Parkettreparatur Möglichkeiten und Grenzen der Sanierung - Oder lieber ein neuer Boden?"> Parkettreparatur Möglichkeiten und Grenzen der Sanierung Oder lieber ein neuer Boden?

Parkettreparaturen sind meist sehr umfangreich, schließlich muss der Parkettleger im Ergebnis eine einheitliche Gesamtfläche schaffen. Lesen Sie, was möglich ist und wann man lieber die Finger von einer Sanierung lässt.Oder lieber ein neuer Boden?Eine Rohrleitung im Badezimmer war undicht. Unter der Tür hindurch war Wasser auf das Parkett im angrenzenden Wohnbereich gelangt. Glücklicherweise hatte der Hausherr den Schaden schnell entdeckt, sonst wären nicht nur etwa 3m2 des schwimmend verlegten Mehrschichtparketts betroffen gewesen. Folgen zeigten sich dennoch: Typische konische Fugenverläufe an den Kopfenden der Decklamellen und Aufkantungen wurden nach und nach sichtbar. Der Versicherer, der den Wasserschaden zu regulieren hatte, beschränkte sich in seiner Kostenermittlung auf eine Teilreparatur im Bereich der Tür. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er vermutlich schon, dass ihm die ca. 130 m2 messende Parkettfläche, die sich von hier aus durch Flure, Vorflure, den Esszimmerbereich bis in ein ausladendes Wohnzimmer übergangslos erstreckte, noch Kopfzerbrechen bereiten würde. An der Frage des Umfanges der Reparatur schieden sich die Geister. Der Bauherr wollte den Boden komplett neu (Wert: 20.000 Euro), der Versicherer genehmigte lediglich 1.500 Euro für den Parkettschaden. Mit solchen Fragen sind Sachverständige häufig konfrontiert. Unabhängig von der Frage der Folgekosten gibt es in solchen Fällen vieles zu bedenken. Da wäre z.B.: Wie kann man das Parkett reparieren und welcher Sanierungsaufwand ist angemessen? Was erwartet der Bauherr und welche Möglichkeiten gibt es, das frühere Erscheinungsbild wiederherzustellen? Das Verfahren bzw. die Wahl der Reparaturmethode hängt von vielen Faktoren ab. Handelt es sich um Massiv- oder Mehrschichtparkett, um eine „dankbare Holzart oder Sortierung“, ist der Boden verklebt oder schwimmend verlegt, wie ist die Oberflächenbehandlung ausgeführt - geölt, versiegelt oder gar UV-geölt? Auf diese Fragen werden wir im Folgenden im Detail eingehen. Außerdem ist zu klären: Wie sind die Lichtverhältnisse? Welche Verwendung haben die Räumlichkeiten? Ist der Schaden in einer Ecke oder mitten im Eingangsbereich aufgetreten usw.? Die Bandbreite der Einflussmöglichkeiten auf die Wahl des Sanierungsverfahrens ist häufig genauso groß wie die Anzahl der Reparaturansätze. Parkett hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Baumaterialien. Mit einem Abschliff und einer Neubehandlung ist der alte Zustand wiederhergestellt. Das stimmt aber nur bedingt. Während ein Stabparkett mit seiner starken Oberwange eine Vielzahl von Abschliffen zulässt, deren Potential im Wohnbereich nur in den seltensten Fällen jemals ausgeschöpft wird, ist die Situation bei Mehrschichtparkett eine ganz andere. Die Anzahl der möglichen Schleifgänge hängt von der Nutzschichtdicke ab. Diese liegt bei etwa 3,4 bis 3,8 mm, ist aber zunehmend auch auf 2,5 mm reduziert. Dagegen kann sie auch bis zu 5,5 mm für hochbeanspruchbare Böden betragen. Abschleifen mindert den WertGeht man von 0,5 bis 0,7 mm dicken Decklagen aus, ist ein zweiter Abschliff der dünnsten Variante schon mit Risiko behaftet. Das Verhalten der Elemente wird konstruktiv verändert, die Möglichkeit der Mittellagenabzeichnungen steigt je nach Aufbau und Trägermaterial. Bei der häufig gestellten Frage der Wertminderung nach dem Abschliff durch solch eine Maßnahme ist ein Ansatz von 50 % nicht zu hoch gegriffen. Das hat Folgen. Eine Neuverlegung kann hier sehr schnell die wirtschaftlichere Methode gegenüber dem Abschliff sein. Ganz anders sieht es bei 5,5 mm dickem Parkett aus. Man kann in der Praxis davon ausgehen, dass nicht die Anzahl der möglichen Schleifgänge, sondern eher die Verleimung der Schichten, deren Qualität man bei der Festlegung der Methode auch immer im Hinterkopf haben sollte, der die Lebensdauer begrenzende Faktor ist. Übrigens: Wie lange funktionieren die mittlerweile häufig mit Kunststofffedern ausgestatteten Mehrschichtparkettverbindungen? Und wird Kunststoff nicht irgendwann durch