigkeiten erreicht werden: CT-C25-F4 und CA-C25-F4 (ehemals ZE 20 bzw. AE 20)ca. 0,7 N/mm2,CT-C35-F5 und CA-C35-F6 (ehemals ZE 30 bzw. AE 30)ca. 0,9 N/mm2,CT-C45-F6 und CA-C45-F7 (ehe-mals ZE 40 bzw.AE 40)ca. 1,2 N/mm2.Bei Magnesiaestrichen (MA) und Calciumsulfatfließestrichen (CAF) ist die Oberflächenzugfestigkeit bei gleicher Festigkeitsklasse in der Regel höher.“ Da es zu diesem Merkblatt eine Vielzahl von Anfragen von Planern, Estrichlegern und Parkettlegern bezüglich der Interpretation der gemachten Angaben gegeben hat, hat das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) im Juni 2007 dazu unter dem Titel „Oberflächenzugfestigkeiten von Estrichen zur Aufnahme von Parkett und Holzpflaster“ Stellung genommen. Die wichtigsten Passagen geben wir im Kasten auf Seite 64 nochmals wieder. Unterschiedliche Estriche und ihre AnforderungenWie bereits erwähnt, können bei einer sorgfältigen Oberflächenbearbeitung beim Einbau, einer ausreichenden Nachbehandlung und ggf. weiterer Oberflächenvorbereitung (z.B. Abschleifen) die erforderlichen, ja sogar höheren Oberflächenzugfestigkeiten problemlos erreicht werden. In der gängigen Fachliteratur werden einige Beispiele immer wieder betont. Zur Verklebung von Parkett und Holzpflaster ist ein geriebener Zementestrich gut geeignet. Bei einer Direktverklebung wird der Klebstoffverbrauch hier etwas höher sein als bei gespachtelten Estrichen. Als Untergrund für Holzfußböden muss die Oberfläche der Calciumsulfatfließestriche angeschliffen und abgesaugt werden, wenn keine verbindlichen anders lautenden Herstellervorschriften vorliegen. Steinholzestriche werden aufgrund ihrer hohen Haushaltsfeuchte für die Verlegung von Holzfußböden als problematisch eingeschätzt. Gussasphaltestriche sollten mit Quarzsand abgerieben sein. Mineralische Verbundestriche sind vor allem für Holzpflaster GE geeignet. Auf Estriche auf Trennschicht können Holzpflaster RE, Parkett und hier insbesondere Hochkantlamellenparkett verlegt werden. Auf schwimmenden Estrichen können mit Ausnahme von Holzpflaster GE alle Holzfußböden aufgebracht werden. Die Erfahrungen haben immer wieder gezeigt, dass die Oberflächen von neu einge-bauten mineralischen Estrichen, aber auch von Altestrichen, keine gleichmäßigen Oberflächenfestigkeiten aufweisen. Auf diese Oberflächen ist aber das Parkett zu verlegen. Auch Teilflächen mit nicht ausreichend fester Oberfläche führen zwangsläufig zu Mängeln und Schäden am Parkett. Im zweiten Teil Problemfälle bei Estrichen für die Ausführung von Parkettarbeiten geht es in der nächsten Ausgabe um die Tragfähigkeit und Bewegungsfugen.

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