Im Gespräch Peter Fendt, Landesinnungsmeister Bayern Gemeinsamkeiten herausarbeiten

Peter Fendt, Landesinnungsmeister Bayern. - © Kober

Gemeinsamkeiten herausarbeiten

bwdHerr Fendt, die Krise der Innungen hat auch vor dereinst starken Organisationen nicht Halt gemacht. Wie ist die Situation in Bayern?

FendtDem Landesinnungsverband gehören die Innungen München/ Oberbayern, Schwaben, Niederbayern/Oberpfalz, Mittel-/Oberfranken und Unterfranken mit zirka 340 Parkett- und Bodenlegern an. Seit 2000 sind die Mitgliederzahlen in unterschiedlicher Intensität zurückgegangen. Für die Leistungsfähigkeit müssen wir den Stand halten, in einigen Regionen aber auf Sicht klar zulegen. Wo die Ausstattung nicht reicht, stellt der Landesinnungsverband sicher, dass jedes Mitglied die gleiche Leistung erhält. Die Zusammenarbeit der bayerischen Obermeister funktioniert, der Austausch könnte noch intensiver sein. Der Generationswechel in den fünf Innungen ist fast abgeschlossen. Mir schwebt eine Aufgabenteilung vor, außer den Obermeistern sollten wir Geschäftsführer der Innungen einbeziehen. In anderen Organisationen sind sich benachbarte Obermeister und Innungen teils so fremd, dass es trotz dringender Notwendigkeit keine Zusammenschlüsse oder Kooperationen geben wird. Manche Ehrenamtsträger kleben an ihrem Stuhl.

bwdWie werben Sie argumentativ für eine Mitgliedschaft?

FendtDie Mitglieder wägen Kosten und Nutzen gegeneinander ab. Sie wollen Antworten auf technische, fachliche und arbeitsrechtliche Fragen. Wenn wir Kollegen unverbindlich zur Versammlung einladen, soll auf sie etwa unsere Innung München/Oberbayern nicht wie ein elitärer Verein wirken. Regularien spielen nur eine Rolle, wo sie die Satzung vorgibt. Jeder Obermeister ist gut beraten, auf langatmige Tätigkeitsberichte zu verzichten. Wir denken und handeln gewerkeübergreifend, hier sehen wir enormes Potenzial.

bwdWelche Resonanz bekommen Sie von Neuankömmlingen, die die Szene vorsichtig beschnuppern?

FendtWir gestalten Versammlungen lockerer als früher. Vorstandschaft und (Förder-)Mitglieder agieren auf Augenhöhe. Stimmt die Chemie, geht die Integration von alleine. Da hilft es schon, wenn man weiß, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist. Und wir sind nicht antiquiert, das wird den einen oder anderen überraschen.

bwdWie viel Abschottung kann sich unsere Branche noch leisten?

FendtEine strikte Gewerketrennung ist nicht zeitgemäß. Wer Innungsmitglied werden will, darf nicht nach Kriterien beurteilt werden, die Zünften vorbehalten waren. Von Handwerkskammern werden Kataloge aufgestellt, nach denen Innungen auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft werden. Wir müssen die gesamte Fußbodenkonstruktion von der Rohbetondecke bis zum Oberboden im Auge behalten. Gemeinsamkeiten in Verbänden müssen herausgearbeitet werden. Wer meint, er könne es alleine schaffen, dem wünsche ich viel Spaß. Auf Überlegungen der Bundesregierung zur Berufsausbildung sind wir gespannt. Politische Entscheidungen werden uns die Arbeit sicher nicht erleichtern. R. Kober