Weichmacherabgabe spröde? Kennt man die Antwort überhaupt? Entscheidend ist die Frage: schwimmend verlegt oder verklebt? Während bei verklebtem Parkett wegen der fehlenden seitlichen Verleimung untereinander in erster Linie das Verhalten des Einzelstabes oder einer Teilfläche zu berücksichtigen ist, wird bei der Verbindung über die Nut-Feder die nicht auf dem Estrich arretierte Variante zu einer einzigen Scheibe. Damit kann die Reparatur an irgendeiner Stelle Einfluss auf ihr komplettes konstruktives Verhalten nehmen. Schwächt man sie, indem man einzelne Dielen herausnimmt und sie durch neue ersetzt - was nur durch einen Eingriff in die Nut-Feder-Verbindung möglich ist -, schwächt man gleichzeitig den gesamten Parkettaufbau. Zwar gibt es Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen, aber so eine Reparatur möglichst höhenbündig und in vollem Umfange kraftübertragend hinzukriegen, ist nur etwas für Spezialisten, d.h. echte Fachhandwerker. Das gilt genauso für das Auswechseln einzelner Decklamellen, das noch mehr Fingerspitzengefühl erfordert. Unterseitig bis auf nur noch eine schmale Trägerplatteschicht ausgehobelte oberflächenfertige Nutzschichten können anstelle der geschädigten Lamelle mit viel Geschick in die sorgfältig vorbereitete Aussparung mit aufgebrachtem Pressdruck eingeleimt werden. Das muss man allerdings oft gemacht haben, um es beanstandungsfrei innerhalb der handwerklich vorgegebenen Grenzen praktizieren zu können. Grenzen setzen in solchen Fällen auch zwischenzeitliche Differenzierungen im Industrielack und ebenso die gebrauchsbedingte Lack- und Holzalterung, ganz abgesehen von den natürlichen Farbveränderungen, die sich nach einigen Monaten wieder angleichen können. Behandlungsart beachtenWas handwerklich überhaupt machbar ist, gibt in erster Linie die Art der Oberflächenbehandlung vor. Dabei ist der größte Erfolg bei UV-gehärteten Versiegelungen zu erwarten. Es gibt sogar Spezialunternehmen, die die neu eingesetzten Hölzer vorbeugend genau auf den erreichten Alterston trimmen. Wenn die Kostenabwägung so etwas erlaubt, kann man darüber nachdenken. Bei manuell versiegelten Massivparkett-Oberflächen, die ein geschlossenes Gesamtbild zeigen, ist jegliche Teilreparatur schwierig bis gar unmöglich. Schleif- und Versiegelungsansätze bleiben sichtbar, auch bei größter Mühe. Werden Reparaturmaßnahmen erforderlich, helfen in aller Regel nur ein vollständiger Abschliff bis aufs Holz und eine ebenso vollständige Neuversiegelung. Ausnahmen können nur in Bereichen gemacht werden, wo es nicht auf optische Hochwertigkeit ankommt, sprich im nicht direkt einsichtigen Bereich oder bei untergeordneten Räumlichkeiten. Gleiches gilt für werkseitig hergestellte UV-Oberflächen. Hier sind ebenfalls Grenzen gesetzt, weil sie den Charakter einer filmbildenden dünnen Versiegelung aufweisen. Anders ist es jedoch bei den sauerstoffhärtenden manuellen Öloberflächen bzw. auch bei den wieder beliebter werdenden Werksbehandlungen gleichen Typs. Unter der Voraussetzung, dass man das Schleifbild so wieder herstellt, wie es gewesen ist, lassen sich ansatzfreie Reparaturen durchführen. Das funktioniert nicht in einem Arbeitsschritt, schafft aber mit entsprechendem Aufwand in der nachfolgenden Pflege sehr gleichmäßig erscheinende Oberflächenbilder. Eins sollte man bei alledem aber nicht vergessen. Es gibt mittlerweile sehr gute Reparatursets, die nicht nur in die Hand des Restaurators, sondern auch in die des Fachhandwerkers gehören. Gerade heute, wo hochwertigste Böden mit sehr individuellen werkseitigen Oberflächenausführungen gefragt sind, muss die Möglichkeit einer Teilreparatur immer genau geprüft werden, da handwerkliche Ansätze, die Industriebearbeitung auf der Baustelle nachzuahmen, aus vielerlei Gründen zum Scheitern verurteilt sind. Jedoch: Risse bei gestressten Dielen festzusetzen, Hohlstellen gemäß den technischen Gegebenheiten zu sanieren, Schrauben fachgerecht zu versenken oder Äste auszubohren und zu verfüllen - diese Arbeiten sind dem Fachhandwerk grundsätzlich zuzumuten - doch zu entscheiden ist das natürlich letztlich von Fall zu Fall. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de

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